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MUU »> WWMffk V«-b«, «rvk«ss< Vl-,-wttz Rr. «« mtt Loschwiher Anzeiger ^92S Lttenstag, -en S. September 209 >ttr« Petit-Zeil« mit 20 Golbpl teigen u. Reklamen mtt platzvoi mcnasi. Mt1.S0, durch dlepost »hne Zustellgedühr monäff Krieg, Streits uiw. hat der Vezieher keinen Anspruch auf Lieferung Zeitung od. Rackzahl d. Lesegewe«. Druck: Siemens Lanl " Sei unverl. elngesanbt. Manuskripten ist Rückporto -el-uj Frrvjpr. aufgegeb. «erden, könn. «ir eine Verantwort, de». " Tageszeitung für das Ssiliche Dresden und selue Vororte. Dieses »la« enlf»«tt die amtlichen Vekanntmachungen des Vates zu Dresden für dte Stadtteile DlalewiN Lolckwit, Weikee «irird Vüklau, Rochwitz und Laubegast sll. und M. Verwaltungsbezirk) der Gemeinden Wach- ' «nd Sch»n,.w, sowl. d.r «m1»hanptm°nn,chast Dr.-d-n. palt«« Petit-Zeil« mit 20 Golbpkanta« berechnet, Reklamen die 4 gespaltene Zelle lnzeig« u. Reklamen mit Platzvorschrift« und schwierigen Satzart« «erd« mit SvX Aufschlag berechnet. 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Versammlung -sS Völker» bundsrates bereits seit Donnerstag voriger Stoche ihre Beratungen ausgenommen hat, wurde Montag vormittag um 11 Uhr die werte Vollversammlung des Völkerbundes von dem französischen Ministerpräsidenten Painlev» in seiner Eigenschaft als derzeitiger Vor sitzender des Bölkerbundsrates mit einer feierlichen Begrüßungsansprache eröffnet. Der Resormationssaal, in dem jährlich die Bölter- bundsversammlung zusammentrifft, war auf allen Tribünen überfüllt. Die außerordentlich starke Zuhörerschaft folgte den Ausführungen Painleves mit großer Spannung und spendete seinen Darlegungen wiederholt Beifall, dem am Schluß eine gewaltige Ovation füt Frank» reich folgte. Die feierlich vorgetragene Er öffnungsansprache Painlevss enthielt zunächst den Grub an die verschiedenen Delegationen. Der französische Ministerpräsident wandte sich sodann gegen den Pessimismus in der Welt, dessen blindes Mißtrauen noch schlimmer sei als blindes Zutrauen, wobei er an das Work des schweizerischen Bundespräsidenten Motta gelegentlich der ersten Völkerbundsversamm lung erinnerte, daß nämlich die Haßgefühle einen Fluch für die Welt bedeuteten. Die Mißtrauischen, so führte Painlevs aus, be trachten ihre Kurzsichtigkeit als außerordent liche Weitsicht uud verhindern dadurch die Nebcrsicht über den bereits durchlaufenen Weg und über den Weg, der noch zurückznlegen ist. Zur Frage des Eintritts Deutschlands in de« Völkerbund erklärte Painlevs: Es ist wichtig, daß der Völkerbund vollkommen die Rolle eines im Frieden arbeitenden Organismus spielen kann. Im Jahr« 1920 hat der damalige schweizerische Bundespräsident Motta aufs lebhafteste den Tag herbeigesehnt, den wir mit ihm herbeiwünschten, an dem alle Völker dem Völkerbund und dem Völkerbundspakt sich anschließen. Damals zählte die Völker» bundsversammlung 41 Staaten, heute zählt sie 54. Am 12. Dezember 1924 richtete Deutsch, land an den Völkerbund einen Brief, der die Bedingungen der Aufnahme in den Völker» bund betraf. Deutschland sprach darin seine Besorgnis gegenüber dem Artikel 18 des Böl- kerbundspakteS und der eventuellen Verpflich tung zur Bewilligung des Durchmarsches der Truppen anderer dem Völkerbunde ange schloffenen Staaten aus. Am 15. März er» innerte der Bölkerbundsrat Deutschland in seiner Antwort einstimmig an die formellen Bestimmungen zum Beitritt eines Staates in den Völkerbund, die in dem Artikel 1 des Bölkerbundspaktes uiedergelegt sind. Der Bölkerbundsrat versuchte, die ve» fürchtuuge« der deutscheu Regieruug zu zerstreuen und sprach Deutschland gegenüber den auf richtigen Wunsch auS. es an den Arbeiten des Völkerbundes teilnehmen und damit für di^. friedliche Organisation eine Rolle überneh men zu sehen, die seiner Stellung in der Welt entspricht. Die Völkerbundsversammlung schließt sich sicherlich einstimmig diesem Wun- sche des BölkerbundSrats an. Painlevs fuhr fort: Die ungeheuren Hoff nungen, die die Welt auf den Völkerbund fetzt, können nur schrittweise verwirklicht wer den. Wenn ein unparteiischer Richter damit beauftragt würde, den Wert des Völkerbundes zu beurteilen, so würde er überrascht sein von der Entwicklung, die dieser genommen habe. Der Völkerbund sei dazu berufen, eine neue Denkart der Welt und eine neue Moral unter den Völkern zu schaffen. Patnlevs gab dann einen Ueberbltck über die Tätigkeit des Völkerbunds, wobei er die Arbeiten des internationalen Gerichtshofes besonders betonte. Der Völkerbund habe fer ner zur Erreichung des wirtschaftlichen Wie deraufbaus Oesterreichs und Ungarns beige» tragen. Zum Beweise für die Leistung». Braun für Erweiterung -er parlamentarischen Basts In der gestrigen Sitzung des Hauptaus- schusscs des preußischen Landtags kam Mini- sterpräsident Braun auf das Verlangen nach einer Regierungsneubtlduna zu sprechen. Er erklärte, die Regierung habe kein Bedürfnis nach einer Umbildung, sondern nach ruhiger und stetiger Arbeit. Die gegenwärtige Regie rung sei ordnungsmäßig zustanbegekommen, habe ein Vertrauensvotum erhalten, und so- fähigkeit des Völkerbundes brauche man nur an die vielfachen Schwierigkeiten Polens und der Freien Stadt Danzig zu erinnern, die einer glücklichen (!) Lösung entgegengeführt seien. Aber alle diese Fragen treten gegen über dem Hauptproblem, der Sicherheitssrage, vollständig in den Hintergrund. Das Ver langen nach einem Frieden, der auf die Ge rechtigkeit begründet ist, habe den Bölker- bundspakt und insbesondere dessen wesent- lichen Teil zustandegebracht, der in den Ar- tikeln 14, 15 und 16 niedergelegt sei. Um aber diese Artikel den verschiedenen Möglich keiten anzupassen und um ihnen ihre ganze Wirksamkeit zu verleihen, seien ergänzende Konventionen unentbehrlich. Die bedeutend sten Persönlichkeiten des Völkerbundes arbei teten denn auch eifrig an der Aufstellung sol cher Konventionen, die trotz ihres obligato rischen Charakters die Souveränität der Völ- ker respektieren. Painlevs erinnerte dann an die große Rede Herriots auf der letzten Döl- kerbundsversammlung, die zu den drei funda mentalen Begriffen geführt habe, von denen jeder für sich wie auch ihre Ordnung selbst obligatorisch seien, nämlich Schiedsverfahren, Sicherheit und Abrüstung. Niemand habe die Arbeiten der letzten Völkerbundsversammlung vergessen, durch die die Lücken zugestopft werden sollen, damit die Gewalt sich nicht mehr freimache« könne. Unvergeßlich seien auch die wertvollen Aufstellungen der den Völkerbundsmitgliedern auferlegten Pflichten, -er wirtschaftlichen und militärischen Sanktionen für Verfehlungen gegenüber dem Völkerbundspakt. Nm Schluß der letztsährigen Völkerbunds versammlung — fuhr PainlevL fort — habe Paul Boncvur vor der Versammlung erklärt, daß das Genfer Protokoll keine Abänderung, sondern ein Richtkommen tar zu dem BölkerbundSvakt sei. Damit rechneten die Urheber des Genfer Protokolls auf dessen sofortige Annahme durch die Regie- rung. Man dürfe sich weder enttäuschen, noch entmutigen lassen, wenn diese Hoffnungen nicht in Erfüllung gegangen seien. Wenn auch das Genfer Protokoll und die Abrüstungs konferenz hätten vertagt werden müssen, so seien heute zwischen den am »meisten am SicherheitSproblem interessierten Staaten Verhandlungen im Gange, um zu den Verein barungen oder Schiedsverträgen zu gelangen, die mit dem Dölkerbundsvakte in Einklang stehen und die Aufrechterhaltung des Frieden? ^kh"n. Diese Bedingungen feien von dem gleichen Meiste beteelt uud unterschieden sich von Genfer Protokoll nur dadurch, daß die Verträge nur für einige Staaten gelten sollen. Go werde der geplante Rheinnakt nur die Staaten umfassen, unter denen Schwierig» ketten entstehen könnten. Das Genfer Proto» ' , Ermögliche solche Sonderabkommen, die. wie Painlevs betonte, in keiner Weise zu den allaemetnen Regeln des Genfer Protokolls im Vi^rsornG stehen. Hinsichtlich SchiedSverträoe erklärte Painlevs. daß die SGiebsverträge. wie lle vom Völkerbünde vorgesehen seien, keine Ausnahme zulassen. Ihr« Ausführung hänge lange ihr daS nicht entzogen werde, habe sie pflichtgemäß im Jntreffe des Staates zu ar beiten. Er bitte die Parteien, sie hierbei zu unterstützen. Er selber habe nach seiner zwei ten Wahl erklärt, daß er bemüht sein werde, für sein Kabinett eine breitere parlamentarische Basis zu gewinnen. Seine Bemühungen seien bis jetzt leider erfolglos geblieben: er hoffe jedoch, daß im Laufe der nächsten Monate seinen Bemühungen Erfolg beschieden sein werde. nicht allein vom guten Glauben und den Ab machungen der Unterzeichner ab, sondern von -er Garantie, die der Völkerbund selbst biete. Das Sicherheitsproblem stehe also heute unter anderen Bedingungen da als im vergangenen Jahre. Eine Lösung des Problems könne sogar durch Zusatzanträge zum Genfer Proto koll gefunden werden. Die Bestimmungen dieser Sonderabkommen würden nur die Staaten angehen, die das Sichcrheitsproblem unter sich abschließend regeln wollten. Da gegen würden die allgemeinen Verpflichtun gen der Völkerbuudsmitglieder die gleichen bleiben, ohne -aß sie in irgendetwas erweitert oder geschmälert werden würden. Nach der Wahl einer achtgliedrigen Prü- fungskvmmiffion wurde die Versammlung auf 4 Uhr nachmittags zur Vornahme der Präsidentenwahl vertagt. Dan-uran- DerhandlungSpräfi-ent Aus dem Bericht der MandatSprüfungS- kommifsion ergibt sich, daß 47 Staaten rechts- gültig vertreten sind. Sieben Staaten, näm lich Argentinien, Bolivien, Kostarika, Guate mala, Haiti, Honduras und Peru sind nicht vertreten. In der Nachmittagssitzung des Völkerbun des, die von Painlevs >45 Uhr eröffnet wurde, wurde der kanadische Senator Dandurand mit 41 von 47 abgegebenen Stimmen zum Präsi denten der sechsten Völkerbundsversammlung gewählt. Nach der Wahl begrüßte PainlevL den kanadischen Senator und feierte Kanada als eine Wiege französischer und englischer Kultur. Präsident Dandurand dankte für die Wahl und gab Kenntnis von dem Tode des früheren französischen Ministerpräsidenten und Völkerbundsmitgliedes. Viviani und sprach -er französischen Delegation und dem Völkerbunde das Beileid auS. Painlevs dankte namens der französischen Delegation. Die Versammlung wurde dann einige Zeit unterbrochen, um die Wahl der Vizepräsiden, ten vorzubereiten. Narb -er Wiederaufnahme der Sitzung gab Präsident Dandurand be kannt, in welcher Weise die 25 Punkte der Tagesordnung auf die sechs Kommissionen der BölkerbundSversammlung verteilt werden. Gefälltes Bajonett aegen Deutsche in Tschechien Bei der In Tevliß-Schönnu vw den den sch bürgerlichen Par eien und der Deu ch ationel sosia- listlschen Ardci:erpar!ei einderusenen Protest- Versammlung gegen die Drangsalierung der deu - schen Bevölkerung, die Drosselung der deu 'ch n Schulen und die Grwol akte des staatl ch n Boden- am.s In Mariendid ging ein großes Gendarmerie- aufqeboi mit gesälltem Bajonett gegen den deut schen Demonstra iongzug vor und zer ch Itt Ihn in zwei .Teile. Sine zweüe Gendarmeriead^ilung verwehr!« dem Umzug das Vordringen zur Be zirk,haupimannschaft. Der Versammelten dem ch tigtr sich große Erregung. Als es der Menge gelang, den Cordon zu durckdr ch n, wurde die Lage äußerst kriüsch. Die Gendarmerie ging ncch mal« mit gefälltem Bajonett vor. Erst nach Inter- v«n:Ion des Adgrordne*« Kirsch wurde di« Gen- darmerie zurückgewgen. Ein Mann, der den M-anifestamen ?urief: Geh» doch auseinander, damit nicht unnötig deu ch-, Blut vergossen wir-l- wurd« verhaftet und dem Gericht eingeließert. Drei wichtige Kragen an painleve Die große Sensation des Tages bildet die Rede, die der französische Ministerpräsi dent Painleo« zur Eröffnung der Böller» bundstagung in Genf gehalten hat. Die Bedeutung dieser Rede liegt darin, daß die französische Politik in takti scher Hinsicht einen ganz neuen Weg einzuschlagen beginnt, der die Verhandlungen über den Slcherheitspakt zu einem diplomatischen Erfolg für Frankreich gestalten soll. Painlevs sprach zur größten Ueberraschung der Beteiligten die Forde rung aus, daß der Bölkerbundsrat sofort nach dem Zustandekommen des Sicherheits paktes eine Weltabrüstvngskonferenz einbe rufen soll. Frankreich werde an einer solchen Konferenz oorbehaltslos mitwirken, um die» ses große Ziel zur Befriedung Europas und der Welt zu erreichen. In deutschen Kreisen zwukelt man keinen Augenblick daran, daß es sich hier um eine große Geste Frankreichs handelt, um einen groß angelegten Schachzug der französischen Diplomatie, die vor aller Welt den Eindruck Hervorrufen will, als sei sie restlos entschlossen, jede Sicherheit für den Frieden Europas zu bieten. Als der deutsche Reichskanzler Dr. Luther semer'eit im Reichs tage nach der ersten Briand-Note die For derung auf allgemeine Abrüstung im Na men der deutschen Regierung ausgesprochen hat, wurde ihm dieses von den Regierungen Englands und Frankreichs ernsthaft ver übelt, indem man betonte, Deutschland sei nicht dam berufen, den Abrüstungsgedanken in die Debatte zu werfen. In der zweiten Briand-Note hat Frankreich das Abrüstungs problem wesentlich vorsichtiger behandelt und die Behauptung ausgesprochen. Deutsch land sei schuld daran, daß die allgemeine Abrüstung noch nicht erörtert werden konnte, denn es habe sich absichtlich dem Völkerbund ferngehalten. Von deutscher Seite wurde hierauf unvenüalich geantwortet, daß diese französische Beschuldiaung jeder Grundlage entbehre, denn im Jahre 1919 hat der deut sche Delegierte auf der Versailler Friedens konferenz. Graf Brockdorf-Rantzau, im Na men der damaligen deutschen Regierung aus drücklich die sofortige Aufnahme Deutsch lands in den Völkerbund beantragt. Da mals hielten es die alliierten Reaierungen nicht für nötig, Deutschlands Mitwirkung am Völkerbund zu gewinnen, denn sie lehn« ten den deutschen Antrag in der brüskesten Tonart ab, indem sie Deutschland für so lange unwürdig für den Völkerbund erklär ten, solange es nicht seine moralische Schuld am Kriege durch die Wiedergutmachungen getilgt Hobe. Es ist also unzweifelhaft er wiesen, daß die alliierten Regierungen selbst den rechtzeitigen Eintritt Deutschlands in dm Völkerbund verändert haben. Immerhin ist es für die deutsche Poli- tik von denkbar größter Wichtigkeit, daß der französische Ministerpräsident die Ini tiative dazu ergriffen hat, schon ieht die Einberufung einer großen Weltab- rüstungS-Konferenz zu fordern. Nach der klaren und eindeutigen Erklärung der deutschen Regierung müßte eine solche Konferenz, wenn sie überhaupt einen Ginn haben sollte, dazu führen, baß alle dem Völkerbund angeschlossenen Mächte gemeinsame Vereinbarungen über die allgemeine Abrüstung treffen, und daß in Zukunft nicht Deutschland allein in Europa