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Amts- und Anzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreisvierteljährl.M.I.SOeinschlietzl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. L«8 für Eibenstock, Larlsfeld, siundshübel, UügvvMU Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide, Schön^iderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — - 57. Jahrgang. -— > Soauabeud, de» 23. Juli ! ! Erscheint täglich abends mit Ausnahme der ! ! Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag o Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 : Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene : > Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. IUI« Die Stadtgemeinde Falkenstein beabsichtigt, aus dem sogenannten obere« Motzgrabe« Wasser in Mengen bis zu 10 Sekundenlitern dauernd abzuleiten und der städtischen Wasserleitung durch Rohrleitung zuzuführen. Die Ableitung ist in Abt. 60 des Falkensteiner RittergutS- waldeS oder im Tannenhäuser Staatsforstreviere oberhalb MuldenbergS zwischen dem Roten Muldenteiche und dem Kommunikationswege Mulde-Muldenberg geplant. Ersatz für die beabsichtigte Wasserentnahme soll durch die Ansammlung eines Wasser- Vorrates in den im Einzugsgebiete der Mulden vorhandenen, entsprechend umzubauenden Stauteichen beschafft werden. Einwendungen gegen die Wafferableitung sind nach 8 33 in Verbindung mit 8 23 Ziffer 6 deS WafsergesetzeS binnen zwei Wochen bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Auerbach anzubringen. Beteiligte, die sich innerhalb dieser Frist nicht melden, verlieren das Recht zum Widerspruche gegen die von der Behörde vorzunehmende Regelung. Die Zeichnungen und Beschreibungen der Ableitungsanlage können bei der Königlichen AmtS- hauptmannschaft Auerbach eingesehen werden. Kckm » ? bera ! den 20. Juli 1910. (Schwarzenberg, ) Die Königlichen Amtshauptmannschaften. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die deutsch-japanischen Handelsver tragsverhandlungen. Der deutsche Botschafter in Tokio Freiherr Mumm von Schwarz,enshei.u ist in Berlin eingetroffen. Man geht wohl nicht Ml in der Annahme, daß seine Anwesenheit in Berlin mit den bevorstehenden deutsch-japanischen Handelsper- tragsvevhandlungen in Verbindung zu bringen ist. — Zur neuen preußischen Wahlrefvrm. Trotz der Ableugnung gewisser Blatter, steht es, den ,Melor N. N." zufolge, absolut fest, daß in der letzten Sitzung des preußischen Staatsministeriums der erste Gegenstand der Beratung die Frage der kommenden Wahlreform gewesen ist. Zu d,en Meldungen über eine sogenannte mittlere Politik des Kanzlers erfährt das obengenannte Blatt aus bester Quelle: Von einer Aus schaltung der Konservativen könne absolut keine Rede sein. Der Reichskanzler sucht vielmehr einen Modus zu schaffen, indem! sich unter Ausschaltung der extre men Elemente auf beiden Seiten die bürgerlichen Par teien begegnen können. Oesterreich-Ungar«. — D ie H ussiten g e g: n d i e Enz y kli k a. In einer von etwa 3000 Personen besuchten Festversamm lung zum Andenken des tschechischen Reformators Huß hielt der Obmann der tschechischen Rerlistenpartei, der Abgeordnete Professor Masaryk, eine Rede, in der er darauf hinwies, in wie anderer Weise Deutschland auf das Erscheinen der Borromäus-Enzyklika geantwortet habe als Oesterreich. Er wandte sich dagegen, daß der Papst die Reformatoren als Ketzer bezeichnet habe, und erklärte, nur ein ungebildeter Mensch könne die tschechi schen Reformatoren Huß und Compnius als Ketzer und Bauchmäster ansehen. Das tschechische Volk müsse, so schloß der Redner unter großem Beifall, den Katholizis mus überwinden pnd sich geistig und seelisch von Rom loslösen. 8r««k»iU. — Paris, 21. Juli. Diese Nacht fand abermals eine stürmische Versammlung von Angestellten der Staatsb ahn statt, die zum Schluß den Wunsch nach baldiger Verkündung des General stiks aussprach und heftige Drohungen gegen die unsicheren Elemente, gegen die Regierung und gegen die Bahngesellschaften ausstieß. In Rücksicht auf den möglichen Ausstand der Eisenbahner hüben die Offiziere des in Versailles lie genden 5. Genre-Regiments Mobilmachungsbefehle em pfangen. Seit zwei Tagen üben die Mannschaften Bahndienst. In den Hauptbahnhöfen sind dauernd mi litärische Abteilungen für alle Fälle stationiert worden, um sofort eingreisen zu können. England. — London, 21. Juli. Vor dem St. James-Palast und an verschiedenen Punkten der City wurde der Oef- fentlichkeit heute unter dem üblichen Zeremoniell be kanntgegeben, daß die Krönung des Königs und der Königin im Juni 1911 stattfinden tverde. — Newcastle on Tyne, 21. Juli. Der Ans- sta n d der Eisenbahner istbeendet. Die Strei kenden nahmen die Vorschläge der Eisenbahngefellschaft an und nehmen die Arbeit sofort wieder auf. Türkei. — Konstantinopel, 21. Juli. Bisher wurden 10 Mitglieder des Geheim ko mitee s verhaftet. Das Komitee, dessen Existenz der Türkei schon seit mehreren Monaten bekannt war, besteht aus ca. 200 Mitglie dern, wovon ein Teil im Auslande sich befindet. Zur Besorgung der Botschaften des Geheimkomitees wur den meist türkische Krauen verwendet. — Eine türkische Militärmission unter Marschall Abdullah Pascha, dem kornmandierenden Ge neral des 2. Armeekorps, ist nach Deutschland ab gereist, um den Manövern beizuwohnien. — Ueber die Ermordung eines Deut schen in H aifa liegen folgende Nachrichten vor: Auf dem Weinberge der acht Kilometer südlich von Haifa gelegenen deutschen Ansiedlung Neu-Harthoch war ein Einwohner des Dorfes Tirch erschossen aufgesundtzN worden. Der Staatsanwalt von Haifa ersuchte dpn dortigen deutschen Vizekonsul, an der Inaugenschein nahme der Leiche teilzunehmen. Der Konsul begab sich mit dem Dragoman und einem angesehenen Mitglieds der deutschen Kolonie, dem Württemberger Fritz Unger, der als Sachverständiger dienen sollte, nach Neu-Hart hoch. Dort trafen sie zusammen mit dem Staatsan walt, dem Gerichtsarzt und zwei Gendarmen ein. Sie wurden von 150 Männern und Frauen aus dem bsnach,- barten Dirch mit Geschrei und den Rufen empfangens die Deutschen hätten den Mann getötet. Während sich der Konsul zu der Leiche begab, fielen mehrere Tirio- ten über den beim Wagen zurückgebliebenen Herrn Un ger her, schlugen ihn hinterrücks und schossen ihn unter den Augen des Konsuls und der türkischen Gerichts behörden mit sieben Kugeln tot. Die Tirioten ergriffen hierauf sämtlich die Flucht, die Namen einiger Täter konnten jedoch festgestellt werden- Der Konsul hat von den türkischen Behörden sofortige Verfolgung und Be strafung der Täter und Entsendung von Soldaten zum Schutze der Ansiedlung Neu-Harthoch verlangt. 42 Sol daten wursven noch im Lause des Tages dorthin ge legt. Von Beirut ist der türkische Stationär mit einer Kompagnie nach Haifa abgegangen. Der Wali von Beirut traf umfassende Maßregeln, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen, und wird sich, wenn nötig, selbst nach Haifa begeben. Der deutsche Botschafter in Kon stantinopel hat sich zum Minister des Aeußern begeben und um Bestrafung der Schuldigen und Schutz für die deutschen Kolonisten ersucht. Der Minister versprach, die notwendigen Maßregeln sofort zu veranlassen. Amerika. — Revolution sn Honduras. In Hondu ras ist eine Revolution ausgebrochen. Die Regierung verkündet das Kriegsrecht. Es herrscht strenge Zensur. Lokale und sächsische Wachrichten. W — Neuheide b. Schönheide. Alljährlich ist Neu heide das Ziel von Sommerfrischlern und da wiederholt sich immer die Frage über die Entstehung und den Wer degang des hiesigen Freiguts, ohne daß bisher eine genügende Antwort hätte erteilt werden können. Aus den alten Kaufbüchern der Aemter Schwarzenberg und Eibenstock, den Kirchenbüchern von Schönheide, der Melzer'schen Chronik von Schneeberg und aus schriftlichen Familienüderlieferungen ist Folgendes ermittelt worden: Im Jahre 1657 wurde der churf. sächs. Oberförster Georg Günther in Schönheide vom Kurfürst Johann Georg II. mtt dem „LaaSraum und dem Viehhäujel" bei Schönheide erblich belehnt. Von da an er hielt die Besitzung den Namen Freigut Neuheide, dessen Her stellung und Einrichtung Georg Günther bis zu seinem 1659 erfolgten Tode eifrig betrieb. Günlher hatte 8 Söhne und 4 Töchter. Erstere sind zu hohen Forstbeamtenstellen gelangt, der jüngste Sohn Namens Georg, der AmtShauptmann, Ober forst- und Wildmeister in Augustusburg war, wurde sogar durch den Kaiser Rudolf II. in den Adelstand erhoben. Er besaß 4 Rittergüter. Mit dem Freigut war auch die Gerecht same zum Schänken, Brauen, Schlachten verbunden. Nach dem Tode des alten Georg Günther ging das Freigut auf seine Witwe Rosine, Tochter des ErbrichterS Daniel Hänel aus Mittweida-MarkerSbach über. Ihre Mutter Katharine war die Tochter des mit dem kaiserlichen General Holke be freundeten Obristen Pechmann und mit Rücksicht auf sie mach te einst Holke einen bereits erteilten Befehl zur Plünderung und Einäscherung Mittweidas — weit ein dortiger Einwoh ner auf eingehende kaiserliche Soldaten geschaffen hatte — wieder rückgängig. 1669 trat die Witwe Günlher da- Frei gut an ihren ältesten Sohn, den Oberförster Johann Heinrich Günther in Schönheide ab. Dieser starb 1697 und vererbte die Besitzung an seine Witwe Johanne Dorothea, Tochter des Archidtakonus Herzog in Dresden und von ihr kaufte sie deren ältester Sohn der Schönheider Oberförster Johann Ge org Günther. Dieser starb jung und Besitznachfolger wurde 1702 sein Bruder, der churf. sächs. BlaufarbenwerkSbesttzer Johann Friedrich Günther in Schlema, der das Freigut 1719 an seine Ehefrau Marie Magdalene geb. Döhnel verkaufte. 1729 veräußerte es diese an eine Seitenlinie und zwar an den königl. poln. und churf. sächs. Oberförster Georg Heinrich Günther in Hartmannsdorf b. Kirchberg um 2200 Gulden mit Inventar, einem halben Kirchenchor in der Schönheider Kirche und einem Erbbegräbnis daselbst, sicherte sich aber da« Verkaufsrecht für den Fall, daß ein Kauf mit einem anderen als dem Günther'schen Stamm beabsichtigt werde. Am 10. März 1786 ging das Gut in den Besitz seines Sohnes Chri stian Heinrich Günther über. Letzterer hatte ein abenteuerli ches Leben hinter sich. Seiner jungen Stiefmutter gab er einst ein paar Ohrfeigen, weil sie ihm, als er hungrig aus dem Revier nach Hause kam, nicht gleich etwas zu effen auf- tischte, aber aus Furcht vor seinem jähzornigen Vater flüchtete er nach Polen, wo er unter dem sächsischen Militär einen Landsmann traf, der ihn als Leibjäger beim Prinzen Clemen» von Sachsen unterbrachte. Nach endlicher Rückkehr nach Sachsen und Aussöhnung mit seinem Vater überließ ihm die ser daS Gut. Er verheiratete sich mit Louise, der Tochter deS Rittergutsbesitzers von Watzdorf in Rodewisch, bewirtschaftete das Freigut selbst und wohnte auch ständig da, er starb 1826 in der Papiermühle zu Greiz, die ein Sohn von ihm besaß und liegt auf dem Friedhof zu Reinsdorf bei Greiz begraben. Das Freigut erbte sein Sohn, der Schönheider Oberförster Christlan Heinrich Adolf Günther, der mit der Tochter deS Pfarrers LuciuS aus Grünstädtel verheiratet war; er lebte in Neuheide von 1812—1821, verkaufte dann das Gut an Sip pach und starb 1872 als pensionierter Oberförster in Schön heide. DaS Gut kam dann in verschiedene Hände, e» geriet nach und nach in Verfall, brannte ab, wurde zertrennt und ältere Einwohner können sich noch besinnen, daß darin ge- schänkt und gekegelt wurde, dann kam es zur Zwangsverstei gerung und jetzt erinnert nur noch ein kleines Haus und eine Scheune an die einstige Herrlichkeit. — Leipzig, 2l. Juli. In einer Zuckerhonigfabrik fiel am Mitwoch nachmittag eine 16jährige Arbeiterin in einen Bottich mit kochendem Zuckerhonig und erlitt schwere Brand wunden. — Leipzig, 21. Juli. Ein Messerdrama spielte sich gestern abend in der Hauptstraße von Leipzig- Stötteritz ab. Ein 42 Jahre .alter Bierfahrer hatte seine Ehefrau schon lange im Verdacht, daß sie mit einem 32jähr- igen Bahnbeamten unerlaubte Beziehungen unterhalte. Um sich Gewißheit zu verschaffen, begab sich der Ehemann gestern abend nach Stötteritz, um den Beamten zur Rede zu stellen. Er traf den letzteren auf der Hauptstraße und sprach ihn an. Nach kurzem Wortwechsel zog der Bahnbeamte ein Taschen messer heraus und stach blindlings auf den Bierfahrer ein. Dieser erlitt nicht weniger als 7 schwere Stichwunden und mußte im Krankenautomobil nach seiner Wohnung geschafft werden, woselbst seine Wunden vernäht wurden. — Freiberg, 20. Juli. DaS gestern nachmittag über unsere Gegend niedergegangene schwere Gewitter hat schweren Schaden anaerichtet. In Colmnitz wurde durch einen Blitz strahl das Gehöft deS WirtschaftSbesitzerS Gutte eingeäschert. In Niederbobritzsch wurden die Wohnhäuser deS Bäckermeisters Dietze und des Gutsbesitzers Dietrich durch kalte Blitzschläge arg beschädigt. — Im Rostnenwald, nahe der Stadt, wurde heute von Pilze suchenden Kindern der schon vollständig ver weste Leichnam eines Erhängten gefunden. Der unbekannte Tote mußte an Ort und Stelle beerdigt werden. — Pirna, 20. Juli. Unter eigener Lebensgefahr ret tete der aus Copitz dienstlich in Kamenz weilende Zugschaff ner Gustav Müller ein etwa 6jährigeS Mädchen, daS beim Spielen in den Mühlgraben gestürzt war. Das bereits besinnungslose Kind konnte wieder ins Leden zurückgerufen werden. — Plauen, 21. Juli. Die Stickereifirma Flotto L Taglicht hatte von einer großen Anzahl hiesigen und auswärtigen Stickern (darunter auch Falkensteiner) für hohe Beträge Stickereien anfertigen lassen. Viele von ihnen hat ten Beträge von 1200, 800, 500 M usw. zu fordern. Als sie heute morgen vor den Türen de» Kontors erschienen, um ihr Geld in Empfang zu nehmen, mußten sie die Wahr nehmung machen, daß die Inhaber der Firma die Flucht ergriffen hatten. Die Türen waren vom Gericht versiegelt. Die Sticker sind also wiederum um eine