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Tagesnachnchten. Sachse«. Die Gesandten Frankreichs und Englands haben sich infolge von ihren hohen Souveränen erhaltener Weisung am 25. Juni von Dresden zu Sr. Majestät dem Könige von Sachsen nach Prag begeben. Die Gesandten Oesterreichs und Bayerns, sowie der k. würtem- bergische Geschäftsträger befinden sich bereits seit mehreren Tagen bei Sr. Majestät. Der k. groß britannische Gesandte erwartet noch seine In structionen. Die Ankunft Sr. Maj. des Königs von Sachsen in Prag erfolgte am 19. Juni gegen 8 Uhr Abends. Die königl. sächsische Familie, der Erzherzog Ludwig Victor, sowie alle dort weilenden sächsischen und Prager Notabilitäten erwarteten Se. Majestät auf dem Bahnhofe; die Begrüßung war äußerst herzlich und rührend. Der König inspicirte und begrüßte sodann die sächsischen Truppen, deren Obercommando Se. k. Hoheit der Kronprinz übernommen hat. — Nach dem der General Herwarth v. Bittenfeld vor einigen Tagen Dresden verlassen hat, ist der commandirende General des Reservecorps, General leutnant v. d. Mülbe, zum Militärgouverneur des Königreichs Sachsen ernannt worden. Derselbe hat im Namen Sr. Majestät des Königs von Preußen den Militärgerichtsstand für alle ver- rätherischen Handlungen im Bereiche des Landes proelamirt. — Die bis zum Abzüge der königl. sächsischen Truppen von den Letzteren besetzt ge wesenen Wachen und Posten in Dresden find vom 23. Juni an durch k. preußische Truppen besetzt und die bisherige Schutzmannschaft vor der Hand außer Wirksamkeit gesetzt worden. — Ohne eine von dem Stadtcommandanten, Generalmajor v. Bentheim, persönlich unterschriebene Militär- Paßkarte dürfen in Dresden nach Außen hin die Vorposten nicht mehr passirt werden. Alle Per sonen dagegen, die der Stadt Dresden Vorräthe jeder Art zuführen, können ungehindert einpas- siren. — Auch in Bautzen ist vom 21. Juni an, außer unter Militärescorte, aller Verkehr ver boten worden. Sämmtliche Waffen mußten ab geliefert werden. Sachsen-Altenburg. Der Herzog hat am 23. Juni eine den Anschluß an Preußen verkün dende Proclamation erlassen. Die Befragung der Landesvertretung ist Vorbehalten. — Eine Ver ordnung widerruft die bisherige Befreiung von der Militärpflicht durch Stellvertretung. Preußen. Se. k. Hoheit der Kurfürst von Hessen ist am 24. Juni als preußischer Staats gefangener durch Berlin nach Stettin geleitet worden, wo er im königl. Schlosse wohnen wird. Es war ihm die Wahl zwischen Königsberg und Stettin freigestellt worden. — Die Mobilmachung des koburgschen und waldeckschen Contingents soll der König unter Zustimmung des Herzog von Ko- burg und des Fürsten von Waldeck angeordnet haben. — Die schlesische Armee unter dem Kron prinzen hat am 21. Juni ebenfalls die österrei chische Grenze überschritten und auch die Elb- Armee unter General Herwarth v. Bittenfeld ist am 22. Juni gegen Bodenbach in Böhmen vor- gedrungen. Letztere wurde durch starke Verhaue und Straßenabtragungen im raschen Vordringen j gehemmt. Die Minen bei Märzdorf wurden von den Oesterreichern gesprengt, die Kettenbrücke bei Bodenbach und Letschen abgebrochen. Die Festung Königstein in Sachsen ist umgangen, das Zoll gebäude zu Schandau am 22. Nachmittags 3 Uhr besetzt worden. — Aus Neiße, wo am 23. Juni der Belagerungszustand verkündet wurde, meldet man, daß am 22. eine starke preußische Streif patrouille das österreichische Grenzstädtchen Zuck mantel eingenommen und die schwache Besatzung (ungarische Husaren) vertrieben hat. — Prinz Friedrich Karl war in Reichenberg in Böhmen eingetroffen. — Die Oesterreicher sollen bei Lie benau und Turnau (Eisenbahnknotenpunkt) stark stehen, bis dahin aber Alles frei sein. Oesterreich. Der Oberbefehlshaber Feldzeug meister Benedek hat sowohl an die k. k. Nord- Armee, als an die in Oesterreich eingerückten k. sächsischen Truppen unterm 17., resp. 19. Juni begeisternde Tagesbefehle erlassen. — Ueber das lombardisch - venetianische Königreich, Südtyrol und das Statthaltereigebiet Triest ist der Be lagerungszustand verhängt worden. — Die Uni versität und das Polytechnikum zu Prag sollen mit Ende dieses Monats geschlossen werden. Hannover. Die hannöversche Armee wird jedenfalls capituliren müssen, da sie ohne Kriegs munition von Hannover abmarschirt und jetzt von preußischen Truppen völlig eingeschloffen ist. Die Unterhandlungen wegen der Kapitulation sollen im Gange sein. Den Hannoveranern ward bis zum 25. Juni früh 8 Uhr ein Waffenstillstand bewilligt; trotzdem versuchten einzelne Abtheilun- gen, zwischen Eisenach und Gotha durchzubrechen, wurden aber nachdrücklich zurückgewiesen. — In der Hauptstadt Hannover ist den Preußen folgen des Kriegsinventar in die Hände gefallen: 60 Ge schütze, 800 Wagen aller Art, 10 — 12,000 zum Theil neue Gewehre und Büchsen, 2000 Centner Pulver, Pferdeausrüstungen und ein vollständiger Brückentrain. — Das preußische Flottengeschwader hat seine Thätigkeit längs der hannöverschen Nord seeküste mit Erfolg fortgesetzt. Der wichtigste Er werb ist der des Geestemünder Hafens, der zur Aufnahme eines größern Geschwaders, als wie im Jahdebusen möglich, geeignet ist. Braunschweig hat Preußen gegenüber die Zweckmäßigkeit eines neuen Bundes anerkannt und erklärt, sich an den militärischen Operationen gegen Preußen durchaus nicht zu betheiligen. Schleswig-Holstein. Während der Ab wesenheit des Gouverneurs, Frhrn. v. Manteuffel, ist durch Cabinetsordre der Oberpräfident, Baron Scheel-Plessen, als fungirender Gouverneur zu landesherrlichen Befugnissen sowohl in Schleswig als in Holstein ermächtigt worden. Italien. Die Italiener haben am 23. Juni mit 10 Divisionen den Mincio überschritten und Goito, Valeggio und Curtatone widerstandslos genommen. General Cialdini soll gleichzeitig den Po überschritten haben, ohne auf Widerstand zu stoßen. Ein Freiwilligencorps ging von Como durch Lecco nach Tyrol. Garibaldi und zwei Freiwilligenregimenter sind von Como über den See abgegangen. Schiffe auf demselben wurden mit Beschlag belegt. Nach Aussagen von Rei senden hätten italienische Truppen das Stilfser Joch und Glurns besetzt; die Vorposten stän den bei Finstermünz. — Wie aus Florenz vom