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Frage angegangen werde::. Es moguch, daß schon in der nächsten Woche die chinesische An gelegenheit aufs Neue im Reichstage zur Sprache ge bracht wird. Unsere im vorigen Jahre nach China entsandte Panzerdivision kehrt im diesem Frühjahr nach Deutschland zurück. Ter Divisionschef, Contreadmiral Geißler, tritt zur Nordseestation Wilhelmshaven über; die Panzer „Weißenburg" und „Wörth" erhalten neue Commandanten. Tas Linienschiff neuester Construction „KaiserBarba rossa" wird demnächst in den Dienst gestellt werden. Jnsgesammt besitzen wir dann 13 Panzer. Tie Regierung von Reuß ä. L. beschloß dem kommen den Landtage eine Vorlage zur Errichtung von Arbeiter wohnungen im Betrage von einer halben Million Mark zugehen zu lasten. Lie Stockung in den deutsch-englischen Unterhandlungen über die endgiltige Abgrenzung des Togogebiets dauert noch fort. Seit ungefähr zwei Monaten ist dieser Stillstand eingetreten. Man hatte sich in London einen bestimmten Plan gemacht über den Antheil, den man von dem bisherigen neutralen Salagebiet bean spruchen zu können glaubte; da aber Deutschland seine Rechte auch entschieden geltend macht, verhält man sich ablehnend. Und das nennt man deutsch-englische Freund- schäft! England. Zwischen England und Rußland soll Mißstimmung wegen unbefriedigender Behandlung des russischen Thron folgers bei den Beisetzungsfeierlicheiten in England aus- gebrochen sein. In England, in New-Gate, ist die erste Hinrich tung durch den Strang seit der Thronbesteigung König Eduard's XII. vollzogen worden. Der Verurtheilte war der Mörder seiner Base. Man hoffte allgemein, König Eduard werde seinen Regierungsantritt mit einem Begnadigungsacte beginnen. Türkei. Die seit einiger Zeit schwebenden Verhandlungen über die Anstellung preußischer Offiziere in türki schen Diensten sind für jetzt abgeschlossen. Demnächst treffen je ein preußischer Major der Infanterie, der Pioniere und der Fußartillerie in Konstantinopel ein, die für die Ausbildung der Truppen der türkischen Provinzialcorps bestimmt sind. Bekanntlich erzielte der vor zwei Jahren angestellte Major v. Budgisch sehr gute Erfolge in Damaskus und jetzt in Tripolis, so daß beabsichtigt ist, in gleicher Weise auch bei dem an deren Armeecorps vorzugehen. Asten. Generalfeldmarschall Graf Waldersee hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." an der Spitze ihrer jüngsten Aus gabe mittheilt, die geplante Expedition vertagt, nachdem die chinesische Regierung die von den Gesandten gestellten Strafforderungen zugestanden hat. Zu unterstrei chen sind in dieser Mittheilung die beiden Worte „vertagt" und „zugestanden". Kommt China seinem Zugeständniß in angemessener Frist nicht mit der That nach, dann findet die Strafexpedition doch statt. Vor der Hand scheint es zwar so, als wolle sich der Hof in Singanfu wirklich in das Unvermeidliche fügen: Die beiden chinesischen Bevollmächtigten in Peking theilten den dorti gen Gesandten mit, daß ein Edikt über die Bestrafung der Würdenträger gemäß den Forderungen der Mächte veröffentlicht sei. Die Strafforderung ist wichtig, da es sich um eine Sühne für den Mord des deutschen Gesandten handelt, die nicht unterbleiben darf. Gleich wohl erfolgt sie nach dem alten Recevt: Die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen. Prinz Tuan, der Hauptübelthäter, kommt mit nichtssagender Verbannung davon und nur seine Helfershelfer und Handlanger werden hingerichtet. Mehr scheint aber doch nicht zu erreichen gewesen zu sein, und die Ge sandten erklären sich bezüglich des ersten Theils ihrer Forderung für befriedigt, wenn China seinen Zugeständ nissen die That folgen läßt. Die weiteren Bedingungen für den Friedensschluß, Garantien für die künftige Ord nung im Lande, sowie die Entschädigungsfrage, werden, wie man jetzt noch annimmt, keiner langen Verhand lungen bedürfen, so daß die Hoffnung nicht ausgeschlossen ist, zum allergrößtenTheil bald werden die Truppen die Heimreise antreten können. Freilich muß man sich den Chinesen gegenüber auf unangenehme Ueberraschungen stets vor bereitet halten, und, wir wollen daher nicht eher jubeln, als bis der Friedensvertrag wirklich perfect geworden ist. Afrika. Die Hilfsbedürftigkeit der Engländer wird durch den Erlaß eines britischen Obersten in recht Helles Licht ge stellt, der die an der Grenze der Buren-Republiken wohnenden Deutschen aufforderte, in das briti sche Heer einzutreten. Der deutsche Generalconsul beantwortete diesen Erlaß mit einer Bekanntmachung, in der jedem Deutschen die Pflichten der Neutralität eingeschärft werden. In London ist man über diese sachgemäße Abfertigung wenig erbaut und sucht den Er laß des britischen Obersten nun damit zu entschuldigen, daß man sagt, derselbe habe sich nur auf die britischen Unterthanen deutscher Abstammung bezogen. England, bas seine Werber direct nach Deutschland schickt, ist in der Wahl seiner Mittel natürlich nicht skrupelhaft und hat ganz selbstverständlich auch in Südafrika die Pflich ten der Neutralität unbeachtet gelassen und Streitkräfte zu kapern gesucht, wo und wie er nur irgend konnte. Im südwestlichen Transvaal zeigen die Buren fort gesetzt eine solche Rührigkeit, halten die Eisenbahn züge an, plündern sie in aller Ruhe und setzen sie dann in Brand, daß Lord Kitchener persönlich nach diesem Gebiet des Kriegsschauplatzes abgereist ist und sein Hauptquartier in Klerksdorp aufgeschlagen hat. Wenn ihm nur die Rückfahrt nach Pretoria gelingt! Nach den Erfahrungen, die er in den letzten Wochen mit seinen Eisenbahnfahrten gemacht hat, wird er ja wohl die äußerste Vorsicht üben; aber vielleicht kriegen ihn die Buren doch! In Kapstadt setzt die Pest ihren Verheerungszug fort und rafft täglich Engländer und Eingeborene da hin, so daß Lord Kitchener sich sehr bald genöthigt sehen wird, die noch kümmerlich aufrecht erhaltene Verbindung mit Kapstadt freiwillig und vollständig zu lösen, soll die furchtbare Seuche nicht auch unter die britischen Truppen verschleppt werden. Die täglichen Verlustlisten aus Süd afrika weisen so wie so erschreckend hohe Zahlen von Todesfällen an allen möglichen Erkrankungen auf, so daß wirklich nur noch die Pest fehlte, um das Unheil voll zu machen. Aus dem Muldertthale. "Waldenburg, 23. Februar. Ueber die nächsten Montag im Saale des Schönburger Hofes hierselbst concertirenden Geschwister Ernestine und Elmire Boucher schreibt das „Leipz. Tagebl.": „Gestern gaben die Pariserinnen, Geschwister Boucher, die sich auf ihrer zweiten Concertreise durch Deutschland befinden, bei vollständig besetztem Hause ein Concert, welchem mit großen Erwartungen entgegengeschen wurde. Dieselben wurden jedoch weit übertroffen. Die eleganten Pariserinnen mit ihrem Chic begeisterten unser hiesiges Publikum aufs höchste, die Violinistin ist wirklich eine gottbegnadete Künstlerin, die ganz in ihrer Kunst lebt. Sie brachte ein Violinconcert von Stunden Dauer zu Gehör, eine Elegie, ein Ständchen, ein Andaluse und darauf eines von den schwersten Stücken Paganinis; dabei hat man die Empfindung, daß sie alle Feinheiten im Ge fühle mit erlebt. Ihre Technik ist geradezu phänomenal. Ihr Vortrag ist eine Macht, die das Publikum unwill kürlich hinreißt, sie ist eine wirklich routinirte Künstlerin. Auch ihre Schwester leistet wirklich Vorzügliches. Bei einem kraftvoll männlichen Anschläge überwindet sie die größten Schwierigkeiten mit einer geradezu unglaub lichen Leichtigkeit. Besonders reizend waren die gestrigen Solonummern, in denen die französische Schule ganz zur Geltung kam, wie in den brillanten Trillern, Oktaven, Gängen rc. Lebhafter Beifall folgte auf jede Nummer, so daß sich die Künstlerinnen zu drei Zu gaben entschlossen. Allgemein wurde die Ansicht aus gesprochen, daß an diesem Abende ein ungewöhnlicher Kunstgenuß geboten war, und wurde der Wunsch laut, daß sich die Künstlerinnen bald wieder zu einem Be suche der hiesigen Stadt entschließen möchten." * — Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat vom 1. April 1901 an eine ander weitige Festsetzung der Prüfungsgebühren bei Prüfungen für das Schulamt beschlossen. Tie Gebühren betragen fortan mit Ausschluß der Kosten des für das Zeugniß anzuwendenden Stempels für eine vollständige Erst oder Wiederholungsprüfung, ingleichen für die Prüfung von Theologen in der Lehrbefähigung je 50 Mk., für eine Ergänzungs- oder Erweiterungsprüfung je 25 Mk. Auch die Prüfungsgebühren für die pädagogische Prüfung an der Universität Leipzig sind geändert: vom 1. April an betragen die Gebühren für eine Prüfung oder Wiederholungsprüfung 50 Mk., für eine Ergänzungs oder Erweiterungsprüfung 25 Mk. * — Die Niederschlagsmenge in der zweiten Decade des Februar betrug im unteren Thale der Zwickauer Mulde 20 ram (normal 12), im mittleren 16 (nor mal 14) und im oberen 29 (normal 19). Nach den auf der hiesigen meteorologischen Station erfolgten Messungen betrug die Niederschlagsmenge im gleichen Zeitraum 26,z in in. * — Wie bereits kurz erwähnt, findet am 25. bis 27. Februar zwischen gemischten Truppen des 12. Ar meecorps eine große Winterübung statt. Als Terrain dafür dürfte voraussichtlich die Gegend von Pulsnitz bis Radeberg bezw. Dresden in Betracht kommen. Am 26. d. soll von sämmtlichen Truppen abgekocht werden. Altstadtwaldenburg, 23. Februar. Der hiesige Männergesangverein „Liederkranz" beging am gestrigen Abende in dem äußerst schön decorirten Saale des Gasthofes zur Weintraube sein 33. Stiftungsfest, be stehend in Concert, Tafel und Ball. Die Tafelmusik wurde durch das Stadtmusikchor zu Waldenburg unter der allseitig bekannten Leitung des Herrn Musikdirector Heinrich ausgeführt. Der Vorsteher, Herr Ofenfabrikant Schulze, entbot den Festtheilnehmern einen herzlichen Willkommengruß und schloß durch ein Hoch. An dieses anschließend, würzte die Tafelrunde manch gediegenen Toast, desgleichen auch zwei launige Tafellieder. Die einzelnen Tanzpausen füllte man durch Vortrag ver schiedener Männergesänge aus und zeigte der Vortrag einen großen Fleiß und Eifer. Möge der Verein nicht blos an Alter zunehmen, sondern auch durch energische Kraft und Stärke immer mehr wachsen. Rege Theil- nahme erblickte man auch bei dem musikalischen 2/4 und s/i Takte. — Am 19. d. ist bei der Annahmestelle des Kaiser!. Postamts Glauchau ein falsches Thalerstück angehalten worden. Kürzlich wurde auch bei einer dortigen Kaffen stelle wiederum ein falsches Zweimarkstück angehalten. — Zu Beginn dieses Monats logirte sich, wie daS „Gl. T." berichtet, in einem Glauchauer Hotel ein Kaufmann aus Dresden mit seiner Ehestau ein. Während die letztere am nächsten Tage wieder abreiste, behielt der Mann bis zum 7. d. seine Wohnung und lebte herrlich und in Freuden. An diesem Tage aber verschwand er, ohne seine nicht unerhebliche Schuld zu berichtigen. Die Polizei hat sich der Sache angenommen. — Rath und Stadtverordnete zu Zwickau haben über eine Verfügung der kgl. Kreishauptmannschaft Be schwerde beim kgl. Ministerium des Innern geführt, weil die genannte Behörde dem Rathe verboten hat, ein ihm günstiges, vorläufig vollstreckbares Urtheil deS königl. Landgerichts durchzuführen. Es handelt sich um die Zuleitung der Schleusenwässer von Schedewitz in den städtischen Krebsgraben. Das Gericht hatte dem Rathe das Recht zugesprochen, diese Zuleitung zu ver hindern und die Kreishauptmannschaft hat untersagt, von diesem Rechte Gebrauch zu machen, da Schedewitz zur Zeit eine andere Ableitung für seine Schleusenwaffer nicht besitzt. Die Entscheidung dieser Rechtsfrage ist wichtig für alle sächsischen Gemeinden. — Das Vergnügungsviertel des 19. Miiteldeutschen Bundesschießens in Zwickau soll umplankt werden, ebenso ein Stück der Crimmitschauer Straße an den Schießständen gesperrt werden. Für den Zutritt zum Festplatz wird ein mäßiges Eintrittsgeld erhoben, das im allgemeinen 10 Pfg. betragen und nur an zwei Haupttagen erhöht werden soll. Den Festbesuchern wird jedoch dafür insofern etwas besonderes gegen das sonstige Vogelschießen geboten, als auf dem Festplatz täglich Freiconcerte größerer Kapellen stattfinden werden. — Die Einführung der Schrebergärten hat sich in Zwickau sehr gut bewährt, sodaß der Schreberverein bereits eine zweite Schrebergärten-Anlage mit Beginn der schöneren Jahreszeit einzurichten in der Lage ist. In der neuen Anlage werden Gärten von 100 und 200 Quadratmeter Größe angelegt. Die Gesammtan- lage ist mit hohem Zaun umschlossen, zu dessen Thüren den Pächtern die Schlüssel geliefert werden. Mit den Gärten ist ein großer Kinderspielplatz verbunden. Bis jetzt sind über 4000 Quadratmeter verpachtet, doch stehen außer dem Spielplatz noch 8000 Quadratmeter zur Verfügung. — Bei der Königin Marienhütte in Cainsdorf soll in Kürze der Betrieb des Hochofens und der Ziegelei ffir längere Zeit eingestellt werden; auch ist mehreren Arbeitern, besonders Schlossern, wegen Mangel an Arbeit gekündigt worden. Aus dem SachseulauSe. — Die in den letzten Tagen regelmäßig unternom menen Schlittenfahrten sind Sr. Majestät dem Könige gut bekommen. Der Monarch fühlt sich nach dem Ge nüsse der frischen Luft etwas kräftiger als zuvor. — Mit Genehmigung des Königlichen Ministerium- des Innern zu Dresden und der Königlichen Amts hauptmannschaften Marienberg und Annaberg werden dieses Jahr zur Vereinfachung der bisher nur mU vielem Zeitaufwande und unter schwierigen Transport verhältnissen möglichen Einkäufe von Zugochsen im Erz gebirge Zugochsen-Märkte in Wolkenstein: Mittwoch, den 27. d., in Scheibenberg: Donnerstag, den 28. d. ab gehalten, bei welchen die aufgetriebenen Ochsen von vormittags 9 Uhr an durch Preisrichter beurtheilt werden und die Züchter der vorzüglichsten Thiere Geld preise zuerkannt erhalten sollen. Von Vormittag 10 Uhr an beginnt der Verkauf, für welchen in jeder der beiden Städte voraussichtlich ca. 300 Stück Zugochsen deS Erzgebirgischen Fleckviehschlages (Simmenthaler Kreuzung) bereitstehen werden. — Ueber die Finanzlage Sachsens wird der „Dtsch. Tgsztg." aus Dresden geschrieben: „In socialdemo- kratischen Zeitungen wird die Lage der sächsischen Fi nanzen aus leicht begreiflichen Gründen überaus un günstig dargestellt. Das stärkste Stückchen leistet sich die in Dresden erscheinende „Sächsische Arbeiterzeitung" in der Mittheilung, Sachsen sei finanziell so herunterge kommen, daß nicht einmal die Verkehrswege in Ordnung gehalten werden könnten, weil „kein Geld in den Kassen mehr sei." Wir haben niemals die Herren von der „Sächs. Arbeiterzetung" für besonders Helle Köpfe ge halten; aber daß sie auf irgend eine mißverstandene Aeußerung auf solche Weise hineinfallen können, über steigt denn doch alle Begriffe. Soviel wir unterrichtet sind, hat der sächsische Staat gerade jetzt viele Millio nen flüssiges Geld zur Verfügung und leiht sie, da er