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d) die Errichtung eine« WohisahrtSamte« beim Stadtrate, «) di« Begründung eine« Pflegeausschüffe« nach den in der Rat«»orlage gegebenen näheren Richtlinien, 4) die Anstellung einer Bezirkspflegerin, «) die Bewilligung eine« BerechnungSgelde« von 1500 Mark zur Deckung der für die Wohlsahrttpfiege im Jahr« 1919 noch entstehenden Aufwendungen, t) die Durchführung der au« dem besetze über dir Wohl- sahrtSpflcge sich ergebenden Maßnahmen. Der Herr Berichterstatter spricht sich für die Rattvorlage warm au« und erwartet ihre Annahme nicht bloß, weil «S da« Gesetz den Gemeinden zur Pflicht macht Wohlfahrtspflege zu ireiben, sondern auch weil durch die neuzu schaffenden Einrich. tungen eine wichtige sozial« Ausgabe gelöst werden solle. Buch Herr Stadtoerordnetenoizcoorsteher Ott befürwortet die Annahme der RatSvorlage angelegentlich. Demgemäß stimmt da« Stadloerordnetenkollegium einmütig den Anträgen unter «—k ausnahmslos zu. Der Herr RatSvertreter hatte vorher aus Anfrage de« Herrn Stadtverordneten Zeuner n»ch sestgcstellt, daß dem PflegeauSschusse da« Recht selbständiger Beriügungen im Sinne von 8 20 der Ausführungsverordnung zuni Wohlfahrtspflegegesetze Übertragen weroen solle. Zum Pflegeausschusse wählt die Versammlung au« ihrer Mitte die Herren Stadtverordneten Heymann, Bizcvorsteher Ott, Scheller und Schönfelder. Die Herren nahmen die Wahl an. Aus eine Anfrage de« Herrn Stadtverordneten Remus er. widert der Heir Vorsitzende, daß durch die neuen Einrich tungen für die öffentliche Wohlfahrtspflege die Wirksamkeit der hiesigen priaten WohltätigkeitSvereine durchaus nicht beschränkt oder unterbunden werden solle. ES sei vielmehr anzunchmen, daß deren Tätigkeit durch die sachgemäß« Regelung der Wohl- fahrtkpflege eine Anregung zu weiterer günstiger Entwicklung erfahren werde. k. Nach dem Berichte de« Herrn Stadtverordneten Beger ist e« not wendig, für die früher beschlossene Anleihe der Stadt bei der Kreditdriefanstait sächsischer Gemeinden zum Ausgleiche de« KurSoerlusteS Kreditbriefe iur Nominalwerte von SöOcOO Mark zu übernehmen, wenn die Stadt über die volle benötigte Summ« von 500000 Dlk. versügen will. Er gibt nun einen kurzen Ver- wendungSnachweis über die iRtttel zur Anleihe und beantragt die Zustimmung de« StadtverordnetenkollegiumS zur RatSvor- laae. Nach kurzen, der weiteren Sachklärung dienenden Au», führungen der Herren Stadtverordneten Schlegel, Vizevorsteher Ott, Remus, Beger und de« Herrn RotSvertreterS beschließt da« Kollegium einhellig antragsgemäß. L Nach Berichterstattung des Herrn Stadtverordneten Lippold über die von den Meist»r- und Gesellenverbänden sowie von der Oberbehörde erstrebte Verdoppelung der Schornsteinfeger-Kehr- löhne ergeben sich in der Aussprache noch einige Fragen, deren Beantwortung weitere Feststellungen vorauSsetzt. Da» Kolle gium vertagt deshalb seine Stellungnahme zu der erforderlichen Reaulativänderung di« zur Herbeiztehung der gewünschten Aus künfte. 1. Ans befürwortenden Vortrag de» Herm Stadtverordneten Schel- ler bewilligt da« Kollegium den Betrag von rund SOO Mk. für die straßenmäßige Herstellung eine» Testes de« BielwegeS unter Verwendung de« beim Schleusenbau gewonnenen Steinmaterials. Den Wunsch des Herrn Berichterstatter«, Laß vor dem Einbau der Steine die zur Bearbeitung al« Pflastersteine geeigneten, abgesondert und im Bauhofe auf Lager genommen werden mochten, gibt das Kollegium an den Rat weiter. i Wie Herr Stadtverordneter Lorenz berichtet, hat der Rat be- schloffen, den Ausschuß zur Erledigung von Steutrresten mit er weiterten Befugnissen auSzustatten, sodaß er über Erlasse »der Ermäßigungen von Steuern und Schulgeldern al» Bevollmäch tigter der städtischen Kollegien völlig selbständig entscheiden könne, cs sei denn, daß «s sich im Einzelfalle um besonder« hohe Beträge handelt oder daß der Ausschuß, weil er zu einzelnen Vorlagen Bedenken hegt, die Behandlung der Sache im Gesamt- rate selbst sür nötig halte Nach kurzer Aussprache stimmt da« Kollegium dem Rat«, beschlusie bei. Bei der Wichtigkeit des Gegenstände« erklärt sich aber das Kollegium für die auch im Rate gewünschte Verstär kung des fraglichen Ausschusses. Es werden die Herren Stadt- verordneten Grohs und Zeuner gewählt, die die Wahl ann«hm«n. 4. Zu den: Gegenstände „Selbständigmachung und Ergänzung deS Seleklenschnlausschusses" berichtet Herr Stadtverordneter Schrei ber. Ec schlägt vor, daß die Selbständigmachung und Erweiterung des Selek tenschulauSschusse«. durch Zuwahl von 8 Mitgliedern au« dem Stadloerordnetenkollegium nur „vorläufig" erfolge; d) daß ein RealschulauSschuß gebildet werde, sooald 1. die Frage entschieden ist, ob die städtischen Kollegien die Realschulbegründung gutheißen; 2. die staatliche Genehmigung zur Errichtung der Real schule vorliegt: 8. die StaatSbeihilse gesichert erscheint; «) daß die Zahl der im RealfchulauSschuffe vertretenen aka demisch gebildeten Mitglieder einschließlich der ihm ange- hörendcn Sclcktcnschullehrer nicht höher ist al« die der zugewählten nichtakademisch gebildeten Aueschußmitglieder; Der Herr Ratsoertreter weist auf die Lostrennung der Se« lektenschule von der Volksschule zweck« Ausbaues zur Realschule als Veranlassung zur Selbständigmachung und zum Ausbau deS Ausschusses hin. Das S reden, die Schule nicht zur Stan- deSschule werden zu laffen, hätten Nat und SchulauSschuß schon darch Gründung von Freistellen bewiesen; würden ihnen mehr Arbeiterkinder von den Volksschulen voraefchlagen worden sein, so würden sie stet« gern bereit gewesen sein, den ihnen vorge schlagenen Kindern minderbemittelter Ellernten Schulbesuch in jeder Weise zu erleichtern. Herr Stadtverordneter Töpfer erklärt sich gegen die 'Vor lage. In eingehenden Au«sührungen vertritt er die Auffaffuna, daß für die Selektenschulangelcgenhetten nach wie vor der Schul- auSschuh zuständig sei, weit die Selektenschule auch heute noch zum Volksschuldezernat gehöre und für sie somit di« gesetzlichen Bestimmungen über da» VolkSschulwesen maßgebend seien, die in einer Schulgemeinde nicht zwei SchulauSschüffe zuließen. Zu Mitgliedern einer Realschultommission könnten bloß akademisch gebildete Herren berufen werden. Er beantragt di« Zurückvrr- w«tsung der Angelegenheit an den SchulauSschuß, wo auch dem Schulsachmanne Stellungnahme ermöglicht werd«. Er hab« überdies erwartet, daß der Herr Stadtverordnetenvorsteher nach seiner früher gegebenen Zusage über die Hinzuziehung von Sach- verständigen zur Sitzung auch dem Herrn Schuldirektor Gelegen heit zu mündlichen Ausführungen in dieser Angelegenheit vor dem Kollegium geben tvürde. Bei Widerlegung einer Bemerkung de« Vorredner« erin- »ert der Herr Vorsitzende daran, daß die Vorlage doch nur eine selbstverständliche Folg« d«S vom Stadtv«rordnrtenkollegium seinerzeit einstimmig gefaßt«» Beschluss«» übrr di« Abtrennung drr Selekta von der Volkischule und dte Begründung einer Real schule gewesen sei. Der Herr Rat«vertret«r erläutert weiter dte Notwendigkeit iur Bildung eine» selbständigen AuSschuffe» und verweist darauf, daß auch anderort« für Realschulen im Ausbau besonder« Au«- schliffe geschaffen worden seien. Die oberste Schulbehörde hab« von d«r hier ««planten Regelung Kenntnt«. Wenn bt»h«r für die Mitgliedschaft in der Mealschulkommisston der Nachwet« höherer Schulbildung erforderlich gewesen sei, so dürfe man im Hinblick aus di« große Umwälzung aller Verhältnisse und An schauungen wohl erwarten, daß dte betreffende, nunmehr recht «eraltete Gesetzesbestimmung kem Hemmnt» für »ine Umgestaltung de« Realschulausschuff«» im Sinn« d«r Schrribrr'schrn Vorschläge m«hr sein ivdrd«. Herr Stadtv«rordnetrr Gläß erklärt sich durch Autschaltun« de« EchulauSschuffe» überrascht. Er unterstützt den Antrag Töpfer. Herr Stadtverordneter Schlegel empfiehlt di« Nnuabm« d«S Vorschlag«» Schr«ib«r. Durch ihn werd« di« Sach« g«sör- drrt, da« Kollegium aber trotzdem nicht endgültig gebunden. Heer Stadtverordneter Remu» erklärt, daß seiner Meinung nach die Realschulstag, im Schulausschuff« weiter vorzubereiten ge- «esen sei. Demgegenüber kennzeichnet nochmal« der Herr Rat», »ertretrr den Sochstand. Herr Stadtverordneter Neger häU den Antrag Schreiber für zweckmäßig und tritt dafür «in. Herr Berichterstatter Schreiber empfiehlt erneut die Eint» guog de« Kollegium« aus seinen Vorschlag. Für den Anttag Schreiber stimmt weiter Herr Stadtverord neter Drechsler. Herr Ttadtoerordnetenvorsteher Horhl verwahrt sich gegen die Unttrstellung. al« ob er die Schulsachmänner nicht genügend habe zu Worte kommen laffen. Sowohl der Direktor der Bür- aerschule al« auch der Letter der Selektenschule hätten bet b». sonderen Versammlungen der Stadtverordneten erschöpfend« Darlegungen üb«r die schultechntschen Fragen gegeben, sodaß hierüber kaum wettere Aufklärung nötig sei. Nun gelte es aber, die Vorarbeiten zu fördern, zu diesem Zweck« d«n Ausschuß zu begründen und nicht im Kampfe, sondern im Frieden zum Ziele zu gelangen. Herr Stadtverordneter Töpfer verwahrt sich seiner seits dagegen, al« Gegner der Realschule angesehen zu werden. Er trete im Gegenteile warm für die Realschule «in, allerdings unter noch zu stellenden Bedingungen. Nachdem Herr Berichter statter Schreiber näher aus dte Zusammensetzung des Selekten- schulauSschuffe« eingegangen war, und Herr Mzevorsteher Ott sich al« Anhänger der Realschulbegründung bekannt hatte, die zum Beste» der Eibenstocker Jugend mit allen Mitteln anae- strebt werden müffe, stimmt das Kollegium ab und zwar zunächst über den Antrag Töpfer. Dieser wird mit tO Stimmen, dte aus den Antrag Schreiber entfallen, gegen 9 Stimmen abaelehnt- Der Ausschuß zur Vorbereitung der Wahl der ständigen Ausschüsse wird beauftragt, für die Zuwahlen zum Selekten- schulauSschusse Vorschläge zu wachen. 7. Nach Berichterstattung durch Herrn Stadtverordneten Gläß er klärt sich das Stadtverordnetenkollegium mit der Regelung der Teuerungszulagen sür die Lehrerschaft der Bürgerschule und der Selektenschule nach der Ministerialverordnung vom 25. März lSiS und den weiter dazu ergangenen Vorschriften einstimmig einverstanden. Herr Stadtverordneter Schönfelder regt an, die Teuerungszulagen noch vor Pfingsten auszuzahlen. 8. Von einem Dankschreiben wird Kenntnis genommen. 9. Der Herr Vorsitzende hebt mit aufrichtiger Anerkennung die Verdienste von Frau Clara Seidel hier um die Herstellung hand gestrickter Socken durch die erwerbslose weibliche Bevölkerung Eibenstocks hervor. ES sind rund 75000 Paar Socken unter der Anleitung und steten Mitarbeit von Frau Clara Seidel gefertigt worden. Gegen 100000 M- Löhne flossen auf diese Weise der Bevölkerung zu. Das Stadtverordnetenkollegium wünscht, daß Frau Seidel auch in seinem Namen für den von ihr betätigten Gemeinsinn gedankt werde. 10. Mit der Veranstaltung der von dem Herrn Vorsitzenden «»ge regten Wildgcmüseausstellung mit Kochproben erklärt sich die Versammlung gern einverstanden. 11. Da« Kollegium begrüßt die Absicht der Herren Selektenschul- lehrer zur Einrichtung sogenannter Hochschulkurse. Die Bereit stellung von Raum, Heizung und Licht sür die geolant« Ver anstaltung durch die Stadt hält da« Kollegium für selbstver ständlich. 12. Den Herren Stadtverordneten wird noch mitgeteilt, daß ») verschiedene Maßnahmen zur Berufsschulung weiblicher Erwerbslosen getroffen worden sind, b) nach der in »origer Sitzung gegebenen Anregung eine vorläufige Regelung der HilsSarveiterbesoldung getroffen werde. Stsstifttk für «ib-»ßtock. Monat Mai 1919. Preise für Lebensmittel: SS 1K Ls Im Einwohner - Meldeamt« find 8» «nmrldung»», SS Ad» Meldung«» und 29 Ummeldungen bewirkt worden. Zugezogen find 108, abgezogen 109 und umgez»gen 78 Perf»n«n. Ss Fremde, 4» »S Bielhaus . . . . . Herberge bez. Gasthaus Garküche 10s en Lenttalhall« . Deutsches Haus . Gasthaus zur Brauerei »ebernachtet haben tm . Hotel Rathaus „ Stadt Leipzig Benennung der Lebens mittel. Preise höchste ! Mg- j niedrigstes Mg- ^tol«»iakwaren. Zucker, Würfel Pfund 59 es Zucker, gemahlen k4 V2 Graupen 45 GrieS 48 Sultaninen 1200 Autler.' K^ch- und Backbutter Es Söb Margarine 217 Milch. Vollmilch Liter 4S 40 Magermilch 24 20 Kter. L ndeier Stück 110 80 Kisteneicr 55 Attisch. G Schweinefleisch Pfund 980 ! 694 Atsch« «ud Schattiere. Russische Sardinen Büchse 800 Herm« Psund SOO Sardellen * ,, 1200 Hewüs«. Zwiebeln, inländische 70 65 Radieschen Bund 20 Sauerkaut Pfund 38 18 Petersilie 250 Porree Bund 60 Kohlrabi Etiick 50 Meerrettich 12S Rote Rüben Pfund 18 Kartoffeln Zentner 1800 Karotten Pfund 40 Salat, inländischer Staude 80 2S Saure Gurken Stück VS 20 -Vst, Süd- und Harlt»- srüchi«. Zitronen 80 <» Kunsthonig Pfund 80 N«««»ß «»Psel ,, 80V Pflaumen SSO Meyl, Nr«1. Weizenmehl 00 »4 Roggenbrot, 1. Tort« s Irg 1»S zusammen S94 Fremd«. Gemeldet »urd«n tm Königlich«» Standesamt S GeduM und 1* Sterbesäll«, darunter — Totgeburt. Warum der Krieg verloren ging. Ein Beitrag zur Wahrheit über den Krieg. Bon Admiral Scheer. In dem eben erst erschienenen Märzhefte der „Süddeutschen Monatshefte", Has der Wahrheit über den Krieg gewidmet ist, veröffentlicht A-nnral Scheer eine Darlegung über den unglücklichen Aas- gang des Krieges, der wie folgendes entnehmen: Einleitend bemerkt Admiral Scheer: Lie Wahr heit allein ist imstande, den tiefen Zwiespalt, per durch unser Volk geht, auszugleichen und Dadurch seine Wiedercrhebung vorzubereiten. So sehr ist bei uns das Urteil durch maßlose Verhetzung schrn getrübt, daß wir unseren Feinden für hie uns be- vorstehente Vergewaltigung die Handhabe bieten durch die Selbstbezichtigung per Schuld am Kriege. Damit verlieren wir auch für die Sammlung und Wicderaufrichtung unseres Volkes den stärksten mo ralischen Halt, der in dem Bewußtsein pes uns M- gefügten schweren Unrechts liegt. Es hieße, die Ge sinnung jener Augusttage des Jahres 1914 verleug nen, in denen die Begeisterung pes deutschen Vob keS hoch ausslammte zu festem Zusammenschluß al ler, um das Vaterland gegen ruchlosen Angriff einer gewaltigen Ueberzahl zu verteidigen. Solche Volks- stimmung läßt sich nicht künstlich erzeugen. Ale entspringt innerer Wahrhaftigkeit, und daß kein« Partei sich ihr entzog, ist der beste Bewers dafür, daß wir die Waffen nur zum Schutze erhoben. Wie wenig der Borwurf, daß hie Herausforderung des Krieges von unserer Seite ausgegangen sei, berech tigt ist, geht auch daraus hervor, daß Enpe IM 1914 die deutsche Hochseeflotte noch in verschiedenen norwegischen Häfen zerstreut lag, trotz des drohen den Wetlerzeichens von Serajewo. Daß es uns noch gelang, unbehelligt die heimischen Häfen zu errei chen, ist weniger unserer Voraussicht, als der Unent schlossenheit auf der englischen Seite zu verdanken, den Weltkrieg durch einen Ueberfall aus die deut sche Flotte zu entfesseln. Ein weiteres Licht auH unser? Vertrauensseligkeit wirft die Tatsache, daß fich der ehemalige deutsche Flottenchef am 27. Juli auf Grund einer sür durchaus zuverlässig gehalte nen Nachricht, König Georg verbürge die neutrale Haltung Englands, entschloß, an der Südwestspitze Norwegens angekommen, die Flotte zu teilen, jein! bestes Geschwader allein durch die Nordsee nach Wil helmshaven fahren zu lassen, während er selbst mit dem Rest der Schisse durch das Kattegat nach der Ostsee dampfte, um den Kieler Hasen aufzusuchen. Tie Frage, ob wir überhaupt einigermaßen be rechtigte Aussicht hatten, gegen die Uebermacht der Feinde den Krieg zu gewinnen, bejaht AdmirrL Scheer mit aller Bestimmtheit. Tie Ueberlegenheit im Landkrieg hatte sich schon nach dem ersten sieg reichen Einrücken unserer Truppen in Frankreich umb der Befreiung Ostpreußens vom Eiysall der Rus sen herausgestellt und bewährte sich auch in den weiteren Wechselfällen des Krieges .immer von neuem. Bei der Marine aber hat sich bei jedem kleineren Treffen auf See und vor aftem dem mit der ganzen englischen Streitmacht auf unserer Seite das Gefühl vollkommenster Gleichwertigkeit heraus gebildet. und ohne Uebertreibung darf behauptet wer den, daß der Angriffsgeist auf unserer Seite der überlegene war, wie es eine einwandfreie See- kriegsgeschichte sicherlich feststellen wird. Admiral Scheer legt die Bedeutung und die Notwendigkeit des b Boot-Handelskrieges dar, indem er betont, daß die Heeresleitung anfänglich an ihmj kein anderes Interesse genommen habe, als daß iHv keine weiteren Gegner erwachsen durften- Erst spä ter wurde die wertvolle Unterstützung pes Heeres durch die Schädigung des über See kommenden Nachschubes un Truppen und Kriegsmaterial ersicht lich und die Steigerung dieser Tätigkeit dann ims- mer dringlicher Erlangt. Tie Widerstände gegen den b-Boot-Krieg lagen vornehmlich auf politischem Ge biet. Da wir kein anderes besseres und wirkungs volleres Mittel hatten, England zur Nachgiebigkeit zu -Wittgen, so war es zwar eine höchst schwierige, aber ebenso notwendige wie ehrenvolle Aufgabe, di? un sere Diplomatie zu lösen hatte, wenn sie die Be deutung der in seiner Seestellung und Seemacht be ruhenden Stärke Englands richtig erkannte und be wertete. Aber es fehlt überhaupt die Neigung, Mit England den „Kampf bis aufs Blut" zu wagen. Man hoffte, immer wieder, England beschwichtigen zu können, und wollte es daher vermeiden, diesen hartnäckigsten der Gegner zum äußersten zu reizen. Ein ebenso schwache mütiges wie verfehltes Beginnen, nachdem England — in Verfolg seiner Einkreisungspolitik — einmal zum Wafsengang angetreten war. Mit halber Seele bei der Sache konnte aber unsere Diplomatie nicht imstande sein, Amerika ge genüber eine Kriegführung mit äußerster Bestimmt heit und Sicherheit zu verfechten, der man im In nern selbst abhold war. Auch waren — so viel man sehen kann — von Kriegsbeginn M keine geeig neten Schritte getan, Amerika uns geneigt zu ma chen, anstatt jein materielles Interesse am Kriegs- ausgang sv ganz ausschließlich der Gegenpartei zufallen zu lassen. Amerikas Eintritt in den Krieg dem U-Boot zur Last zu legen, ist nur eine Bemäntelung unsers' diplomatischen Mißerfolges Wir führten den Krieg zu sehr als Landkrieg, ohne uns entschließen zu können, unsere Kriegsmittek zur See voll einzusetzen. Während England den Einfluß seiner Seemacht richtig ersaßt und rücksichts los auögenutzt hat, vermochten wir uns sogar im Besitze des denkbar wirksamsten Mittels gegen d^s Jnselreich, Les U-Bootes, nicht zu folgerichtigem Vor gehen aufzuschwingen. Und doch mußten wir pio Entscheidung frühzeitig zur See suchen, da sür Eng lund das En-e des Krieges nicht besiegelt war, solange seine Machtstellung zur See imLngömstct bltcb. Die Mirine mußte unser Heer von der schwierigen Auf gabe entlasten, die englische Armee aus Frankreich