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Anterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redlgirt von Herrmann Starke kn Großenhain. 29. Mittwoch, den 13. April 1853. Das Großenhainer Unterst aüung s - und Anzeigeblatt erscheint wöchentlich zweimal, Mittwochs und Sonnabends, für den Preis von H Ngr. vierteljährlich. Größere Inserate für das Mittwochsblatt sind spätestens Montags, kleine bis Dienstags früh 9 Uhr in der Expedition dieses Blattes abzugeben. Bei dem Sonnabends erscheinenden Blatte ist das Verhältniß eben so: größere Inserate sind spätestens Donnerstags, kleine bis Frei tags früh 9 Uhr einzusenden. Zu spät eingehende Annoncen werden für die nächste Nummer zurückgelegt; wird aber die Aufnahme solcher gewünscht und ist dieselbe noch zu ermöglichen, so tritt eine nach Verhältniß des Zeitverlustes zu berechnende Erhöhung der Jnsertionsgebühren ein. Die Expedition. Tagesnachrichten. Sachsen. Am 5. April traten die vom vorigen Landtage ernannten Deputationen zur Vorberathung der Organisationsgesetze (Civil- und Criminalgesetz- buch rc.) in Dresden zusammen. — Nor fünf Mo naten ward in Leipzig ein neugeborenes Kind in einem Abtritte gefunden und deßhalb ein Dienst mädchen als verdächtig eingezogcn; die gerichtsärzt liche Untersuchung sprach sich für eine vor Kurzem stattgehabte Entbindung aus. Jetzt hat das seit dem im Gefängnisse gewesene Mädchen zum großen Erstaunen einen Knaben geboren und wird allge mein für unschuldig am Kindesmorde gehalten, die Untersuchung des dortigen Gerichtsarztes aber für irrthümlich. — Die Rübenzuckerfabrik in Kieritzsch bei Borna hat aufgehört. Die preußischen Rüben zuckerfabrikanten sind sehr unwillig, daß die Steuer auf ihr Fabrikat bedeutend erhöht worden ist und nach dem Berichte des preußischen Finanzministers noch mehr erhöht werden soll, da man anfängt einzusehen, daß besserer Zucker von auswärts leich ter zu erhalten ist, als das durch den Rübenbau beeinträchtigte Getreide. — Am 4. April Abends kamen bei einem Brande eines Kuhstalls in Threna 7 Kühe ums Leben. — In Meißen ist nach der Sachsenzeitung eine Familie von 8 Personen zum Katholicismus übergetretcn. — In Dresden macht das „Tischrücken", ein aus Amerika herübergekom menes und zuerst in Bremen nachversuchtes mag netisches Experiment viel Aufsehen. Es können durch einfaches Händeauflegen auf Tische letztere zum Tanzen und Fortlaufen gebracht werden. Das Nähere im nächsten Blatte. Preußen. Der große Berliner „Gesundheits pflegeverein", der nahe an 10,000 Mitglieder hat, ist wegen revolutionärer Tendenzen aufgelöst wor den. — Die Unterzeichnung der Zvllverträge ist am 3. April erfolgt. Der Zollverein mit Inbegriff des Steuervereins ist auf 12 Jahre erneuert; dem Han delsverträge mit Oesterreich sind sämmtliche Zoll- vereinsrcgierungen beigetreten. Das Ende des großen Streites ist also ganz so, wie wir es gleich Anfangs vvraussagten und für wünschenswerth hielten. — Dem mit den Vereinigten Staaten von Amerika abgeschlossenen Vertrage zur gegenseitigen Auslie ferung von Verbrechern ist von dem Senate zu Washington am 15. Marz die Zustimmung ertheilt worden. — In Thurow ward der Gutsbesitzer Haberland von 8 bis 10 Männern in seiner Be hausung beraubt und ermordet, nachdem die ganze Dienerschaft geknebelt war. — Noch im Laufe die ses Jahres soll über eine allgemeine Münz-Con vention mit Einschluß Oesterreichs in Berathung getreten werden. — Allnächtlich werden noch 20 bis 30 bisher nicht abgelieferte königl. Waffen auf den Straßen Berlins gefunden. — Im Dorfe Klein-Schwirsen wollten die Jrvingianer (Pietisten- secte) am Osterfeste den Teufel aus einem Frommen austreiben. Nachdem der Teufel durch Singen, Beten und Mißhandlungen bereits bis zum Hals getrieben worden war, sollte derselbe nach dem Wunsche des Besessenen selbst, durch Drücken noch vollends aus dem Halse hcrausgcschafft werden. Hierbei starb leider der Thor; die Frommen setzten jedoch ruhig ihr Beten fort und entschuldigten sich auch bei der Arretur noch mit den Worten: „der Herr wird ihn schon auferwccken." Schon vor einiger Zeit kam in der Nähe zu Klein-Rakütt ein ähnlicher Fall von religiöser Narrheit vor, in dem ein Vater auf Befehl des „heiligen Geistes" seiner Frau, seinen zwei Kindern, einem Hunde und einer Katze den Kopf abhieb, da er dann erst selig werden könne. Oesterreich. Auf den Kopf des Guerillaführers und Räuberhauptmanns Rosza Sandor, todt oder lebendig, hat die Regierung 10,000 Gulden aus gesetzt. — Der Streit mit Piemont wegen der Sequestrationen droht durch Englands Einflüste rungen einen gefährlichen Charakter anzunehmen. Die Sprache Piemonts ist wenigstens so rücksichts los, daß cs auswärtiger Hülfe jedenfalls ver-