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DreSde». —* * Se. Maj. der König traf vorgestern abends 8 Uhr in Triest ein. Zum Empfange des Monarchen hat ten sich auf dem Bahnhof u. a. eingcfundcn: der Statt- mer zu dringen, so ist es ebenso betzreiflich, daß sich die Mehrheit dieser gegen das Eindringen des polit. Partei- wesens und gegen eine noch stärkere Liberalisierung der Ständeversammlung wehrt. Schließlich wird auf die Unbestimmtheit und Schmie- rigkeit der Ausführung des liberalen Antrages hingewie- fen, bei dem es sich schließlich um Zahl und Wahl handle, wobei die Regierung nicht auf eine gewisse Garantie ver zichten könne. Diese habe man in dem früher vorgeschla genen Präsentationsrecht für beide Teile erblickt. Viel leicht gelinge es, andere Garantien zu finden. Immerhin bedürfen aber auch diese Fragen noch der Klärung, ehe die Regierung zu der „Reform" der 1. Kammer eine bestimm tere Stellung einnehmen könne. Nun mutet allerdings die Wendung von der Gefahr eines Eindringens des politischen Parteiwesens in die Erste Kammer etwas naiv an. Natürlich ist das ausge schlossen, wenn die Konservativen unter sich sind. Trotz dem aber läßt sich nicht bestreiten, daß die Erste Kammer ungemein reformbedürftig ist, wenn in einem Industrie- lande wie Sachsen die Industrie so schwach vertreten ist in der 1. Kammer. Gleichwohl kann man die Aeußerungen der Regierung nicht als unbegründet betrachten. Der liberale Antrag schmeckt etwas nach dem Sprichwort: „Wasch' mir den Pelz, aber mach' mich nicht naß!" Er wünscht die verschiedensten Stände vertreten, aber nicht als Stände, sondern als Sachverständige, in der Besorg nis, die Vertretung könnte auch die Berufsstände der äu ßersten Linken erreichen. Hierdurch ist aber die Unbe stimmtheit in den sonst sympathischen Antrag gekommen, die der Regierung den nicht unwillkommenen Anlaß zur zeitweiligenAblehnung bot. Wir betrachten nämlich die Ablehnung nicht in dem Sinne des Abg. Langhammer: „Laßt alle Hoffnung schwin den!" Dazu hat denn doch die Regierung und im Beson deren auch der Minister Graf Vitzthum von Eckstädt selbst, bereits zu oft sich in dem Sinne festgelegt, daß sie der vermehrten Vertretung der Industrie und des Handels zustimmend gegenüberstehen. Unserer Meinung nach gilt es vor allen Dingen er neute Arbeit, um der Regierung bald ein fester um- rissenesProgramm vorzulegen, das in organischer Fortentwicklung, ohne Antastung des 2-Kammernsystems, den in der jetzigen Zusammensetzung ungerecht behandel ten wichtigen Berufskreisen zu ihrem Recht verhilft und dadurch zugleich eine Stärkung des politischen Ansehens der 1. Ständekammer herbeiführt! — Dr. B. Sächsische DvrfzettNND «w-aupresse. sie solle' sich vielmehr anschließen an die geschichtlichen Ueberlieferüngen, sich austauen aus dem alten ständischen Prinzip. Schon Lei der Verfassungsänderung von 1868 sei von der 2. Kammer vorgeschlagen, der 1. Kammer für Handel und Industrie eine offizielle Vertretung zu gewäh ren und dieser damit gleichzeitig ein neues Element fach- verständigen Wissens zuzusthren. In der Entwicklung Sachsens seien inzwischen die damals nicht oder unge nügend berücksichtigten Interessen immer wichtiger gewor den und wenn dieselben mehr und mehr nach entsprechen der Vertretung drängten, so liege darin keineswegs irgend tzine Feindseligkeit gegen die Landwirtschaft. Wenn man es als Hauptamt der 1. Kammer ansehe, kaß sie eine Ueberstürzung der Entwicklung aller Verhält- INisse auf politischem und sozialem Gebiet verhindern solle, sso böten hierfür die außerordentlich großen wirtschaftlichen und sozialen Gebiete, über die der Industrielle zu Wachen hahe, mindestens das gleiche Gewicht, wie es der befestigte Grundbesitz tue. Ja, cs sei, wie Geh. Rat Wach in der 1. Kammer einmal betont habe, durch Aufnahme von gewerb lichen und industriellen Kräften eine Stärkung des politi schen Einflusses der 1. Kammer vorauszusehen. Herr Hettner führte dann noch aus, daß auch der klei nere städtische und ländliche Grundbesitz, bei der großen Bedeutung des mittleren Bauernstandes, eine Vertretung verdiene, ebenso wie Rechtspflege, Heilkunde und Unter richtswesen. Sie sollen jedoch nicht Vertreter ihrer Be rufsstände, sondern im Hinblick auf staatliche Aufgaben Sachverständige ihrer wichtigen Gebiete sein. Die Partei habe den Wahlmodus für diese Ergän zungen offen gelassen, derselbe sollte aber im Einklang mit den allgemeinen Grundsätzen des neuen Wahlgesetzes sein, in entsprechender Anpassung. Aus der Entgegnung des Mini st ers Grafen VitzthumvonEckstädtinder Kammer am 17. d. M. sind hauptsächlich zwei Hauptpunkte bemerkenswert, die die Regierung bestimmen, „in diesem Stadium der Be ratung" zu den Anträgen der Freisinnigen und der Libera len keine Stellung zu nehmen. Dies ist erstens die Un sicherheit einer zur Verfassungsänderung nötigen Mehrheit für einen der beiden Anträge und die in den Anträgen selbst zutage tretende Unbestimmtheit, zweitens die Not wendigkeit, vor Abgabe einer bindenden Erklärung die Stellung zu erfahren, die die Erste Kammer zu diesen sie in so hohem Maße berührenden Anträgen einnimmt. Von hohem Interesse in dieser Frage ist sodann eine in der offiziösen „Leipziger Zeitung" vom 22. d. erschienene Auslassung über die Reform der Ersten Kammer, welche von angeblich Unterrichteten der Feder des Staatsministers Grafen Vitzthum von Eckstädt zugeschrie ben wird. In der Tat deckt sich dieser ausführlichere Artikel so ' ziemlich mit den Ausführungen des Ministers des Innern in der Kammer. Er betont den Wunsch der Regierung, die Industrie in der 1. Kammer durch hervorragende Persönlichkeiten vertreten zu sehen, bezeichnet aber die Reform für diese Session als inopportun. Neue Männer in der Re gierung und in der Zweiten Kammer müssen sich erst ein arbeiten. Es fehlt an einer sichern Majorität in der 2. Kammer und die Stellungnahme der 1. Kammer ist noch nicht bekannt. Wenn die Liberalen ihren Sieg über die Konservativen ausnützen wollen, um auch in die 1. Kam- SLchfische Rachrichtm. Den 28. Februar 1810. März. Der März übernimmt morgen das Regiment. Dieser Monat hat für uns seine besondere Bedeutung dadurch, daß er uns die lieblichste aller Jahreszeiten, den holden Früh ling, bringt. Wohl kann des Winters Macht besonders in der ersten Hälfte noch groß sein, aber meistens macht die milde, warme Luft sich doch sieahaft bemerkbar. Für den Landmann ist der März die Zeit zum Beginn der Som mersaat, auch werden die Wiesen und Kleefelder gereinigt und zur Aufnahme neuen Samens vorbereitet. Darum will der Landmann auch von nasser Witterung im März nichts wissen, wie es in der alten Bauernregel heißt: Nasser März ' Ist für keines Bauern Herz, Der der Sonne wehrt, Wird wenig begehrt. Im Garten fangen die Zwiebelgewächse, besonders die in allen Farben leuchtenden Hyazinthen und Tulpen, schon langsam an zu blühen. Veilchen gucken neugierig aus dem Boden hervor, und an den Bäumen brechen die ersten Knospen aus den bräunlichen Hülsen. Sobald die Wärme zunimmt, stellen sich auch die Zugvögel wieder ein. Die Stare und Finken bilden den Vormarsch, dann folgen als das Gros des Heeres die Schnepfen, Kiebitze, Wildgänse, Drosseln und Dohlen, hinterher kommen als Nachtrab Bachstelzen, Rotkehlchen, Ammern und Störche. Ist das Wetter recht lind, so fängt bei vielen bereits das Nisten an. Für den Jäger liefert die Jagd auf den Auerhahn und Birkhahn ganz besondere Freuden, i da gerade in der Balzzeit dieser Tiere das Pürschen von großem Reiz ist. Der März bringt überhaupt jedem Menschen etwas Schö nes mit. Vorbei ist der Winter mit seinem Ungemach, den vielen Ausgaben für Heizung, warme Kleidung -und Ge sellschaften, gekommen ist der Frühling mit Sonnenschein, Blüten an Baum und Strauch, Vogelgesang und herrlichen Tagen. Man kann wieder ozonhaltige Luft einatmen und sich am Erwachen der Natur, das jedes Jahr wieder einen überwältigenden Eindruck auf sinnige Gemüter macht, er freuen. Von dem kriegerischen Schutzpatron des März, dem Mars, ist wenig zu merken, höchstens sprechen wir von der Schlacht zwischen Winter und Lenz. Friedensgefühle wer den in uns lebendig, und neues Hoffen zieht in die Seelen ein. > 'j * In der Theosophischen Gesellschaft in Dresden hält am Mittwoch, den 2. März abends 8 Uhr im kleinen Saale des Künstlerhauses Herr Schriftsteller ^Friedrich Jaskowski einen Vortrag über das aktuelle Thema: „Wie der Christ und der Monist und wie die Tat- - fachen das Mcnschenrätsel erklären". * Maeterlinck und die Uraufführung der „M aria Magdalen a". Am 12. März witd im ' - Leipziger Stadttheater Maeterlincks religiöses Drama > ^Maria Magdalena", das bekanntlich in Berlin und an deren Städten von der Zensur verboten wurde, seine deut sche Uraufführung erleben. Der Dichter wird der Ein ladung des Leipziger Theaterdirektors Volkner Folge leisten und der Aufführung zusammen mit seiner Frau — der bekannten französischen Schauspielerin Mad. Geor gette Leblanc — beiwohnen. * Im König!. Hofthcatcr zu Stuttgart erlebte „D i c Nachtigall", Scherzo in einem Akt von Karl. v. Kaskel, Text von F. A. Geißler, in der Galavorstellung aus Anlaß des Geburtstags des Königs von Württemberg ihre Uraufführung. Das auf feinste Wirkungen berechnete und in Melodik und Instrumentation gleich reizvolle Merk chen kam unter Leitung von Generalmusikdirektor Max Schillings und Oberregisseur Gerhäuser prächtig zur Gel tung. Der König beschicd den Komponisten zu sich, beglück wünschte ihn zu dem Erfolge und überreichte ihm persönlich die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. > ^,Die Nachtigall" ist auch von der Wiener Hofoper zur Auffüh rung angenommen. * Ein Gedicht Karls des Großen ent deckt. Der Kardinal Rampolla hat bei seinen Forschun gen im Vatikan eine bisher völlig unbekannte Elegie Kai ser Karls des Großen auf den Tod seines Sohnes entdeckt. An der Echtheit des Gedichtes, das in lateinischen Distichen geschrieben ist, kann nach Rampollas Ansicht nicht gezwei felt werden. Es wird demnächst in einem Band von Doku- menten anoymer Historiker vor und nach dem 6. Jahrhun- > dert erscheinen. Dienstag, d« 1. Mär, IV10. . ——— Halter Prinz zu Hohenlohe und der Verweser der deutschen Konsulats Geh. HofM Scheefer/ sowie viele Angehörige der deutschen Kolonie. Nach Vorstellung derselben zog -er König zahlreiche Persönlichkeiten ins Gespräch und begab sich sodann zu Fuß ins Hotel. Der König reist« gestern vormittag mit dem Lloyddampfer „Corinthia" nach Korfu. —* Bezirksausschußsitzung. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses der Kgl. Amtshauptmann. schäft Dresden-Altstadt findet Freitag, den 4. März, vor. mittags 10 Uhr im amtshauptmannschaftlichen Sitzung», saale (Kanzleigäßchen) statt. —* Die Oberarzt st elle am Diakonissenhause, aus der noch 22jähriger Tätigkeit am Krankenhaus der Diakonissenanstalt Herr Generaloberarzt Dr. Heymann ausscheidet, wird von dem bisherigen Assistenten an der Augenklinik in Breslau, Herrn Dr. Rupprecht, besetzt wer- den. —* Der Verein fürMarienheime hielt am 24. d. M. in seinem Marienheim Holbeinstraße 121 seine ordentliche Hauptversammlung ab. Wie schon der 1. Vor sitzende, Herr Generalmajor z. D. Götz, in seinen Begrüß- ungsworten betonte, konnte auch Frl. Marie Wagner in ihrem Tätigkeitsbericht feststellen, daß kein Jahr seit drx Begründung des Vereins so wichtig gewesen sei, wie das letzte, das auf Grund der Erfahrungen früherer Jahre eine vollständige Aenderung in der Verwaltung und Be wirtschaftung der Marienheime herbeigeführt habe. Die Kassenberichte zeigten, wie es dem Verein im letzten Jahre gelungen ist, eine ganz neue hocherfreuliche wirtschaftliche Grundlage sich zu schaffen. Herr Stiftslehrer Schürer sprach den Dank der Versammlung aus für die erfolgreiche Arbeit der Vorsteherin der Heime, des Fräuleins Zwicker. (Anfragen und Bewerbungen an die Vorsteherin Fräul. Zwicker, Marienheim Holbeinstr. 121.) —* Die Gesellschaft für Christentum und Wissenschaft gedenkt Mittwoch den 2. März abends 8 Uhr im Restaurant Kneift (Große Brüdergasse) ihre diesjährige Harrptversammlung zu veranstalten. Aus der Tagesordnung steht außer Bericht und Wahlen auch ein Vortrag des Herrn Oberstabsarztes Dr. Fröhlich über das Problem der Ursächlichkeit. —"Verband fürJugend Hilfe. Es möge hier mit erneut darauf hingewiesen werden, daß in jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat im Königlichen Amtsge richt, Lothringerstraße 1, nachmittags von 5—6 Uhr Be sprechungen der Helfer abgehalten werden. Die nächste Helferoersammlung findet daher Mittwoch, den 2. März, statt. —* D e r F a h r ra d d i e b, der vor einigen Tagen auf der Reißigerstraße dem Boten einer hiesigen Firma das Geschäftsrad stahl, während der Bote die Waren ab lieferte, ist in der Person des 28jährigen Schlossers Schu bert festgenommen worden. — In die Elbe gesprungen ist von der Jn- terimsbrücke in der Nacht zum Freitag eine etwa 23 Jahre alte Unbekannte. Sie schrie einige Male laut um Hilfe und verschwand dann in den Fluten. —* E i n b ru chs d i ebst a h l. In der Nacht zum Sonnabend ist in eine Schankwirtschaft am Wettinplatz eingebrochen worden. Dabei sind 3 geräucherte Schinken, eine Anzahl Leberwürste und verschiedene Flaschen Likör gestohlen worden. Von den Tätern fehlt noch jede Spur. Striesen. —* In der V e r s ö y n u n g s k i r ch e an der Schan- dauer Straße 35 fand gestern abends 6 Uhr ein liturgischer Gottesdienst mit Ansprache und musikalischen Darbietun gen statt. Mitwirkende waren Fräulein H. Düntz, Herr Kammermusikus Stelzner und der Kirchenchor. —" Der Allgem. Turnverein „Guts Muts" in Dr.-Stries. hielt gestern in der Schulturnhalle Pohland- straßc vor zahlreichen Zuschauern ein Schauturnen der Knaben-, Zöglings- und Männerabteilungen ab. Der Ver- cinsvorsitzcnde Herr Drechsler hieß die Erschienenen herz lich willkommen und legte den kleinen Turnern ans Herz, nicht bloß zu ihrem Vergnügen zu turnen, sondern um den Körper zu kräftigen und den Geist zu stärken. Vor vier Jahren habe der Verein das Kinderturnen eingeführt un gute Erfolge damit erzielt. Ostern sei die Zeit der Prüf ungen, und heute sollten sie nun zeigen, was sie gelernt hätten. Mit der Versicherung, das Turnen weiter im Sinne Jahns und Guts Muts zu pflegen, schloß der Vor sitzende seine Ansprache. Hierauf begannen die Hebungen unter der Leitung des Herrn Turnlehrers Seifert und bald sah man die Jungmannschaft in Frei- und Stabübungen, am Barren, Reck und am hohen Pferd ihre Tüchtigkeit zei gen. Die Ausführung aller Hebungen zeigte eine gute Durchbildung der kleinen Turner und bewies, daß großer Fleiß auf ihre Ausbildung verwendet worden ist. Ein Nie- gcnturnen der Männer- und Zöglingsabteilung unter Lei tung des Turnwarts Hildebrand beschloß das in allen Tei len wohlverlaufene Schauturnen. Blasewitz. —* Di e Z i e h u n g der 4. Klasse der L a n d e s lot- t e r i e findet am Mittwoch, den 9. und Donnerstag, den 10. März statt. An größeren Hauptgewinnen werden m dieser Klasse je ein 60 000, 50 000, 30 000, 20 000 und 10 000 Mk.-Gewinn ausgespielt. (Fortsetzung Beilage 1. Seite.)