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gewehr. Die Versuche zur Erfindung eines Einheitsge schosses werden in der Spandauer Munitionsfabri! gemacht. Die Kanalvorlage soll dem preußischen Landtage, so will das „Berl. Tagebl." erfahren haben, sofort nach dessen Zusammentritt am nächsten Dienstag zugehen und Von der Regierung aufs nachdrücklichste vertheidigt werden. Die erste Lesung der Vorlage soll unbedingt noch im Laufe des Januar erledigt werden. Wir müssen dem genannten Blatte die Verantwortlichkeit für seine Angaben überlasten, di, sich trotz der Kürze der Zeit, in der sie sich bewahrheiten müßte, für den Augenblick noch ganz uncontrollirbar ist. Ueber das Vermögen deS Herrenhausmitgliedes Für sten zu Rhein-Wolbeck ist der Concurs verhängt worden. Während der Dauer des Concurses ist der Fürst, der erbliches Mitglied les preußischen Herren hauses ist, von den Verhandlungen ausgeschlossen. Die wirthschaftliche Lage wird in dem Bericht der Essener Handelskammer als durchaus günstig be zeichnet. Wenn auch die Speculation und ihre Ueber- treibung von dem eingetretenen Stimmungsumschlag empfindlich getroffen worden sei, so könne doch in der Industrie selbst von einer Krise gar keine Rede sein; im Gegentheil sei deren Grundlage nach Beseitigung der hohen wirthschaftlichen Spannung und nach Aus scheiden mancher speculativen Elemente heute gesunder als vordem. Die andauernde Steigerung des deutschen See handels zeigt sich auch im abgelaufenen Jahre wieder deutlich in der Statistik der Seeschifffahrt des größten deutschen Hafens. Der Tonnengehalt der im Jahre 1900 in Hamburg eingetroffenen und der abgegangenen Seeschiffe betrug je über 8 Millionen Registertonnen; daS ist über eine viertel Million mehr als im Vorjahre. Frankreich. Zu der bevorstehenden Abberufung deS russischen Botschafters in Paris, Fürsten Urussow, wird noch weiter gemeldet, daß diese Abberufung nichts weniger als der Ausdruck einer Verstimmung zwischen den Cabinetten von St. Petersburg und Paris sei. Die persönlichen guten Beziehungen zwischen dem Zaren und dem Präsidenten Loubet beständen unverändert fort. Ter alleinige Grund zur Abberufung deS Fürsten dürfte in dem Umstande zu suchen sein, daß dieser in russischen Blättern die republikanischen Institutionen Frankreichs kritisirte und den Nationalisten und Royalisten die Stange hielt. Belgien. Eine wider Erwarten schnelle Beendigung hat der große Antwerpener Hafenarbeiter-AuSstand ge funden. Während bisher mitgetheilt wurde, keine der beiden Parteien denke an ein Nachgeben, liegt heute folgende Meldung vor: Die Dockarbeiter beschlossen, die Arbeit unter den neuen von den Arbeitgebern zu- gebilligten Bedingungen sofort wieder aufzunehmcn. Dabei erklärte der Führer der unabhängigen Hafen arbeiter, daß sie infolge Mißlingens des Streiks sich den Socialisten anschließen würden. 9000 bisher un abhängige Dockarbeiter sind nunmehr zu den Socialisten übergetreten. England. England, das reichste Land der Welt, ist durch seinen kostspieligen und unabsehbaren Transvaalkrieg in eine noch nie dagewesene finanzielle Bedrängnis; ge- rathen, und da es bisher der Geldgeber der ganzen Welt war, so zeigt der Geldmarkt an den europäischen wie amerikanischen Börsen eine äußerst gedrückte Stim mung. Geldringänge in die Bank von England bleiben neuerdings ganz aus, während die Goldausfuhren un unterbrochen fortdauern. Geht es so weiter, muß Eng land schließlich wegen finanzieller Calamitäten den TranSvaal-Krieg einstellen. Asien. Ein schweres Unglück hat leider die in China stehenden deutschen Truppen betroffen. Generalleutnant von Lessel meldet aus Tientsin: Beim Salutschießen zur Jahreswende im Peitangfort sind in der 2. Batterie schwerer Feldhaubitzen und der 3. Pioniercompagnie 6 Mann getödtet und 15 verwundet worden. Die Angabe, die militärischen Expeditionen in China seien bereits eingestellt, nachdem sich die chine sische Regierung zur Annahme der von den Mächten gestellten Friedensbedingungen bereit erklärt hatte, eilt den Thatsachen voraus. Zwar haben die chinesischen Bevollmächtigten ein diesbezügliches Ersuchen an den Grafen Waldersee gerichtet, doch hat letzterer noch nicht geantwortet. Sobald aber die chinesischen Bevollmäch tigten die Collectivnote unterzeichnet haben werden, wird auch Seitens der Gesandten daS Ersuchen um Ein stellung der Feindseligkeiten zum Ausdruck gebracht wer den, dem dann zweifellos unverzüglich entsprochen werden wird. Im Allgemeinen gelten die Friedensaussichten gegenwärtig als recht hoffnungsvoll. In einer Ver sammlung der Pekinger Gesandten wurde mitgetheilt, die chinesischen Friedensbevollmächtigten seien bereit, das Friedensabkommen sofort zu unterzeichnen, sobald dasselbe fertig vorliege. Lihungtschang habe überdies trotz der Warnung seiner Aerzte den Wunsch geäußert, an den Friedcnsverhandlungen von Anfang bis zu Ende theilnmehmen. Andrerseits verlautet allerdings auch, Lihungtschang sei von maßgebender chinesischer Stelle ersucht worden, bei den Friedensbedingungen mehrere Abänderungen vorzunehmen. Generalfeldmarschall Graf Waldersee hat dem Magistrat von Hannover, dessen Ehrenbürger er ist, zum neuen Jahre ein sehr herzliches Glückwunsch schreiben zugehen lassen, in dem er mittheilt, daß er sich bei bester Gesundheit befinde und in nicht ferner Zeit in die Heimat zurückzukehren hoffe. Afrika. Die Buren sind nur noch vier Tageritte von Kapstadt entfernt, so ist Londoner Blättern unterm 3. Januar telegraphirt worden. Am Sonntag, spätestens Montag, können sie also vor den Thoren der Haupt stadt der englischen Kapcolonie stehen. Die Engländer treffen in überstürzter Eile alle nur erdenklichen Ver- theidigungsmaßregeln. Sie rühren unaufhörlich die Werbetrommel, um im Kaplande Streitkräfte gegen die Buren zu gewinnen. Alle auf ihren Kriegsschiffen in der Bai von Kapstadt verfügbar gewesenen Trupven stehen zur Abwehr der Buren hinter den Mauern Kap stadts bereit. Die in einigen Städten des KaplandeS internirt gewesenen Buren-Gefangenen sind auf Schiffe gebracht worden, die frei gewordenen Bewachungsmann schaften sind gleichfalls in Reih und Glied gestellt wor den, um den Buren den Besitz der Hauptstadt streitig zu machen. Warum kommt Lord Kitchener nicht persön lich zur Hilfe herbei? Er ist dazu außer Stande. Die Lebensmittel an der Front sind so knapp, daß ein Be fehl bevorsteht, der alle Fremden aus Pretoria und Johannesburg auSweist. Ueber Kavallerie verfügt Lord Kitchener überhaupt nicht, die Infanterie ist durch die bisherigen Strapazen derartig mitgenommen, daß sie zu anstrengenden Märschen nicht mehr tauglich ist. Kit- chener muß daher die Tinge im Kaplande gehen lassen, wie sie eben gehen. Er hat dem Gouverneur Milner Verhaltungsmaßregeln ertheilt und Versprechungen ge macht; das ist alles, was er thun konnte. Die Minen könne er nicht schützen, ließ der Lord den Besitzern ausdrücklich mittheilen. Die Kapholländer haben es augenblicklich thatsächlich in der Hand, daS gesummte Südafrika von der britischen Fremdherrschaft zu befreien, ie brauchen nur zu wollen. Präsident Steijn hat so gründlich vorgearbeitet, daß die Buren das kaum noch Erwartete am Ende doch noch erreichen. Das Befinden des Präsidenten Krüger giebt zu Besorgnissen keinerlei Anlaß, vielmehr nimmt seine Bronchitis den normalen Verlauf, hindert ihn allerdings zunächst noch an der Verwirklichung seiner Absicht, eine Augenklinik aufzusuchen. In der Nähe von Kapstadt soll ein heftiger Kampf ausgebrochen sein. Näheres fehlt. Aus dem Mnldenthale. *Waldendurg, 5. Januar. Der hiesige Gewerbe verein hat für den 23. d. wiederum Herrn Richard Laube vomJnstitutCosmoS in Leipzig zu einem Projections- vortrage, und zwar über „Hamburg und sein Weltver ehr", gewonnen. Diese Vorträge haben sich stets eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen gehabt. Hamburg ge hört zu den größten Seehäfen der Welt und sein See verkehr hat in den letzten Jahren eine ganz außer ordentliche Bedeutung erlangt. Der Besuch des Vor trages ist deshalb sehr zu empfehlen. * — Die strenge Kälte hielt auch am heutigen Tage an; heute Morgen wurden stellenweise 20« 0 unter 0 beobachtet. Bei dem herrschenden Nordwind ist ein Nachlassen der Kälte noch nicht zu erwarten. * — Der 6. Januar wird fast nur noch in Sachsen und den Reußenländern als ganzer Feiertag begangen. Man bezeichnet ihn als das Fest Epiphanias. Epipha- nia (mit langem i in der Endung) ist ein griechisches Wort und heißt Erscheinung. Fest der Erscheinung ;eißt der Tag nach Titus 2,11. Man sah ihn als den Tauftag Jesu an, der ihm den heiligen Geist gebracht habe. Im Abendlande brachte man das Fest mit der !lnkunft der Weisen aus dem Morgenlande in Verbin dung. Da später jene Weisen für Könige gehalten wurden, nennt man den Tag auch Dreikönigstag. * — Vom Königl. Justizministerium ist in einer Ver ordnung die Feststellung des Werthes von Grundstücken zum Zweck der mündelsicheren Beleihung geregelt worden. Es sollen darnach bei allen Amtsgerichten eidlich in Pflicht zu nehmende Sachverständige ernannt werden, deren Zahl dem Bedürfniß zu entsprechen hat. Jedes Amtsgericht hat ein Verzeichniß der Sachverständigen zu ühren, dessen Einsicht Jedem gestattet ist. Setzt die Schätzung eines Grundstückes besondere Fachkenntnisse voraus, so hat der um die Schätzung ersuchte Sachver- tändige einen fachmännischen Sachverständigen zuzuziehen. Tas auf die Bestellung der Sachverständigen gerichtete Verfahren ist, mit Einschluß der Bekanntmachung, kostcn- rei. Die Schätzung ist auf den Verkaufswerth zu richten. Bei der Feststellung dieses Werthes sind nur die dauernden Eigenschaften des Grundstückes und nur ein solcher Ertrag zu berücksichtigen, den das Grundstück bei ordnungsmäßiger Wirthschaft jedem Besitzer nachhaltig gewähren kann. Bei landwirthschaftlichen Grundstücken ist namentlich auf die Zahl der Steuereinheiten, die Bodenbcschaffenheit, den Kulturzustand und die Lage der Fluren, bei HauSgrundstücken auf den Bodenwerth, den Werth der Baulichkeiten und den Nutzungswerth Rücksicht zu nehmen. Für ein Haus, das im Rohbau noch nicht vollendet ist, kommt nur der Bodenwerth in Ansatz. Einer Schätzung bedarf es nicht, wenn bei landwirth schaftlichen Grundstücken die Steuereinheit nicht höher wie mit 16^ Mk. bestehen werden soll, und bei Haus grundstücken in Städten dann, wenn die beabsichtigte Beleihung die Hälfte der Versicherungssumme uicht übersteigt. * — Nach dem soeben in 9. Auflage erschienenen Jahrbuche „Die sächsischen Actiengesellschaften" hat der Zeitabschnitt von 1898 bis 1900 dem Sachsenlande 67 neue handelsgerichtliche Gesellschaften mit einem Actien- capital von insgesammt 77,981,000 Mark gegeben, wäh rend die vorhergehende zweijährige Periode 1896/1898 nur 35 Eintragungen mit 52,138,000 Mark Aetien- capital aufweisen konnte. Im Ganzen hat Sachsen jetzt, diesem Werk zufolge, 469 Actiengesellschaften. * — Die Kalkwerksbesitzer Sachsens, Sachsen-Alten burgs und Sachsen-Thürings haben sich unter der Be zeichnung „Verein Sächsischer und Thüringischer Kalk- producenten" zu einer Convention zusammengeschlossen. In einem Rundschreiben wird festgestellt, daß die Pro- ductionSkosten bei der Kalkindustrie durch stets wachsende Löhne und besonders durch die fortgesetzt erhöhten Kohlenpreise seit den letzten zwei Jahren um reichlich 25 Procent gestiegen sind. Die Theilnehmer an der Convention haben deshalb eine systematische Regulirung bezw. Erhöhung der Kalkpreise vorgesehen und be schlossen, daß die neuen Preise am 1. Januar 1901 in Kraft treten sollen. * — Ter vorliegende Geschäftsbericht der LandeS- Versicherungs-Anstalt im Königreich Sachsen für da» Jahr 1899 enthält eine kurze Betrachtung über die Organisation der Versicherung, den Geschäftsbetrieb, Geschäftkvertheilung und Verkehr, die Zahl der zur Erledigung gelangten Rentenanträge, die Leistungen an Versicherte rc. Im Jahre 1899 wurden an Invaliden rente 1,331,524 Mk., an Altersrente 1,286,733 Mk. an die Versicherten gezahlt. Der Vermögensbestand betrug Ende 1899 72,768,988 Mk., der Reservefond 5,445,808 Mk., insgesammt also ein Vermögen von 78,214,796 Mk. * — In diesem Jahre finden zwei Sonnenfinsternisse und eine Mondfinsterniß statt, von denen bei uns die zweite Sonnenfinsterniß und die Mondfiinsterniß sicht bar sind. Die zweite Sonnenfinsterniß ist eine ring förmige. Sie beginnt am 11. November 5 Uhr 30 Minuten morgens und endet 11 Uhr 47 Minuten vormittags. Die Größe der Verfinsterung beträgt über die Hälfte bis drei Viertel des Sonnendurchmessers. Die Mondfinsterniß ist eine partielle und findet in den Nachmittagsstunden des 27. October statt. * — Tie Verzinsung der sächsischen Bahnen ist be dauerlich niedrig. Tie Vollspurbahnen haben im Jahre 1899 ihr Anlagekapital mit 3,87 Proc. verzienst, während die Verzinsung der Schmalspurbahnen noch nicht 0,25 Proc. betrug. Oberwiukel, 4. Januar. In unserer Parochie Ober- winkcl mit Ebersbach wurden im Jahre 1900 geboren: 13 Kinder evangelischer Eltern, darunter 1 todtgeb. und ein uneheliches Kind, in Oberwinkel 6, 5 Knaben und 1 Mädchen, in Ebersbach 7, 5 Knaben und 2 Mäd chen. 1800 wurden 7 Kinder geboren, 4 in Ober winkel, 3 in Ebersbach. Tie heilige Taufe empfingen 1900: 12 Kinder, 3 von Oberwinkel, 9 von Ebers bach. Confirmirt wurden 9 junge Christen, 5 von Obcrwinkel, 4 von Ebersbach. Nach der Confirmation am Palmsonntag empfingen sie alle am darauffolgenden Gründonnerstage das heilige Abendmahl. Dasselbe haben im ganzen 280 Personen empfangen, d. i. 95«/, der gegenwärtigen Seelenzahl, von Oberwinkel 145, 64 männliche, 81 weibliche, darunter 2 im Hause, von EberSbach 135, 52 männliche, 83 weibliche. Aufge boten wurden 5 evangelische Paare. 1 Paar wurde vor dem Altar des Herrn hier getraut, desgl. 1800, welches auch als da- einzige aufgeboten wurde. Ge storben sind 10 Personen (1800: 6, 3 von Oberwinkel, 3 von Ebersbach), in Oberwinkel 1 todtgeborner Knabe, in Ebersbach 2 Erwachsene, 5 Knaben, 2 Mädchen. Tie älteste Person war 74 Jahre, die jüngste, abge sehen vom Todtgebornen, 1 Monat 13 Tage. Die selben wurden alle kirchlich beerdigt, 1 Frau auswärts. Die im Laufe des Jahres gespendeten Liebesgaben für kirchliche Zwecke betrugen insgesammt 118.73 Mk. d. i. 40 Pf. etwa auf den Kopf. Dürrenuhlsdorf, 5. Januar. Unser Bericht über die Jubiläumsfeier der Herren Landgraf und Meier in Dürrenuhlsdorf am Sylvesterabend ist noch dahin zu ergänzen, daß auch Letzterer durch das Geschenk eines Spazierstockes seitens der Gemeinde geehrt und erfreut wurde. — Eine hübsche Einnahmequelle bildeten auch in dem verflossenen Jahre die Sandgruben in Lipprandi- bei Glauchau für ihre fünf Besitzer. Gerade der