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Chemnitzer Nnzeiger «nd «tadtbote. Nr. «O. Freitag, 18. April. Seite 3. Pfeile bewaffnet, bequem in das Fenster seiner in der ersten Etage befindlichen Wohnung gelegt und ließ zur erhöhten Bequemlichkeit seines Berdauungsstündchens das Nauchinstrument aus dem Fenster hängen. Wir hatten selbst unsere Freude daran, mit welchem Eifer und Berständniß der alte Herr an dem .geliebten" Rohre sog und da- Aroma des jedenfalls guten Kanasters durch Mund und Nase den Lüften preisgab, als mit einem Male der pafsionirte Raucher seine bequeme Stellung veränderte und feuerrothen Gesichts nach .unten" guckte, «ach unten, wo in demselben Augenblicke der Pfeifen kopf nebst Porzellonstiefel in Trümmer ging. Das Malheur lief in sofern für den alten Herrn noch glücklich genug ab, als fast im gleichen Augenblicke zwei kleinere Kinder an dem beregten Hause langsam vorübergingen und bei einem Haare von dem fallenden Ob jekte getroffen worden wären. —o. Anläßlich einer am l. Osterfeiertag Hierselbst sehr zahlreich besuchten Konzertveranstaltunggwird uns folgendes komische Intermezzo mitgetheilt, welches für Herren eine Mahnung zu besonderer Vorsicht beim Aufbewahren von Hüten enthalten dürste. Da es im Hpale ganz außerordentlich voll war, so hatte ein Herr seinen Hut unter den Stuhl, auf welchem er Platz genommen, gelegt und obwohl er nicht von demselben aufgestandeu war, mußte er doch nach einer kurzen Zeit bemerken, daß sein Hut auf unerklärliche Weise verschwunden war. Vergeblich war sein und der Kellner Bemühen, den funkel nagelneuen Hut wieder zur Stelle zu schaffen, da — beinahe gegen Ende des Konzerte- — bemerkte eine weit abwärts sitzende Dame, daß an ihre« Kleide etwas hing, was nicht an dasselbe gehörte — es war der verloren geglaubte Hut. Beim Losmachen desselben vom Kleide zerriß sie leider dasselbe so beträchtlich, daß sie jetzt Schaden sersatz vom Eigenthümer des Hutes beansprucht. Im Hute war nämlich ein angelhakenförmig gebogenes Eisen angebracht, welches zum Aushängen diente und welches sich nun beim Vorüber gehen der Dame fest in das Kleid derselben eingehakt hatte. —o—s. Gestern Abend kam eine Frau in total betrunkenem Zustande in ihr Quartier auf der Zschopauerstraße und voll- sührte daselbst einen so argen Skandal, daß man genöthigt war, Schutzleute herbeizuholen und die Aftermietherin vorläufig anderweit «nterzubringen. Hoffentlich wird das rabiate Frauenzimmer daselbst wieder zu Verstand und ruhiger Ueberlegung gelangt fein. — x. Vorsicht beim Wegwerfen noch brennender Zigarrenstummel ist jedem Raucher anzuempfehlen, da schon oft «ine allzugroße Sorglosigkeit in dieser Hinsicht höchst fatale Folgen gehabt hat. So verbrannte am vergangenen Montag der Rockschoß «ineS die Zwickauerstraße passirenden jungen Mannes, welcher einen Zigarrenstummel beim Fortwerfen durch Zufall in eine seiner Rock taschen befördert hatte, derartig, daß der schöne Feiertagsrock kaum «och zur Arbeit taugen wird. —o. Die Poltermühle in Grüna hat sich durch ihr allbe kanntes Gebäck, welches ja auch in Chemnitz allgemein beliebt ist, einen bedeutenden Ruf erworben. So hat sie zum Osterfeste über 3000 Stollen zum Verkauf gebracht. Lokal-Grzählirrrge« für den yknzeig-r. —». Der Abend war auf die Fluren herabgesunken. In den Fenstern der Häuser blinkte Lichterschimmer, droben am Firmament flammten de« .Himmels Räthsel", die Sterne in tausendjähriger Pracht und das bläulichweiße Licht des Mondes übergoß die ruhende Matur mit magischem Schimmer. Mehr uud mehr wurde es einsam auf Straßen und Plätzen und .verlassen lag Wiese und Hain". De» Tage- lautes Leben verstummte allmählich und das Schweigen hatte sich die Herrschaft errungen — eS war Nacht geworden, Nacht, die keines Menschen Freund ist. In lautloser Stille ruhte der Wald, «ur die Büsche neigten sich gegeneinander in phantastisch-gespenstischen Komplimenten und in wundersamen Formen bauten sich die Schatten -er Gezweige, bewegt von den leise flüsternden Nachtwinden. Auf dem Wege, der von der Stadt zum Z....Walde führt, schreiten schweigend drei Gestalten, bewehrt mit Hacke, Spaten und Schaufel. Kein Wort hört man von den nächtlichen Wanderern, die fast ge räuschlos ihren Pfad verfolgen, doch sehen sie sich von Zeit zu Zeit scheu um, fpähend, ob kein menschliches Wesen sie beobachte. Endlich sind sie am Ziele. In einer kleinen Vertiefung, von dichten Büschen umstanden, lasten sie sich nieder, legen die mitgebrachten Werkzeuge bei Seite und verharren einige Minuten in lautlosem Schweigen. Da Hallen vom Thurme der benachbarten Dorfkirche langsam zwölf dumpfe Schläge. Es ist Mitternacht, der Geister freie Stunde. Der Eine der Genosten erhebt sich, entzündet eine kleine Blendlaterne, zieht um sich mit dem Spaten einen Kreis, stellt sich in besten Mitte und beginnt aus einem kleinen Buche zu lesen. — Die Zauberformel ist gesprochen und auf einen Wink des Gefährten schlagen die beiden Andern auf der vom Hexenmeister bezeichneten Stelle ein. Da soll der Schatz liegen und in dieser Nacht soll er gehoben werden. Die Hacken haben ihre Schuldigkeit gethan, ebenso die Spaten und jetzt beginnen sie, die Erde aus der gewonnenen Grube auszuschaufeln — da kommen durch die Lichtung, ebenfalls schweigend und geräuschlos, einige Gestalten geravewegS auf die Schatzgräber zugeschritten. Verbissene Wuth malt sich auf den Gesichtern der Arbeitenden, so «ahe dem Ziele und nun die unerwünschte Störung! Die An kommenden schreiten, auf die Gruppe zu und jetzt sieht man sich von Angesicht zu Angesicht, man kann das Weiße im Auge des Feindes unterscheiden. Zähneknirschen auf beiden Seiten, aber kein Laut ent flieht den gdollgebundenen Zungen. Die Grabenden arbeiten zwar weiter, aber endlich werfen sie die Werkzeuge von sich und schauen stumm fragend auf ihren Führer, der, verschränkten Armes, starr vor sich nieder sieht.... Endlich, nach längerem fürchterlichen Schweigen -«aht sich der Kommandeur des zuletzt gekommenen Trupps dem Hexenmeister, schaut ihm in's Antlitz und „I nu Kreizbaddalion, Du bist-, Fritze, sagg mr nor, was Ihr hier wullt?" ertönt eS durch den stillen Wald. .Du bist», Zwingenberger!" spricht nun lachend der Hexenmeister, .na, mit unser Schatzheberei is nu Hinte eemal nischt meh, denn De weißt, daß mr bei so Waffen nich räden därf, un Dei Geschäft geht for heile ooch in die Wicken, denn bei Dein Simbediekram derfste ähm ooch nich räden!" „Jawohl," sagt nun ebenfalls lachend Zwingenberger, .mr känn alle Beede eipacken und wulln nor Herme gehn, erscht wullmr aber ämal trinken!" Zwingen- bergerS Vorschlag wurde von sämmtlichen Anwesenden bestens akzep- tirt, bald war sein respektables Bullchen leer und kurze Zeit darauf da- nicht minder umfangreiche FritzenS — denn auch dieser hatte sich selbstverständlich mit .flüssiger Kourage" zu seinem schweren Werke versehen — und in Gemeinschaft verließen Hexenmeister und Sympathiedoktor nebst resp. Begleitung den Küstern Wald. — Für diese Nacht mußte sonach Fritze auf die Hebung des Schatzes verzichten, ebenso wie Zwingenberger seine Sympalhiekur unterlassen «uß«e, da Beide das in solchen Fällen gebotene Schweigen gebrochen hatten, aber bei ihnen heißt'»: Aufgeschohen ist nicht Ausgehoben, das wird der Wald in einer der kommenden Nächte bestätigen können. Fabrikarbeiter Blumenstengel begraben; auf dem Friedhofe hatte sich hierzu eine unabsehbare Menschenmenge auS dem Orte und der Um gegend eingefunden. — Der für den 20. d. Mts. nach Dresden ausgeschriebene erste Parteitag der deutschen freisinnigen Partei ist auf einen späteren, noch näher zu bestimmenden Tag verschoben worden. — Ein zur Zeit noch unbekanntes, mit einem schwarzen Kleide angethanes, allem Anscheine nach den ärmeren Ständen angehörendes Mädchen im Alter von 20 bis 25 Jahren hat sich vorgestern Abend auf der Eisenbahnstrecke Plauen-Jocketa, etwa 200 m unterhalb des Haselbrunner Ueberganges an der Kaiserstraße in Plauen überfahren lasten und allem Anscheine nach den Tod sofort gefunden, da der Kops vom Rumpfe getrennt wurde. Der Leichnam wurde polizeilich aufgehoben und nach der dortigen Leichenhalle auf dem Friedhofe überführt. — Am 1. Osterfeiertag ist ein junger Mann, Namen« Mache aus Altkoschütz, von einem kräftigen, untersetzten Kerl in räuberischer Weise angefallen worden. Moche war in der 9. Abendstunde von Niedergittersee auf dem Heimweg begriffen, als ihm ein Mann mit der Bitte: „Sie entschuldigen, welche Zeit ist eS?" entgegen tritt. Kaum hatte der Gefragte die Taschenuhr herausgezogen, so hatte sie der Fremde auch schon in Händen, und ist es nur dem Umstand, daß die Kette fest im Knopfloch hing, zu verdanken, daß der Strolch nicht sofort entkam. Nun begann ein arger Kampf, wobei M. endlich den Räuber zu Boden warf und ihn exemplarisch durchhieb. Trotzdem er nun sah, daß er überwältigt war, hielt er doch seine Beute krampf haft fest und war erst mittelst Fußtritte zu bewegen, dieselbe fahren zu lasten. Durch diese heftige Walkerei war nun auch M abgemattet und so gelang eS leider diesem Individuum, wenn auch mit zerkratztem Gesicht, das Weite zu suchen. — Den Einbrecher, welcher in der Nacht zum 9. d. einen Dieb stahl im Müller'schen Altwaarengeschäft zu Zittau ausführte, wobei ihm mehrere zumeist getragene goldene und silberne Uhren und Pre tiosen von nicht unbedeutendem Werthe in die Hände fielen, glaubt man in Dresden ermittelt zu haben. Es kam nämlich am Sonnabend in den Laden eines Uhrmachers ein Mann, um angeblich eine Uhr zu kaufen; das Geschäft wurde jedoch nicht abgeschlossen. Als der Fremde sich entfernt hatte, vermißte der Geschäftsinhaber eine Uhr; er eilte dem Manne nach und fand ihn in einem Geschäfte der Bader gaste, wo er die gestohlene Uhr eben verkaufen wollte. Der Unbe kannte, welcher sofort zur Hast kam, scheint ein sehr gefährlicher Mensch zu sein, in seinen Stiefeln und Taschen fand man verschiedene Uhren und Pretiosen. — Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich vorgestern Abend 10 Uhr im Magdeburger Bahnhof in Leipzig bei Abgang eines Personenzuges. Ein Herr, der Konrektor M. aus Calbe a. S., der im Begriff war, mitabzureisen, stürzte von der Plattform eines Wagens herab und gerieth unter die Räder des bereits im Gange befindlichen Zugs. Dabei wurden ihm beide Beine unterhalb der Kniee zermalmt. Der Bedauernswerthe wurde in einem Siechkorb ins doriige Kranken Haus übergeführt woselbst sich, wie gemeldet wird, eine Amputation beider Beine nöthig gemacht hat. Sächsisches. — Se. Majestät der König begiebt sich, wie das „Dr. T." meldet, Montag, den 19. Mai, nach Ems, um daselbst eine dreiwöchentliche Vadekur zu gebrauchen. Derselbe wird auch diesmal im BadehauS zu den „Vier Thürmen" Absteigequartier nehmen. — Am Nachmittag des zweiten Osterfeiertages wurde in R och S- burg der in der Nacht vom Charfreitag zum Sonnabend ermordete -8ermis«vtes. — Dienstbotenlöhne in Kalifornien. Im Jahre 1882 ist die sogenannte Chineseubill, welche die Einwanderung chinesischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten auf die Dauer von zehn Jahren verbietet, in Kraft getreten. Die Ankündigung der Bill hatte den Zuzug chinesischer Einwanderer so stark gesteigert, daß in San Franziska 27,738, gegen 19,561 im Vorjahre, ankamen. Der Mangel an weißen Arbeitern besteht trotz der Chinesenbill fort und in Folge dessen sind die Arbeitslöhne enorm und gestatten den Arbeitern, be den niedrigen Preisen der nothwendigsten Lebensbedürfnisse eine Art Wohlleben zu führen. Tüchtige Arbeiter, die wirklich arbeiten wollen und ihre Arbeit verstehen, sind nicht allein in San Franzisko, sondern in ganz Kalifomien in allen Zweigen von Ackerbauern, Industriellen und Handwerkcm in gleicher Weise gesucht. Der deutsche Konsulats bericht aus San Franzisko, welchem wir diese Angaben entnehmen, schließt: „Der Einwanderung weißer Arbeitskräfte sind nach wie vor die günstigsten Chancen geboten» sofort lohnende und Ersparniß er möglichende Arbeit zu finden." Die früher verbreitete und zur Be gründung der Chinesenbill angeführte Annahme, daß die Anspruchs losigkeit und Bedürfnißlosigkeit der mongolischen Konkurrenz dem weißen Arbeiter die Existenz unmöglich mache, hat sich als unzu treffend herausgestellt, da die Löhne der chinesischen Dienstboten und Arbeiter in manchen Branchen in kurzer Zeit auf das Doppelte, ja 2", bis 3fache gestiegen sind, die Lohnansprüche der weißen Arbeiter sich aber nach den Forderungen der Chinesen entsprechend reguliren Weibliche weiße Dienstboten erhalten einen Lohn von 25 bis 30 Dollar- im Monat. Noch 1881 konnte man in San Franzisko chi nesische Knaben im Alter von 10 Jahren, die häusliche Beschäftig ungen verrichten, für einen Dollar wöchentlich haben, 1882 zahlte man bis zu 2,,« und 3 Dollars Größere Knaben, welche die Dienste eines HauS- oder Stubenmädchens verrichten, erhalten 5, 6, ja 7 und 8 Dollars wöchentlich. In Gasthäusern angestellte chinesische Aufwärter finden gegen eine monatliche Vergütung von 40 bis 60 Dollars, Kost und Wohnung stet- Arbeit und chinesischen Köchen, die ihr Geschäft verstehen, gewährt man in großen Häusern bis 80 Dollars Monatsgehalt. — Ein New-Iorker Blatt erzählt von einem Mitbürger, welcher kürzlich nach dem Süden ging, um einen Juwelen-Laden zu eröffnen. Sein ganzes Kapital bestand in einem — Brecheisen. — In neuerer Zeit hat ein italienischer Arzt, B. Grösst, da rauf aufmerksam gemacht, daß die gewöhnliche Stuben-Fliege eine Verbreiterin von Ansteckungsstoffen ist. Er hat durch Versuche nachgewiesen, daß Eier von Bandwürmem und anderen Eingeweidewürmern, sowie Spaltpilze von den Fliegen mit der Nahrung ausgenommen und unzerstört schon in wenigen Stunden wieder ausgeschieden werden. Da Fliegen viel auf frei liegenden Nahrungsmitteln umherwandern und oft ihre Darm-Ausscheidungen daselbst deponiren, so können sie unzweifelhaft einen Lheil der mit aufgenommenen kleinsten Krankheits-Erreger auf den Menschen über tragen, was G. an dem unschuldigen Bärlappsamen experimentell nachwieS. Dieses feine Pulver, mit Zuckerwaster befeuchtet, zog so fort Fliegen an, und bereits nach wenigen Minuten ließen sich die Sporen und Lykopodium-Körperchen in den Fliegen, sowie aus den von ihnen begangenen Stellen wiederfinden. — Der Ring des Polykrates — in neuester Auflage. Fünfundzwanzig Jahre, 50 schreibt das „B. T ", hat ein Siegelring im Schlamm der Spree geruht und ist jetzt wieder zu seinem Herrn zurückgekehrt. Bei den BaggerungS-Arbeiten, welche gegenwärtig an der Unterspree ausgeführt werden, wurde vor einiger Zeit ein goldner Siegelring gesunden und von den Arbeitern, den Vorschriften gemäß abgeliefert. Der Ring war vollständig erhalten, der Wappenstein unverletzt, so daß leicht ein genauer Abdruck genommen werden konnte Niemand kannte indessen da» zierliche Wappen, und es wurde daher ein Abdruck an da- königliche Heroldsamt gesendet und um Auskunft darüber gebeten. Die Antwort blieb auch nicht lange auS: daS Wappen gehöre der Familie v. Heynitz, die i» der Provinz Sachsen ansässig sei, vielleicht könne der Oberstleutnant v. Heynitz, Mitglied des Direktoriums der Kriegs-Akademie, der in Berlin seinen Wohnsitz habe, darüber nähere Auskunft crtheilen. Eine Anfrage bei diesem, ob er wohl in seinem Leben einmal einen Ring verloren habe, brachte die überraschende Nachricht, daß diese- der Fall sei, indem er im Jahre 1859 beim Baden in der ehemaligen Tichyschen Badeanstalt einen Siegelring — ein alte» und werthvolle» Familienstück mit seinem Wappen — verloren habe. Man kann sich die Ueberraschung und die Freude des Herrn v. Heynitz denken, als er nach 2b Jahre» wieder in den Besitz des ungern vermißten Familienstücke» gelangte. Eine reiche Belohnung wurde den ehrlichen Findern zu Theil. — Einen alten Scherz in neuer Wendung erzählt daS „D. Mtgsbl." wie folgt: Wie e» schon häufig vorgekommrn sei» soll, daß die Schauspieler nicht ganz der Ansicht der Kritiker find, so war es auch in M., einer süddeutschen Residenz. Der Wege» seines Wissens wie Witze» gleichgeachtete Rezensent de- dortigen ton angebenden BlatteS hat mauigsache Veranlassung genommen, daS Talent des „Liebhabers", Herrn L., anzuzweifeln, und deshalb ent brannte der «Künstler" im hellsten Zorn gegen den Kritiker. Der Zufall fügte es nun, daß sich beide Herren aus der Foyertreppe de» Theaters begegnen und im buchstäblichen Sinne de» Worte» zusammen rennen. „Flegel!" ruft der Schauspieler dem Kritiker entgegen, worauf dieser, seinen Hut leicht lüftend, sich verbeugt und sich vorstellig», entgegnete: „Schön, mein Name ist Iw. Ritter." Literarisches. Die Sehe imnisse des Meeres Wenn weit hinten im Binnenland« ehrsame Bürger oder vom Hauche der Zimmerluft verwöhnt« Sybariten, von Winterstürmen auf dem Meere vernehmen, malt sich ihre Phantasie ein Bild des wildesten Schreckens aus. Sie haben vielleicht einen Busenfrennd oder Verwandten aus hoher See, der nach diesem oder jenem Erdtheile unterwegs ist, und sind froh darüber, „nicht dabei zu sein". Was auch vermöchte eine lange Seereise für einen Nutzen zu bringen? Ist die endlose Spiegelfläche des Meeres nicht die verkörperte Monotonie — der unermeßliche Wasserab- zrund nicht ein finsteres, eines jeden Lebens baares Grab? Während »er engherzige Stubenhocker so denkt, segeln Tausende von glücklichen Men schenkindern über den Ozean und erfreuen sich der Geheimnisse, die er ihre« Blicke enträthselt. Tag für Tag sehen sie die Wunder ozeanischer Sonnen aufgänge, Nacht für Nacht die Feerie de» Meeresleuchten», in längeren Pau sen dann da» großartig« Schauspiel der erregten Sturmsee. Vielleicht findet sich ein freundlicher Kapitän, der bei würzigem Mahle von fernen Ländern und Meeren erzählt, von furchtbaren Seekatastrophen — wie einsame ozeanische Inseln berste» und Riesenströme von Lava in die See sich ergießen, »der von entsetzlichen Wirbelstürmen u- dgl Mancher Mitreisende hat sich in diesem oder jenem Meere dem Jagd- oder Fischsporte 'ergeben und weiß darüber Bescheid, wie di« Fluth ganze Wallfischheerden an'S Land wirst, Herings- und Kabeljauzüge meilenbreite und merlenlange Bänke bilden. Auch mit scheuß lichen, abenteuerlich gestalteten Miesenpolypen hat er da und dort Bekannt schaft gemacht. Ein gelehrter Reisegefährte weiß von den Wundern der Tief see zu erzählen und berichtet dem Lauschenden, wie in 25,000 Fuß tiefe» Ozean-Abgründen, wo ewige Nacht herrscht und keine Erregung des MeereS stottfindet, die Urwesen der gesammten organischen Welt vegetircn. Er hat sie während einer Tressee-Expedition mit dem Schleppnetz gefischt und seinem leiblichen Auge Lebewesen zügcführt, die aus den Küstenmeeren schon seit Jahren verschwunden find . . Und damit in dem StosstreiS der Unterhaltung auch da» erheiternde Element nicht fehle, erinnern sich reiselustige Damen de» einen oder anderen Seebades, gedenken der Freuden eines Aufenthaltes an italienischen Küsten oder auf paradiesischen Mittelmeer-Jnseln, aus denen in Blüthenduft und Sonnenglanz Leib und Seele gesunden. — DaS Alles zu sammen bildet eine Welt, zu der Jeder sein Scherflein beiträgt. Und diese Welt, bis ins kleinste Detail ausgesponnen, erschließt sich Jedem, der sich mit ihr vertraut machen will. Sie entrollt sich in dem prächtigen neuen Werke A. v. Schweiger-Lerchenfeld's, das sich „Von Ozean zu Ozean" nennt (A. Hartleben's iBerlag) und dessen erste Lieferung, reich mit Illustrationen, Karten und einem Farbendruck-Bilde auSgestattet, soeben er schienen ist. Da» Werk wird in 30 Lieferungen (ä 30 kr. ö. W. — 60 Pf. — 80 Cts. — 36 Kop.) mit mehreren hundert Illustrationen, Karten und Farbendrucken Alles in den Bereich seiner Betrachtungen und Schilderungen ziehen, was nur immer.mittelbar oder unmittelbar mit dem Weltmeere zu sammenhängt. Alle physikalischen und naturwissenschaftlichen Verhältnisse, das Fischer- und Schifferleben, die Gestadeländer aller Kontinente, die ozeanischen Inseln mit ihren vulkanischen Erscheinungen, schließlich die kulturelle Bedeutung der Ozeane and die „Aesthetik de» MeereS": dies Alles füllt da» Programm des schönen Werkes aus, das eine Zierde aus jedem Familientisch zu werden verspricht- Gerichtsyalle. —tr. Strafkammer I vom 16. April. Der Schneider Joseph Rosen kranz aus Rochlitz (bisher noch unbestraft) wurde wegen eines Betrugs mit 2 Monaten Gefängniß bestraft. Der Zigarrenmacher Bruno Moritz SchwabeauS Mark neukirchen (27 Jahre alt und schon wiederholt vorbestraft) hat sich des im Rückfälle verübten Diebstahls und des Betrugs schuldig gemacht, weshalb er unter Ausschluß mildernder Umstände zu 1 Jahr 6 Monaten 1 Woche Zuchthaus und 2 Ihren Ehrverlust verurtheilt wurde. Der Strumpfwirker Ernst Bruno Schumann aus Limbach (21 Jahre alt und bisher noch nicht vorbestraft) wurde wegen einer Körperver letzung mit 20 Mark Geldstrafe, eventuell 4 Tagen Gefängniß belegt. Der Bergarbeiter Karl Friedrich Schädlich aus Schönheide und der Strumpfwirker Richard Emil Schraps aus Auerbach waren des bez. in Gemeinschaft verübten Diebstahls und des Betteln» angeklagt, während der Klöpplerin Auguste Marie Schädlich geb. Auerswald aus Löbnitz» dem Tagelöhner tzTraugott« Friedrich Auerswald daher, Christiane Friederike Auerswald geb. Ficker aus Oberpfannenstiel und der Näherin Louise Emilie Röder aus Schönheider-Hammer zur Last gelegt war, den erstgenannten beiden Angeklagten behufs Beiseiteschaffung der gestohlenen Gegenstände Beistand geleistet bez. sich der Hehlerei schuldig gemacht zu haben. Karl Friedrich Schädlich hat am Abend des 7. Februar d. I. aus zwei ihm zugänglich gewesenen Kammern des Ritterguts zu Oelsnitz eine größere Anzahl Kleidungsstücke entwendet, am Abend de» 15. Februar d. I. in Gemeinschaft mit Schraps gebettelt und aus dem Gehöfte des Gutsbesitzers E. W. in Oberlungwitz zwei Pferde decken und mehrere Kleidungsstücke gestohlen, Gegenstände, welche sie den übrigen Mitangeklagten zur Aufbewahrung bez. zur Berwerthung übergeben haben. Betreffs Traugott Friedrich Auerswalds und Christiane Friederike Auerswald geb. Ficker konnte der Schuldbeweis nicht für erbracht angesehen werden und deshalb wurden dieselben freigesprochen. Die übrigen Ange klagten aber wurden für schuldig befunden und verurtheilt: Karl Friedrich Schädlich zu 10 Monaten Gefängniß, 1 Woche Hast und 2 Jahren Ehrver lust, Schraps zu 1 Woche Gefängniß und 1 Woche Haft, Auguste Marie Schädlich zu 1 Woche und diesjRöder zu 2 Tagen Gefängniß. Strafkammer II vom 16. April. Die Näherin Albine Wilhelmine Barth aus Oberlungwitz (schon wiederholt vorbestraft) hat sich des im Rücksalle verübten Diebstahls schuldig gemacht und erhielt deshalb 3 Mo nate Gefängniß zuerkannt. Der Handarbeiter Franz Louis Bonitz aus Chemnitz und der Hand arbeiter Karl Emil Träger aus Schönau waren beschuldigt, im Dezember v. I. gemeinschaftlich aus einem auf Altendorfer Flur gelegene» Walde zu zwei verschiedenen Malen 37 Stück Bäumchen im Werthe von 20 Mark und Bonitz allein im Februar dHJ. aus einem an der Leipzigersträße gelegenen «asthause zu zehn bis elf verschiedenen Malen zusammen 30 Stück Garten stühle gestohlen zu haben. Bonitz wurde der ihm beigemessenen Diebstähle für schuldig erachtet und deshalb zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängniß und » Jahren Ehrverlust verurtheilt. Träger, dem eine Schuld nicht nachge wiesen werden konnte, wurde freigesprochen. Der Handarbeiter Johann Ernst Haupt und dessen Ehefrau, Amalie Rosalie Haupt geb. Taubert, beide aus Chemnitz, waren angeklagt, ihnen zugehörige Sachen, an denen ihr Hausnnrth des Rententionörecht geltend gemacht hatte, diesem rechtswidrig entzogen zu haben. Sie wurden für schuldig erachtet, aber unter Annahme uiildernder Umstände nur zu je 5 M- Geldstrafe, eventuell 1 Tag Gesängniß verurtheilt. Verantwortlicher Redakteur: vr. xdil. Q. Müller in Chemnitz. Bericht -eS Schlacht- rmd Viehhofs zu Chemnitz. vom 17. April. Auftrieb: 38 Rinder, 292 Landschweine. 13 Bakonier, 115 Schafe, 1V5 Kälber- Bon dem schwachen Rinderauftrieb blieben noch Ueberstände. Die Preis« waren annähernd dieselben wie am Montag. Vom Schweinemarkt ist heut ein schleppendes Geschäft bei unveränderten Preisen zu berichten. Das Geschäft in Schafen war abermals sehr flau, dagegen fanden die zum Markt gebrachten Kälber Abnehmer, jedoq zu etwas niedrigeren Preisen. Preise: Rinder: 100 Psd. Fleischgcwicht kaufte man für 64-63 Mk. Schweine: Landschweine brachten 46—48 Mk., Bakonier 53 Mk. aus 100 Pfund lebend Gewicht bei 40 Pfund Tara per Stück. Schafe: 100 Pfd. lebend Gewicht wurden mit 30—83 Mk. bezahlt. Kälber: 100 Psd. lebend Gewicht wurden mit 35—37 Mk. bezahlt.