Volltext Seite (XML)
Amts- und ÄMigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts' und der humoristischen Beilage „Seifenblasen' in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. llel.-Lldr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang. Dienstag, den 26. April Erscheint täglich abends mit Ausnahme dar Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seil« 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespalten« Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 21V. L»L» Da in diesem Jahre erstmalig mit der Durchführung deS vom Königlichen Finanz ministerium genehmigten BepflanzungSplanS auf den Straßen begonnen wird, nimmt die Königliche Amtshauptmannschaft Gelegenheit, die jungen Bäume dem Schutze de» Publikum» angelegenllichst zu empfehlen. Hierbei macht sie darauf aufmerksam, daß nach 8 303 de» Reichsstrafgesetzbuchs jede Beschädigung fremden Eigentum» auf Antrag mit hoher Geldstrafe oder mit Gefängnis, die Beschädigung von Bäumen an öffentlichen Straßen aber nach 8 304 diese» Gesetzes ohne einen solchen Antrag mit Gefängnis oder mit hoher Geldstrafe geahndet wird. Auch das Entwenden von fremdem Obst in geringer Menge oder von unbedeutendem Werte wird nach 8 370 des ReichS-Straf-GesetzbuchS als Uebertretung auf Antrag bestraft. Eltern und Erzieher werden gebeten, die- den Kindern eindringlichst einzuschärfen und ste vor Beschädigung der Straßenbäume und vor Entwendung zu warnen. Schwarzenberg, den 20. April 1910. v KöniMk AmtshauPtmannschast. v. Aufgebot. Das Königliche Amtsgericht Eibenstock erläßt auf Antrag des Feuermanns Ernst Hermann Friedrich in Aue zum Zwecke der Todeserklärung des am 22. Mai 1834 zu Wildeuthal geborenen und dort zuletzt wohnhaft gewesenen Schuhmachers HVIIbvIm Svrmsiii» der spätestens seil dem Jahre >878 verschollen ist, dieses Aufgebot. Als Aufgebotstermin wird der 19. Kovemver 1910, vormittags 11 Ahr bestimmt. ES ergeht die Aufforderung 1. an den Verschollenen, sich spätestens im Aufgebotstermine zu melden, widrigen falls die Todeserklärung erfolgen wird. 2. an Alle, die über Leben und Tod des Verschollenen Auskunft zu erteilen ver mögen, spätestens im Aufgebotstermin dem Gerichte Anzeige zu machen. Eibenstock, den 22. April 1910. Königliches Amtsgericht. Nr. 11« deS Nachtrages zur SchankstSttenvervotSlistL ist zu stretche«. Stadtrat Eibenstock. Diejenigen, welche für das Jahr 1910 Leseholzzeiche« wünschen, haben Gesuche bi» längstens zum 30. dieses Monats hier anzubringen. Carlsfeld, den 23. April >9lO. Der Gemeindevorstand. Bauernfeind. Neuer Boxerausstand. Aus dem fernen Osten kommen wieder höchst be- unruMgende Nachrichten, welche darauf Hinweisen, daß in China in der Provinz Hunan bedenkliche Unruhen ausgebrochen sind^ welche sich in der Hauptsache gegen die Fremden richten. Schon vor einiger Zeit WM die Kunde gekommen, daß in der Hauptstadt der Provinz, in Tschangscha, eine Rebellion ausgebrochen sei, wo bei sich die Wut des Pöbels in der Hauptsache gvgon die Missionen gewandt Wbe, deren.Insassen flüchte ten. Verschiedene Gebäude wurden in Brand gesteckt, und auch Personen sollten getötet sein. Diese Nachricht wurde aber später wieder abgeschwächt, vor allem wur de der fvemdenfeindliche Charakter derselben bestrit ten ünd behauptet, es handele sich nm Exzesse im folge Hungersnot, und die Ausschreitungen seien nicht gegen die Fremdem sondern gegen den Gouverneur ge richtet gewesen, weil dieser nicht genügend Reis h»be verteilen lassen. Ebenso hieß es, daß die Aufregung in der Bevölkerung hervorgerufen sei durch die Am tündigung von dem Einstreffen des Halley'schen Ko meten. Das letztere mjag richtig sein, andererseits ver lautet wohl zutreffend, dgß das Nahen des Kome ten von gewissenlosen Agitatoren däzu benutzt wird, auf die abergläubige Bevölkerung einzuwirken und ihr einzureden, daß alles Unheil, das zu erwarten sei, auf das Konto der Fremden zu setzen wäre. Diese Agitation ist denn auch nicht ohne Erfolg geblieben, wie denn zweifellos die jüngst gemeldeten Ausschrei tungen gleichfalls dem Fremdenhaß zuzuschreiben sind. Die neueren Meldungen, die an amtlichen Stellen ein- getvoffen sind, sind zwar noch zum Teil unklar und! widersprechend, gleichwohl aber geht daraus hervor, daß die Lage in Hunan kritisch ist. Frauen und Kinder flüchten aus Dschangscha, und eine Anzahl Dörfer ist eingeäschert worden. Weiter whrd gemeldet, daß über all Plakate angeschlagen sind mit Drohungen, die Aus länder zu töten. 3000 Soldaten sind zwar dahin ge sandt worden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, ob diese aber etwas ausrichtem und im Grunde genom men nicht mit ihren Landsleuten gemeinsame Sache machen werden, läßt sich nicht voraussagen. Bezeich- nemd ist es, daß auch! eine technische Schule in Brand gesteckt worden ist, ein Zeichen dafür, daß sich die ganze Bewegung nicht gegen die Fremden, sondern gegen die jetzt schüchtern auftauchenden Reformbemühungxn der Regierung richtet. Dieses zeigt deutlich, wohin die Fahrt gehen solle. Vorläufig beschränkt sich- die Re bellion Mr «auf die Provinz Hunan, wer bürgt aber dafür, daß sie nicht schließlich auch auf andere Gegen den übergveifen wird, wenn dorthin die Kunde von den Ereignissen kommt. Es läßt sich nfcht leugnen, daß die Verhältnisse in China augenblicklich wieder höchst trostlose sind. Wiederum ist es der Kampf zwi schen den beiden Parteien, der reformfreundlichen und der fremdenfeiudlichen, welche miteinander ringen und die nicht in letzter Linie am Hofe zu Peking, Minen und Kontreminen legen. Einige Ansätze zu Reformen sind ja gemacht worden, und namentlich auf militärischem und maritimem Gebiete sucht die Mehrheit der Prin zen «Belehrung von Europa zu erhalten» aber dein jetzigen Regenten scheint doch keine allzu große Auto rität imne zu wohnen. Die alte Kaiserin-Regentin war eine «energische Persönlichkeit, die es verstand, ihren WWen durchzusetzen, und das, was sie einmal für gut erkannt hatte, auch durchzuführen wußte. Gerade in den letzten Jahren ihrer Regierung hatte sie sich den Reformbestrebungen sympathischer gegenübergestellt, während ihr Nachfolger hin und her zu schwanken scheint. Unter diesen Umständen ist es nicht ausge schlossen, daß es über kurz oder lang wieder zu ähn lichen Ereignissen in China kommt, wie seiner Zeit, als die große Boxerbewegung ausgebrochen war. Tagesgeschichte. Deutschland. Dfe innerpolitische Lage kann dem Reichskanzler nicht so kritisch erscheinen, wie sie vielf- fach dargestellt wird; sonst hätte er nicht als Gast des Fürsten zu Hohenlohe an der Auerhahn-Balz hm Schwarza-Tal teilgenommen. Mit dem Reichstage hat's keine Schwierigkeiten. Die deutsche «Volksver tretung «wird vor ihrer Vertagung noch diejenigen Ge setzentwürfe erledigen, auf deren Verabschiedung die Regierung besonderen Wert legt. Dahin gehört na mentlich auch der Entwurf über die Reichswertzuwochssteuer Um der zuständigen Kommission zur Vorberatung des Gesetzentwurfs genügend Raum zu schaffen, beginnen die Plenarberatungen erst nachmittags 2 Uhr und deh nen sich dafür entsprechend länger in den Abend aus. Die ursprünglich für den 4. Mai in Aussicht genommene Vertagung wird eine Woche später, etwa am 11. des Wonnemonats, stattfinden. — Zur Richtigstellung. Die „Nordd- Allg. Ztg." erwähnt, daß bei der ersten Lesung des Entwurfs einer Reichsversicherungsordnung der Staatssekretär des Innern durch seine Erkrankung .außerstand gesetzt war, diese hochbedogtsame Vorlage mit einleitender Be trachtung einzubvingen und deren Beratung ferner bei- zuwohnem und schreibt: Wenn diese bedauerliche Tat sache im Reichstag und in der Presse Anlaß gegeben hat zu kritischen Bemerkungen über das Fernbleiben des Reichskanzlers, so erscheint diese Bemängelung nicht berechtigt, da bis zu Beginn der Verhandlung nicht nur der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Delbrück, selbst mit Bestimmtheit darauf rechnete, die Vorlage persönlich «vertreten zu können, sondern auch für andere Stellen diese Disposition feststand. Aus dem Fernbleiben des Reichskanzlers auf ein geringes Interesse an dieser Vorlage, sowie an sozialpolitischen Problemen überhaupt schließen zu wollen, wäre eins Auffassung, die seiner ganzen Vergangenheit wider sprechen würde und jeder Begründung entbehre. — ZumAndenkenandiecrsteLuftschiff- ParLde wird «auf Wunsch des Kaisers ein Gedenk stein errichtet werden. An die Offiziere der Luft flotte wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Das kleinste der Luftschiffe;, der „M. II", wurde demontiert und per Bahn nach Köln zurückgeschickt. Es geschah das für den Fall, daß stürmisches Wetter auftreten könnte, das jd-em selbst vor Anker siegenden Fahrzeug gefährlich geworden wäre. - Bewaf fnnngsfragen derdeutschenbe rittenen Truppen. Die kurzen Seitengewehre, die von unserer Infanterie in den Jähren 1889 und 1890 vorübergehend gesührl worden sind u. nachher nur während der Unruhen in Südwestafrita zeitweise Verwendung fanden, sollen — wie die „Mil.-pol. KorrespoNz." hört — jetzt erneut und gleichzeitig mit der grauen Feilduni- form ,an die Kavallerie ausgegeben werden, wodurch diese Truppe eine brauchbare Waffe für den Nahkampf zu Fuß au Stelle des unhMMjcheü Säbels «erhält. Der Säbel kommt wahrscheinlich ganz in Wegfall. Be züglich der alten Karabiner Mod. 88, die noch durchaus kriegsbrauchbar sind, hat sich herausgestellt, daß die verfügbare Zahl nicht zur vollständigen Umbewaffnung der gesamten Feldartillerie im mobilen Zustand aus-- reicht. Der Karabiner dürfte deshalb für die Fahrer voraussichtlich nicht zur Einführung kommen, sondern man wird ihnen die Mehrladepistole geben. Ein Protest der Marine zum Torpe do b o o ts u n gl ü ck vor Saßnitz. Die Veröffent lichungen eines Geraer Heizers vom Torpedoboot „8 122", das bekanntlich bei dem Torpedobootsunglück vor Saßnitz «von dem Kreuzer „München" gerammt wurde, haben der Marineverwaltung Anlaß zu einer Gegen- Veröffentlichung in den „Kieser Neuesten Nachr." ge geben. In diesem aufsdhssnerregenden Briefe schreibt der Heizer u. a., daß auf die Notsignale hin die an deren Torpedoboote in die Nähe kamen, sich aber nicht hevanwagten,, da sie eine Kesselexplosion befürchteten. Der Briefschreiber bemängelt ferner, daß die Kutter der „München" nicht die Mannschaft von „8. 122" gx- rettet, sondern nur die Schiffskasse und Papiere über nommen haben. Dagegen heißt es in den „Kieler Neuesten Nachrichten": Mir stehlen fest, das „V 160" und ,,8 122" nach der Katastrophe mit Blitzesschnelle längseits des gerammten Torpedoboots kamen, Stähl trossen «unter das Boot zogen und es dadurch: vor dem Wegsiwken bewahrten. Dieses ohne Rücksicht auf Ex- plosionsgefahr glücklich ausgeführte Manöver machte die Uebernfihme der Besatzung von „8 122" durch die Kutter der „München" überflüssig^ weil für die Leute keine Gefahr mehr bestand Die von dem Briefschreiber erhobenen Borwürfe, die infolge ihrer Veröffentlich ung geeignet sind, das Ansehen der Marine in den Augen kritikloser Leser her,abzusetzen, find- aber völlig haltlos und um so bedauerlicher, als gerade in dar Marine jeder, Vorgesetzter wie Untergebener, stets be reit ist, sein Leben für die Rettung des Kameraden zu wagen." — Protest gegen die Wahl Kochans. Ge gen die Wahl des Abgeordneten Kochan fuatl.) ist von feiten des Wahlausschusses der Konservativen in Lyck Protest eingelegt worden. Frankreich. Verstimmung gegen Rußland. "Be kanntlich zieht Rußland von der deutschen Grenze ein Armeekorps zurück und verlegt es in das Innere des Landes, schwächt älso damit seine militärische Stel lung gegen Deutschland. Hierin Hat man nun ein« Verletzung der zwischen Rußland und Frankreich ge troffenen militärischen Abmachungen erblickt, und in diesem Sinne haben sich auch verschiedene Pariser Blät ter damit beschäftigt. An maßgebender Stelle erklärt man allerdings, der erwähnten Verfügung Rußland» keine besondere Bedeutung beimcssen zu können, allein