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Amts- m- Anzeigeblatt für den Stintsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschlietzl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. 2el.-Adr.: Amtsblatt. s»» für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, t^ttgvvttttt Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang. Freitag, de« 7. Oktober Erscheint täglich abends mit Ausnahme der > Sann- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 : Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Die nachstehend abgedruckte Bekanntmachung wird hiermit erneut in Erinnerung gebracht. Stadtrat Eibenstock, den 30. September 1910. H-N-- L. Um die Verhütung von Seuchen und ansteckenden Krankheiten unter den Viehbeständen nach Möglichkeit zu erreichen, aber auch aus anderen naheliegenden Gründen die ordnungsmäßige Beseitigung der Tierkadaver vorzukehren, wird hiermit den Besitzer« van Haustieren aller Art zur Pflicht gemacht, alle Aalle, in denen Tiere solcher Art verende«, oder tot ge boren werden, «ngesänmt dem Stadtrat — Schauamt — zur ««zeige zu bringe«. Diese Verfügung tritt mit dem Tage ihrer Veröffentlichung in Kraft. Zuwiderhandlungen ziehen Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Hast bis zu 14 Tagen nach sich. Stadtrat Eibenstock, am 19. April 1904. Nachtübung der Aeuerwehre«. Innerhalb der nächsten 14 Tage findet eine gemeinschaftliche Nachtübung der frei willige« Turnerfeuerwehren und der städtischen Pfitchtfeuerwehr statt Die Uebung wird nur durch Horn- und Hubensignale einberufen. Unentschuldigtes und ungerechtfertigtes Fehlen bei der Uebung wird bestraft. Die Mannschaften der Pflichtfeuerwehr haben zur Vermeidung ihrer Bestrafung die Feuerwehrabzeichen anzulegen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, wird die hiesige Einwohnerschaft von der Absicht, eine solche Uebung abzuhalten, hiermit in Kenntnis gesetzt. Eibenstock, den 3. Oktober 1910. Der Stadtrat. Die Oberleitung d. sreiw. Turncrfeuemehren. Hesse. Paul Müller. M. Revolution in Portugal. Ueber Paris und London sind, wie bereits gestern telegraphisch gemeldet, sensationelle Meldungen aus Lissabon gekommen, wonach dort die Revolution aus gebrochen sei; infolge drahtlicher Unterbrechungen sei jedoch nichts Genaueres zu erfahren. Wie weit die Dinge gediehen sind, läßt sich, in dem Augenblick, wo diese Zeilen geschrieben werden, nicht übersehen. Gleich wohl dürfte man darüber nicht im Zweifel sein, daß selbst, wenn die Meldungen von dem Ausbruch einer wirklichen Revolution übertrieben sein sollten, die Situ ation in Portugal doch verzweifelt ernst zu sein scheint. Daß dies der Fall ist, beweist der Umstand, daß zahl reiche Kapitalisten ihr Geld im Auslande angelegt ha ben, aus Furcht vor dem Ausbruch einer revolutionären Erhebung. Während man früher immer glaubte, daß der Thron des Königs von Spanien auf einem Vulkan stehe, der über kurz oder lang zum Ausbruch kommen würde, hat sich bei der Ermordung des vorigen Königs von Portugal und des Kronprinzen gezeigt, daß die Situation für die Monarchie in Portugal eine weit ge fährlichere ist. Seit jenem entsetzlichen Ereignis hat man mit dem Ausbruch neuer revolutionärer Unru hen in Lissabon und in der Provinz gerechnet, wenn gleich der König sich sehr zurückhielt. Aus verschie denen Anzeichen konnte man wahrnehmen, daß die Gä rung im Volke nach wie vor bestand, obwohl der frühere Diktator völlig ins Privatleben zurückgetreten war. Die revolutionäre Partei nahm immer weiter an Ausdeh nung zu und die Situation war dadurch eine sehr heikle, als auch in der Armee die revolutionäre Gesinnung sich mehr und mehr breit machte, selbst im Offizier korps, und man dürfte sich daher keineswegs wun dern, wenn die Nachricht zuträfe, daß das Palais durch die Flotte bombardiert worden sei. Daß die revolu tionäre Bewegung immer weiter Anhang finden konn te, hat wohl in der Hauptsache darin seinen Grund, daß die politischen Zustände sich in keiner Weise besserten, vielmehr der alte Schlendrian und die Korruption wei ter gingen. Schon bei den letzten Wahlen zeigte sich, daß die revolutionäre Bewegung weiter zugenommen hatte, die republikanischen Mandate vermehrten sich, trotz allen Wahlterrorismus, der durch die Behörden ausgeübt worden war. Nicht nur politische Momente waren es, welche diese Bewegung entfachten, vielmehr wurden viele dem Throne entfremdet durch seltsame Mitteilungen, die über das Privatleben des Königs in die Oesfentlichkeit drangen und die nicht geeignet wa ren, ichm viele Sympathien zu verschaffen. Gerade durch das letztere Verhalten scheint sich der König auch die Neigung der staatserhaltenden Elemente verscherzt zu haben, es heißt, daß die Konservativen Parteien heimlich die republikanische Bewegung gefördert, zu mindesten sich ihr nicht entgegengestellt hätten. Dieses würde darauf hindeuten, daß die jetzige Dynastie nicht allzuviel Anhänger im Lande besitzt und man wohl ihr Schicksal für besiegelt hält. Vorläufig hat die revo lutionäre Erhebung nur Lissabon ergriffen, für die wei tere Entwickelung der Dinge hängt aber viel ab, ob auch die Provinz sich anschließt. Hierüber liegen bisher noch keine Meldungen vor und man wird daher das Wei tere abwarten müssen. Auch die Mächte werden kaum etwas unternehmen können, da es sich um eine interne Angelegenheit handelt, interessiert ist freilich England, welches große Summen in portugiesische Unternehmun gen investiert, und überdies die Anleihen Portugals finanziert hat. Unter diesen Umständen hätte England großes Interesse daran, daß die Ordnung baldigst wie- dcrkchrt; ob Großbritannien aber eine Intervention wirklich wagen würde, darf als zweifelhaft gelten. Auch für Spanien ist diese Wendung der Dinge sehr mißlich, weil es sich nicht von der Hand weisen läßt, daß die republikanische Bewegung, falls sie in Portugal Erfolg hat, auch auf Spanien übergreift, wo schon viele sehn süchtig einer derartigen Krisis harren. * -st ist Von den heute vorliegenden vielen sich wider sprechenden Nachrichten seien nachstehend die wichtigsten wiedergegeben: Berlin, 5. Oktober. Nach einer Meldung aus Lissabon vom Dienstag nachmittag war bis dahin die Lage unentschieden. Für die Republik hat ten sich mehrere Regimenter, zwei Kriegsschiffe und eine Marinekaserne erklärt. Dagegen hielten königs treue Truppen das Zentrum der Hauptstadt besetzt. Auch wird der Anmarsch von Provinztruppen auf die Hauptstadt, die für die Regierung fechten wollen, ge meldet. Die Nachricht vom Bombardement des Schlos ses Necessidades bestätigt sich nicht, der König und die Königin-Mutter sollen sich aber nicht dort befinden, es heißt, sie seien an Bord eines Schiffes gegangen. Aus länder scheinen bisher nicht geschädigt worden zu sein. Lissabon, 5. Oktober, 12 Uhr 35 Min. nachts. Die Kriegsschiffe der Aufständischen, die aus die Stadt, besonders auf die Ministerien und auf das Königsschloß Necessidades feuerten, richteten großen Schaden an den Gebäuden an; auch der Turm der Kirche des Schlosses Necessidades wurde zerstört. Durch Gewehrsalven in der Unterstadt sind mehrere Passanten getötet worden. Man schätzt die Zahl der Toten bis jetzt auf etwa 100, die Zahl der Verwundeten ist bedeutend größer. Kö- nigManuel befindet sich immer noch im Schloß, ohne Schaden erlitten zu haben. Die Königinnen Amelie und Pia sind in Cintra. Man sagt, die Aufständischen seien im Begriff, sich nach Monsanto in der Nähe von Lissa bon zurückzuziehen. Mit Ausnahme der Dörfer Bar reire und Setubal auf dem anderen Ufer des Tajo, Lissabon gegenüber, werden Unruhen an anderen Or ten Portugals nicht gemeldet. Lissabon, 5. Oktober. Heute früh 8 Uhr haben die der Regierung bisher treu gebliebenen Truppen, die aus dem Dom Pedro-Platze sich befanden, mit den Revolutionären gemeinschaftliche Sache gemacht und sind nach ihrer Kaserne zurückgekehrt. Die Menge brach in Beifallskundgebungen aus und rief: „Es lebe die Republik!" Lissabon (über Paris), 5. Oktober. Bei Ein bruch der Dunkelheit entsandte das vor Lissabon lie gende brasilianische Kriegsschiff „Sao Pau lo" eine Dampfbarkasse vor den königlichen Palast, um die Königsfamilie aufzunehmen. Nach eini gem Sträuben willigten der König Manuel und die Königinmutter Amelie ein und begaben sich durch das Spalier der königstreuen Truppen in die Barkasse und von dort an Bord des Kriegsschiffes. Diese Nachricht, die in Widerspruch steht mit allen bis herigen Meldungen, kann als verläßlich gelten. Es heißt, daß das Revolutionskomitee Kenntnis von dieser Flucht hatte und sie stillschweigend billigte. Paris, 5. Oktober. Die revolutionäre Be wegung in Portugal scheint nach den hier vor liegenden Meldungen nicht erst gestern begonnen zu haben. Schon Montag erhielt die „Castern Telegraph Company" in London aus Karreavallos, einem 15 Kilo meter entfernten Orte die Meldung, daß alle Verbin dungen mit der Hauptstadt unterbrochen wären. In der Nacht zum Dienstag erhielt ein in London ansässi ger portugiesischer Kaufmann noch eine Drahtung, wo nach im Laufe des Nachmittags in Lissabon ein Auf stand erfolgt wäre. Seitdem gibt es keine unmittel bare Verbindung mit der Hauptstadt. Alle Drähte sind durchschnitten, und auch die Seekabel sind entweder gekappt oder ganz unbrauchbar gemacht. Paris, 5. Oktober. Je spärlicher die Meldungen aus Lissabon eintreffen, desto mehr Gerüchte sind im Umlauf, welche die Situation von Stunde zu Stun de kennzeichnen. Uebereinstimmend ist nur die Nach richt, daß es den Republikanern gelungen ist, die Oberhand zu gewinnen und zwar mit nur verhältnismäßig geringen Verlusten an Menschenleben. Man gewinnt nach den vorliegenden Nachrichten den Eindruck, daß von der Landarmee ein starker Prozent satz für die Monarchie sich eingesetzt hat und daß es großer Geschicklichkeit der neuen Männer bedarf, um sich überall durchzusetzeu. Man darf nicht übersehen, daß neben den republikanischen Deputierten noch im Lande eine sehr große Anzahl angesehener und finanziell mäch tiger Persönlichkeiten den Cortes angehören, und daß diese sich nicht so ohne weiteres in den Hintergrund drängen lassen werden. Man wird also mit ihnen paktieren müssen. Alles kommt darauf an, wie sich das Ausland den neuen Machthabern gegenüber stel len wird. Paris, 5. Oktober. Im französischen Ministeri um des Auswärtigen erhielt man eine auf Umwegen hierher gelangte Nachricht folgenden Inhaltes: „Das Bombardement des königlichen Palastes war gestern um 3 Uhr nachmittags zu Ende. Um diese Zeit befanden sich der König, die Königin Amelie sowie der Hofstaat im Palaste, geschützt von der treuge- blicbenen Garde. Während bes Bombardements hiel ten sich der König, die Königin und deren Umge bung in den Kellerräumen auf." Nach einer anderen Depesche hätten um die gleiche Zeit Verhandlungen zwischen dem Palaste und den Chefs der revolutionären Bewegung begonnen. Diese Verhandlungen bezweck ten, der königlichen Familie freien Abzug über die Lan- dcsgrenze zu gewährleisten. Die Abreise sollte im Lau fe der verflossenen Nacht erfolgen. Von den öffent lichen Gebäuden Lissabons ist außer dem königlichen Palast keins beschädigt. Die Bevölkerung zeigt sich den Revolutionären durchaus günstig. Das provisorische Regierungskomitee läßt die Klöster durch eigene Gar den vor Ausschreitungen des Mobs schützen. Die auf meuternden Schiffen gehißte Flagge zeigt die Farben grün und blau, während die portugiesischen Farben blau und weiß sind. Paris, 5. Oktober. Der portugiesische Republi kaner Magelhaes Lima erklärte einem Korresponden ten gegenüber, daß er ein aus Bordeaux datiertes Tele gramm von dem Führer der Republikaner Castro er halten hat, welches besagt, daß die Republikaner übcrallerfolgreich seien. Er erzählte dem Korre spondenten, daß die Polizei heute Nachforschungen bei allen vortugiesischen Revolutionären vorgenommen ha be, u. a. bei dem aus dem Attentat auf den König Car los bekannten Republikaner Rupeiro. Er habe ferner die Nachricht erhalten, daß das brasilianische Kriegs schiff Sao Paulo bei seiner Ankunft in Lissabon von portugiesischen Kriegsschiffen sofort umschlossen worden sei. Offiziere und Matrosen seien an Bord des Kriegs schiffes gestiegen und hätten gerufen: „Hoch die Repu blik Portugal! und die Marseillaise abgesungen. Diese Nachricht lasse den Zweifel aufkommen, daß die könig liche Familie an Bord des Sao Paulo geflüchtet sei. Auch in einem späteren Telegramm wird angekündigt, daß der König von Portugal sich an Bord eines aus Gibraltar eingetroffenen englischen Kriegsschiffes ge flüchtet hat. Um 4 Uhr 30 Min. wurde iw hiesigen Ministerium des Aeußercn die Nachricht ausgegeben, daß eine englische Flotte im Hafen von Lissabon vor Anler liege. Man kenne noch nicht die Absicht der eng lischen Schiffe, aber da diese mit Apparaten für draht lose Telegraphie versehen sind, so hofft man, bald Nach richten über den Verlauf der revolutionären Bewegung