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die französische Regierung über Mittel verfügte, jederzeit! Kitchener nicht viel Gutes über die Geneigtheit Bothas, ältere Jahrgänge wieder unter die Fahnen einzuberufen. die Waffen niederzulegen, hat melden können, und daß die englische Regierung über kurz oder lang noch weitere Zugeständnisse wird machen müssen. Die in Londoner Blättern enthaltenen Angaben über die Einzelheiten der Friedensbedingungen haben keinen Werth, da sie offen bar nur darauf berechnet sind, dem Dünkel des eng lischen Volks zu schmeicheln. England. Lord Salisbury, der englische Ministerpräsident, hat sich auf einem Bankett der Londoner Handels kammer mit Genugthuung über den Aufschwung geäu ßert, den der englische Handel zu nehmen fortfährt. Soll aber diese erfreuliche Erscheinung eine wirklich dauernde sein, dann müsse der Handel doch auf ein mehr praktisches System aufgebaut werden, und vor Allem müßten es sich die englischen Kaufleute angelegen sein lassen, fremde Sprachen zu erlernen. Die Kennt- niß der deutschen und der französischen sei nach der heutigen Lage der Tinge eine unabweisbare Vorbe dingung für jeden Großkaufmann in England. Im weiteren Verlauf seiner Rede schwang sich der Lord aufs hohe Pferd und rühmte Englands Einmüthigkeit im Aushalten und Kämpfen. Die drohende Concurrenz Deutschlands bezeichnete der Ministerpräsident in liebens würdigster Weise als „das deutsche Gespenst" und meinte hochfahrend, daß dieses der commerziellen Vor herrschaft Englands noch keinen Abbruch gethan habe. England habe ein wohl gegründetes Recht, mit voller Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Von diesem Rechte machten die Engländer bekanntlich auch beim Beginn des südafrikanischen Krieges recht ausgiebigen Gebrauch; aber es kam ganz anders. Bisweilen be weist die Weltgeschichte eben doch auch an den Völkern die Wahrheit des alten Sprichworts: Hochmuth kommt vor dem Fall! Die Civilliste des Königs Eduard von England wird von 385,000 Pfund Sterling, die der Königin Victoria vor 63 Jahren zugebilligt worden waren, auf 470,000 Pfund erhöht werden. Das sind noch nicht 9i/z Millionen Mark und davon soll der König noch die erforderlichen Apanagen an die Königin und an das Kronprinzenpaar zahlen. Aber der Ausschuß des eng lischen Unterhauses hat nicht mehr und nicht weniger bewilligt und es steht außer Zweifel, daß das Plenum seinem Beschlusse beitritt. Da der König nicht auf das ihm wie allen Hofämtern vom Staate bewilligte Gehalt angewiesen ist, sondern noch sehr respectable Einkünfte aus Krongütern rc. zieht, so verfügt er trotzdem über große Summen, wenn ihn auch der Staat, im Vergleich wenigstens zu andern Ländern, knapp hält. Rutzland. In Rußland hat die Studentenbewegung auch eine Bewegung unter den Arbeitern im Gefolge. In Moskau fanden große Arbeitertumulte statt, woran sich nicht weniger als 4000 Arbeiter betheiligten. Es mußte Militär aufgeboten werden, und es gelang erst Halbwegs die Ruhe herzustellen, als die Haupträdels führer verhaftet waren. In Charkow nahmen die Un ruhen nach Privatberichten noch größeren Umfang an. In Petersburg besucht kein einziger Student mehr die Vorlesungen. Asten. Kaiser Kwangsü giebt sich augenscheinlich Mühe, das Abkommen mit Rußland so schnell als möglich perfect zu machen; auf seinen Befehl werden statt des erkrankten Lihungtschang zwei andere Zopfträger die Verhandlungen führen. Newyorker Blätter melden, Rußland sei augenscheinlich bestrebt, das Concert der Mächte zu sprengen, indem es China beistehe. Ruß land wird Frieden halten, sobald es die Mandschurei hat, antworten wir darauf. Die Sorge, es ziehe große Streitkräfte heran, um eine Demonstration im Golf von Tschili zu machen, ist offenbar übertrieben oder völlig grundlos. Könnte England so wie es wollte, dann wäre der große Krach in China längst ausgebrochen; so aber muß es gegenüber allen russischen Ansprüchen nach geben, da es außer Stande ist, einem etwaigen Protest durch eine bewaffnete Macht Nachdruck zu verschaffen. Die Mandschureifrage findet ihre Lösung, ohne daß Eng land auch nur ein einziges Wort darein zu reden wagen konnte, und außerdem muß es noch tausend kleine Nadel stiche der Russen stillschweigend hinnehmen. Sehr em pfindlich berührt wurde John Bull soeben erst wieder durch die russischerseits erfolgte Aufhebung einer eng lischen Bankagentur in Port Arthur. Rußland erklärte einfach, zu Gunsten der russisch-chinesischen Bank in dem genannten Ort ein Bankmonopol etabliren zu müssen, und die englische Agentur schwand von der Bildfläche. So etwas wurmt um so mehr, wenn man keine Mög lichkeit zur Wiedervergeltung hat. Dem wackeren John Bull sind solche kleinen Nackenschläge aber schon zu gönnen, er hat sie in vollem Maße verdient. Afrika. Das Londoner Kriegsaml hat den Militärbehörden in Südafrika den Befehl gegeben, vorläufig keine Buren- Gefangenen mehr nach Ceylon oder St. Helena zu ent senden. In London scheint man also an der Hoffnung einer baldigen Beendigung des Krieges festzu halten. Merkwürdiger Weise wird garnichts über die Verhandlungen des Ministerraths bekannt, der eigens zu dem Zweck zusammengetreten war, um über den Stand der Verhandlungen zwischen Kitchener und Botha zu conferiren. Auch aus diesem Schweigen erhellt, daß Amerika. Der frühere Präsident von Nordamerika Benjamin Harrison ist am Mittwoch Abend in Indianapolis gestorben, woselbst er seit dem Jahre 1894, nachdem er dem Präsidenten Cleveland unterlegen war, als Advokat lebte. Harrison, ein Republikaner durch und durch, hat ein Alter von fast 68 Jahren erreicht. Er war ein Enkel des Präsidenten Henry Harrison und im Jahre 1888 zum Leiter der Geschicke Nordamerikas gewählt worden. Unter seinem Regiment trat die so genannte Mac Kinley-Bill in Kraft, welche die Einfuhr aus Europa wesentlich beschränkte. Die dadurch her vorgerufene Vertheuerung vieler Bcdürfnißartikel war die Hauptursache, daß Harrison 1893 nicht wieder ge wählt wurde. Seit seinem Rücktritt hielt er sich von politischen Angelegenheiten so ziemlich fern. Aus dem Mutdeutbale. "Waldenburg, 15. März. Auf Schloß Langenrell in Baden fand gestern die Taufe des am 3. Februar d. I. geborenen Töchterchens Ihrer Durchlauchten des Prinzen Ulrich und der Prinzessin Pauline von Schön burg-Waldenburg, geborenen Prinzessin zu Löwenstein- Wertheim-Freudenberg statt. Tie junge Prinzessin er hielt in der heiligen Taufe die Namen Charlotte Pauline Luise Amalie. * —- Zu Ostern gelten, wie bereits bemerkt, im Be reiche der Sächsischen Staatsbahnverwaltung die am 26. März d. I. und an den folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarifmäßig kürzerer Dauer bis zum 19. April d. I. einschließlich. Die Vergünstigung erstreckt sich sowohl auf die Rückfahr karten und Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehre, als auch auf die Rückfahrkarten im Verkehre mit Stationen der meisten außersächsischen, insbesondere der preußischen Bahnen. Das Nähere ist aus den Bekanntmachungen zu ersehen, die auf den Stationen angeschlagen sind. * — Im Saale des Schönburger Hofes gab gestern Abend unsere Stadtkapelle, welche durch mehrere Mit glieder der Meeraner Stadtkapelle verstärkt worden war, unter Leitung des Herrn Stadtmusikdirector Heinrich uud unter Mitwirkung des Herrn Ossian Reichardt (Pianoforte) sein drittes Winter-Abonnement-Concert. Tas fein gewählte Programm wurde mit bekannter Schneidigkeit und Sicherheit durchgeführt und erntete den wohlverdienten Beifall. Herr Ossian Reichardt brachte das Zweite Concert in DoroH von Mendelssohn und eine Anzahl kleinerer Solostücke auf dem Pianoforte zum Vortrage und fand mit seinem kunstfertigen Spiele ebenfalls reichen Beifall. Am Mittwoch wurde in Remse unweit des Rittergutes beim Bau einer Schleuse ein Menschenge rippe gefunden, welches anscheinend schon lange dort vergraben gewesen ist, da es bei der Berührung mit der Luft sofort zerbröckelte. Wahrscheinlich ist dort ein Selbstmörder einst an Ort und Stelle beerdigt worden. *— Wie man dem „Gl. Tgb." mittheilt, ergab eine auf Veranlassung des Herrn Schulrath Lötzsch in den Schulen seines Bezirks veranstaltete Umfrage das hoch erfreuliche Resultat, daß in den Ortschaften des Schul- inspectionsbezirkes Glauchau in den letzten 3 Jahren über 20,000 Obstbäume neu angepflanzt worden sind. * — Herr Tischlermeister Emil Oskar Heil in Wolken burg ist am 12. d. als Gemeindevorstand für Wolken burg in Pflicht genommen worden. * — Die Vorschläge des Gewerbevereins in Reichen bach in Sachen der Versicherung der Handwerks- und Gewerbetreibenden für Alter und Invalidität sind von der dazu eingesetzten, in Werdau zusammengetretenen Commission des Gauverbändes Erzgebirgischer Gewerbe vereine einstimmig angenommen worden. Sie gehen kurz dahin, alle Handwerker, Gewerbetreibende rc. bis zu einem gewerblichen Einkommen von 2500 Mk. der Versicherungspflicht, zu unterwerfen und werden nun mehr den einzelnen Vereinen zur Berathung vorgelegt werden. * — Auf den sächsischen Staatseisenbahnen werden von jetzt an Bahnsteigkarten eingeführt, die von weißer Farbe sind, jedoch in der Mitte einen rosarothen Quer streifen haben und den Stationsnamen doppelt tragen, zunächst in vollständiger Bezeichnung und darunter auf dem rothen Streifen abgekürzt mit augenfälligen Buch staben. Die letztere Einrichtung hat den Zweck, damit leicht controlirt werden kann, ob die Bahnsteigkarten auf diejenige Station lauten, wo sie vorgezeigt werden. Ziegelheim, 15. März. In eine recht traurige und überaus schmerzliche Lage ist die Familie des Dienst vermittlers Bruno Tietze hierselbst plötzlich versetzt worden, indem diesem Elternpaare 3 Kinder im Alter von 9, 6 und 5 Jahren durch Erkrankung an Diphtheritis in wenigen Tagen geraubt worden sind; denn nachdem dasselbe erst am Montag einem Kinde das letzte Geleit geben mußte, muß es nun morgen Sonnabend sogar an einem T oppelgrab stehen und zwei seiner Lieblinge darin zur ewigen Ruhe bestattet sehen. Eine Weiter verbreitung dieser bösen Krankheit hat bis jetzt erfreu licher Weise nicht stattgefunden, was auch Gott verhüten wolle. — Die Bauthätigkeit in Zwickau ist in vollem Gange. Als größere Bauten kommen zunächst dort in Frage der Bau der Bataillonskaserne II, der Anbau zum Amtsgericht, die städtische Schwimm- und Badehalle, das VariRätheater rc. — Für die Ephorie Rochlitz wurden in die Landes- synode als geistlicher Vertreter Herr Pastor Siebenhaar in Breitenborn und als weltlicher Herr Rittergutsbe sitzer Koppe in Ottenhain gewählt. Aus dem Sachseulaude. — Nächsten Sonntag mittags 12 Uhr 35 Minuten wird der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach zu Besuch des Königs und der Königin in Dresden ein treffen und im königl. Residenzschlosse Quartier nehmen. Bei der Ankunft findet am Hauptbahnhof großer mili tärischer Empfang statt. — Wie aus der Leipziger Pflege berichtet wird, steht dort das Wintergetreide keineswegs günstig. Der Roggen hat die vielen Kahlfröste im Januar noch am besten überstanden; aber der Weizen sieht überall gelb braun und verkümmert aus und wird sich schwerlich wieder völlig erholen. Die Landwirthe befürchten, daß viele Felder, die mit Winterweizen bestellt sind, umge pflügt werden müssen. Saatgut für Sommerweizen wird daher stark begehrt werden. Auch einige Raps felder weisen die Spuren der Winterkälte auf; doch ist bei ihnen eine Erholung der Pflanzen mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten. — Herr Stadtbaurath Möbius in Chemnitz hat sich der Aufgabe unterzogen, Pläne über die Umwandlung des im Jahre 1904 in den Besitz der Stadt über gehenden Hauptgebäudes der Actienspinnerei in ein König Albert-Museum auszuarbeiten. Die Planung sieht die Unterbringung sämmtlicher hauptsächlichen Samm lungen der Stadt in dem Gebäude vor. — Bei den Chemnitzer Volksschulen steht die Ein führung wichtiger Neuerungen bevor. Zunächst sollen nach dem Vorbilde anderer deutscher Städte Schulärzte angestellt werden zum Zwecke der Beaufsichtigung der Schulen vom Standpunkt der Gesundheitspflege und zur Ueberwachung des Gesundheitszustandes der Schüler. Ferner soll von Ostern 1902 ab das allgemein als zweckmäßig anerkannte achtklassige System eingeführt wer den. Der Rath hat den Vorschlägen zugestimmt. — Die Stadtgemeinde Limbach steht in Unterhand lungen mit Herrn Gutsbesitzer Fischer in Langenberg wegen Ankaufs von Quellgrundstücken für das Limbacher Wasserwerk. — In Limbach wird man nachgerade ebenfalls un geduldig, da sich wegen der elektrischen Bahnen die betr. Gesellschaft gar nicht rührt. Was die elektrische Bahn Chemnitz-Limbach betrifft, so will der Rath noch bis Ende dieses Monats zuwarten, ob die Gesellschaft Kummer endlich Anstalten trifft, nach Ablauf dieses Termins aber die genannte Firma energisch an ihre Verpflichtungen erinnern. Hinsichtlich der Linie Wal denburg-Limbach überläßt der Rath die Jnitative dem Stadtrath zu Waldenburg, die weitere Ausführung des Planes in die Wege zu leiten. — In seiner Eigenschaft als Cassirer des Spar vereins „Hand in Hand" in Frankenberg unterschlug der 32jährige Schuhmacher Hermann Albert Otto Hahn im Jahre 1900 380 Mk., wofür derselbe jetzt zu 6 Monaten Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust vcrurtheilt wurde. — Vermißt wird seit Donnerstag voriger Woche der Hausschlächter Robert Liebhaber in Frankenberg. Der selbe Verließ am genannten Tage früh seine Wohnung ohne zu sagen, wohin, und ist bis heute noch nicht zurückgekehrt. Liebhaber, der Frau und sechs Kinder besitzt, ist 51 Jahre alt, mittlerer Statur, hat grau- melirtes Haar und Schnurrbart. — Ter Stadtrath in Leisnig bewilligte aus Anleihe mitteln 100,000 Mk. zum Neubau von zwei Flügeln am Schulgebäude auf dem Lindenplatz. — Der vielfach aufgetretene Staubregen ist auch in Leisnig zu beobachten gewesen, u. A. sehr augenschein lich durch Hunderte von eingetrockneten runden Staub- oder Lehmpartikelchen auf den Glasplatten der Ge wächshäuser der Rennerschen Kunst- und Handels gärtnerei am Bahnhofe. — Infolge einer vorige Woche bei der Ortskranken kasse in Stollberg stattgefundenen Revision wurde wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten, welche sich zur Zeit noch nicht genau feststellen lassen, der Kassirer bis auf Weiteres seiner Funktionen enthoben. Die Erörterungen sind eingeleitet. — Die Erdarbeiten für den neuen Schlachthofsbau in Werda« und die neue Zufuhrstraße werden in Kürze in Angriff genommen werden, besonders auch des-