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DocheitWElbMMkft Voten fre, in» 4-olnvg in der «en-Annahnie erfolgt Inferate kok die 6-gesp. Petitzeile 20 Pf., kleine Anzeigen 15 Pf. d>e Neklamezeile 50Pf Für die Aufnahme an bestimmter Stelle wird keine Garantie übernommen Annahmestellen: letzte Seite. Erscheint jeden Wochentag attchmittag-SUhr für den folg«»« r«g, l. /W M I vn.e.tz.n.Anna^e «folgt.Sitz AM. « ß O I « Dß d«ch liefert an« geliefert 2.22 2 — 160 Donnerstag, den 27. Juni 1907 Beilagen: „Illnfwieetts Unterhaltnvg-blatt^ 4» .Noch Feierabend" * »Hon«- mid vaetentoietfchoft^ „Fer»de»-8ifte". Druck und Verlag: El-gan-Buchdruckrret und verlagsanftalt Herman» Beyer ch Lo., Vlafevitz; verantw.: Vilh. v. Buttlar, Blafevitz IImtLdIL1 t wr tjie ^g,. TimlrdauptmannrebaNe» vreraen -fllrtatll u. ke«rts«tt, clas isgf. Fwttgertedt vrercke», sigl. Zuperinienöenlur vresäen II, ctie Xgl. rorslfenliimtet vtesclen. Monlrdutg «m lir oir 8r»tl»a«», L»»dee«»i, rntnn«, vodMr, weclmlir, vuaremMr. N-rnml«. em»Ur. LeedeUr-vemr»« mä ksr»e»«4«. ?adllll«k>»«r-vsglll unck LoluI Uerelger lür 8!are«!Ir, co;ch«ltr. 8»ch«ilr. Iveirsn km», Süklru, öie törrnilrgemeinöen, 0s«Äen Zftierrn unll lkugnau. Fernsprecher: Amt Dresden Nr. 809. Nr. 147. Telegramm - Adrefse: rwg-upresi« Blafaoitz. 6S. Jahrg. RednktttmSschlnH r , Uh» Mittags. Sprechchmrde der Redaktion: S S Uhr Nachmittag». Zuschriften in redaktionellen Angelegeubeftev find nicht an den Redakteur persönlich, sondern au-schlteßlnh an die Redaktion zu adressieren. fteikstk SmMt. König Friedrich August besuchte gestern eine An zahl Städte und Ortschaften des Erzgebirges. Dabei wur den u. a. folgende Orte berührt: Stollberg, Niederzwänitz, Zwönitz, Lößnitz, Aue, Schneeberg und Neustädte!. Meh rer- SÄdte und Privatleute haben aus Anlaß des Königs besuches wohltätige Stiftungen errichtet. In Aue wurde ein König Albert-Denkmal geweiht. Heulte wird die Reise fortgesetzt. Der bisherige Kultusminister Dr. Studt wurde auf Lebenszeit in das preußische Herrenhaus berufen. — Dem preußischen Finanzmiuister Freihcrrn Don Rheinbaben wurde der SLwarzc Adler-Orden verlichen. In München hat der Beteidigungsprozeß Peters be gonnen. Zum Präsidenten Des neuen österreichischen Abgeord netenhauses wurde der christlich-soziale Abg. Weißkirchncr gewählt. — DaS Abkommen zwischen England, Frankreich und Spanien wird dem Wortlaut nach bekannt gegeben. Don de« SiebenM-er Sechsen. mie in Posen Dr. Gustav Buchholz herausgegebene treff liche „Ostdeutsche Korrespondenz" höchst interessante Aus führungen gebracht. Das kleine Völkchen der Siebenbür ger Sachsen — mit 220 000 Seelen selbst in Siebenbürgen nur ein Zehntel der Bevölkerung, in ganz Ungarn wenig mehr als 1 v. H. — ist, von dem allgemeinen Auswander ungsfieder, das in Ungarn infolge der bekannten politi schen Mißwirtschaft wütet, nicht verschont geblieben. Die Zahl der Sachsen außer Landes wurde kürzlich auf 14 629 berechnet, also 6,7 v. H. der gesamten Heimatsbevölkerung. Der größte Teil dieser Auswanderer weilt in Amerika, da neben kommen Deutschland, Oesterreich und Rumänien in Betracht. Da Obendrein die natürliche Volksvermehrung bei den Sachsen sehr gering ist (die Sachsen von Mediasch z. B. verzeichneten 1905 nur 75 Geburten neben 84 Todes fällen!), so haben einige Beurteiler in Ungarn wie bei uns schon an der Zukunft des Sachsenvolkes überhaupt zu zweifeln begonnen. Das ist jedoch bei näherer Betrachtung Der Verhält nisse nicht angebracht. Einmal hält der Sachse in der Fremde viel zäher an seinem Volkstum fest als alle andern Deutschen. Die Sachsen in Rumänien sind gut organisiert und gehen im allgemeinen schon wegen ihrer religiösen und kulturellen Eigenart nicht im Rumänentmn unter. Auf dem deutschen Boden des Reiches und Oesterreichs blühen zahlreiche sächsische Verein», und auch in Amerika macht die Organifativnsidee gerade neuerdings gute Fort schritte. Von den höchstens 10 000 Sachsen der Union umfaßt ihr 1902 gegründeter Zentralverband heute bereits etwa 1150, die 31 Lokalvereine sogar ungefähr 2200 Mit glieder. Es gibt in Amerika sächsisch-deutsche Gottesdienste und sogar ein sächsisches Blättchen, die „Heimatklänge" in Erie. noch mehr als der vierte Teil. Besonders die ländlichen sächsischen Auswanderer lassen sich einigermaßen mit den uns vertrauten „Sachsengängern" vergleichen: sie gehen — vielfach ohne ihre Familie — nach Amerika, um dort in einigen Jahren schwerer Arbeit ein kleines Kapital zu er sparen, und kehren dann in die Heimat zurück. Die von drüben mitgebrachte, oft beträchtliche Summe dient der Entschuldung des heimatlichen Grund und Bodens und trägt zur wirtschaftlichen Blüte der sächsischen Dörfer nicht unwesentlich bei. Im Repser Kirchenbezirk zum Beispiü sind von 470 Auswanderern 134 zurückgekommen. Die von ihnen ersparten Summen sind verblüffend groß. Der eine legte in einem Jahre 1600, ein anderer 2000 Kronen zu rück. Wieder einer sparte in 2 Monaten 5900 Kronen. Das erklärt sich einmal durch die hohen Löhne in der Union, sodann durch die erstaunliche Bedürfnislosigkeit der sächsischen Arbeiter. Bedenkt man noch, daß der Wert des Geldes in Siebenbürgen erheblich höher ist als bei uns, so kann man sich wohl vorstellen, daß die sächsischen „Ame- rikagänqer" meist schon in wenigen Jahren Kapital genug erspart haben, um in der Heimat ihre Höfe schuldenfrei zu machen oder gar zu vergrößern. Es wäre deshalb irrig, wollte man diese Art der Auswanderung unter den Sachsen bekämpfen. Sie bringt dem einzelnen eine Erweiterung seines Gesichtskreises uck> dem Volksvermögen recht ansehnlichen Zuwachs. Tie Auf gabe der berufenen Volksführer ist dabei nur, den Aus wanderern immer wieder zähe Sparsamkeit und die Pflicht zur Rückkehr zu predigen. Lebensraum hat das Sachsen volk in Siebenbürgen noch reichlich, wenn es nur sich selbst nicht aufgibt. Das jugendfrohe Rumänentum, das sich stürmisch vermehrt und doch gedeiht, gibt ihm ein nahe liegendes Beispiel. Leber die Wanderbewegung der Siebenbürger Sach sen hat ^kürzlich die von dem Prozessor an der Kgl. Akade- Das Erfreulichste aber ist, daß ein stattlicher Teil der Auswanderer wieder zurückkehrt, selbst aus Amerika W«i>tn»qrii. Bon Anion Andrae. XV. Pillnitz «ad da» SAnigliche Schloß. Wohl selten wird es noch einen Platz geben, der sich, ivas Lage und landwirtschaftliche Reize anbelangt, mit dem freundlichen Dörfchen Pillnitz messen könnte, zumal Ruhe, balsamische und heilkräftige Luft deu Ort zu einem wahren Dorado für Erholungsuchende gemacht haben. Kein Fabrikschornstein ragt dort in die Lüfte, kein Straßenbahn geräusch stört dort das idyllische Dasein der Bewohner, die Natur zeigt sich in ihrer ganzen Reinheit und Anmut und doch ist diese Oase im Getümmel des Verkehrs der nahen Großstadt auf bequemen, schönen Wegen in angenehmen kurzem Ausfluge zu erreichen. — In 1^4 Stunde bringt uns vom Terrasscnufer aus das schmucke Schiff der Sächs.- Böhm. Dampfschiffahrtsgesellschaft in ruhiger und staub freier Fahrt an Ort und Stelle und erfrischt steigen wir in Pillnitz die breite Laüdungstreppe empor, um uns einige Stunden zu erholen und dessen herrliche Anlagen und Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen. — Es ist ein historisches Oertchen, das traute Pillnitz, bereits 1403 wirü es urkundlich erwähnt und 1420 befand es sich im Besitz ter von Carlowitzschen Familie. Später war es in verschiedenen Händen, 1643 wurde ein Günther von Bünau damit beliehen, bis es 1694 vom Kurfürsten Jo hann Georg IV. eingetauscht und von demselben der be kannten Gräfin Sybille von Rochlitz geschenkt wurde. Kur fürst August der Starke verehrte es dann 1707 der noch be kannteren Gräfin Cosel, welche neun Jahr später in Un gnade fiel und vom 36. bis 85. Jahre ihres Lebens, also 49 Jahre (1716—1765), bis zu ihrem Tove im „Cosel turm" des Schloßes Stolpen in Haft gehalten wurde. Schon 1765 wurde Pillnitz regelmäßig Sommeraufenthalt der landesherrlichen Familie und 1791 vom 25.—27. August fano hier ein Fürstenkongreß statt, welcher über die Lage des Königs Ludwig XVI. von Frankreich beraten sollte. An demselben nahmen teil: Kaiser Leopold II. von Deutsch land, König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen und Graf Artois (nach mals König Karl X. von Frankreich), der zweite Bruder des unglücklichen Königs Ludwig XVI. Im Jahre 1873 starb mi Pillnitzer Schlosse König Johann und 1904 dessen zweiter Sohn, der König Georg. — Das Berg-, sowie das Wasserpalais erbaute August der Starke 1720 bis 1723 und erhob das zum kurfürstlichen Kammergut umgewan- delte Besitztum dauernd zur Sommerresidenz. Das alte Schloß brannte am 1. Mai 1818 vollständig nieder, wobei auch Der sogenannte „Venustempel" mit den »meisten sei ner Kunstschcitze mit vernichtet worden ist. Das Berg- und Wasserpala:-r wurde aber von den Flammen verschont und vom Herbst 1818 bis 1823 erfolgte der Bau des Neuen Palais nebst Kücbenflugel. Die im gegenüberliegenden Flügel erbaute Kapelle konnte 1830 einzewe.ht werden. Die militärische Bewachung des Schlosses erfolgt bereits seit 1723 und die Wache selbst befindet sich in dem 1824 völlig umgebauten, säulengeschmückten kleinen Gebäude gegenüber dem Haupteingang des „Neuen Palais". Rechts von letzterem befindet sich die schon seit 1724 bestehende Schloßrcstauration, welche 1898/99 vollständig umgebaut und komfortabel eingerichtet ist. Der Aufenthalt hier, be sonders auch im Garten unter den uralten, schattigen Bäu men, ist ein idyllisch schöner und die Verpflegung und Be wirtung unter dem jetzigen neuen aufmerksamen Wirt, Herrn Franz Ostertag, dem seine ebenso tüchtige, als freundliche, junge Frau getreulich zur Seite steht, ist eine anerkannt vorzügliche. — Das Innere des Schlosses kann nach Anmeldung beim Schloßverwalter jederzeit erfolgen, lvenn der Hof nicht dort wohnt, der Schloßgarten dagegen kann in Dieser Zeit auch ohne Führung und frei besichtigt weroen. Bei Anwesenheit des Hoflagers ist die Besichtig ung des Schloßgartens nur unter Führung gestattet. Be zahlung nach Belieben. — Das Innere der Schloß- räume enthält viele Kunstmöbel, Porzellane und wert volle Gemälde, der Speisesaal u. a. eine Fresko-Malerei des Professors Bogel von Falkenstein, in der Schloßkapelle befinden sich 8 Wand- und 3 Deckengemälde, welche das Leben der Mutter Maria darstellen. Der Schloßgarten teilt sich ein in Lustgarten, großen Schloßgarten (nördlich vom Bergpalais), Garten am Orangeriegebäude (pracht volle Coniferengruppen), Englischer Garten( mit Mar morstatue der Vestalin und der zur Blütezeit mit Hunder ten Blumen übersäten, weit über ein Jahrhundert alten Camelie), Neuer Garten (nördlich vom großen Schloß garten) mit Orchideen-, Palmen-Haus und statuenge schmückter Blumenterrasse und endlich die vor 1725 ange legten „Charmillen", als westliche Fortsetzung des Lust gartens — mächtige Buchenhecken im französischen Stil und Schnitt, in welchen sich Kegelschub, Krokett- und Turn platz für die Königlichen Herrschaften, sowie seit neuerer Zeit ein Gehege von Prachtfasanen befinden. Die Besich tigung sowohl des Schloßinnern, sowie der wohlgepflegten, prächtigen Gärten ist ein großer Genuß, den sich Jeder bieten sollte, welcher das traute Pillnitz besucht. — Nach einer Einkehr im Gasthofe „Zum goldnen Löwen", ver säume man nicht, seine Schritte nach der „Pillnitzer Mühle" deS Dörfchens zu lenken, wo man in dem reizend schonen Garten des vorzüglich bewirtschafteten CafS und Restau rants (O. Wendisch jr.) als Spezialität ein I». Täßchen Kaffee und ebenso ausgezeichnetes Feingebäck erhält. — Auf dem Rückwege gehe man durch den Kapellenflügel über den Schlohhof zum sogenannten Löwenkopf an der Elbe bis zur breiten Elbtreppe vor dem Wasserpalais, wo gewöhn lich drei prächtige, für den Dienst der Kgl. Herrschaften bereite Gondeln liegen, welche durch besonders uniformierte Gondoliere bedient werden. Interessant sind auch die dort am Schlosse ersichtlichen Angaben der höchsten Wasserstände der Elbe aus den Jahren 1845, 1862, 1890 u. s. w. Von hier aus empfiehlt es sich, auf der herrlichen von vier Rei- henKastanien gebildeten Allee, der sog. Maille-Bahn, in we nigen Minuten nach Hosterwitz zu gehen und hier das Dampfschiff zu erwarten, das uns ebenso schnell zurück nach Dresden bringt, als die ebenfalls in Hosterwitz-Pillnitz als Endstation haltende elektrische Straßenbahn. ßnt Wiffnschist «N Wißt * Im Asessdenztheatcr übt das sensationelle Schauspiel „Ein seltsamer Fall" nach wie vor die stärkste Anziehungskraft aus. Das Stück ist bereits von einer ganzen Reihe auswärtiger Bühnen zur Aufführung erwor ben worden.