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- - ..... , "... / - 7 V 75S / eine speciell sächsische Colonie zu gründen. — Nachrichten aus dem oberen Erzgebirge melden, daß die heurige Ernte zu einer der besseren gerechnet werden kann; sowohl die Halmfrüchte, als auch Kraut, Rüben rc., aber vorzüglich die Kartoffeln sind sehr gut gerathen und versprechen letztere einen ausgezeichneten Ertrag, was für die Bewohner des Erzgebirges eine wahre Wohlthat ist. — Als ein ebenso seltener wie ehrender und erfreulicher Fall wird dem „Dr. I." aus Auerbach mitgetheilt, daß die Kirchen gemeinde Rautenkranz (bei Jägersgrün) aus völlig freiem An triebe durch ihren Kirchenvorstand beschlossen hat, ihrem Pfarrer, Herrn Friedrich, „wegen seiner Verdienste um die Kirchengemeinde, sowie um die Schulen" eine persönliche Zulage von 200 Thlr. jährlich vom 1. Juli k. I. an zu gewähren. — Nach Mittheilung des „Glückauf" hat der verstorbene Kammerrath Frhr. v. Burgk den Gemeinden Burgk und Kleinburgk zur Errichtung eines ge meinsamen Schulgebäudes außer dem dazu gehörigen Platze noch 10,000 Thlr. vermacht. — Am 14. Sept, hatten mehrere Knaben aus Strehla, die Sand holen sollten, in einer zum Rittergute Görzig gehörigen Sandgrube eine Höhle ausgearbeitet, als die selbe, während zwei Knaben darin waren, zusammenbrach und den einen ganz, den anderen theilweise verschüttete. Letzteren zogen die übrigen Knaben sofort hervor, während der ganz Ver schüttete, nachdem die Knaben Hülfe von zu Hause geholt hatten, als Leiche ausgegraben wurde. — In Jonsdorf bei Zittau wurde am 17. Septbr. ein 18jähriger Bleichergehülfe von der Riem scheibe erfaßt, in das gehende Werk geschleudert und so zer quetscht, daß sein Tod augenblicklich erfolgte. Preußen. Die auf den 20. Septbr. angesetzte Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Baden-Baden, um dort noch eine Nachcur zu gebrauchen und mit der Kaiserin Augusta gemein schaftlich am 30. Septbr. die Feier des 62. Geburtstages der hohen Frau zu begehen, ist behufs vorheriger Erledigung mannichfacher Regierungsgeschäfte um einige Tage hinausgeschoben worden. — Auch die Abreise des Fürsten Bismarck nach Varzin soll wieder einen Aufschub erfahren haben. Der „Pr.-Corr." zufolge wird derselbe seinen Aufenthalt in ländlicher Ruhe voraussichtlich noch auf mehrere Monate ausdehnen. — Die Gesammtausprägung der Reichsgoldmünzen stellt sich bis 7. September d. I. auf 282,509,490 Mark, wovon 255,422,380 Mark in Zwanzigmark stücken und 27,087,110 Mark in Zehnmarkstücken bestehen. — Die Caution für die directe Berlin-Dresdner Eisenbahn ist am 16. Septbr. bei der Staatskasse in Berlin eingezahlt worden. — Wie der „Pr." berichtet wird, ist man mit der Abtragung der Pfalzburger Festungswerke jetzt nahezu fertig. Die Steine, aus denen die Mauern bestehen, werden durch eine zu diesem Zwecke erbaute Bahn an den Rhein-Marne-Canal und auf diesem nach Straßburg zur Verwendung für die neuen Forts geschafft. Oesterreich. Die ungarische Delegation wurde vom Grafen Majlath mit einer Rede eröffnet, die auf das jetzt allgemeine Friedensbedürfniß hinwies. „Sogar Frankreich", lautete eine Stelle wörtlich, „dessen Gesellschaft eine Brutstätte aller fäulniß- erregenden Seuchen war und der Abgrund des europäischen Frie dens zu werden drohte, selbst Frankreich wird nun Wächter des neuen Friedens sein." Die Rede schloß mit einem begeisterten Hoch auf Se. Majestät, in welches die gesammte Delegation einstimmte. — Am 17. Septbr. Mittags empfing der Kaiser nacheinander die österreichische und die ungarische Delegation. Die Präsidenten derselben, v. Hopfen und Graf Majlath, hielten Ansprachen an Se. Majestät, in denen sie der unwandelbaren Treue und Ergebenheit an den Kaiser und das kaiserliche Haus Ausdruck gaben. Der Kaiser sprach ihnen für die geäußerten Gesinnungen seinen Dank aus und sagte dann unter Anderem: Die günstige Lage der auswärtigen Verhältnisse, die erfreulichen Beziehungen zu den Nachbarstaaten gestatten der Regierung, die Ansprüche an die Opferwilligkeit der Delegationen auf jenes Maß zu beschränken, welches die Sicherheit der Monarchie, sowie die Erhaltung und Entwickelung der gesetzlich normirten Wehrkraft als nothwendig erscheinen lassen. Die Vorlagen seien das Ergebniß der gemeinsamen Berathung mit den Regierungen beider Reichs- Hälften; sie beruhen auf einer gewissenhaften Prüfung und gereiften Erfahrung der letzten Jahre. Das volle Vertrauen des Kaisers würde die Delegationen bei ihrer patriotischen Thätigkeit geleiten. Frankreick. Das „Journal officiel" meldet, daß die Gnadencommission von zehn Todesurtheilen sieben in entsprechende Freiheitsstrafen umgewandelt hat. Die drei nicht Begnadigten sind Lolive, Theilnehmer an der Ermordung des Erzbischofs, Deschamps, der Mörder eines Soldaten, und Devieille, welcher an der Ermordung Beaufont's betheiligt war. Dieselben wurden am 18. Septbr. früh in der Ebene von Satorh erschossen. — Das „Siecle" meldet: In einer Unterredung mit dem Syndikat der Rheder von Havre sagte Herr Thiers, die Sendung der zwei englischen Fregatten (die zur Begrüßung des Präsidenten der Republik im Hafen von Havre eintrafen) ist ein Zeichen großer Sympathie für unser Land, einer Sympathie, die gleich nach der Zusammenkunft in Berlin um so bedeutsamer ist. Er bestätigte zum Schluffe, daß er von den Kaisern von Rußland und Oesterreich die befriedigendsten Versicherungen erhalten habe über die Zu sammenkunft in Berlin, an welcher diese Souveräne nicht Theil genommen haben würden, wenn sie ein feindseliger Act gegen Frankreich hätte sein sollen. Spanien. Die am 15. Septbr. Abends in Madrid statt gehabte Versammlung der Deputaten der Majorität hat Rivero zum Candidaten für das Präsidium des Congreffes und Figuerola für das des Senats aufgestellt. Zorilla hielt eine Rede, worin er erklärte, nicht für eine Partei, sondern für das Land regieren zu wollen. Es gebe 12 Millionen Spanier, die keiner Partei angehören; diese müsse man gewinnen. Er erklärte weiter feier lich, als Minister die Dynastie des Königs Amadeo zu verthei- digen; er würde, wenn es nothwendig sein sollte, an der Pforte des Palais sein Leben opfern, um sie zu vertheidigen. Schweden. König Karl XV. (geb. am 3. Mai 1826) welcher auf seiner Rückreise vom Gebrauche der Aachener Bäder in Malmö erkrankt war, ist daselbst am 18. Septbr. Abends kurz nach 9 Uhr gestorben. (Die einzige Tochter des Verstor benen ist seit 1869 mit dem Kronprinzen von Dänemark ver mählt.) Rumänien. Die Regierung hat am 18. Septbr. amtlich veröffentlichen lassen, daß der Betrieb der Linien Bukarest- Piteschti und Roman vom 13. Septbr. ab unter Garantie des Staates stattfindet, daß die rumänische Eisenbahngesellschaft da gegen sich verpflichtet hat, Alles, was auf diesen Linien noch zur Vervollständigung nothwendig ist, binnen zwei Monaten aus den Mitteln des Baufonds herzustellen. Vermischtes. Aus Erfurt wird geschrieben: Die Erregung der Bürger frauen gegen die Bauerfrauen nimmt immer größere Ausdehnung an. Zunächst erschien in dem „Sangerhauser Kreisblatte" ein Manifest „an alle Hausfrauen in Aschersleben, Eisleben, Sanger hausen, Hettstedt, Ermsleben, Mannsfeld, Leimbach, Wippra, Alsleben, Könnern" u. s. w. Es heißt darin: „Bei einer hier stattgehabten Zusammenkunft mehrerer Hausfrauen aller Stände aus obengenannten Städten ist die neuerdings oft ventilirte „Butterfrage" einer nähern Erörterung unterworfen und in Folge dessen der Beschluß gefaßt worden, an alle unsere Mit bürgerinnen genannter Städte, reich und arm, die freundliche Bitte zu richten, vom nächsten Mittwoch, den 4. September, ab nicht mehr als höchstens 10 Sgr. für das Pfund Butter zu zahlen." Diesem Schritte haben sich nun auch eine Menge Hausfrauen in anderen Städten, wie in Erfurt, Merseburg u. s. w., angeschloffen. In Delitzsch aber hat man es nicht bei bloßen Ansprachen bewenden lassen. Man attaquirte die ge füllten Butterfässer der theueren Landleute und nöthigte Letztere theilweise, unter Zurücklassung der feilgehaltenen Proviantvorräthe, eiligst die Flucht zu ergreifen. Namentlich die Frauen von Cigarrenarbeitern thaten sich dabei hervor, die nicht allein ge kränkt werden sollten an ihrem Geldbeutel, nämlich durch Ab forderung unbilliger Butterpreise, sondern auch an ihrer Ehre, denn Seitens der Butterverkäuferinnen waren außerdem gegen sie noch allerlei schlechte Redensarten losgelaffen worden. Die Polizei stellte zwar den gestörten Landfrieden wieder her, indessen waren doch schon viele ernsthafte Auseinandersetzungen vor gekommen.