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Viertes Blatt Dienstag, den 1. Dezember El W. 27V Aus -em Gerichtssaale SerzeiuMtS »er GeschMvrene« d«S Schmxr» ^richis DreSde» tn der 0. Tagung de» Iah- 1SS1. 1. Herr Tischler Ernst Hermann xerthold in Dresden, 2. <^err Kaufmann Otto Ildauus Robert Altmann tn DreS-en-rmube- B, 8. Herr Dr. phtl. Hermann Rudolf Oua- L tn Dölzschen, 4. Herr Gutsbesitzer Otto krcuiur in Kaufbach bei Wilsdruff, k. Herr oterlehrer Paul Winkler tn Ptrna-Eopitz, z derr Stadtrat Friedrich Edm. Erfurt tn Kitenau. rSegeu Butterfälsch«»« inS Gefängnis. .Feinst« Tafelbutter, geschützt« Mark!" etgten Butterstückchen als Aufschrift, die der vuttergroßhäudler Lothar Schulenburg Juli bis September 1981 in den Handel trchtt Wie sich bet chemischen Untersuchungen hnanSstellte, war dies« Butter zu mit Mar- urin« gestreckt worden. Am 28. September «ltete er sein Gewerbe ab, um nach zwei lag« neu damit zu beginnen. Schulenburg «zt« sich jetzt wegen Butterfälschung vor dem latSgericht verantworten. Der 28jährige An- ^lagte, der srüher tn der keramischen Branche scheitet hatte, war voll geständig und will a, Not gehandelt haben. Er hat wöchentlich «wo z Zentner dieser verfälschten Butter ver tust. Die noch vorgefundenen Vorräte wur- ta beschlagnahmt und an das Krankenhaus » Mrgarinepretsen verkauft. — Der Vertre- tn ter Anklage bezeichnete diese vutterfäl- Amg al» «ine tolle Sache, forderte streng« herbeitsstrafe und Untersagung de» Gewer- N» und da» Gericht kam diesem Ersuchen nach Ler Angeklagte erhielt wegen Bergehen» gegen ü» Lebensmtttelgesetz, tn Tateinheit mit Be trog vier Monate Gefängnt» und Tragung der MrsuchungSkosten. Ferner wurde dem An- uüagten die Führung eine» LebenSmtttel- ietriebrS untersagt. Aitherkonzert In zahlreichen Vereinen wird heute noch die Kuvst de» Zttherspieles geübt. Neben dem musikalischen Verständnis, das bei jeder ausübenden musikalischen Betätigung vorauszusetzen rst, erfordert die Kunst des Zithersptelens vor allem auch große technische Handfertigkeit. — Unser Bild zeigt ein Zttherorchester bet einer Hebung unler seinem Dirigenten. Prozeß Sklarek Scholtz als Zeuge Sie bei Max bet Sklarek im Geschäft gewesen? Zeuge: Nie mals. Ich habe niemals bei Sklarek gekauft bei Ich tun der und bin auch nicht prominenter Bezieher Kieburg gewesen, wie behauptet wurde. Vorsitzender: War Max Sklarek Ihnen? Zeuge: Nicht, Laß ich wüßte! habe mit den Bertragsgeschtchten nichts zu gehabt, weil ich nicht im Aufsichtsrat Weise das worauf man ja alt der Staatsanwaltschaft verurteilte »«richt den Angeklagten zu drei Monaten söngniS. In der Urteilsbegründung hob Lorstyende hervor, daß e» heute beliebt im politischen Gegner als Freiwild zu Bürgermeister Scholtz wurde zunächst unter Aussetzung der Beeidigung über seine persönlichen Beziehungen zu den Sklareks besragt. Er sagt auS: Ich habe persönliche Beziehungen zu den Sklareks nicht gehabt. Ich habe Max Sklarek kennengelernt. Leo Sklarek hat in einer Gerichtsverhandlung gesagt, ich sei ihm auch vorgestellt worden; daran kann ich mich nicht erinnern. Max Sklarek habe ich in einer Gesellschaft bei Rosenthal und auf dem Presse ¬ ball 1929 gesehen. " Vorsitzender: Sind Scholtz: »Sie habe« ih« auf de» Gewisses!* Borfitzeuder: »Wen« Sie sich uicht austäudig beuehme», Gebrüder Sklarek, dann werde« Sie hinausspaziere».- Nach Ler Vernehmung de» Bürgermeister» Scholtz wurde -er Stadtkämmerer a. D. Dr. Kar ding als Zeug« aufgerufen. Sein« Ver- nehmung ergab nichts Neues. Der nächste Zeuge, -er ehemalige Syndi- kuS un- städtische Bürgermeister Dr. Lange erklärte, er habe Kieburg schon immer für verLächtig gehalten und sei auch für «in Bor- gehe» gegen ihn gewesen. Bon dem mit den Sklareks abgeschlossenen Monopolvertrag habe der Magistrat keine Kenntnis erhalten, da ein Bürgermeister und ein Magistratsmitglied rechtsgültig einen Vertrag abschließen könn ten, ohne den Magistrat davon zu verständige». Theoretisch sei eS möglich, daß auf diese da» Ge- der sei, be- hiuter dem Rücken des Magistrats Rathaus verkauft werden könne, der Vorsitzende bemerkt: »Da kann noch von Glück sagen, daß nicht noch mehr passiert ist.* Oberbürgermeister Böß sei geradezu vertrauensselig gegenüber de« Per sonen gewesen, die sich im gegenüber al» ge schäftstüchtig hinzustellen wußten. Der nächste Zeuge ist der sozialdemokratisch« Stadtbauschulrat Ny - ahl, -er -ie Frage d«S Vorsitzenden, ob er einmal von den Sklareks Geld bekommen habe, verneint. Oberstaatsau wall Freiherr v. Steinaecker hält Nydahl aber vor, daß Leo Sklarek in -er Voruntersuchung behauptet habe, Nydahl mehrmals 300 bi» 400 Mark aoa-ben zu haben, die er aber nie- Kinder al» Bastler Di« modernen Bgukäst«n für Kinder sind tn thr«m Material so ausgezeichnet konstruiert, daß Li« klein«» Baumeister und Techniker -i« schwierigsten Modelle verfertigen könne». Nützliche Anleitungen führen di« Kinder von einfachen Sujets bis zn den Nachbildungen der Geistesiverke der Technik. Kein Wunder, -aß in unserem Zeitalter des technischen Fort- schritts allerorts die Jungens und Mädels mit heißen Köpfen an diesen Basteleien sitzen. Da» bevorstehende Weihnachtsfest wird Len Kreis der kleine» Baumeister und Ingenieure Das brau«« Hemd «l» rote» Tuch! Am 8. Juli begab sich der Wächter Ullmann, stitalied Ler NSDAP., in Uniform zu einer kersammlung aus der Radrennbahn. In der ktsselsdorfer Straß«, als «r im Be- M war, auf di« Straßenbahn aufzusteigen, »orte er von dem 88 jährige» zehnmal vorbe- »«sten Arbeiter Willy Stanneck mit den Lorten angepöbelt: „So ein Arbettermörder! Lieser Idiot! Haut ihm ein paar tn die . . .!* Ullmann bewahrt« vollkommen feine Ruhe, soch wäre Ls jedenfalls zu bösen Auftritten glimmen. Stanneck mußt« jetzt wegen Ueber. tietiinq der Notverordnung (Aufreizung zu »«alttätigketten) und Beleidigung vor dem Kpeinsamen Schöffengericht erscheinen. Der Ggrklagte will sich über die Uniform und ü« Orden daraus geärgert haben, gerufen habe di« Sorte ein anderer. Diesen berühmten «roßen Unbekannten ließen weder Staatsan- raltsÄast noch Gericht gelten. Im Einklang kochten. Bet diesen Ueberzeugungstätern könne man mit Beflerungstheort« nicht durch, sondern müsse die Abschreckungstheorie anwen- im. Nach Ausführungen des Krtminalbeam- teu gelte Stann«ck als ein Putscher, der daun gern ander« für sich büßen lasse. Unterschlagung«» an Blinde». Gin in mehr als einer Beziehung merkwür- tigrr Prozeß wurde am Sonnabend in letzter Instanz vor dem Sächsischen Dtszipltnarhof tn Dresden verhandelt. Der BolkSschullehrer Ernst Richard Nestler tn Erimmttschau hatte «egen ein Urteil -er Disziplinarkammer Be- nsung eingelegt, das ihn zur Dienstentlassung oerurteilt, ihm aber auf 5 Jahre ein Ueber- «angSgeld belassen hatte. Die Berufung Nestler» richtete sich nur gegen di« Befristung -er Rente ms ö Jahre, während er sich mit -er Dienstent lassung abfand. In der Berhandlung vor dem Disztplinarhof sprach sich der Anklagevertreter, essenbar infolge einer mißverstandenen Auf- s-ssung über -ie Bezüge, die dem Angeklagten ans der Angestelltenversicherung zustehen, zu seinen Gunsten aus. Der Dtszipltnarhof aber verwarf nach kurzer Beratung die Berufung Aestlers. Es liege kein Anlaß vor, so sagte er in der Begründung, Nestler ein längeres Ueber- Mgsgeld zu gewähren, weil die Schwere -er Tat eine weitere Milde nicht zulasse. Nestler habe sich jahrelang an ihm anvertrauten Geldern vergriffen. Dabei habe es sich um Gelder eines Blindenvereins gehandelt, also um daS Vermögen von Leuten, Lie es nicht selbst ver walten können. Sie hätten Nestler ein besonderes «roßes Vertrauen entgegengebracht, er aber habe es in der schmählichsten Weise mißbraucht, str habe sich auch keineswegs tn Not befunden, sondern sich an den Geldern vergriffen, um recht viel in der Lotterie spielen zu können. Der Disziplinarhos könne sich der Meinung deS Anklagevertreters nicht anschließen. Der Ange klagte gehöre zn den Beamten, die an sich der sozialen Versicherung lAngestelltenverstcherung) »nter'ägen. Sie seien nur deshalb von Beiträ gen frei, weil sie, so lange sie sich im Staats dienst befänden, eine auskömmliche Lebens- ftellnng hätten. Sobald diese ende, trete ohne wei teres die Versicherungspflicht wieder ein, und Lie Rnstellungsbehörde habe dann Lie Verpflichtung, «ui eine gewisse Zeit die Beiträge zur Versiche- rung nichzuzahlen. Alsdann tret« die Angestell- tenverstcherung wieder in Kraft. Diese Rechte, die der Angeklagte auf Grund seine» Bersiche- r»ngzvcrtrft"»8 habe, könnten ihm nicht vom Distipsinarhcf aberkannt werden. Dem An- gesSmlbigkn mehr zuzuwenden, als es die Disziplinarkammer getan habe, liege kein An- SVG. und BAG. war. Vorsitzender: Un- wie war es auf dem Presseball? Zeuge: Ich kann darüber nichts anderes aussagen als früher. I» Laufe der Vernehmung teilte der Vor sitze»-« mit: Mir wird ebe» von einem Presse, Vertreter di« Mitteilung gemacht, daß sich Schü- aing Henle erschossen hat. (Wir haben hier über in einem Teile der gestrigen Auflage schon berichtet.) Es entsteht im Saal eine große Bewegung. Willy Sklarek rnst: »Für »ns ist es traurig, daß ans diese Weise nnsere Unschuld nicht bewiese« wird * Leo vnd Willy Sklarek " drohend erhobener Fanst zu «ml» zurstckerhalte« habe. Der Vorsitzende schickt darauf Sta-ttchulrat Nydahl aus dem Saal, um Leo Sklarek darüber einem ein- gehenden Verhör zu unterziehen. Leo Skla- rek meint, -aß tu der Voruntersuchung seine Worte falsch auSgelegt worden seien. Mit Ny- dahl habe er neuerdings nicht mehr gesprochen. Bo» der StaatSanwaltschast wird ihm vor» gehalten, daß er kürzlich beobachtet worbe» sei, wie er mit Nydahl t» ei»er dunkle« Ecke de» Krtmi«al«erichtS sehr eingehend »erhandelt habe. Nydahl, wieder hereingerufen, behauptet zu- nächst, vor der Amerikaretse da» letztemal mit Leo Sklarek gesprochen zu haben, gibt aber ein Zusammentreffen vor einigen Monaten zu, besinnt sich weiter, daß er kürzlich in Moabit mit Leo Sklarek gesprochen hat, un- bestreitet nur, daß da» eine dunkle Ecke gewesen sei. Verurteilte vrandftifter Vor dem Schwurgericht Freiberg hatte sich der 88 Jahre alte, wiederholt wegen Brand stiftung vorbestrafte Bäckergehtlfe Schubert wegen Brandstiftung und Beamtennötigung zu verantworten. Schubert war Insasse der Be- zirkSanstalt Hilbersdorf. AuS Rache darüber, daß für ihn ein Beschwerdeschreiben an daS Arbeit-- und Wohlfahrtsministerium nicht ab gesandt wurde und weil man auf ein besonder» anmaßendes Schreiben, dessen Inhalt den Tat bestand der Nötigung aufwieS, nicht reagierte, steckte er daS Gebäude der Anstalt, in welchem die Seilfabrik untergebracht war, in Brand. Der Anstalt wurde dadurch ein Schaden von 62S000 Mark verursacht. Schubert wurde zu sechs Jahren drei Monaten Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Außerdem wurde auf Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. Ein anderer Insasse der Bezirksanstalt Hilber-dorf erhielt einen Monat Gefängnis, welche Strafe al» durch -ie Untersuchungshaft verbüßt gilt. Z«m Selbstmord de» Generaldirektor» Schiiutug vou der „Behala* werden noch folgende Einzel heiten bekannt: Schüning hat einen Brief a« seine Fra« hiuterlassL«, in dem er ihr mitteilt, daß er nicht mehr imstande sei, da» Leben M ertragen, nachdem die Dinge für ihn eine solche Wendung genommen hätte«. Er ziehe e» des halb vor, freiwillig den' Tod zu suche«. — Da«» begab er sich in sein Schlafzimmer, stellte sich vor den Ankleidespiegel und jagte sich eine Kugel i« die rechte Schläfe. Der Schuß muß sofort tödlich gewirkt haben, denn als die Haus angestellte nach einiger Zeit zurückkam, fan- sie Schüning leblo» t« seinem Blute liegend vor. Seine Leiche nmrde von der Staatsanwaltschaft Potsdam, die für Kleinmachnow zuständig ist, beschlagnahmt. Der Grund für den Selbstmord Schüning» ist wahrfcheinlich i« de» Folgen sei ner Aussage im Sklarek-Prozeß zu suchen. Am 20. November mußte Schüning in einer Ver nehmung -»gebe«, daß er von Sklarek Be- stechuug-gelder i» Höhe von 10 000 Mark am, genommen hatte. Daraufhin wurde Schüning am Freitag vo» dem AusstchtSrat btS auf wei teres von seinen Geschäften als Generaldirektor der »Behala* entbunden. Bisher hat StaatS- anwaltschaftSrat Weißenberg im Zusaunnenhang mit dem Sklarek-Prozeß noch kein Verfahren gegen Schüning eingeleitet, doch wär« die» in wenige« Tage» wohl geschehe». Bemrdstifte« nnb WrpreDer »» Atz Jahren Zmhtha»» Verurteilt. Am Montag wurde der Landwirtschaft»« gehUs« Heinrich Erdman» au» Lübeck wegeu Verbrechens der Brandstiftung tu elf Fälle», wegen vergehens der Bedrohung t« einem Fall« sowie wegen Verbrechens der versuchte» Erpressung tn einem Fall« zu einer Gesamt- straf« von 1b Jahren Zuchthaus und zur Tra gung der Kosten de» Verfahren» verurteilt. Außerdem werden ihm bi« bürgerlichen Ehren- rechte für di« Dauer von zehn Jahre« aber kannt. Auch rmrrde auf di« Zettäfsigkeit der Polizeiaufsicht erkannt. Heinrich Erdmann war beschuldigt, im Laufe der vergangenen Jahre zahlreiche Brände tn -er Umgebung von Lübeck, vor allem tn Gent» und B0bS, böswillig angelegt un- den Geschä digten zum Teil vorher Drohbriefe geschrie ben zu haben. Der Angeklagte, der bet seinen ersten Vernehmungen durch di« Kriminal- -poltzet die Brandstiftungen zugegeben und sich auch al» den Schreiber der Drohbriefe bekannt »hatte, widerrief seine Geständnisse, als di« 'Staatsanwaltschaft Anklage g«gen ihn erhoben hatte. In der fetzigen Verhandlung bestritt er ebenfalls die Brandstiftungen, gab jedoch zu, einige Drohbrief« verschickt zu haben, und zwar weil ihn der Gedanke gereizt habe, daß die Zeitungen »Brief« des Brandstifter»" bringen würde». Di« versorg«»«. Box dem Gericht einer märkischen Kl in adt wurde dieser Tag« ein 19 jähriger V i- ^n- knecht zu 7X Jahren Zuchthaus vcr> r ilt, weil «r bet seinem Dienstherrn eing krochen un- dabei dessen Frau bestialisch mißhandelt hatte. Da» Motto de» Einbruchs war tn erster Lini« nicht Hab-, sondern Rachgier wegen ein«» belanglose« Streit». Al» der Delinquent, et« unbefangen, fa kindlich wirkender Mensch da» Urteil hörte, strählte er über da» ganze Gesicht .und erklärte, er nehme die Strafe an. denn er habe jetzt für 7K Jahr« Bernslegung verirrte Jugend, di« nicht mehr weiß, wa»