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Monarchen bedeutsame politische Abmachungen. Nur wenige englische Organe vermögen sich zu der Einsicht aufzuschwingen, daß von einem wirklichen Bündniß zwischen England und Deutschland keine Rede sein könne, daß die Vorgänge in Osborne rc. vielmehr ganz aus schließlich privaten Charakter tragen. Eine Generalversammlung der Actionäre der Preu ßischen Hypotheken-Actienbank fand am Mittwoch in Berlin statt, nachdem eine Actionär-Versammlung der Grundfchuldbank vorangegangen und in dieser die außer gerichtliche Auflösung beschlossen worden war. In der Versammlung der Hypothekenbank-Actionäre wurde mit- getheilt, daß voraussichtlich die Hälfte des Actienkapitals verloren ist, so ist gewirthschaftet worden! Der Auf- sichtsrath Spielhagen wurde von seiner Stellung ab berufen. Eine ausreichende Klarheit über die Verhält nisse der Bank war in der Versammlung nicht zu ge winnen, vor Allem sollen die Interessen der Pfand briefbesitzer wahrgenommen werden. Frankreich. Die französische Deputirtenkammer verhandelt nun schon feit Tagen über einen Gesetzentwurf, der nicht nur in Frankreich, sondern in der ganzen katholischen Welt mit dem größten Interesse verfolgt wird. Einigen katholifchen Orden, die auch politisch hervorgetreten sind, soll mit dem neuen Vereinsgesetz, das die Regie rung eingebracht hat und das der Annahme durch die Kammer gewiß ist, das Lebenslicht ausgeblasen werden. Es ist also eine Art Culturkampf, der gegen wärtig in Frankreich ausgekämpft wird, und das dortige Vereinsgesetz erinnert an unser Jesuitengesetz. Ein großer Unterschied ist allerdings vorhanden, ganz Frank reich ist katholisch. Daher ist das Vorgehen des Cabinetts unter allen Umständen ein sehr gewagtes und dieReac- tion darauf wird schwerlich ausbleiben. Ein Domini kanerprediger erklärte einem Ausfrager: Ich werde dann in die Fremde gehen und das Ende des Sturmes abwarten. Hier oder dort, das verschlägt nichts; man kann Gott auf dem ganzen Erdball dienen. Aus dieser Aeußerung erhellt, daß man innerhalb der Kirche nur mit einem kurzen Bestand des neuen Vereinsgesetzes rechnet. England. Der englische Ministerpräsident Lord Salisbury ist urplötzlich so leidend geworden, daß er die Bürde seines Amtes nicht länger mehr zu tragen im Stande ist und gleich nach den Beisetzungsfeierlichkeiten einem Nach folger platzmachen will. König Eduard VII., der in Pretoria feierlich als oberster Herr von und über Transvaal ausgerufen worden ist, wünscht den Buren gegenüber noch eine schärfere Tonart anzuschlagen, als sie unter der Regierung feiner Mutter von Lord Salisbury beobachtet worden ist. Wahrscheinlich wird der gegenwärtige Colonialminister Chamberlain, der Ur heber und die Seele des südafrikanischen Krieges, Minister präsident. Dieser Brutalste aller englischen Imperialisten soll dann die Vergewaltigung und Untergehung der freien Buren vollenden. Asten. Es ist noch immer Alles beim Alten. Es be stätigt sich, daß der in Peking in Haft genommene Hsutung ein wüthender Fremdenhasser war. Sein Vater, ein früherer Großsekretär, hatte sich in Fremdenfeindlich keit dermaßen hervorgethan, daß er beim Einzug der Verbündeten Truppen keinen anderen Ausweg sah, als den Selbstmord. Sein ebenbürtiger Sohn wird die unverdiente Ehre haben, von einer ehrlichen Kugel nie dergestreckt zu werden. Im Uebrigen schweigen die Diplomaten, es schweigt Graf Waldersee, so daß das Chinabild von heute verzweifelte Aehnlichkeit mit einer Mondscheinlandschaft besitzt. Afrika. Verlustlisten und Materialschäden bilden den aus schließlichen Inhalt der neueren englischen Kriegstele gramme. Die täglichen Verluste, bezüglich deren seit dem Ableben der Königin kein Geheimniß mehr ge macht wird, weisen fortgesetzt erschreckende Zahlen auf. Eine Menge Gefallener, eine noch weit größere Zahl an Krankheiten Gestorbener, Verwundeter und Gefangener muß in den Listen Tag für Tag aufgeführt werden, trotzdem größere Schlachten garnicht mehr stattfinden. Wann wird dieses grausame Blutvergießen ein Ende nehmen? Das Vordringen Dewets nach dem Süden kann von der Londoner Presse nicht mehr länger ge leugnet werden, ebenso wenig der Umstand, daß die Kitchenerschen Truppen ohne Ausnahme kriegsmüde und erschöpft sind. Wozu also die Fortsetzung des Krieges? Ter durch die Zerstörung der Minen von Klein- fontein den Engländern zugefügte Schaden beläuft sich auf 4 Millionen Mark! Amerika. Das Selbstbewußtsein der Amerikaner hat be reits eine schwindelnde Höhe erklommen, und die Herren Bankers scheinen trotzdem noch lange nicht auf dem Gipfel ihrer Anmaßung angelangt zu sein. Amerika beherrscht die ganze Welt, nicht nur auf industriellem, sondern auch auf commerciellem und finanziellem Ge biete, diesi Erklärung ist die neueste Leistung des edlen Bankeethums. Deutschland hat seine Handelsbeziehungen mit der nordamerikanischen Union noch zu regeln, da gewinnen derartige officielle Erklärungen, wie die oben mitgetheilte, symptomatische Bedeutung und verdienen festgenagelt zu werden. Wer sich auf der Höhe glaubt, verfällt leicht der Angewöhnung, die andern mit Füßen zu treten. Deutschlands Aufgabe ist es daher, den Bankers gegebenen Falls ganz gehörig die Meinung auszutreiben, als ob etwa Amerika Hammer und Deutsch land Amboß sei. Es wird Zeit, daß die deutsche Reichs regierung der nordamerikanischen einmal gehörig die Zähne zeigt, damit letztere der Versuchung enthoben bleibt, einmal die praktischen Consequenzen aus ihren vorge faßten Meinungen zu ziehen. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 31. Januar. Der hiesige Herbergs verein hielt gestern Abend die geordnete Jahres-Haupt- Versammlung im „Goldenen Löwen" hierselbst ab. Der Vorsitzende Herr Hofrath Or. Lamprecht eröffnete die Versammlung und erstattete alsdann den Jahresbericht. Wir entnehmen daraus, daß die Herberge i. I. 1900 von 2275 Fremden (2162 i. I. 1899) besucht war, von denen 1613 (1457 i. I. 1899) als gänzlich mittellos gegen Arbeitsleistung voll verpflegt wurden; sie erhielten sämmtlich Abendbrod, Nachtquartier und Frühstück. 662 hingegen leisteten die oorgeschriebene, natürlich sehr geringe Bezahlung. Die Fremden ver traten 88 verschiedene Berufsarten. Auffällig war die große Anzahl der Handarbeiter 474, die der Schlosser 172 und die der Fabrikarbeiter 327, worunter sich 163 Weber befanden. Vom 15. Lebensjahre ab waren unter den Fremden alle Lebensalter bis zum 81. Lebensjahr vertreten. Nach ihrer Staatsangehörigkeit vertheilten sich die Leute wie folgt: 1091 aus dem Königreich Sachsen, 737 Preußen, 161 aus Oesterreich- Ungarn, 77 Bayern, 45 aus Reuß j. L., 31 aus Reuß ä. L-, 42 aus Sachsen-Altenburg, 16 aus Sachsen- Weimar, 15 aus Anhalt, 11 aus Sachsen-Meiningen, 9 aus Baden, 7 Württemberg, 7 Schwarzburg-Rudol stadt, 4 Elsaß-Lothringen, 4 aus dem Großherzogthum Hessen, 3 Sachsen-Coburg-Gotha, 2 Schwarzburg- Sondershausen, 1 Luxemburg, 3 aus Dänemark, 3 aus der Schweiz und je 2 aus Italien und Rußland. Ter Herr Vorsitzende berichtete weiter über die Weihnachts- bescheerung in der Herberge, die in der Hauptsache durch die reichlichen Gaben der Firmen Heinrich Pätz- mann und H. Chr. Härtel ermöglicht wurde. Aber auch einige andere bewährte Freunde der Herberge sandten wie alljährlich Gaben an Kuchen, Pfefferkuchen und Cigarren. Herr Oberpfarrer Harleß hielt dabei eine erquickende Ansprache. Durch Geldspenden konnten außerdem die während der Weihnachtsfeiertage und zu Neujahr einkehrenden Wandersleute unentgeltlich ver pflegt werden. Ter Herr Vorsitzende gab schließlich seinem Bedauern Ausdruck, daß die Herberge in ihrer gemeinnützigen Thätigkeit noch immer vielfach angefeindet werde und verband damit den Wunsch, daß die Ge meinden den Herbergsverein künftighin noch mehr unter stützen möchten, wie bisher, zumal der Verein für die Verpflichtung den Gemeinden zur Verpflegung mittel loser Wanderer gewissermaßen einträte. Ter Schatz meister Herr Kaufmann Opitz erstattete alsdann den Kassenbericht. Der Verein hatte i. I. 1900 eine Ein nahme von 1552 Mark 38 Pfennigen und eine Aus gabe von 1464 Mk. 29 Pfg. Die Vermögensrechnung ergab 5905 Mk. 23 Pfg. Activen und 2000 Mk. Passiven, sonach einen Vermögensbcstand von 3805 Mk. 23 Pfg. Unter den Einnahmen befanden sich 225 Mk. Beiträge der Vereinsmitglieder, 96 Mk. Beitrag Sr. Durchlaucht des Fürsten, 25 Mk. Beitrag der Stadt Waldenburg und 116 Mk. 50 Pfg. Beiträge der Land gemeinden. Die Gemeinden Ziegelheim, Niederarnsdorf, Uhlmannsdorf, Grumbach und Reichenbach gewährten leider keinen Beitrag. Der Beitrag aus der Bezirks kasse durch die königliche Amtshauptmannschaft Glauchau betrug 161 Mk. 30 Pfg. Die Verpflegung an sich kostete 564 Mk. 25 Pfg., wozu aber, wie der Vor sitzende bemerkte, noch die Verzinsung und Unterhaltung des Grundstücks, Unterhaltung und Ergänzung des In ventars, Heizung, Licht und der Gehalt für die Haus eltern kommt. Hieran schloß sich eine Besprechung. Alsdann ertheilte die Versammlung dem Schatzmeister Entlastung. Die Rechnung war von zwei Vereinsmit gliedern geprüft und bis auf zwei unvollkommene Quittungen als richtig befunden worden. Die Neuwahl des Vorstandes und Ausschusses ergab die Wiederwahl der bisherigen Vorstände und Ausschüsse. Nachdem diesen Herr Seminaroberlehrer Streubel für ihre selbst lose Herbergsthätigkeit mit warmen Worten den Tank der Versammlung ausgesprochen hatte, schloß der Vor sitzende die Sitzung. *— In der gestrigen Generalversammlung des hie sigen Obstbauvereins, welche im Rathskeller stattfand, wurde für das kommende Vereinsjahr folgender Arbeits plan aufgestellt: 1. soll ein Wettbewerb in Topfobst pflanzen mit Preisen von 3, 2 und 1 Mk. veranstaltet werden; 2. sollen an zwei verschiedenen Orten der Um gegend Sommer-Obstbaucurse für Landwirthe abgehalten werden, welche die Herren Landgraf und Kehr in die Hand nehmen wollen; in erster Linie ist Oberwiera in Aussicht genommen; 3. sollen wieder Schulpflanzen in zwei verschiedenen Klaffen, einer ländlichen und einer städtischen, vertheilt werden, und zwar Erdbeer- und Chrysanthemumpflanzen. Ferner wurde beschlossen, Herrn Or. Steglich, Vorsitzenden der landwirthschaftlichen Ver suchsstation in Dresden, zu einem Vortrage hier zu engagiren. Der Vorsitzende Herr Hofgärtner Wildner hielt alsdann einen fesselnden Vortrag über den Obstbau vorhundertJahren, interessante Streiflichter aufVergangen- heit, Gegenwart und Zukunft des Obstbaues werfend. Zu Beginn der Sitzung hatten Vorstandsneuwahlen statt gefunden. Bis auf den Schriftführer, welches Amt Herr Lehrer Häusler übernahm, wurden sämmtliche seit herige Herren wiedergewählt. * — Die an der hiesigen meteorologischen Station gemessene Niederschlagsmenge betrug in der dritten De kade des Monats Januar 28,3 mw, zum großen Theil in fester Form, im ganzen Monat 31,8 wm. * — Am 1. Februar beginnt in Sachsen die Schon- und Hegezeit für Rehböcke, Hasen, Fasanen, Schnepfen, Auer-, Birk- und Haselwild, Wachteln und Becasfinen, und es ist bis zum 1. März nur noch die Jagd auf Edel- und Damwild und Ziemer und bis zum 15. März solche auf Wildenten gestattet. Für Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild ist die Schon zeit nur eine vierwöchentliche, denn der Abschluß dieses Wildes ist bereits vom 1. März bis mit 15. Mai wieder gestattet, worauf bis zum 1. September aber mals Schonzeit eintritt. * — Im Monat Februar nehmen die Tage schon um 1^ Stunden zu. Im Anfang dieses Monats geht die Sonne um 8 Uhr auf, um 5 Uhr unter; Ende des Monats aber um 7 Uhr und ^6 Uhr unter. Gegen Ende des Monats steigt im Westen nach Sonnenunter gang der zarte Lichtkegel des Thierkreislichtes auf. In Wald und Flur wird es im Februar schon allmählig lebendiger. Gewisse Vogelarten beginnen mit dem Nest bau, so die Raben, Krähen und einige Eulen: ist daS Wetter mild, dann auch die Drosseln. Im Walde zeigen sich die ersten heimkehrenden wilden Tauben, vereinzelt treffen schon Staare, Kiebitze und Lerchen ein. Die Wanderer aus dem Norden, die zum Theil noch im Januar gekommen waren, eilen nun wieder in die Hei mat zurück. — Ein schwerer Unglücksfall trug sich am Dienstag früh in der vierten Stunde im Streuwerk des „König Albertwerkcs" in Lichtentanne bei Zwickau zu. Beim Entleeren der Spiegeleisenpfanne ergoß sich aus noch unaufgeklärter Ursache die glühende Masse nach der ent gegengesetzten Seite und verbrannte den Obermeister und drei Gehilfen derartig schwer, daß die letztgenannten drei Personen dem königlichen Krankenstift dortselbst zugeführt werden mußten. Ter Obermeister wurde nach seiner Wohnung gebracht. Der Zustand eines der Ver letzten gilt als hoffnungslos. — Vom Dienstag zum Mittwoch hatte die Stadt Penig einige hundert Offiziere, Unteroffiziere und Mann schaften Einquartirung vom Zwickauer Regiment Nr. 133. Tas Regiment, oder ein Theil desselben, verstärkt durch Riesaer Artillerie, hielt eine Winterfelddienst-Uedung mit Truppen der Leipziger Garnison ab. Sie wurden am Dienstag Vormittag mittelst Extrazug von Zwickau bis Wolkcnburg gebracht, während die Leipziger Truppen bis Cossen fuhren. Zwischen Cossen und Wolkenburg entspann sich dann der friedliche Kampf. Gestern Mittag 12 Uhr hörte man von Westen her starken Kanonen donner. Nachmittags rückten die Zwickauer wieder in Penig ein, um in vier Gasthöfen resp. Restaurationen („Hotel Hirsch", „Drei Lilien", „Deutscher Hof" und „Rathskeller") verpflegt zu werden. Am Spätnachmittag wurden die Truppen dann nach ihren Garnisonen zurück- transportirt. Aris -em Sachseulartde. — Ter in Jerisau todt aufgefundene junge Mann ist als der in Meeraue seit dem 26. November ver mißte Martin, Hermannstraße 16, recognoscirt worden. — Ein Opfer des jüngsten Sturmes wurde ein 83jähriger Einwohner von Obergrochlitz (Vogtl.), Heinrich Trommer. Der alte Mann hatte am Sonn abend sich etwas Leseholz sammeln wollen, war aber aus dem Walde nicht wieder zuriickgekehrt. Am Sonntag früh fanden ihn seine Angehörigen, in einem Wasser graben ertrunken auf. Ein Windstoß hatte Trommer zweifellos einen Abhang hinab und in den ziemlich tiefen Graben getrieben. — In Dohna bei Pirna ist in der vorvergangenen Nacht der Schuhmachergeselle Groß beim Kartenspiel erstochen worden. Als muthmaßlicher Thäter ist der Ziegelträger Schierz, der sich bei Groß zu Besuch be fand, gestern Vormittag zur Haft gelangt. — Großes Aufsehen erregt in Oetzsch das plötzliche Verschwinden der Ehefrau eines Fabrikanten. Das Verschwinden der seit einiger Zeit an hochgradiger Nervosität leidenden Frau ist um so räthselhafter, als dieselbe in einem hinterlassenen Briefe von ihrem Ehe- manne Abschied auf immer nimmt, dagegen in einem an eine befreundete Familie in Plagwitz gerichteten