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Nr. 168. — 8. Jahrgang. Der ftdm Wochentag Abend (mit Datum de» folgend«, Tage») zur Versendung gelangende..SiiiWschcLaildeS-Anzctger" mit täglich einem besonderen Unter- altungSblatte und mit dem Extrabeiblatt Sächsischer Sonnabend, 21. Juli 1888 «»zetgenpret- de- „Sachs. L»n»er.>nzeiier««r «aum einer schmalen Eorv»»zeile IS Psg. «evorzugie Stelle (lspalt. PetitzeileM) Pf. BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man ZnsertionSbetrag (in Briefmarke») beifügen Ne 8 Silben Corpuischrift bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bi» Bormittag. 8kck«: Mmilkk Me, Buchdrnckerei. Ckiemnitz. Theaterstratze 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhnltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — b. Jllnsirirtes Uuterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Illustr. lkalender de- Sächsischen Landböten. » JNnstrirteS Iahresbuch des Landes-ilnzeig»». FMes-Mkiztt mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. lieber das Vermögen des Kaufmanns Johannes Schreiber in Chemnitz, Inhaber eines daselbst nnter der Firma Johannes Schreiber betriebene» Spirituosen«, Agentur- und Comniissionsgeschästes, wird heute am 18. Juli 1888 Vormittags 10 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Stadler in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurs- forderungen sind bis zum 16. August 1888 bei dem Gerichte anznmclde». Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeransschusses und eintrctenden Falles über die in 8 >20 der Konknrsoidnung bezcichneten Gegenstände auf den 1. August 1888 Vormittags 10V. Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 3. Septbr. 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aus gegeben, nichts an den Gemcinschuldner zu verabfolgen oder zn leisten, auch die Verpflichtung anserlc t, von dem Besitze der Sache und von den Forder nngen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehme», dem Konkursverwalter bis zun, 20. August 1888 Anzeige zn machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Ueber das Vermögen des Schnittwaarcnhändlers Gustav Richard Goltsch i» Chemnitz wird heute am 18. Juli 1888 Vormittags 10 Uhr das Concnrs- vcrsahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Nr. Lindner in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrsforderungen sind bis zni» 16. August 1888 bei dem Gerichte anzumclden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger- ausschnsses und eintretcnden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung be- zcichnetcn Gegenstdnde aus de» 1. August 1888 Vormittags 11 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 5. September 1888 Vor' mittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegebcn, nichts an den Ge- meinschuldncr zu verabfolgen oder z» leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 20. August 1888 Anzeige zu machen. - Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. In dem Konlursverfahre» über das Vermögen 1. des Fischwaarenhänd- lerS Carl Friedrich August Kretschmer, Inhabers der Firma Hamburger Fisch halle C. F. A. Kretschmer in Chemnitz, 2. des Färbers Moritz Balthasar Niedermüllcr, Inhabers der Firma M. B. Niedermüller in Harthan, 3. des Kaufmanns Julius Otto Findeisen, Inhabers eines nnter der Firma Jul. Otto Findcisen in Chemnitz betriebenen Cigarren- und Tabaksgeschäfts, 4. des Handelsmanns Christoph Bcrthold Emil Reinhold Kroll in Altchemnitz, 6. des Strumpfwaarensabrikanten Theodor Eduard Martin in E> fetischlag, 6. des Strumpsfabrikantcn Carl Eduard Wilich i» Chemnitz und 7. des Bauunter nehmers Carl Heinrich Vettermann in Altendorf, ist zur Prüfung der nach träglich angemeldeten Forderungen Termin ans den 31. Juli 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberanmt. Chemnitz, den 16. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Limb ach. Mittwoch den 25. Juli von lUhr an gelangen in Reimann's Gasthof in Mittelsrohna verschiedeneMaterialwaaren und Geräthschuften! Regale, 1 Schreibpult, 1 Sattlermaschine, 1 Ladentisch, sowie auch Sattler artikel rc. gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Naumann, Gerichtsvollzieher. Telegraphische Nachrichten. Vom 19. Juli. London. Die „Times" ist der Ansicht, daß die Kaiser-Zu sammenkunft in Petersburg angesichts der bestehenden Allianzen die Lage unverändert lassen werde. — Nach einer Depesche der „Times" aus Suakim melden Pilger, daß die Bevölkerung von Darfnr dem „weißen Pascha" freundlich gesinnt sei und sich rüste, in Verbindung mit demselben den Mahdi anzugreifeu. Der Sultan von Darfur habe die Mahdisten besiegt, 40 Standarten erobert und viele Ge sangene gemacht. — Spanien und Holland sind willig, den Zucker Vertrag zu unterzeichnen. — Wie aus Konstantinvpel hierher ge meldet wird, hat der Exkhedive Ismail Pascha den Sultan um die Erlaubuiß gebeten, eine Badereise nach Deutschland unternehmen zu dürfen, der Sultan jedoch ans dieses Gesuch abschlägig geantwortet Paris. Die Herren Strauß, Lacroix und Millerand sind, wie der „Radical" meldet, bereits gestern wieder von der Ardöche abge- Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». 9. Regelmäßig an jedem Abend wiederholten sich nun diese Concerte, und bald genug stellte es sich heraus, daß die Spekulation des schlauen Segelwirthes als eine ungemein kluge bezeichnet werden mußte. Denn die Schänke bekam durch die vortrefflichen Leistungen der beiden genialen Musiker bald einen so bedeutenden Ruf, daß es für eine Dummheit galt, den Hafen zu verlassen, ohne einen Abend im „straffen Segel" zugebracht zu haben. Zwischen Werner und seinem unzugänglichen Genossen hatte sich trotz der Verschiedenartigkeit ihres Naturells doch eine.Art freund schaftlichen Verhältnisses herangebildet. Zwar war mit dem Pianisten, wenn er nicht durch einige Gläser Grog vom besten und stärksten Arac aus seiner dumpfen Lethargie wachgerüttelt war, kein ver nünftiges Wort zu sprechen. Entweder schlief er dann so fest, daß der Untergang der Welt ihn nicht zu erwecken vermocht hätte, oder er saß regungslos auf seinem Stuhl am Fenster, still und träumerisch in die Ferne starrend. Stundenlang konnte er in dieser Weise sitzen» und Niemandem gelang es, das leiseste Wörtchen aus ihm heranszulocken. Vergebens waren in solchem Falle auch alle Bitten und Vorstellungen Wcrncr's, nur einen einzigen Ton auf dem Piano hören zu lassen. Dessenun geachtet konnte der Violinist nicht umhin, das wahrhaft großartige Genie zu bewundern, das sich in seinem ganzen wilde», regellose» Feuer in diesem scheinbar tobten Geiste offenbarte. Schon dadurch fühlte er sich auf eine geheimnißvolle Weise an den räthselhaften Gefährten gefesselt. Mehr aber noch bannte ihn der heimliche Wunsch, in dessen Nähe etwas über seine Lebensschicksale zu erfahre», zu ergründen, welche tragische Verkettung von Umständen dieses herr liche Genie aus seiner Bahn geworfen und es der Strenge der Schule beraubt hatte, so daß es für die Welt verloren gehen mußte. Wie oft saß er in andachtsvoller Bewunderung verloren, wenn er es mit dem Geiste des Alkohol durchgcsetzt hatte, den schlummernden Genius wachzurufen, und der Pianist nun, vor dem gebrechlichen Instrument sitzend, sich in die reizendsten, originellsten Phantasien versenkte. Sein Reichthum a» Melodien schien unerschöpflich. Die Töne, welche er dem schadhaften Klavier zu entlocke» verstand, er- reist, weil in der Ardöche keine Boulangisten vorhanden sind, also auch keine anti-boulangistische Agitation nöthig ist. Frankfurt a. M, 20. Juli, 9 Uhr 50 Min. Vorm. Wie der „Eur. Corr." aus Belgrad telegraphirt wird, habe dem Ver nehmen nach die Majorität der Kirchenbehörde den Antrag König Milans auf Ehescheidung abgclchnt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 20. Juli. Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag Nachmittag nach prächtig verlaufener Ostseefahrt glücklich in Kronstadt angekommen, wohin Zar Alexander an Bord der Kaiseryacht „Alexandria" von Peterhof ge kommen war. Das Wetter war nach langem Regen günstig, kolossale Menschenmassen waren deshalb zu Schiff und mit der Bahn »ach Kronstadt aus Petersburg hinausgeströmt. Im Hafen von Kronstadt hatte das mächtige, reich beflaggte russische Empfangsgeschwader Auf stellung genommen, aber auch die deutsche Flottille bot einen maje stätischen Anblick dar, als sie, das Kaiserschiff umgebend, herandampfte. Zar Alexander fuhr seinem kaiserlichen Gäste entgegen, von den Menschen massen lebhaft begrüßt. An Bord der „Hohenzollern" fand die erste herzliche Begrüßung der beiden Monarchen statt, die wiederholt sich küßte» und umarmten. Kaiser Alexander trug die preußische, Kaiser Wilhelm die russische Uniform. Prinz Heinrich, der stramm und militärisch salutirend als Schifsskommandant de» Zaren begrüßt hatte, wurde von diesem ebenfalls freundlich bewillkommnet. Dem Grafen Herbert Bismarck schüttelte der Kaiser freundlich die Hand. Beide Monarchen erschienen frohbewcgt. Der Zar war vom Thronfolger und allen Großfürsten, alle in preußischer Uniform mit preußischen Orden, begleitet. Als die Monarchen an Bord der „Alexandria" sich Kronstadt näherten, wurden sie vom Donner der Geschütze und end losen Hurrahs der Mannschaften begrüßt. Die deutschen Schiffe waren unter Kanonendonner in de» Hafen eingelaufen. Die Jacht passirle nur langsam, beide Kaiser standen dicht nebeneinander. Nach der Ankunft in Peterhof, die unter fortwährenden Ovationen erfolgte, begrüßten Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich die Familie des Zaren. Unser Kaiser sieht recht stattlich aus, er ist heiter und grüßte nach allen Seiten. In Peterhos fand später Familiendiner statt. Heute Freitag: Dampferfahrt nach Petersburg, Besuch der Peter Paulskathedrale, Citadclle, von Oranienbaum rc., Fahrt nach Kraßnoje- Selo, Umfahrt durchs Lager, Zapfenstreich. Sonnabend: Parade, Empfang in der Petersburger Botschaft. Sonntag: Gottesdienst, Galadiner, Abreise. Großer Jubel in der Bevölkerung. — Kron stadt bietet mit seinen 43,000 Einwohnern einen freundlichen saubere», Anblick. Unter den Gebänden nimmt de» ersten Rang die Admirali tät ei», daneben erregen die Arsenale, Kasernen und Werften, die Schulen und Hospitäler in diesem Stadttheil die Aufmerksamkeit Drei Häfen sind vorhanden: der Kriegshafen, der Mittelhafen mit Schiffswerften rc. und der Kaufmannshafen, in welchem tausend Schiffe Platz finden können. Es herrscht dort ein buntes und interes santes Treiben. Vom Handelshafen führt ein großer Kanal in das Innere der Stadt. Hier drängen sich die Magazine der russischen Kaufleute, die ihre Maaren ein- und ausladen lassen, während die Quais mit ihren mächtigen Qnaderbauten, ihrem schönen Eisengitter und den Alleen einen sehr einladenden und angenehmen Aufenthalt gewähren. Kronstadt ist bekanntlich eine außerordentlich starke Festung. Der berühmte russische Ingenieur-General von Todleben hat damit ein Meisterwerk der Festungsbaukunst geliefert. — Einen ganz eigenen, aber mit ihren früheren Auslassungen übereinstimmenden Artikel zur Kaiserbegegnung bringt die „Nordd. Allgemeine". Auf die Behauptung der „Moskauer Zeitung", Deutsch land habe seine Politik geändert, schreibt das Organ des Reichs kanzlers: „Die deutsche Regierung hat sich durch die herausfordernde innerten bald in ihrer zarten, vibrirenden und hinsterbenden Weise an die Klänge der Aeolsharfe, welche der Abendwind in die Saiten haucht, bald glichen sie in ihrer erschütternden Gewalt dem Donner, der erst aus weiter Ferne dumpf herangerollt und, nach und nach anschwellend, zuletzt in mächtigen Schlägen austobt. So schwach und stumpf in jeder anderen Beziehung, so außer ordentlich scharf war das Gedächtniß des Musikers in allen Dingen, welche seine Kunst betrafen, und eben so fein war sein Gehör. Nur einmal brauchte er irgend ein Tonstück zu hören, um es sogleich Nachspielen zu können, und die sämmtlichen Tondichtungen der klassischen Musikperiode kannte er auswendig. Vergeblich fragte Werner sich oft, wie dieses eminente Genie sich soweit von seinem Ziele entfernen konnte, um sich bis in diese Spelunke zu verirren und berauschten Matrosen und Schifferknechten zum Tanze anfzuspielen. Aber so oft er auch in den einsilbigen Unterhaltungen mit dem Sonderling das Gespräch auf dessen Ver gangenheit brachte, nie ging Jener nur im Geringsten auf seine Andeutungen ei». Sprach er an und für sich schon wenig, so war er in diesem Punkte verschlossen wie das Grab, und Werner erfuhr nichts, was seine verzehrende Neugier nur einigermaßen befriedigt hätte. Bei alledem schien jedoch der Violinist der einzige Mensch zn sein, zu dem der Sonderling sich hingezogen fühlte. Schon nach einigen Wochen schien es, als sei er in Werner's Gesellschaft weniger zu finsteren Grübeleien aufgelegt, und hin und Wider erhellte auch bei diesem oder jenem Scherzwort des Freundes ein schwaches Lächeln seine Züge. Wenn Werner ihn in solchen günstige» Stunden bat, ein oder das andere Tonstück vorzutragen, oder eine der herrlichen Sonaten von Beethoven oder Mozart für Clavier und Violine mit ihm durchzuspielen, geschah es gewiß. Jeder Andere hätte ihn vergeblich darum bitten können. In dieser Weise schwanden dem jungen Abenteurer die Tage ziemlich schnell und wenn er sich auch durch die Art seiner Be schäftigung im Ganzen genommen wenig befriedigt fühlte, so trug doch die Hoffnung, daß er über kurz oder lang in die Lage kommen werde, sich einen, seinen Neigungen entsprechenden, unabhängigen Wirkungskreis zu gründen, nicht wenig dazu bei, ihn mit seinem Schicksal auszusöhnen. Die kurzen, trüben Tage des Winters hatten ihr Ende erreicht. Schnee und Eis begannen den wärmeren Strahlen der Frühlings sonne zu weichen. Schon sproßte an den Bäumen das junge Blätter und revolutionäre russische Presse niemals in ihrer festen, feit mehr als zwanzig Jahren befolgten Friedenspolitik irre machen lassen. Sie ist durch den französischen Angriff von 1870 einmal genöthigt gewesen, diese Friedenspolitik zu verlassen, ohne durch die erfolgreiche Abwehr des französischen Ueberfalls an dem Satze irre zu werden, daß auch siegreiche Kriege kein Aequivalent für die Wohlthaten des Friedens bilden. Diese Ueberzeugungen leiten auch die Politik des jetzt regierenden Kaiser Wilhelms und bewegen ihn, seinem be freundeten Nachbarn in Petersburg den Antrittsbesuch zu machen, ohne der russischen Politik gegenüber irgend welche Wünsche und Forderungen damit unterstützen zu wollen. Wir wüßten nichts, was Rußland uns gewähren könnte, und was wir nicht hätten, und un- sind keine, wie die „Mosk. Ztg." sagt, streng legalen Forderungen Rußland's bekannt, denen Deutschland nicht jeder Zeit entsprochen hätte, ungeachtet der unverschämten Großsprechereien einiger russischer Zeitungen." — Die vier Söhne Kaiser Wilhelms reisen heute Freitag von Berlin nach Schloß Oberhof in Thürigen. Wie lange dieselben in dem Sommersitze bleiben werden, ist noch nicht bekannt und hängt auch wohl vom Wetter ab. V — Der neuernannte Unterstaatssekretär im preußischen Kultus ministerium, Regierungs-Präsident Nasse in Trier, wird in nächster Woche zur Uebernahme seines neuen Amtes bereits in Berlin eintreffen. — Nach endgiltiger Bestimmung finden die diesjährigen Kaiser- Manöver in den Kreisen Nieder-Barnim, Ober-Barnim und Lebus (Mark Brandenburg) statt. — Der Schweizer Bunbesrath hat dem Reichstagsabgeordneten Bebel, der in Deutschland als Zeuge vernommen werden soll, die nachgesuchte Zusendung von Actenstücken über die bekannte Züricher Spitzel-Angelegenheit abgeschlagen. — In den deutschen Kolonialkreisen verfolgt man den Verlauf des Streites zwischen Italien und Zanzibar mit gespannter Aufmerk- ämkeit. Es erscheint wohl zweifellos, daß der Sultan angesichts des deutschen und des italienischen Geschwaders in der bekannten Etikettenfrage völlige Genugthuung geben wird. Etwas anders liegt die Sache hinsichtlich der Gebietsfrage, da die Unverletzlichkeit des Gebietes von Zanzibar durch Deutschland, England und Frankreich gewährleistet ist. Die angeregte Abtretung des Hafens Kismaju an der Mündung des Jubflusses bedürfte demnach der Zustimmung der drei genannten Mächte. Indessen ist wohl nicht anzunehmen, daß die italienische Regierung thatsächlich die Abtretung dieses wichtigen Platzes verlangen wird. Denn für die nächsten Jahre ist es nicht zu erwarten, daß es einer europäischen Macht gelingen werde, an der östlichen Somali'küste festen Fuß zu fasse», es sei denn, daß sie dauernd bedeutende militärische Kräfte dort entfalte. Noch vor vier Jahren ist eine Expedition des italienischen Kriegsschiffes „Barbarigo" in Kismaju total gescheitert, und auch die Engländer haben mit den Somali unangenehme Erfahrungen gemacht. Verhältnißmäßig am besten sind die deutschen Reisenden mit dem kriegerischen und selbst bewußten Volke fertig geworden, aber auch sie haben von der Erwerb ung des Hafens Kismaju noch Abstand genommen, weil die Behand lung der Eingeborenen zu schwierig ist. In Kismaju wurde auch der deutsche Reisende Or. Jühlke ermordet. Oesterreich-Ungarn. Die Wiener Blätter äußern sich sehr sympathifch über die Kaiserbegegnung. Sie vertrauen fest auf den Fortbestand des Friedensbündnisfes und hoffen, die Entrevue werde dazu beitragen, allgemein gesichertere Zustände und ein besseres Ver- hättniß auch zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn zu schaffen. — Das Gesuch des zu Gefängniß verurtheilen Antisemitenführers Schönerer um Aufschub seines Strafantritts bis zum 1. September ist von dem Landesgericht abschlägig beschieden und er gleichzeitig verständigt worden, daß er feine Strafe am 20. August anzutreten habe, widrigenfalls Zwang gegen ihn angewendet würde. werk kräftig hervor. Die Kornfelder leuchteten im frischesten Grün, und Hyacinthen, Veilchen und Krokus lugten neugierig aus der glänzenden Blattumhüllung hervor, die Lust mit ihrem süßen Hauch erfüllend. Werner sah mit jedem Tage sein kleines Vermögen im Zu nehmen begriffen und schon berechnete er den Zeitpunkt» mit welchem er seine jetzige Beschäftigung aufgeben konnte. Eines Mittags, at er eben von seinem gewohnten Spaziergange am Strande zurück- gekehrt war, trat ihm der Wirth mit einem eigenthümlich forschenden Blicke entgegen. „Sind Sie vielleicht mit dem Bankier Grosser aus unserer Stadt bekannt?" fragte er in gespanntem Tone. Werner dachte einen Augenblick nach. Der Name war ihm von seinen früheren Correspondenzen aus dem Wendling'fchen Geschäft her bekannt. „Bankier Grosser?" wiederholte er langsam; „er muß hier in K . . . wohnhaft sein." Der Wirth nickte. „So ist's! Er ist ein gar achtbarer, alter Herr, Vorsteher des Vereins für Versorgung alter, ohne Verschulden zurückgekomineuer Kaufleute, außerdem Rathsherr! Ein steinreicher Mann und, was die Hauptsache ist, Vater zweier bildschöner Töchter die jede ihre sünfzigtausend Thaler baar mitbekommen! hm?" „Ich weiß nicht, was Sie wollen," sagte Werner, den der halb lachende, listig forschende Blick des SegelwirthS beinahe unangenehm berührte, kopfschüttelnd. „Ich kenne Ihren Grosser nur dem Namen nach aus meiner früheren kaufmännischen Thätig- keit her. Im Uebrigen habe ich ihn nie gesehen und auch nie zu ihm in irgend welcher Beziehung gestanden. Was ist denn mit dem Manne?" „Dann begreife ich wirklich nicht, was er von Ihnen will," sagte Wilke in nachdenklichem Tone. „Er war zweimal hier in der Zeit Ihrer Abwesenheit und schien sehr ungeduldig. Hat auch seine Karte hiergelassen und läßt Sie dringend bitten, ihm sogleich nach Ihrer Znrückkunft die Ehre Ihres Besuches zu Theil werden zu lassen. Folglich muß er Sie doch kennen." Werner stand in Sinnen verloren. Welches Interesse konnte der reiche, angesehene Geschäftsmann au ihm nehmen? ihm, dem Fremd ling, dem namenlosen Virtuosen in der Schänke zum „Straffen Segxjp« Da blitzte der Gedanke a» Schwer-tman» in ihm auf, und ^ Der heuttge,» Nummer des Sächstscheu «a»deö-Sl,neigers liegt bei das Beiblatt „JllustrirteS Nuterhaltuugsblatt"