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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung TeU-Ndr.: Amtsblatt. vezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. LSS. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. z? Jahrgang. —-r - .-n---- - Freitag, den 9. Dezember Tagesgeschichte. Ee«tMa«d. — DerKaiserundderAlkohol. Die „Kreuz zeitung" schreibt: „Einige Blätter wissen von einer Kabinettsorder des Kaisers an die Offiziere der Marine zu berichten, in welcher der Kaiser die Erwartung aus gesprochen haben soll, daß das Osfizierkorps den Mann schaften der Marine in dem Kampfe gegen den Alkohol mit gutem Beispiel vorangehe, und dwß es seinerseits nichts unterlasse, um die Soldaten über die Schädlich keit des Alkoholmißbrauchs in geeigneter Weise auf- -uklären. Wie wir hören, ist von dem Erlaß einer sol chen Order an den Stellen, die hiervon etwas wissen müßten, nichts bekannt." — Reichstag und Reichskanzler. Wie die „Neue politische Korrespondenz" erfährt, bestätigt es sich, daß, wenn die Etatsdebatten im Reichstage am Freitag beginnen, der Reichskanzler bei der Eröffnung der Beratungen nicht zugegen sein wird. Herr von Bethmann-Hollweg leistet am Freitag einer Einladung zu der Hofjagd Folge, die am 9. d. Mts. zu Ehren des österreichischen Thronfolgers, Erzherzog Franz Ferdi nand, in Springe bei Hannover abgehalten wird. Am 10., also am zweiten Tage der Etatsberatung, wird der Reichskanzler im Reichstage anwesend sein. — Beratungen über die Sonntagsruhe in der Industrie. Wie die „Ins." erfährt, finden bei der zuständigen Reichsbehörde gegenwärtig nicht nur Beratungen über eine Neuregelung der Sonntags ruhe im Handelsgewerbe statt, sondern auch getrennt hiervon solche über eine Revision der im Jahre 1895 vom Bundesrat erlassenen Ausnahmevvrschriften für die Sonntagsruhe in der Industrie. Die Verhältnisse in dieser haben sich in letzter Zeit wesentlich verändert, es haben neue Verfahren Platz gegriffen, so daß eine Abänderung der betreffenden Bestimmungen eventuell angezeigt ist. — Privatbeamtenversicherung. Nachdem das Preußische Staatsministerium sich, dem „N. Pol. T." zufolge, in seiner letzten Sitzung mit dem Entwurf der Reichsregierung beschäftigt hat, sind nunmehr die Beratungen zwischen den Reichsressorts und Vertretern der preußischen Ministerien wieder ausgenommen. Man darf daraus schließen, daß über die grundlegenden Fra gen im wesentlichen bereits eine Verständigung erzielt ist. Unter diesen Umständen kann man damit rechnen, daß die Veröffentlichung des Entwurfs in nicht ferner Zeit bevorsteht. Gleichzeitig mit der Veröffentlichnng wird dann die Vorlage an den Bundesrat gehen. Es besteht somit durchaus die Möglichkeit, die Vorlage noch im Januar an den Reichstag zu bringen. — Die Uebungsmannschaften sollen im kommenden Jahre eingezogen werden: 6850 Unter- lerosfiziere und 7000 Gemeine, 9686 Gemeine auf 49 Tage, 300 Unteroffiziere und 1580 Gemdine auf 42 Ta ge, 70 Unteroffiziere und 1590 Gemeine auf 28 Tage, 200 Unteroffiziere, 1315 Gemeine auf 20 Tage, 442 Un teroffiziere, 3360 Gemeine auf 16 Tage, 14502 Un teroffiziere und 126 875 Gemeine- auf 14 Tage, 22 454 Unteroffiziere und 202 279 Gemeine auf 13 Tage und 200 Gemeine auf 12 Tage, sowie an Ersatzreservisten je 680 Mann aus 10, 6 und 4 Wochen. Die Zahl der Uebungsmannschaften erhöht sich gegen früher auf 1990 Unteroffiziere und 17 940 Gemeine. vefterreiO-N«g*r». — Graz, 7. Dezember. Nach einer Meldung aus Raibl soll der König von Sachsen bei seiner letz ten Gemsenjagd im Raibler Revier in Gefahr ge wesen sein, von Lawinen, die in seiner nächsten Nähe niedergingen, verschüttet zu werden. Schon wurde der Lawinenstaub verspürt, als die Jäger noch rechtzeitig die Jagdgäste warnen konnten. Nntzlanv. — Petersburg, 7. Dezember. In der Budget kommission der Reichsduma, die die finanzielle Seite der Vorlage über den allgemeinen Schulunter richt berät, erklärte der Vertreter des Unterrichtsmi nisteriums, daß das Ministerium nicht in der Lage sei, den vorgesehenen Kredit sür diese Zwecke im Betrage von 10 Millionen Rubel zu fordern, da die Staatskasse nicht über die nötigen Mittel verfüge. Eine ähnliche Erklärung gab der Vertreter des Finanzministers ab. Die Erklärung erregt das größte Aussehen, weil das Schulgesetz als einer der Kardinalpunkte betrachtet wird. Die Budgetkommission erhob die stärksten Einwände und verlegte die Beschlußfassung auf Donnerstag. Ara«kreich. — Schwere Kämpfe französischer Trup - PenimTschadseegebiet. Die bereits am 10. No vember, und zwar bezeichnenderweise über Konstanti nopel nach (Äiropa gelangte Meldung von schweren Kämpfen der französischen Truppen im Tschadseegebiet bestätigt sich. Ein dem französischen Kolonialminister über Dakar in Senegambien zugegangenes Telegramm meldet, daß am 9. November in der Umgegend von Tri gele, dem Hauptorte von Massalit, eine Abteilung Se- negal-Schützen unter dem Befehl des Oberstleutnants Moll von an Zahl überlegenen Leuten des Sultans von Massalit und des Sultans von Wadai angegriffen wurde. Der Angriff wurde abgeschlagen, der Feind hatte viele Tote, unter ihnen der Sultan von Tadjdadin. Der Sultan von Wadai und viele seiner Anhänger wur den verwundet. Auch auf französischer Seite waren ziemlich beträchtliche Verluste zu verzeichnen. — Nach weiteren im Kolonialministerium eingegangenen Nach richten ist Oberstleutnant Moll am 8. November mit 300 Schützen ohne Schwertstreich in Trigele eingezogen. Am 9. November vormittags 10 Uhr wurde er in Do- rothe, 5 Kilometer südlich von Trigele, von 5000 Ein geborenen angegriffen, die nach 1^/zstündigem erbit tertem Kampfe unter Zurücklassung von 600 Toten und vielen Verwundeten in die Flucht geschlagen wurden. Aus Seite der Franzosen sind gefallen Oberstleutnant Moll, Leutnant Jolly, Feldwebel Leckere, Sergeant Bal und 28 Schützen. Zwölf Schützen werden vermißt. Ein Offizier, drei Unteroffiziere und 69 Schützen sind leicht verwundet. Major Maillard, der das Kommando über nommen hat, erklärt, in Abükier, das stark verschanzt ist und von einer starken Garnison verteidigt wird, ist alles ruhig. Amerika. — Washington, 7. Dezember. Gegenüber dem Weißen Hause wurde heute ein Denkmal für den deutschen Helden der amerikanischen Freiheitskriege, v. Steuben, den Organisator der Armee George Washingtons, im Beisein des Präsidenten und seines Kabinetts enthüllt. Der Präsident des deutsch-ameri kanischen Nationalbundes, Dr. Hexamer, hielt die Fest rede. Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff bezeich nete in seiner Ansprache das Denkmal zugleich auch als Denkmal der unerschütterlichen Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland. Sodann vollzog die Tochter des Präsidenten, Ellen Taft, die Enthüllung des Denkmals. Nach der Vorstellung des Schöpfers des Denkmals, Bildhauers Jäger, sprach Prä sident Taft. Nach der Feier fand eine Truppenparade statt, an welcher die deutsch-amerikanischen Vereine der östlichen Staaten teilnahmen. Lokale und sächsische Nachrichten — Schönheide, 7. Dezember. Das 4 Jahre alte Mädchen, welches vorige Woche mit ihrem 6jährigen Bruder infolge Ausgießens von Petroleum auf brennendes Feuer, wobei sich beide so entsetzliche Brandwunden zuzogen, an denen der Knabe bereits am anderen Tage starb, ist am Sonntag ebenfalls seinen qualvollen Leiden erlegen. — Schönheide, 7. Dezember. Nach dem vorläufi gen Ergebnis der letzten Volkszählung am 1. Dezem ber hat unsere Gemrinde zur Zeit 7601 (3535 männliche und 4066 weibliche) Einwohner, während die Einwohnerzahl im Jahre 1905 7669 betrug. Es ergibt sich somit lewer eine Abnahme von 68 Personen. — Die diesjährige Vieh- zählunä ergab in hiesiger Gemeinde das Vorhandensein von 72 Pferden, 390 Rindern, 96 Schweinen, 30 Schafen und 215 Ziegen. — Schönheiderhammer, 7. Dezember. Bei der Volkszählung wurden hier bei 257 Haushaltungen 1111 Seelen gezählt, und zwar 541 männliche und 570 weibliche Einwohner. Da unsere Gemeinde bei der im Jahre 1905 stattgefundenen Volkszählung 1197 Einwohner hatte, so ist leider eine Abnahme von 86 Personen zu verzeichnen. — Neuheide, 7. Dezember. Bei der Volkszäh lung am 1. d. M. wurden hier 269 männlich« und 275 weibliche, zusammen 544 Personen festaestellt gegen 504 Per sonen bei der Volkszählung im Jahre 1905. — Bei der Viehzählung sind hier gezählt worden: 2 Pferde, 39 Rinder, 18 Schweine, — Schafe und 27 Ziegen. — Dresden, 7. Dezember. In der Pirnaer Vorstadt schoß sich in der vergangenen Nacht eine 17jährige Kellnerin in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in die Brust. Aus welchem Grunde die Schwerverletzte die Tat verübte, ist noch unbekannt. — Leipz-ig, 7. Dezember. Die Universität Leipzig hat in diesem Wintersemester die höchste Be such 8 z i f f e r seit ihrem Bestehen zu verzeichnen. Die Ge- samtfrequenz beträgt 5804 gegen 5376 im Sommersemester 1910 und 5630 im Wintersemester 1909,10. Unter den Uni versitäten des Deutschen Reiches behauptet sie damit wieder nach Berlin und München den dritten Platz. Die Besuchs ziffer von 5804 in diesem Semester setzt sich aus 4900 im matrikulierten Studenten und 904 Hörern zusammen. Un ter den immatrikulierten Studenten befinden sich 80, unter den Hörern 99 Damen. Auch die Zahl der immatrikulier ten Frauen (80), die im Sommersemester 1910 51, iin Win tersemester 1909/10 59 betrug, ist erheblich gestiegen. — Reichenbach, 7. Dezember. Hier ist bei der Verwendung von Ziegelsteinen als Bett iv ärmer in einer Wohnung der Greizer Straße ein Bettin Brand geraten. Die darin schlafende Person erwachte durch den Rauch; sie vermochte sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. — G l au chau, 7. Dezember. In L o b s d o rf spielte gestern das 8jährige Söhnchen eines Strumpfwirkers mit einem Gewehr. Dabei entlud sich die Waffe und der Schuß drang dem Knaben ins Auge. Das Kind verstarb nach kurzer Zeit. — Dem Handbuch fürSchulstatistik sür das Königreich Sachsen zufolge gibt es jetzt im Königreich 2382 Volksschulen mit 14191 Lehrern und 812510 Schülern. Von diesen 2382 Volksschulen haben 746 Schulen nur je einen Lehrer, 571 Schulen je 2 Lehrer. — Für die Ziehung der 1. Geldlotterie zum Besten der Königin Carola-Gedächtnis-Stif- tung haben sich mehrere junge Damen aus angesehenen Dresdner Familien zur Verfügung gestellt; welche das Zie hen aus der Los- bezw. Gewinntrommel und das Ver künden der Gewinne übernehmen werden. Die Ziehung findet am 15. und 16. d. M. vorm. 9-1 und nachm. 4—6 Uhr in Dresden im Vortragssaale des neuen Rathauses an der Ringstraße statt. Die Ausgabe der Gewinnlisten und die Auszahlung der Gewinne erfolgt vom 20. Dezember ab. — Greiz, 7. Dezember. Der Kaufmann Walter Helm in Greiz-Aubachthal, der ehrenamtlich Kassierer des einige Hundert Mitglieder zählenden Sparvereins ist, ver schwand, wie bereits gemeldet, als am Sonntag die Aus zahlung der Spargelder erfolgen sollte, und ist bis heute nicht zurückgekehrt. Es steht jetzt fest, daß Helm, der großes Vertrauen genoß, von den ca. 17000 M. betragenden Spar geldern nur ca. 9000 M. auf der Greizer Sparkasse einge zahlt hat, so daß die fehlende Summe 8000 M. beträgt, die sich aber auf 6000 M. ermäßigt, da aus der Geschäfts kasse 2000 M. genommen werden konnten. Im Geldschrank Helms lag ein Zettel Helms, auf dem er mitteilt, daß er auf der Geldsuche sei. Das scheint indes nur aus Täusch ung abgesehen zu sein. Die geschädigten Sparer sind meist Arbeiter und kleine Leute, die sich nun ihr Weihnachtsgeld auSzahlen lassen wollten. Deutscher Reichstag. 96. Sitzung vom 7. Dezember 1 Uhr. Am Bundesratstisch: Delbrück, Caspar. — Die zweite Lesung des Arbeitskammergesetzcs wird fortgesetzt und zwar bei Paragraph 11, der das Wahlrecht von der Vollendung des 21. Lebensjahres abhängig macht. — Abg. v. Bol ko (kons.) verlangt Wiederherstellung der Regierungsvorlage, die das Wahlalter auf 25 Jahre festgesetzt hatte. — Abg. Ku- lersk, (Pole) begründet einen Antrag, auch den nicht deutsch sprechenden Arbeitern das Wahlrecht zu ver leihen. — Staatssekretär Dr. Delbrück bittet um Ablehnung des polnischen Antrages und betont, daß die Verbündeten Regierungen an dem 30. Jahre für das passive und an dem 25. Jahre sür das aktive Wahl recht festhalten. — Abg. Severing (Soz.): Wenn 18jährige Prinzen die schwierige Arbeit im Herrenhause verrichten können, so werden doch 21jährigc junge Leu te, die seit ihrem 14. Lebensjahr wirtschaftlich selbst ständig sind, zu den Arbeitskammern wählen können. — Abg. Wiedeberg (Ztr): Das 21. Lebensjahr ist durchaus angemessen. Die Arbeiterjugend wird viel früher selbständig, als die Jugend anderer Berufsstände. — Nach weiterer unwesentlicher Debatte werden sämt liche Abänderungsanträge abgelehnt und Paragraph 11 unverändert angenommen, ebenso Paragraph 12 nach kurzer Erörterung. Paragraph 13 setzt für das passive Wahlrecht ein Mindestalter von 30 Jahren fest, außer dem läßt er die Wahl von Beamten der Organisationen (Arbeitersekretäre) zu. — Abg. Bömelburg (Soz.j beantragt die Streichung der Bestimmung, wonach Per sonen nicht wählbar sind, wenn sie in dem der Wahl