Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!.M. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthal usw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. , Hi ü7. Aa-rgang. — ISS. Sollllabtlld, de» 9. IM — Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Im Handelsregister ist am 7. Juli 1910 eingetragen worden: auf Blatt 182 — Landbezirk — betr. die Firma in Sch-nheide r von AmtSwegen: Die Firma ist erloschen; auf Blatt 261 — Landbezirk — betr. die Firma Horbnvk in Carlsfeld: In das Handelsgeschäft ist der Kaufmann Lmi1 Luckolk dlax Oldrieb in Karlsfeld als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Die Gesellschaft ist am 1. Juli 1910 errichtet worden. Eibenstock, den 7. Juli 1910. Königliches Amtsgericht. lKrisis in Oesterreich. Lange genug hat man innerhalb der schwarz-gel ben Grenzpfähle fortgewurstelt, ehe es jetzt zum Klap pen gekommen ist. Schon feit Monaten war das Parla ment fast arbeitsunfähig, nur mit Mühe konnte man die Gesetzgebungsmaschine noch einigermaßen in Gang halten und mehr wie einmal drohte sie stille zu stehen. Nun aber ist das Ereignis eingetreten, die Regierung hat keinen anderen Ausweg mehr gewußt, als den ohne hin schon schwachen Gang der Maschine nun gänzlich auszuhalten. Der Reichsrat wurde vertagt, weil man in den letzten Tagen absolut nicht weiter vorwärts kam. Seir Einbringung der sogenannten Hochschulvor lage, welche die Errichtung einer italienischen Rechts- sakultät Vorsicht, ist der Sturm losgegangen und die Krisis latent gewesen. Die Gewährung des italieni schen Wunsches hatte die Slawen entfacht, insbeson dere die Slovenen, welche den Italienern van Alters heb nicht sehr gewogen sind und sie setzten daher mit lärmenden Obstruktionsszenen ein, wobei es zu wüs ten Zwischenfällen kam. Man versuchte im Budget ausschuß die slovenische Obstruktion zu brechen, indem man Nachtsitzungen »anberaumte und vielleicht wäre es auch gelungen, den Sieg davonzutragen, aber da kam den Slovenen Hilfe von Setten der Polen, welche die Regierung im lebten Moment im Stiche ließen. Man erachtete es von Nieser Seite für angebracht, auch sei nerseits mit einem Wunsche hervorzutreten, indem man unerwartet mit dem Verlangen kam, daß nunmehr der vor 6 Jahren beschlossene Bau des Donau-Oder-Kanals sofort in die Wege geleitet würde. Dieses Projekt er fordert nicht weniger wie 500 Millionen Kronen, wäh rend, ähnlich wie bei uns, auch der österreichische Staatssäckel ein großes Loch aufweist und ein Defizit von mehr als 70 Millionen zu verzeichnen ist. Unter diesen Umständen kann man es begreiflich finden, wenn die Regierung im Hinblick auf die Finanzlage das pol nische Verlangen'ablehnte, was aber bei den Polen Ent rüstung hervorrief. Sie begannen nunmehr mit der passiven Resistenz und unterstützten damit die slovani- sche Obstruktion, so daß die Verhandlungen vollständig ins Stocken geraten mußten Nnd der Regierung schließ lich nichts anderes übrig blieb, als Vertagung herbei- zuführen, d a sich Obstruktion und Passive Resistenz auf sämtliche parlamentarische Kommissionen erstreckte. Die nunmehr eingetretene Vertagung des Reichsrabs ist für Oesterreich überaus mißlich, vor allem in Hinblick da rauf, daß die Mnanzreform damit gleichfalls verzö gert wird und dem Staate Millionen verloren gehen, die er sehr notwendig gebrauchen könnte. Diese öster reichische Mnanzreform hatte in vielfacher Hinsicht eine Aehnlichkett mit unserer letzten, insbesondere fordert sie eine wettere Besteuerung der Erbschaften, des Branntweins sowie der Tantiemen und Dividenden und schließlich «eine Aenderung der Einkommensteuer. Dieser neue Schlag ist für die Donaumonarchie ein ziemlich schwerer, er wirft sie wieder weit zurück, nach dem in den letzten Jahren infolge der sich haltenden mnorpolitischen Muhe ein gewisser Aufschwung zu ver zeichnen war, d er selbstverständlich der Festigung der Machtstellung der Donaumonarchie zugute kam. Nun mehr aber gehen die inneren Wirren wieder los und ihre Dauer läßt sich in keiner Weise absehen, jeden falls Wird säe kaum sehr kurz sein, denn es handelt sich dabei gleichzeitig auch» Ulm einen Kampf der Nationali täten, der sich niemals so schnell ausgleichen läßt, wie andere Zwistigkeiten. Man wird ja vielleicht versuchen, das Parlament noch einmal nach einer gewissen Pause lebensfähig zu machen, jedoch erscheinen nach der ganzen Lage der Sache die Aussichten sehr gering und man wird daher in der Donaumonarchie Wieder mit einer recht bewegten Periode rechnen müssen und zwar in einem Moment, wo der greise Kaiser Franz Josef sei nen 80. Geburtstag begehen wird. Tagesgeschichte. Deutschland. — Bethmann-Hollweg in Karlsruhe. Der Reichskanzler von BethmanNi-Hollweg reiste am Mittwoch abend in Begleitung des Unterstaatsseiretärs Wahuschaffe nach Karlsruhe, um sich dem Großherzog von Baden vorzustellen. — Zusammenkunft zwischen Kiderlen- Wächter und Aehrenthal. Von unterrichteter Seite wird den „Kieler N. N." bestätigt, daß im Lau fe dieses Sommers eine Unterredung zwischen dem österreichischen Minister Baron Aehrenthal und» dem neuen deutschen Staatssekretär des Auswärtigen von Kiderlen-Wächter stattfinden werde und zwar wird die Begegnung Ende dieses Monats wahrscheinlich in Ma- rienbäd erfolgen. — Die Reichsversicherungsordnung. Aus dem teilweise sehr langsamen Verlauf der bisherigen Verhandlungen des Reichstagsausschusses zur Bera tung der Reichsversicherungsordnung sind vielfach» pes simistische Schlüsse in Bezug auf das Gelingen des gro ßen Werkes gezogen worden. Die „Soziale Praxis" tritt!f olchen Mutmaßungen entgegen- Sie macht gel tend, daß mit der Erledigung der beiden ersten Bücher über dre Versicherungsbehörden und über die Krankens Versicherung die schwierigsten Teile des Ganzen über wunden seien, und folgert aus der Haltung der Par teien das allseitige Bestreben, ein positives Ergebnis, zu erzielen; nur die Fortschrittliche Volkspartei gebe sich einer gewissen Resignation hin». Die unklare und vorläufige Beschaffenheit mancher Beschlüsse erster Le sung stellt freilich much die „Soziale Praxis" nicht in Ahrode. Trotzdem umschreibt das genannte Organ seinen Gesamteindruck folgendermaßen: „Wenn die Re gierung mit energischer Hand die Führung nimmt und in geschickter Taktik ihren Weg geht, so kommt die Reichsversicherungsordnung in der nächsten Session zu stande. Unzweifelhaft ist in einer großen Mehrheit des Reichstags der feste Wille, das große Werk zu einem positiven Ergebnis zu führen, ehe im Laufe des Jahres 1911 in den Neuwahlen die Würfel über das ungewisse Geschick des nächsten Reichstags fallen." — Dar Aus blick auf die Neuwahlen dürfte in der Tat einerseits die Parteien in dem Wunsche nach einer positiven Lö sung der Reichsversicherungsaufgabe bestärken, ande- rersMs die Regierung in dein Entschluß befestigen, sich aus Teilreformen nicht einzulassen. — Nationalliberale und» Sozialdemo kraten. Wir lesen in der parteiamtlichen „Nationall. Korresp.": „Es gibt noch immer einige Illusionisten, die die Einigung des Liberalismus in eine greifbare Nähe gerückt sehen, denen die Notwendigkeit einer sol chen Einigung im Gefühl liegt und die aus dieser Ge fühlsstimmung heraus d»en Blick leicht verlieren für die richtige Einschätzung der praktischen Schwierigkei ten, die einer solchen Einigung entgegenstehen, ja, sie für jeden nüchtern denkenden Politiker unmöglich macken- Die sachlichen Gegensätze, die früher in voller Schärfe zwischen Nationalliberalen und Freisinnigen bestanden hatten, erfuhren in der Blockperiode eine starke Abschwächung. Seitdem beginnen sie allmählich wieder sich stärker geltend zu machen. Sie haben be sonders auf einem Gebiete sich verschärft, das immer mehr ausschlaggebend wird für das Verhältnis der Parteien zueinander. Das ist die Frage der Beziehun gen zur Sozialdemokratie. Wir sehen hier in den Rei hen der Fortschrittlichen Volksspartei die Neigung wach sen, die Sozialdemokratie für bündnisfähig zu erklären, um so den Block der Linken, einschließlich der Sozial demokratie, dem Block der Rechten gegenüberzustell,-n. Eine solche Politik kann für die Nationalliberalew nicht in Mage kommen. Die Reichstagsabgeordueten We ber und Fuhrmann haben erst dieser Tage in zwei vielbeachteten Artikeln auseinandergesetzh daß in die ser Frage des Verhältnisses zur Sozialdemokratie un überbrückbare Gegensätze zwischen Natioualliberalen und Freisinnigen beständen. Diese Gegensätze sind hier und auf manchen anderen Gebieten vorhanden. Sie sind genügend groß, um den Gedanken einer Einigung als unerfüllbar erkennen zu lassen." — Deutschlands Landzunahme in den letzten 25 Jahren. Der Landzuwachs Deutsch lands innerhalb des letzten Vierteljuhrhunderts beträgt 258 Quadratkilometer. Dieser Zuwachs ist zu erklä ren durch die Einverleibung »Helgolands, durch die Ge winnung neuer Landflächen an den Meeren (künstliche Landbarmachung an dien Nordseeküsten, Rückgang des Wassers an der Ostseeküste), Grenzregukierungen usw. Naturgemäß entfällt der Hauptzuwachs auf Preußen, das durch Grenzregulievungen mit den Einzolstaaten auch vielfach Gebiet dieser Staaten erhalten hat. So hat Preußen jetzt 450 Quadratkilometer mehr als 1885. Die Zunahme verteilt sich wie folgt: Ostpreußen 21 Quadratkilometer, Westpreußen 39, Pommern 17, Schleswig-Holstein 163, Posen 28, Schlesien 34, Sach sen 15, Hannover 82 usw Von den größeren Einzel staaten nahmen zu Bayern um 7 Quadratkilometer, Sachsen um 2, Württemberg um 7, die übrigen Staa ten haben Abnahmen zu verzeichnen, am meisten Meck lenburg (178 Quadratkilometer). An Preußen traten Land ab Braunschweig 18 Quadratkilometer, Anhalt 47, Lippe 7 Quadratkilometer. »kutzland. — Marine-Panama in Rußland Die lan ge Reihe der Korruptionsskandale, die seit der Einsetz ung des Untersuchungsausschusses zur Kenntnis der Oeffentlichkeit gelangten, ist um «ine neue umfangreiche» Betrugsasfäre bereichert worden. Diesmal handelt es sich um große Unterschleife und» Veruntreuungen, bei der Lieferung von Steinkohlen für die Schwarzmeerflotte. Die Unterschlagungen reichen nachweislich viele Jahre zurück. In diesen jüngsten Skandal sind ein Admiral, der früher Hafenkommandeur von Sewastopol war, so wie zahlreiche höhere Marineoffiziere und Zollbeamte verwickelt. Frankreich. — DerdrohendefranzösischeEisenbah- nerstreik. Seitens der Leitung des Verbandes! der Eisenbahner, die ihr Hauptquartier in der Arbeiter börse ausgefchlagen hat, wird heute mit geteilt, daß das am Mittwoch veröffentlichte Datum, nach welchem der Streik bereits am 10. d Mts. beginnen »soll, nicht rich tig sei. Die Eisenbahner hätten/beschlossen, den Tag des Beginnes des Ausstandes streng geheim» zu hal ten. Was die Einberufumgsorder betrifft, erklärt» man auf der Arbeiterbörse weiter, so bedeute diese für die Eisenbahner nur ein Stück Papier, denn die letzteren würden dem Befehle einfach nicht gehorchen. Außerdem werden die Lokomotivführer sofort bei Streikausbruch ihre Maschinen unbrauchbar machen. — Die Presse be schäftigt sich natürlich eingehend» mit dem drohenden Eisenbahnerstreik, doch zweifelt die Mehrheit der Blät ter, daß »es dazu kommen werde. Es würde sich höch stens um einen teilweisen Ausstand handeln, denn die Sozialdemokratie hat von den rund 250000 Eisenbah nern nur 70000 hinter sich. Außerdem werden von der Regierung so umfassende Gegenmaßnahmen ge troffen, daß der Ausstand von vornherein den kürzeren ziehen dürfte. England. — Englische Spezialmissionen an eu ropäische Höfe. Wie die „Daily Mails" erfährt, begeben sich Mitte dieses Monats 5 Spezialmissionen an die europäischen und asiatischen Höse, um den be treffenden Souveränen die offizielle Mitteilung von der Thronbesteigung des Königs zu machen. Nach Ber lin reist Feldmarschall Lord Roberts, der außerdem auch Petersburg und die Balkanhöfe aussuchen wird. Die Mission zum Kaiser von Oesterreich übernimmt Lord Rosebery. China. — Studenten aus Schantung Hetzen in Pe king gegen Pie Deutschen und bereiten eine Agitation für den Boykott deutscher Waren in China vor.