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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-16
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.09.1888
- Autor
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MWWWSWWWWWWSWNWWWNMW»« -- » - Nr. 217. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» TaM) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Veiblatt: 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler s. Sächsische GerichtSzcitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustrirtcs Unterhaltungsblatt 6. Sonntngsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75, h ' (Post-Zeitungs-PrelSliste Nr. 5035.' -WWMWWW Sächsischer Sonntag, 16. September 1888. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstrahe Rr. 5. Fcrnsprcch« Anschluß Nr. 180. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Aon den Hanptblättcrn des „Sächsischen Laudes-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-Ansgabc unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz nionatl. 57 Pf. in. Ztr. (Zcitnngs-Preislistc 0. Nachtr- Nr. 1250a.) FürAbonncntcn erst Son>nier-l Wintcr-l Jllustr.. Illnstrirtes Jahresbuch des Landcs-AnzeigerS. Anzeigenpreis: Nanm einer schmalen Corpnszeile t5 Psg. — Bevorzugte Stelle (Isvnllige Pctitzcilc) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einrückungsbetrag (in Briefmarken) beifügen >jc 3 Silben Corpusfthrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Die Anzeigen finden ohne Prcisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätler). Telegraphische Nachrichten. Vom 14. September. Bern. Der Bnndcsrath beschloß, wie man behauptet, die Auslieferung der Acten in Sachen Ehrenbergs an die deutsche Ge richtsbehörde. No i». Der Papst ließ das gesammte diplomatische Corps auf fordern, bei dem Besuch Kaiser Wilhelms nach Nom zurnckzukehren. Vom 15. September Mittags. Berlin. Die fürstlichen Manövergäste reisten heute früh ^7 Uhr mit Extrazng nach dem Manöverfeld ab. Morgen findet im Weiße» Saale dcS königliche» Schlosses großes Galadincr statt. Wien. Wie man den „Polit. Nachr." tclcgraphirt, begegnet die rügende Auslassung des Kaisers Franz Josef gegenüber dem Bischof Stroßmaycr in hohen kirchlichen Kreisen allgemeiner un umwundener Zustimmung. Auch Persönlichkeiten, die den kirchcn- politischcn Ideen Stroßmayer's ein gewisses Wohlwollen entgegen- bringe», geben zu, daß derselbe durch das nach Kiew gesandte Telegramm als katholischer, zumal österreichisch-ungarischer Bischof eine beklagenswerthe Taktlosigkeit beging und schon deshalb der kaiserliche Tadel durchaus begründet war. Paris. Carnvt hielt in Elbonf eine Rede, in welcher er die Armee und Marine rühmte. Zur Weltausstellung im nächsten Jahre werde Alles rechtzeitig fertig sein und Frankreich werde die erscheinenden Gäste würdig empfangen. Bukarest. Die Kammern werden am 20. d. M. aufgelöst. Die Neuwahlen für die Kammern erfolgen am 10. Oktober, die des Senates am 10. Oktober. Politische Rundschau. Chemnitz, den 15. September. Deutsche») Reich. Am Donnerstag haben nordwestlich von Berlin die Kaiscrmanöver begonnen, für die nächsten acht Tage wird der Kaiser in den, kleinen märkischen Orte Müncheberg im Hanse des Gutsbesitzers Pein rcsidiren. Mit soldatischer Einfachheit hat sich der Kaiser in den verfügbaren, beschränkten Räumen einge richtet. Der Kaiser thut im wahren Sinne des Wortes „Dienst"; er betrachtet sich als den Höchstcommandircnden der Manövcrtrnppen und der gehört natürlich zu den Soldaten. Neben dem Kaiser ist §>» meisten beim Manöver der Prinz-Regent Albrccht von Brannschpeig als Schiedsrichter besheiligt. Am Freitag fand großes Cörpsmanövec des Garoecvrps bei Jahnsfelde statt, wohin sich der Kaiser'mit seinem Gefolge von Müncheberg aus zu Pferde begeben hatte. König Albert von Sachsen, Erzherzog Anrecht von Oesterreich und die übrige» fürstliche» Gäste waren von Berlin aus mit Extrazug nach Jahusfcldc gekommen und hatten dort die Pferde bestiegen. Der Kaiser, in der Uniform des Lcibhusaren- Negimentes, kommcmdirte persönlich das Gardekorps, welches durch eine combinirte Kavallericdivision des dritten Armcccorps verstärkt war, gegen einen inarkirtcn Feind. Nach Schluß des Manövers fand um 1-2 Uhr Parademarsch statt, wvbei der Kaiser das Garde- rorps seinen Gästen selbst vorführtc. Die Haltung der Truppen war vorzüglich. Um 1 Uhr kehrten die fürstlichen Gäste wieder nach Berlin zurück, lvo im Schlosse ein Manövcrdiner stattfand. Der Kaiser kehrte nach Müncheberg zurück, allenthalben von jubelnden Menschenmasse» begrüßt. — Graf Herbert Bismarck trifft heute Wieder in Berlin ein und begiebt sich mit dem Grafe» Kalnolh nach Fricdrichsrnhc. — Der „NcichSanzeiger" veröffentlicht Folgendes : „Seine Majestät der Kaiser haben allcrgnädigst geruht: Dem Staatssekretär des Reichs-Schatzamtes, Wirkliche» Geheimen Rath 19>-. Jacobi die nach gesuchte Dienstentlassung zum l.October d. I. zu crthcilcn und den selben zugleich in den erblichen Adelstand zu erheben und den Reichstags-Abgeordneten Freiherr» von Maltzahn zum Staatssekretär des Reichs-Schatzamtes unter Beilegung des Charakters als Wirk licher Geheimer Rath mit dem Prädikat Exzellenz zu ernennen." Herr von Maltzahn ist Rittergutsbesitzer und hat bisher nicht im Staatsdienst gestanden. Im Reichstage ist er hauptsächlich in Finanz- fragcn hcrvorgetrctcn. Seine Ernennung hat wohl nur die eine Bedeutung, daß die Neichsrcgiernng an ihrer bisherigen Finanz politik festhält. Man kann die Ernennung auch als Pendant zur Ernennung Bennigsens zum Oberpräsidcntcn bezeichnen. — Vor einiger Zeit hieß es, Oberbürgermeister Miguel solle Obcrpräsidcut von Hannover werden. Zn diesem Amte ist indessen der Laudrath von Hammcrstein-Lvxten ausersehen. — Wie verlautet, hat der Kaiser bei der Genehmigung des Abschiedsgesuchs des Generals der Infanterie von Stichle gleichzeitig bestimmt, daß das Fort bei Pillau fortan den Namen Fort Stichle führen soll. Der General wird auch fernerhin in den Hccreslisten n 1a srrrtw des Ingenieur- und Pionicrcorps geführt werden. — Der württembcrgische Königshvf siedelt am 26. September von Friedrichshofen nach Stuttgart über, woselbst auch der Besuch Kaiser Wilhelms stattfinden wird. Die cntgegcnstchcndcn Nachrichten haben sich als unrichtig erwiese». Im Stuttgarter Residcnzschlosse werden bereits Vorbereitungen zum Empfang getrosten, der am 20. erwartet wird. ' — Die Bcrathungen, welche augenblicklich im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Berlin unter dem Vorsitz des Ministers von Mahbach stcittsinden und sich ans die Abwehr von Ucbcrschwemmnngs- gefahren beziehen, nehmen einen sehr eifrige» Fortgang. Gleichzeitig ist man mit Maßnahmen beschäftigt, welche sich ans Linderung der jetzt entstandenen Noth und Ersatz des Schadens beziehen. Es werden zweifellos dem preußischen Landtage darüber Vorlage» zngchcn und ziemlich umfassende Mittel dafür gefordert werden. Bestätigt wird, daß Verhandlungen mit der österreichischen Negierung eingcleitet worden sind, welche sich ans gemeinsame Maßregeln zur planmäßigen Abhilfe von Wassersnoth in Schlesien beziehen. — Uebcr den Termin der preußische» Abgevrdnctcnhanswahlcn wird bekannt, daß derselbe in die Tage vom 20. Oktober bis 3. November fallen wird. 1885 wurden die Wahlen am 29. Oktober nbgchaltcn. — Die Pariser Blätter melden, Baron Ednard Rothschild sei uiit dem Pariser-Oricnt-Expreßzngc von Paris abgercist, aber, da er keinen Paß gehabt, an der Grenze des Elsaß abgcwicscü worden und am folgenden Tage nach Paris zurllckgekehrt. Darin ist etwas Wunder bares nicht zu finden, denn cs ist nicht einzuschcn, weshalb die deut schen Beamten mit dem Baron Rothschild eine Ausnahme machen sollten. Italic»«. König Humbert empfing in Turin die französischen Hochzeitsgäste des Prinzen Napoleon nnd sagte ihnen unter Anderem: „Es gicbt beiderseits Mißverständnisse; sie müssen verschwinden und die Zeitungen müssen dazu behilflich sein. Piemont insbesondere kann nicht in Unfrieden mit Frankreich leben, oder 1859 vergessen. Italien will den Frieden ; es bedarf seiner zu seiner gewerblichen und Handclsentwicktnng. Wir wollen keinen Krieg, und ich wie meine Negierung werden alle Anstrengungen mache», um Europa möglichst lange den Frieden zu wahren." Frankreich. Präsident Carnot ist von Havre in Rouen ein- getrosfcu und mit großem Enthusiasmus empfangen worden. Es hat dort großes Militärmanöver und Parade am Freitag vor dein Präsidenten stattgefundcn. — Der Abg. Gilly, Bürgermeister von Nimes, hat gegen den eben wieder znsammengetretenen Budgetaus schuß der Kammer die Anklage erhoben, unter den 33 Mitgliedern des Ausschusses seien mindestens 20, die für Geld Alles thüte», gerade wie Wilson. Namens des Ausschusses hat nunmehr der Abg. Salis Gilly anfgcfordcrt, die Wilsons zu nennen. Gilly antwortete mit allgemeine» Anklagen, nnd Salis wiederholte seine Aufforderung mit dem Bemerken, wenn er jetzt keine Namen nenne, handle er wie ein Lump. Errgland. Der Admiral Sir George Elliot befürwortet in den öffentlichen Blättern die Bildung von Marinc-Freiwilligen-Cvrps zur Bewachung der britischen Küste. Die Admiralität müsse das Material hergeben und die einzelnen Ortschaften die Leute. Admiral Elliot meint, daß das zu gründende Freiwilligenkorps mindestens 25,000 Mann zählen müsse. Die einzelne» Städte an der Küste sollten zu ihrer speciellen Verthcidigung Kanonenboote und Torpedo boote von der Admiralität erhalten, welche dann mit Freiwilligen zu bemannen wären. Endlich citirt Admiral Elliot zur Unterstützung seiner Ansicht eine interessante Stelle ans der „Naval Chroniclc" vom September 1310, welche damals schon sagt: „Wir haben eine größere Marine, als die ganze Welt zusammengenommen, und können mit derselben einer großen Anzahl von Ländern Trotz bieten; dennoch aber können wir unsere Küsten nicht vor Schaden bewahren." Russland. Kaiser Alexander, die Kaiserin, der Großfürst Thronfolger, sowie die Großfürsten Georg, Wladimir und Nieolaus haben sich »ach Beendigung der große» Manöver von Nowaja nach Spala in Polen begeben, wo der Kaiser zunächst einige Ja, abhaltcn will. — In der Krim sind bedeutende Steinkohlenlager ent deckt wurden. Orient. Die Anhänger der Königin Natalie von Serbien be treiben die Agitation gegen König Milian mit Dampf. 232 in Rußland lebende Serben und Bulgaren richteten eine Adresse an die Königin .Natalie, worin sie ihre Ergebenheit ausdrücken und betonen, der Königin sei von ihrem Gemahl himmelschreiendes Unrecht wider fahren. An der Spitze der Adresse steht der Name des serbischen Exmetropolitcn Michael. Der König und die Königin von Rumänien empfingen die serbische Königin im Schlosse Pelesch. Die Audienz hat aber weiter keine Bedeutung. Aste»». Aus Afghanistan wird berichtet, die Truppen des Emir hätten die von dem aufrührerischen Jsak Khan besetzte Festung Kamard erobert nnd viele Gefangene gemacht, darunter auch Jsaks Schwiegervater. — Die Londoner Blätter berichten aus Afghanistan, die Generäle des Emir rechneten ganz sicher darauf, den aufständischen Jsak Khan total zu schlagen. Diese Zuversicht beweist wenig, denn wie die Generäle an ihrem Siege sich zu zweifeln erlaubte», würde der Emir ihnen schleunigst die Köpfe vor die Füße legen lassen. Das ist so Brauch dort zu Lande. Afrika. Eine neue Katastrophe am Kongo. Major Barttclot, welcher an der Spitze einer Expedition ausmarschirt war, um Nach richten über Stanley cinzuziehcn, ist von seinen Leuten ermordet worden. Sein Begleiter James Won ist nach den Stanlcyfällcn znrückgekchrt und will dort die Bildung einer neuen Expedition ver suchen. Nach dem traurigen Schicksal Barttclots kann kein Zweifel obwalten, daß auch Stanley mit seinen Weißen Begleitern ermordet worden ist. Major Barttclot war ein jüngerer Sohn des Parlaments mitgliedes Sir Walter Barttclot, diente früher in der britischen Armee und machte die jüngsten Feldzüge in Afghanistan und Aegyten mit. Aus Nah und F§r<i. — Ein Monstreproceß wird in Kurzem vor dem Land gericht in Altona gegen mehr als 100 Personen, unter denen sich reich begüterte Männer befinden, verhandelt werden. Es sind Hausbesitzer, welche nach einer allmählich immer allgemeiner gewordenen Ge wohnheit die vom Gesetz verlangte Angabe der Miethe-Einkünftc unrichtig erstattet nnd dadurch den' Staat um einen Theil der Grund steuer hintergangen habe». ES handelt sich hier vielfach um namhafte Beträge, da eine große Anzahl von Hausbesitzern in ihren Angaben die Miethe-Einnahmcn auf ein Drittel verkürzt hat. Nachdem früher schon vereinzelte Fälle ans Licht gekommen sind, hat die Kämmerei- Kommission bei Revision der diesjährigen Angaben deren mehr als 100 festgcstcllt und die betreffenden Personen dem Staatsanwalt wegen Betruges cingezcigt. Die Aburtheilnng steht bevor. — Ein gefährlicher Versuch. Der Leiter der städtischen Versuchsanstalt in Toulouse, der Chemiker Surre, wäre dieser Tage beinahe ein Opfer seiner Pflichttreue geworden. Der Bürgermeister- Stellvertreter schickte ihm eine Blechbüchse zur Untersuchung, die mit mehreren anderen von Arbeitern an einem Pfeiler der Wasserleitung gcfnnden worden war. Die Blechbüchse enthielt mehrere Röhrchen ans Messing, die mit einem unbekannten Stoff gefüllt waren. Surre holte mit aller Vorsicht eines der Röhrchen heraus nnd suchte ihm etwas von seinem Inhalt zu entnehmen, als eine heftige Explosion erfolgte, die den Chemiker zu Boden warf. Die rasch herbeigeeillen Gehilfen der Versuchsanstalt fanden ihn aus etwa dreißig größeren und kleineren Wunden an der rechte» Hand, am rechte» Arm, am Halse und im Gesichte blutend. Die Verletzungen sind glücklicherweise nicht lebensgefährlich. Welchen Sprengstoff die Höllenmaschine ent halten hat und von wem sie angefertigt wurde, weiß man noch nicht. M Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die ltr«,Iiwk Imine« BlallkS werte» erpicht, u»s wichtige Begebenheiten gilttg» mtttntheN«. Chemnitz, de» 15. September. — EineFahnenweihe wird morgen wieder stattfindeii, und zwar ist cS diesmal der Ortsvercin der Maler und betheiligten Berufe, dessen Banner seiner Bcstinimnng übergeben werden soll. In der Hauptsache- wird die Feier in „Stadt Mannheim" abgehallen werde». Heute Son» Abend werden sich die Mitglieder des Vereins bereits zusammcnfindes dem festlichen Tag eine entsprechende Vorfeier zu geben. Das Prag für morgen, den Haupttag, ist Folgendes: Von 8 bis 12 Uhr Vormittags wird man die zahlreich angemcldcle» Delegirten auswärtiger Vereine und sonstigen Gäste empfangen. Nachmittags 2 Uhr wird sich der Festzug ordne» und sodann die Franc» und Festjnngsranen, sowie die Fahne im Vercinslocal abholcn, worauf die Weibe der Fahne erfolgt. Die Äeiherede hat Herr Diaconus Päntz srenndlichst übernommen. Nach dem feierlichen Act erfolgt der Umzug durch einige Straßen der Stadt. Für den Abend ist ein solenner Ball in Aussicht genommen. — Vom Hanptbahnhos. Die Arbeiten am Tunnelbau sind nun von beiden Seiten znsaminengckointncn und somit das letzte Stück i» Angriff genommen. Unter dem letzten Äeleis des Personenbahnhoss, dem des Haupt- pcrrons, ist die Wölbung fertig und das Geleis wird heute Nachmittag dem Betriebe wieder übergebe» werde». — Im Licht hos ist ei» Bau bereits sehr weit fortgeschritten, der wohl »lanchcn Besucher des Bahnhofs in den letzte» Tage» in Staunen versetzt haben wird- Links vom Eingang wird entlang der Wand nämlich ein Gebäude errichtet, das 4 Billctschaitcr i» sich anfnehmen wird- Eine Aenderung in der Anordnung der Billetschalter machte sich bei dem stete» Anwachsen des Berkehrs gebieterisch »oihwcndig, nnd wenn auch durch den Anbau die Schönheit des Lichthofes stark beeinträchtigt wird, so erreicht man dadurch doch andererseits eine bedeutend erhöhte Bequemlichkeit für das Publikum. Wir werde» ans diese Angelegenheit »och zurückkonnnen. — Thalia-Theater. Morgen Sonntag findet die vorletzte Borj- st ellnttg in der Saison statt und kommt das beliebte Lustspiel: „ U nser Zigeuner" mit Herr» v. d. Osten zuin letzte» Male zur Darskcllüilnl Montag schließt noch mit einer Novität ab; es wird „Der Landwirth , Lustspiel in 4 Akten von Ihrer Königl. Hoh. weil. Prinzessin Amalie von Sachsen, gegeben, in welchem Stücke Herr v. d. Osten bekanntlich eine feinet glänzendsten Leistungen bietet. Der Ertrag dieser Vorstellung ist, wie scholl mitgetheilt, von Herrn Direktor Karl für den Albert-Zweig-Vereiu bestimmt. —äs. Das erste Conccrt des neuen „Chemnitzer Orchesters" findet morgen Sonntag Nachmittag in ErlcrS Concertsaal an der Zschopcincrstraße statt. Für die Stelle eines Dirigenten des neuen Orchesters haben sich 18 Bewerber gemeldet; da jedoch »och keine Wahl getroffen ist, will für das erste Concert der hiesige Musikinstitutsdirector Herr Blättcrman» als Dirigent gefälligst aushelfcn. —cil. Der Hypnotismus, jeneeigcnthüuiliche Erscheinung im Seelen leben des Menschen, jener sonderbare Schlaszustand, in welchen sich ein Jeder selbst versetzen oder versetzen lassen kann, wird noch von Vielen mißverstanden. Durch Charlatane wurde vor Jahrzehnte» die Meinung ins Publikum ge tragen, man habe eS bei der Hypnose mit einem sogenannten thierische» MägnetiLulus zn thun, einem Fluidum, das von dem sogenannten Magneti seur ans die einzuschläfernden Personen übertragen werde und diese in die verschiedenen Erstarriiiigsstadicil bringe. An diese Flunkerei reihte sich eine andere: daß nämlich nur ganz bestimmte, einzelne Personen zur Ausübung des hypnotisircilden Einflusses befähigt seien, eben Jene, welche das anima- lisch-magnetische Fluidum besäßen, und schließlich behauptete man wohl auch, daß mir eine beschränkte Auswahl von Individuen der Hypnose nnterzichbar sei. Nichts von Allem war zutreffend. Aerztliche und sonstige Autoritäten auf dem Gebiete der Seelcuforschnng haben im Verein mit ehrlichen Hypno tiseuren mährend der letzten Jahre, in welchen man dem Studium des Hyp notismus sich wieder mit erneutem Eifer hingegeben hat, durch zahlreiche Versuche sestgestcllt, daß Jeder hhpnotisire» kann nnd auch Jeder hypnotisirt zu werden vermag, wenn auch das Letztere bei dein Einen leichter und schneller, bei dem Andern schwerer und schwieriger von statten geht. Es giebt also sür die Hypnose schwer empfängliche Personen, aber für dieselbe gänzlich nnempsängliche giebt es nicht. Freilich, worin das ureigentlichc Wesen des hypnotischen Schlafes besteht, wissen wir noch nicht. Im allgemeinen können wir bis jetzt »nr annehmen, daß die Grundursache in einer öfters wieder holten gleichmäßigen Nervenreizung zu suchen ist. Der Physiolog Prof. Heiden- hain vermnthete, daß beim Hhpnvlisirten die Thätigkeit der Ganglienzellen in der Großhirnrinde gehemmt ist. Da nun diese Ganglienzelleil der Sitz unseres höhere» geistigen Lebens sein sollen — des Denkens, Wollcns und Be wußtseins — so wäre damit allerdings im großen Ganzen der Zustand be griffen, in welchem sich der Hypnotisirtc befindet, obwohl andere zu Tage tretende Erscheinungen, wie die merkwürdige Mnskelstarre, immer noch nicht erklärt wären. Uns Chemnitzern ist nun gegenwärtig Gelegenheit g^iolen, sämmtliche Grade, in welchen die Hypnose den Menschen zu überwältigen ver mag, und die bei jedem derselbe» sich zeigenden Folgen uns vorgcsührt zu sehen durch einen berufenen Experimentator. Herr Hypnotiseur Krause gicbt nämlich jetzt Vorstellungen in, großen Saale der „Linde", welche de» Hypnotismus und seine Begleiterscheinungen Zinn Gegenstand haben. Gestern Freitag Abend fand die erste der Vorführungen bei völlig besetztem Zuschauer- ramn statt; man gewann n»S ihr die Ueberzeugmtg, daß Herr Krause in keiner Beziehung von irgend einem anderen Hypnotiseur über- trosfen werden dürfte. Nach einem knappen Vortrag über den Hypno tismus und Auswahl gut geeigneter Versuchspersonen ruft er bei den Letzteren je »ach dem Fortschreitcn des Programms thcilweise und völlige Katalepsie (Mnskelstarre) hervor, suggerirt ihnen Wahnvorstellungen und veranlgßt sie zu diese» letztere» cnsprechenden Thaten, läßt sic während des Zählens und Buchstabirens ciuschlase» und brnkfft überhaupt durch zahl reiche Versuche sowohl die Hypnose mit völligem; wie die mit halbem, endlich die mit säst völlig erloschenem Bewußtsein zur Anschauung. Wir zweifeln nicht, daß Herr Krause auch während der übrigen Abende, die er hier noch expcrinicnlirt, denscltien Bestich »nü Beifall finden wird, wie gestern. Er wird außer heute Sonnabend auch nächsten Dienstag und Mittwoch noch Vorstellung geben. — Schnlailsflüac. Schon seit Wochen konnte man aus dem Bahn hofe Abends ost wahruehmr», daß ans den ankommendcn Zügen Gesang a»S jugendlichen Kehlen nnd sonstige sehr hörbare Lebenszeichen hcraustönten; kaum stand der Zug still, entströmten den Wagenabtheilungen, aus denen schon vorher fröhliche Gesichter hervorgcblickt, lebhafte, lachende »linder, begrüßt vielfach von den aumcscndcn Eltern und Angehörigen. Es sind Klassen „nserer Vezirksschnle», welche regelmäßig in solch heiterer Stimmung von Ausflügen wiederkchren, die sie mit ihren Lehrer» unlcrnommen, hinaus in die frische, grüne Natur. Zeigt sich in dieser Weise schvn ohne Weiteres eine sehr gün stige Wirkung dieser Ausflüge, die in frühere» Jahren in der Hauptjache leider nur ein Privilegium der höheren Schnlanstallen waren, jetzt aber auch in die Elementarschule» unserer Stadl Eingang gesunde» haben, so ist außer dem auch noch weiterer Vvrthcile z» gedenken. Die Ausflügler wandern fast ohne Ausnahme »ach Orten, die ein gewisses Interesse sür die Heimathsknndc haben, und so wird ein Stück Schnlnntcrcicht in geeigneter Form erledigt, ferner aber erhöht ohne Zweifel die Kennlniß einzelner wichtiger Punkte im engeren Vatcrlande ihrerseits das Interesse der Schüler an dem Hcimaths- knnde-Unterricht. Aber auch der Unterricht in der Naturkunde wird wesentlich gefördert, da bei einem solchen gemcinschastlichen Durchwandern der Natur die Kinder mit vielmehr Aufmertsamkeit de» Auseinandersetzungen des Lehrers folgen, als im Schulzimmcr. Doch wichtiger als alles dies ist ei» Umstand, dessen Bedeutung so häufig »och unterschützt wird: Der Lehrer lernt bei einem Spaziergang mit seine» Schüler» den Charakter der einzelnen derselbe» i» einem Tage besser kennen, als während des Unterrichts im ganzen Jahr«. Zum mindesten bieten die Beobachtungen, die ein tüchtiger Lehrer bei solcher Gelegenheit macht, eine sehr wescnllichc Ergänzung zur Keiiiitniß seiner Schüler. Ans dem Schnlspaziergang verliert sich die sonst sehr- »öthige, starre Disciplin, die im Klassenzimmer jede eigenartige Auslassung nnterdrückt, mehr oder minder, die Kinder geben sich wie sic sind und lassen ihre guten oder schlechten Charaktereigenschaften recht gut erkmuen. — So zeigt sich in lcder Hinsicht, daß die Schnlansslüge eitle sehr gute Einrichtnng sind; schwerlich wird man ihnen eine schlimme Seile abgeivinnen, man müßte cS denn als einen Schaden anschcn, daß dadurch ein Tag Unterricht verloren geht. Mag »
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