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MWMzs- M AiykigcM Großenhainer AmtSOlirtt des Königl. Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. ^0. 50. Donnerstag, den 30. April 1863. Tagesnachrichten. Sachsen. Aus nothwendiger Rücksicht auf das diesjährige große deutsche Turnfest in Leipzig wird das Dresdner große Vogelschießen diesmal schon vom 19. —26. Juli abgehalten. Preußen. In Berlin hat die Polizei am 19. April zehn Kisten mit Miniegewehren und Bajonneten (jede etwa 20 — 30 Gewehre ent haltend) nebst einer Kiste Zündhütchen mit Be schlag belegt. Es scheinen Gewehre einer bel gischen Fabrik zu sein, die vermuthlich für Polen bestimmt sind. Italien. Wie ein Korrespondent der „K. Z." mittheilt, kann man die vollständige Heilung Ga- ribaldi's, erst in vier bis fünf Monaten erwarten. Den General versetzt diese Aussicht nicht in die beste Stimmung. Dänemark. In Kopenhagen soll die Ein berufung der Rekruten beschleunigt werden. Eben daselbst ist das Gerücht verbreitet, daß eine Mobil machung bevorstehe. Ferner sollen sammtliche Kriegsfahrzeuge in Aktivität gesetzt und auch die Mannschaften — man sagt 6000 Mann — ein berufen werden. — Die griechische Deputation ist am 25. April in Kopenhagen angekommen. Rußland. Wie man der „Presse" schreibt, herrscht in Finnland jetzt eine noch weit größere Aufregung als in Polen. Es sei möglich, daß von dort aus die Lunte an den polnischen Auf stand gelegt werde. — Der Aufstand nimmt nach den neueren Berichten an allen Punkten zu, ins besondere fangen jetzt auch die Bauern an, sich daran zu betheiligen. Namentlich ist dies der Fall im Gouvernement Kowno und Samogitien, wo noch der so lange von der Regierung geübte Religionszwang hinzukommt, um die in jener Gegend größtentheils wohlhabenden Bauern für den Kampf zu fanatisiren. Durch einige an die Oeffentlichkeit gelangte Aktenstücke wird wiederholt bewiesen, wie grausam die russischen Soldaten gegen die katholischen Geistlichen verfahren, und wie rücksichtslos sie die verwundeten Insurgenten ermorden. — Unweit Polangen sind drei Schiffe mit Waffen für die Insurgenten gelandet. — Der „Czas" meldet, daß der Jnsurgentenfübrer Lele- wel am 24. April bei Jozefoff von 2000 Mann Russen umzingelt war, sich jedoch durchgeschlagen hat. Czachowski ist zum Hauptanführer im San domirschen ernannt worden. — In einem bei Myszkoff am 24. April stattgehabten Kampfe wurden die daselbst vielleicht 300 Mann stark versammelten Insurgenten von über 1000 Russen angegriffen. Die Polen sollen sich bei diesem Treffen unter einem neuen tüchtigen Führer sehr brav geschlagen haben und erst nach anhaltendem Kampfe der überlegenen Zahl gewichen sein. Türkei. Aus Ragusa wird vom 23. April gemeldet, daß der türkische Commandant in Tre- binje von den Uebelthatern, welche die griechische Schule daselbst überfallen hatten, 20 festgenom men und in Ketten nach Mostar geschickt habe. Die Anderen halten sich versteckt. Die geraubten Kinder sind ihren Eltern zurückgegeben worden. Infolge obiger Verhaftungen haben sammtliche Türken in der Stadt die Waffen ergriffen und eine drohende Haltung gegen den Kaimakam und die Miliz angenommen. Amerika. Nach den Schatzungen amerika nischer Blatter betragen die Verluste des Unions- Heeres seit dem Anfänge des Krieges bis Ende 1862: 44,000 Mann auf dem Schlachtfelde ge- tödtet, 250,000 M. an Wunden und Krankheiten gestorben, 97,000 M. Verwundete und 69,000 Gefangene. — Die „New-Bork Tribune" ver sichert, daß der Staatssekretär Seward an Eng land eine Note gerichtet habe, die England für die Erlaubniß zum Bau von Kaperschiffen für den Sonderbund verantwortlich macht. Die Be fürchtungen eines Krieges mit England waren nach Berichten aus New-Bork vom 16. April im Zunehmen. — Die südstaatlichen Journale melden über den Kampf vor Charleston, daß die Panzerschiffe der Unionisten zurückgeschlagen und daß eins, der „Keokuk", untergegangen sei. Der Menschenverlust in dem Gefechte sei groß. Auch zwischen den gelandeten Truppen und der Be satzung sei es zu einem sehr heftigen Kampfe gekommen. Nach den neueren Nachrichten aus New-York haben die Unionisten die Einnahme Charlestons aufgegeben. — Der Sonderbunds- general Van Dorn hat am 10. April den Ge neral Granger bei Franklin in Tennessee ange griffen, sich nach zweistündigem heißen Gefecht zurückgezogen und seine Todten auf dem Schlacht felde zurückgelassen. — Aus Puebla (Mexico) wird vom 24. Marz berichtet, daß das Haupt quartier des Generals Forey sich eine Meile vor Puebla befindet und daß die Franzosen die Höhen um die Stadt besetzt haben.