Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den ^mtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!.M. 1.50 einschlietzl des „IUustr. Unterhallungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Beichrpostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Del.-Kdr.: Amtsblatt. * Fernsprecher Nr. 210. Druck« und Verleger: E «il Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. 4? 14« — 60. Jahrgang. Freitag, den 20. Juni 1»1» Krieg oder Frieden? Das Spiel am Balkan bleibt das alt'. Einer seits übt Bulgarien wieder seine Bwschteppuugstak- tkk, verdeckt sie aber mit kaum ausführbaren Vorschlä gen, andererseits trifft man ungeniert weiter alle Vor bereitungen zum Kriege. Was aus der Sache dort im Wetterwinkel Europas nach werden wird, läßt sich daher mit dem besten Willen nicht ermessen. Es scheint nur soviel festzustehen, daß Bulgarien den Schiedsspruch Rußlands sich nicht unterwerfen will, sondern mit sei nen „Verbündeten" sich zunächst selbst einigen möchte Erst wenn eine solche Einigung nicht zustande kommen sollte, denkt Bulgarien die Angelegenheit einem euro päischen Schiedsgericht zu unterbreiten: Ofen-Pest, 18. Juni. Nach einer Wiener' Information des „Pester Lloyd" steht Bulgarien auf dem Standpunkt, daß die serbisch-bulgarische Angele genheit abgesondert von der bulgarisch-griechischen be handelt werden müsse. Es soll danach zunächst die gemeinsame Besetzung aller von Bulgarien beanspruch ten Gebiete durch bulgarische und griechische Truppen erfolgen, und sodann versucht werden, direkt über dir Teilung zu verhandeln. Sollte dieser Versuch scheitern, so würde Bulgarien ein Schiedsgericht aller sechs Groß mächte annehmen. Wien, 18. Juni. Der Korre'pondent der „Neuen Freien Presse" in Sofia telegraphiert seinem Blatt: Ich erfahre authentisch, daß die bulgarische Negierung beschlossen hat, niemand nach Petersburg zu entsenden, und nur noch fünf Tage zu warten. Erfüllt bis da hin Serbien die bulgarischen Forderungen nach einem Schiedsgericht auf Basis des Vertrages nicht, so wird die Lage höchst kritisch. In der Antwort-Note auf oie serbische Note be züglich der Demobilisierung, die jetzt eingelaufen ist, schlägt die bulgarische Regierung der serbischen vor, unter dem Titel eines serbisch-bulgarischen Kondo miniums in den strittigen makedonischen Gebieten aus bulgarischen und serbischen Truppen in gleicher An- zahl gebildete Akkupationskorps zu lassen, bis eine schiedsrichterliche Entscheidung gefällt ist. Ob sich dieser Vorschlag bei dem gespannten Verhältnis zwi schen serbischem und bulgarischem Militär wird durch führen lassen, muß, wie gesagt, dachin gestellt blei ben. Und nun einmal zu den Kriegs Vorbere'itungein: Saloniki, 18. Juni. König Konstantin hat sich in Begleitung mehrere Mitglieder des General stabes an die Front der griechischen Truppen in der Umgebung von Langaza begeben und eine eingehe-r- de Truppenbesichtigung vorgenommen. Die bulgari schen Generäle Theodorow und Iwanow haben sich zur Besichtigung der bulgarischen Stel lungen an die Strumitza und nach Ues- küb begeben. Athen, 18. Juni. Ministerpräsident Venize los hat sich nach Saloniki begeben, um mit dem Kö nig über die Lage zu konferieren. Sofia, 18. Juni. Man sagt, daß Geschow mit einer Mission in Wien beauftragt sei und auch nach Berlin fahren werde. Auf eine Anfrage Bul gariens wegen des Preises, den Rumänien sür seine Neutralität in einem Kriege mit Serbien verlange, soll die Bukarester Regierung die alte Forderung nach der Ueberlassung des Landstreifens bis Baltschik er hoben haben. Daraufhin hätte Bulgarien die Unter handlungen abgebrochen. Tagesgeschichte. Deutschland. - Botscha ftere'mpfang. Der Kaiser emp fing am Mittwoch gegen 2 Uhr im Berliner Königlichen Schloß den griechischen außerordentlichen Botschafter Theotokis zur Notifizierung der Thronbesteigung des Königs von Griechenland in Gegenwart des Staatsse kretärs von Jagow und des Einführers des diploma tischen Korps, Bizeoberzeremonienmeisters von Rö- der Um zwei Uhr war Frühstückstafel bei Ihren Ma jestäten, an der unter anderem Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, der außerordentliche Bot schafter Theotokis, der Reichskanzler, die Herren der griechischen Gesandtschaft, der griechische General Soutzo, Staatssekretär von Jagow, der Einführer des diplomatischen Korps und die Ehefs der drei Ka binette tellnahmen. - Zur Monarchen-Zusammenkunft in Kiel Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms und des Königs Emanuel wird voraussichtlich am 2. ,Zull'ftatt- finden. - Ordensverleihung. Der Kaiser hat dem Fürsten zu Lippe den Schwarzen Adlerorden verliehen. Die Besitz steuer in der Budget lommission. Mittwoch vormittag um zehn UHv begann die Budgetlömmission des Reichstags die Be ratung des Besitzsteuergesctzes, das auf dem Umwege über die Einzelstaaten Vermögenszuwachssteuern erhe ben will, falls in ihnen nicht bis zum Jachre >9!6 für ein Mehr an Matrikülarbeiträgen an das Reich Vor sorge durch Einführung neuer oder Erweiterung schon bestehender direkter Steuern auf Besitz und Einkommen getroffen ist. Da die Parteien sich geeinigt haben, diese subsidäre, den Einzelstaaten zugcdachte VermogenS- zuwachssteuer durch eine solche für das Reich zü er setzen, werden die grundlegenden Paragraphen l und 2 mit allen gegen fünf Stimmen (drei lonserrati'oe, zwei vom Zentrum) abgelehnt. In der Debatte hier über meinte Schatzsekretär Kuehn, oie Versuche, das Sichernngsgesetz zu einem unmittelbaren Reichsgesetz zu erheben, würden bei den Bundesregierungen schwe re Bedenken auslösen. Die Frage, wie die Verbün deten Negierungen sich zu dem Gedanken einer unmit telbaren Vermögenszuwachsstcuer stellen würden, sei -r nicht in der Lage schon jetzt zu beantworten, weil der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf naturgemäß rrst Stellung nehmen könne, nachdem dieser in den Ein zelbestimmungen vorliege und sich ersehen lasse, ob er geeignet erscheine, im Rahmen des ganzen Finanzpla- nes die Frage der Deckung des Bedarfs einer befrie digenden Lösung entgegenzuführen. Die weitere Eln- zelberatung der Vorlage erfolgte sodann im Sinne Der Kompromißvorschläge. In Paragraph !5 wurde die untere Zuwachsgrenze, von der die Abgabe erhoben wird, von 2000 auf 10000 Mark heraufgefetzt, in Pa ragraph 14 die untere Grenze des der Zuwachsäesten- erung unterliegenden Vermögens von 60<D Mark auf 20000 Mark erhöht. Die Annahme der Bestimmun gen über die Erbschaftssteuer erfolgte nach Ablehnung konservativer Anträge, die wie das Gatten, so auch das Kindererbe besreit wissen wollten. Die Beratung wurde am heutigen Donnerstag vormittags um 0 Uhr- fortgesetzt Oesterreich-Ungarn. — Das Unterbleiben der Huldigung für Kaiser Wilhelm im österreichischen Abge ordnetenhause führte am Mittwrch zu. einer vorüber gehenden Präsidentenkrise. Der deutsche Nationaloer band hielt am Mittwoch eine Sitzung ab, in der Dem Präsidenten Sylvester wegen dieses Vorfalles von ver schiedenen Abgeordneten heftige Vorwürfe gemacht wurden. Präsident Sylvester erklärte, daß er ange sichts dieser Stimmung im Verbände und wegen -der zahlreichen in der Presse gegen rhn erhobenen Angrif fe auf seine Präsidentenstelle verzichten müsse, und ver ließ den Beratungssaal. Hierauf begib sich eins Ab ordnung des Nationaloerbandes zum Präsidenten Syl vester, um ihn zu bitten, sein Amt benub'.halten. Syl vester gab dieser Bitte nach, womit die Krise bcigelegt war. Dänemark. — Zur dänischen Ka b i n e r t kri se. Der König von Dänemark betraute den Folkethingabg -orone- ten Zahle mit der Bildung eines neuen Ministeriums. Zahle erbat sich bis zum heutigen Donnerstag abend Bedenkzeit. Frankreich. — Bestrafte militärische Unbotmäßig,'- keit Das Kriegsgericht in Nancy verurteilte von 5 Soldaten, die sich am 18. Mai geweigert hatten, in der Patrouille mitzumarschieren, die die Meuterer auf dem Uebungsfelde von Dammartin-les-Toul verhaften soll te, zwei zu einem Jahr und drei zu zwei Jachreu Ge fängnis. Keiner von ihnen ist Mitglied des Arbeits- Verbandes. Die Angeklagten erklärten, sic seien er müdet gewesen, da sie schon eine» Marsch hinter sich hatten, nnd hätten nicht die Bedeutung ihr-r Weigerung erkannt. Alle versicherten, nicht gehört zu gaben, daß der Hauptmann an sie eine besondere Aufforderung hum Gehorsam gerichtet habe. Die Anklage wies beson ders auf die Rolle des Arbeitsveroandes hin nnd auf das Komplott, das beabsichtigt habe, besonders die Truppen im Osten zu desorganisieren. Das den sünf Angeklagten zum Vorwurf gemachte Vergeh:n besteht, genau genommen, darin, daß sie sich geweigert hätten, das Bajonett aufzupflanzen. Lhina. -Russen und Chinesen. In einer Stra ße in Hankau vor der russischen Niederlassung starb plötzlich ein Chinese. Eine große Menschenmenge sam melte sich an und begann, da man den Verdacht hat te, der Chinese sei von Russen getötet worden, die Niederlassung anzugreifen. Zu ihrem Schutze sind Tor pedoboote angekommen, eine Jägerabtsilung und eine Kompagnie nordchinesischer Truppen sind konsigniert. Oertliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 19. Juni. Die am 1ö. und 16. dieses Monats stattgefundene Lehr fahrt der Kg k. Kunstschulzweig-Abteilung für Textil industrie nach Leipzig ist in allen ihren Tei len sehr belehrend und eindrucksvoll verlaufen. Be sichtigt wurden das Grassi-Mujeum, der Zoologische Garten, das Völkerschlachtdentmal und die Internati onale Baufach-Ausstellung mit einigen dazugehörigen Sonderausstellungen. Ueberall standen der Schule Personen als Führer zur Verfügung. - Die im mer gerngebrachte Aufopferung für die Schule wissen die Schüler zu würdigen,- es war eine Freude, be obachten zu können, wie wissensdurstig alles aufge sogen wurde. Allen Gebern, die das Unternehmen fi nanziell unterstützten, herzlichsten Dank! — Eibenstock, 19. Juni. Der „Echte Eiben- stocker Magenbitter", der von der Firma Alb recht Gnüchtel hier hergestellt wird, wurde auf der 27. Sächsischen Gastwirts-Ausstellung in Reichen bach mit der Goldnenen Medaille ausgezeich net. — Eibenstock, 19. Juni. Gestern am zweiten und letzten AushebungStage wurden der Königlichen Oberersatz-Kommisston im Bezirke der Königlichen Landwehr- Inspektion Chemnitz 126 Milirärpflichtige vorgestellt. Es wurden ausgehoben: 1 Mann zum 1. (Leib-) Grenadier-Re giment Nr. 100 in Dresden, 5 Mann zum 2. Grenadier-Re giment Nr. 101 in Dresden, 4 Mann zum 5. Infanterie-Re giment Nr. 104 in Chemnitz, 1 Mann zum 7. Infanterie-Re giment Nr. 106 in Leipzig, 2 Mann zum 10. Infanterie-Re giment Nr. 134 in Plauen, 1 Mann zum 11. Infanterie-Re giment Nr. 139 in Dobeln, 1 Mann zum 14. Infanterie-Re giment Nr. 179 I. Bat. in Wurzen, II. Bat. in Leisnig, 5 Mann zum 15. Infanterie-Regiment Nr. 181 in Chemnitz, 2 Mann zum 1. Jäger-Batmllon Nr. 12 in Freiberg, 1 Mann zum Karabinier-Regiment in Borna, 2 Mann zum 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 m Leipzig, 1 Mann zum 3. Ula- nen-Regiment Nr. 21 in Chemnitz, 1 Mann zum 2. Husaren- Regiment Nr. 19 in Grimma, 1 Mann zum 3. Feldartillerie- Regiment Nr. 32 in Riesa, 1 Mann zum 6. Feldartillerie- Regiment Nr. 68 in Riesa, 1 Mann zum 8. Feldartillerie- Regiment Nr. 78 in Wurzen, 1 Mann zum Fußartillerie- Regiment (einschließlich Bespannungs-Abteilung) Nr. 12 in Metz, 1 Mann zum Fußartillerie-Bataillon (einschließlich Be spannungs-Abteilung) Nr. 19 in Riesa (vorläufig Tr-Platz Zeithain), 2 Mann zum 2. Pionier-Bataillon Nr. 22 in Rie sa, 2 Mann zum Schützen- (Füsilier-) Regiment Nr. 108 in Dresden, 7 Mann wurden der Ersatz-Reserve Infanterie (ein schließlich 1 Mann mit Grenadiermaß), 1 Mann der Feld artillerie u. 2 Mann den Oekonomie-Handwerkern zugeteilt, 31 Mann wurde» dem Landsturm ersten Aufgebots zum Dienste mit der Waffe überwiesen. 17 Mann wurden wegen allge meiner Schwächlichkeit bezw. wegen Mindermaß I Jahr zu rückgestellt. 11 Mann wurden wegen körperlicher und geisti ger Gebrechen sowohl zum Dienste mit der Waffe al» auch zu einem ihrem bürgerlichen Beruf entsprechenden Dienste ohne Waffe dauernd untauglich befunden und auSgemustert, d. h. vom Dienste im Heere, im Landsturm und in der Ma rine befreit. Außerdem wurden zwei Militärpflichtige, die sich auf der Durchreise befanden, für andere Ober-Ersatzkom- misfionen vorgestellt. — Sosa, 17. Juni. Von prächtigem Wetter begünstigt nahm das gestern hi« anläßlich des Regierungsjubl- läumS unseres Kaisers veranstaltete Schulfest einen schönen Verlauf. Nachdem Herr Pfarrer Zenker ein leitende Begrüßung», und GebetSworte gesprochen und die 1. Strophe des Chorals „Lobe den Herren" gesungen worden war, gedachte Herr Lehrer Werkmeister der hohen Ver dienste de» kaiserlichen Jubilar». Mit einem dreimaligen .Hurra" auf den Kaiser und den Gesang der 1. Strophe der Nationalhymne fand die kleine Feier ihren Abschluß. Nun folgte ein Festzug durch den mit Ehrenpforten und Fah nen geschmückten Ort. Darauf begannen die mannigfaltigen Spiele für die verschiedenen Klassen, während der Spiele wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Dabei erhielt jede» Kind zur Erinnerung ein mit dem Bilde des