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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich io Ngr. Utech Mnzs- und AnMzeblaL des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Für den Raum einer Spalt zeile 1 Ngr. Anseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh io Uhr. SS. Redaktion, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 24. Mai L8V» Sonnabend den 24. dieses Monats Mittags 12 Uhr sollen eine Parthie hölzerne j Böcke, Breter, Rechen, sowie Stellagen, welche als Jnventarienstücke für hiesige Mon- j tirungskammer dienten, im Unterrichtshauö (Augustus - Allee) gegeu das Meislgebot öffeut- lich versteigert werden. Großenhain, am 17. Mai 1873. i. Neiter-Negimertt „Kronprinz." von Scdreibevsbofen, Major und Regimentsführer. Reichsstrafgesetzbuchs (Geldstrafe bis zu 20 Thalern oder Haft bis zu 14 Tagen» aufs 'Rene eingeschärft. Großenhain, den 10. Mai 1873. Der Stadtrath. Bekanntmachung, die Ziehkinder betreffend. Der unterzeichnete Stadtrath hat bereits nnterm 14. Rovember 1866 die Vorschrift hinausgegeben, daß Pflegeeltern, welche Kinder in Ziebe nehmen wollen, dies für jedes einzelne Mal beim Stadtrath anzumelden, und daß sie von den hier nicht heimaths berechtigten Kindern, wenn deren Eltern selbst nicht mit im hiesigen Orte wohnhaft find, , den Nachweis deren Heimathsberechtignng beizubringen haben, nnd zwar zu Vermeidung einer Jndividualgeldstrafe von Einem Thaler. Da nun diese Vorschrift in der neueren Zeit vielfach nicht beachtet worden, so wird dieselbe mit dem Bemerken hierdurch in Erinnerung gebracht, daß, sofern der Heimath- ! schein für die betreffenden Kinder im einzelnen Falle nicht zu erlangen, der Nachweis über die UnterstützungSwohnsitzberechtigung der Eltern, oder bei unehelichen Kindern über die Unterstützungswohnsitzberechtigung der Mntter unbedingt beigebracht werden muß. Die Herren Bezirksvorsteher werden ersucht, über die Beachtung dieser Vorschrift Ihrerseits mit zu wachen. Großenhain, am 19. Mai 1873. Der Stadtrath. Kunze. VervotHernschärsung. Das bestehende Verbot des unbefugten Ausuehmens von Eiern oder Jungen von ! jagdbarem Federwild oder von Singvögeln wird hiermit unter Verweisung auf die für Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot erlassene Strafbestimmung in 368 >i des § Kunze. Bekanntmachung. In: Gasthofe zum blauen Hirsch in Radeburg sollen den 3. Juni 1873, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereitete Holzer, als: 631 Stück weiche Stämme, von 10—42 Eentim. Mittenstärke, 42 „ erleue Klötzer, von 16—29 Eentim. oberer Stärke, 1710 „ weiche Klötzer, von 13—50 Eentim. oberer Stärke, 2 Raumcubikmeter erlene Scheite, 103 „ weiche 2 „ erlene Rollen, 70 „ weiche 130 „ „ Stöcke, 423 „ weiches Stangenreißig, 500 „ „ Astreißig, 1,4 Wellenhnndert erlenes Reißig, 190 „ weiches „ einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Anction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zn versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitnnter- zeichneten Reviervcrwalter zu Würschnitz zu wenden, oder anch ohne Weiteres in die ge nannten Waldorte zn begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung Würschnitz, am 15. Mai 1873. (kras. von Berlepsch. am Dittmanns- / dorfer Rand und im Spring, Tagesnachrichten. Dresden, den 21. Mai. Das Jubelfest der 25 jäh- I rigen Abgeordnetenwirksamkeit des trefflichen Riedel rief so ! manche Erinnerungen von Zeitereignissen wach, deren Zeuge j er gewesen. Um nur der Sitzung der zweiten Kammer i vom 15. Angust 1864 zu gedenken, in welcher Riedel als! Referent für die Wiederherstellung des Wahl- und Ver- § fassungsgesetzes vom Jahre 1848 eiutrat, drängt es nns, ; die merkwürdige Aenßerung des damaligen Staatsministers ! von Benst zu wiederholen, daß hauptsächlich die Sympathien der Kammer für die Führerschaft Preußens in Deutschland den Bruch und die Wiederherstellung der Verfassung von 1831 veranlaßt hätten. Er sagte das zwar nicht mit dürren Worten, aber doch nnzweidentig und unter ans- drücklicher Hervorhebung des Entschlusses der Regierung, i eine solche Führerschaft nicht dulden zu »vollen. Das Jahr i 1866 mit seinen Folgen hat Herrn von Beust hinweg- gefegt, aber ein Riedel, der stets ein Freund der preußischen i Führerschaft gewesen und mehrmals Anträge ans Schaffung , einer kräftigen deutschen Eentralgewalt gestellt, ist geblieben. Die Erinnerungen des Grafen Beust und des Bauern Riedel sind solchergestalt in heutiger Zeit sehr verschiedener Art, denn während jener selbst in Wien den Kaiser Wilhelm von Deutschland mit Huldigungen überschüttet sehen wird, und dabei Gefahr läuft, selbst in Vergessenheit zu gerathen, was ihm doch jederzeit unerträglich erschien, blickt dieser ruhig mit der Zuversicht eines braven Mannes um sich, den sein gesnnder Menschenverstand nicht getäuscht hat. Die Lausitz und ganz Sachsen hatte vollkommen Recht, einen solchen Mann anszuzeichnm, einen Mann, der dem > auf das Gemeinwohl gerichteten Wirken der Regierung, trotz seiner demokratischen Parteiansicht, niemals hindernd in den Weg getreten, der aber, obgleich kein Studirter, sich niemals gescheut, selbst so fein angelegten Naturen, wie sie Herr von Beust repräsentirte, mit derben Worten die Wahr heit zu sagen. Sachsen. Se. Majestät der König haben am 18. Mai Abends nach 6 Uhr die beabsichtigte Reise nach Bad Ems zum Gebrauche der Eur über Leipzig uud Marburg an getreten und für die Dauer der Abwesenheit Se. königliche Hoheit den Kronprinzen als Allerhöchstihren Stellvertreter für die RegiernngSgeschäfte bestellt. Am 19. Mai Abends kurz nach 8 Uhr sind Se. Majestät der König in Ems eingetroffen, woselbst am Bahnhöfe die Spitzen der Be Hörden und eine Zahl fächsischer Damen und Herren znm feierlichen Empfange anwesend waren. Das Enltuöministerium hat durch Verordnung vom 7. Mai d. I. die Stenographie nach dem Gabclsberger- schen System als facultativen Unterrichtsgegcnstand an "den Gymnasien, Realschulen I. Ordnung und Schnllehrersemi- narcn eingeführt. In Meißen ist am 18. Mai der erste VerbandStag der privilegirten Schützengilden abgehaltcn worden. Von den zum Verbände gehörigen 80 Gilden waren 66 durch Dele- girte vertreten. In Radeburg rückte am 18. Mai die neubegründete Feuerwehr das erste Mal ans, nm einen in der Nähe Zschornas ausgebrochenen Waldbraud zu dämpfen. Un gefähr 1' ., Acker waren von den Flammen ergriffen, in dessen gelang es den Bemühungen der Feuerwehr, vereint mit den Kräften der Forstbeamten, Herr des Feuers zu werden nnd weitern Schaden zu verhüten. Den bei der Polizeibehörde zu Leipzig eingegangeuen Anzeigen zufolge sind während der diesjährige« Ostermesse 45 Tascheudiebstähle verübt worden. Das hierbei entwen dete Gut bestand aus 1348 Thlr. 25 Ngr. baarem Gelde, für ea. 20,000 Thlr. Wechsel uud 15 silberneu Taschenuhren. Bei Buchhol; ist am 12. Mai ein 70jährigcr Manu und in der Gegend von Falkenstein am 18. Mai ein 60 Jahre alter Mann durch Blitzschlag getödtet worden. Beim 'Raumen einer Jauchengrube sind am 10. Mai im Dorfe Leubnitz bei Dresden drei Männer, welche nach einander in die Grube stiegen, um deu Uutenbefindlichen zu retten, von bösen Wettern erstickt worden. Erft als man den auf der Grube stehenden Appartement weg gerissen hatte, war es möglich, die Verunglückten aus der Grube zu ziehen. Deutsches Reich. Die am 16. und 17. Mai im Reichstage stattgefundene Debatte bezüglich der Jahresüber sicht über die Gesetzgebung nnd Verwaltung in Elsaß- Lothriugen hat das größte Aufsehen gemacht und wird weithin, namentlich in dem Reichölande selbst, über die Intentionen der Regierung anfklären. Keine Verlängerung dieser Dictatnr über das Ende dieses Jahres hinaus, freundliche und entgegenkommende Behandlung der Pro vinzen, welche Deutschland zu seiner Sicherheit zurück- nehmen mnßte, aber der feste Entschluß, sie gegen alle Reichsfeinde mit dem Aufgebot der deutschen Kräfte zu vertheidigen; in diesen wesentlichen Punkten hat der Reichs kanzler das Regiernugs-Programm gekennzeichnet, dessen Spitze sich namentlich auch gegen die Ultramontanen wendet, die jenes Land nicht znm Frieden kommen lassen wollen. Der Reichstag nahm am 20. Mai den Gesetzentwurf, betreffend die Erweiterung und Umgestaltung der deutschen Festungen, in dritter Lesung und hierauf einen Antrag an, in welchem der Reichskanzler um baldige Vorlegung eines Gesetzes über das Bankwesen ersucht wird. Der Hauptetat des deutschen Reichs für das Jahr 1874 balaneirt in Einnahmen und Ausgaben mit 139,857,294 Thlr. Von den Einnahmen sind durch Matrieularbeiträge anfzu- bringen 23,011,036 Thlr., 1,636,831 Thlr. weniger als für das Jahr 1873. Die Repartilion unter die einzelnen Staa ten ist noch Vorbehalten. lieber die Reiscplänc des Kaisers Wilhelm erfährt die „Prov.-Eorr.": Se. Majestät werden am 15. Jnni nach Frankfurt a. M. gehen, um mit dem Kaiser von Rußland zusammenzutreffcn und gemeinsam mit demselben einen Be such in Jugenheim (bei der Kaiserin von Rußland) und in Darmstadt zu machen. Von dort ans dürfte in der zweiten Hälfte des Juni die Reise des Deutschen Kaisers nach Wien erfolgen und in der ersten Woche deö Jnli wird Se. Ma jestät sich sodann zur Eur nach Ems begeben. Preußen. Das Herrenhaus hat am 15. Mai den Gesetzentwurf über den Gebrauch der deutschen Sprache im amtlichen Verkehre berathen und denselben, nachdem auch der Bürgermeister von Posen die Vorlage befürwortet, ungeachtet der Protestatio« der Polen angenommen. — Im Abgeordnetenhause wurde an: 16. Mai der Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 120 Millionen ; Thaler zur Erwciteruug, Vervollständigung und besseren Ausrüstung des Staatseisenbahnnetzes, sowie der Entwurf ' eines Gesetzes, betreffend die auf Grund des Neichsgesetzes j von: 8. Jnli 1872 zur lleberweisnng an Preußen gelaugen- . den Geldmittel, in dritter Berathnug genehmigt. — Am 1 20. Mai Mittags ist der Landtag dnrch den Minister- Präsidenten Grafen v. Roon geschlossen worden. Die von demselben verlesene Thronrede betont die werthvollen Re- sultate der letzten Session. Die Reform der innen: Verwal- tung fei in der Grundlage abgeschlossen und die Erwartung scheine sich zu erfüllen, daß bei deren Ansführnng zuvor ! streitende Kräfte gemeinsam patriotisch Zusammenwirken. ! lebhafte Kämpfe hätten stattgefnnden über die Gesetze betreffs der Beziehungen des Staates zur Kirche. Die Regierung ! halte das stete Vertrauen fest, daß diese Gesetze den wahren ! Frieden unter deu verschiedenen Eonfessionöangehörigen fördern - und die Kirche dahin führen werden, dem lauteren Dienste des Wortes Gottes allein ihre Kräfte zu weihen. Die ! Thronrede erwähnt sodann die glückliche Lage der Staats- ! finanzen, gedenkt der Steuerreform, hebt den erstaunlichen Aufschwung des Verkehrslebens hervor und verweist ans die j Vertheidigungsfähigkeit des Landes, welche die zur Er weiterung des Eisenbahnnetzes ertheilte Ermächtigung herbei führen werde. Die Thronrede schreibt die segensreichen ' Resultate dieser voraussichtlich letzten Session der gegen wärtigen Legislaturperiode dem Geiste eines vertrauensvollen ! Zusammenwirkens zwischen Staatsregienmg und Landes- z Vertretung zn und hofft, daß das preußische Volk bei den j bevorstehenden Wahlen von demselben patriotischen Geiste ! und von dem Sinne fester vertrauensvoller Gemeinschaft mit der Regierung geleitet sein werde zur allseitigen Förderung des wahren Wohles des Vaterlandes. Aus Antottienhütte (Kreis Beuthen) vom 16. Mai wird i der „Schl. Z." folgende eigenthümliche Agitation auf dem ! Gebiete des kirchlichen Lebens mitgetheilt: Gestern Nach mittag sammelten sich vor den hiesigen katholischen Schulen j während der Unterrichtsstunden Schaaren von Frauen ans den: Arbeiterstande (Mütter von Schulkindern), in deren ! Mienen inan die größte Bestürzung wahrnehmen konnte. Auf Befrage:: ergab es sich, daß diese Frauen die Aus gänge der Schulloeale bewachen wollten, weil „die Re gierung angeordnet hätte, daß die Schulkinder nach den: entvölkerten Elsaß trausportirt würden". Mehrere der er regten Mütter drangen sogar in die Klassen nnd bemäch tigten sich ihrer Kinder, indem sie gleichzeitig den Lehrer ans die erwähnte Regierungsmaßnahme verwiesen. Der Umstand, daß dieser Tage ganz gleiche Vorgänge in Mys- lowitz, 'Nikolai und anderen oberschlesischen Ortschaften stattgefunden haben, läßt ohne Zweifel eine Agitation er kennen, und es wäre interessant, zu erfahren, ob diese Er scheinung auch an anderen Orten mit der Anwesenheit von sammelnden geistlichen Schwestern zusammengetroffen ist, welche gestern hier von Haus zu Haus gingen.