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BSAchM 1910 am DWBratisbkilllge AM, A^jgeblM für Cibenstoll!. Der ncne Straßenbahnwagen mit Akkumulatoren von Edison. (Mit Text.) rede, Freund, das gibt's nicht. Du darfst mir das nicht antun, sie zu verschmähen." Willy lächelte ver legen. Sollte er dem geschäftigen Freunde, der schon alle Vorberei tungen getroffen hatte, eingestehen, daß ihm Wein vom Arzt unter sagt war? „Das ist Leichtsinn, wollte er abwehren. „Laß uns mal leicht sinnig sein, Willy. Ein bißchen Leichtsinn ist für mein augenblicklich nicht sehr befriedigendes Da sein nötig wie die Hefe für den Brotteig. Ohne den wäre mein Leben ganz ungenießbar. Und du weißt, ich bin sehr dafür, die Gelegenheit beim Schopf zu fassen. Außerdem habe ich noch einen andern Grund" — Er lächelte ganz geheimnisvoll. „Nun?" Felix erhob sich, reckte seine große, hübsche Gestalt hoch auf, klopfte sich selbstbewußt an seine Brust und sagte: „Siehst du mir nichts an?" „Verlobt!" ' Der junge Künstler hielt ihm erfreut die Hand hin: „Herz lichen Glückwunsch, alter Junge. Wer ist sic, und seit wann bist du verlobt?" Felix' vergnügtes Gesicht wurde nur wenig ernster, als er erwiderte: „Ach, das ist eine klägliche Geschichte! Sie hat nichts, und mein alter Herr will am liebsten eine.Millionärin für mich fang und kein Ende, da gibt es nur Fortsetzun gen. Heiliger Äskulap, gib doch nur, daß eine von den Spitzen mal gründliches Zahnreißen kriegt!" Die Freunde hatten inzwischen am Früh stückstisch Platz genom men. Während der leb hafte Zahnarzt eifrig den Wirt machte, vergaß er dabei sich selber keines wegs, doch verhinderte die Tätigkeit des Kauens ihn ebensowenig, unab lässig aus die kleine Stadt, die er sich zum Wohnsitz erwählt hatte, zu schimpfen, deren Hauptverbrechen im Grunde nur darin be stand, daß sie ihm keine Praxis bescherte. „Aber nun erzähle von deiner Braut", mahnte Willy. haben. So kann ich vorläufig noch nicht mit meinen: Entschluß, sie zu heiraten, Herausrücken, bis ich nicht eine handfeste Praxis aufzuweisen habe. O, dec verfluchte Mammon! ' Willy lachte. „In deiner Praxis kann ich dich leider nicht unterstützen, da sich meine Zähne in tadellosem Zustande bo- finden. Dürfte ich dir dagegen in anderer Weise meine Hilse anbieten? Du weißt, als mein Bwer starb und ich mich sehr jämmerlich durchschlagen mußte, nahm der alte Kommerzienrat Wegner sich meiner liebreich an, ebnete die dornenvollen Wege des unbekannten Künstlers, ließ meine Kompositionen drucken und veranlaßte mich, Konzerte zu geben. Was ich kaum erwartete: ich gefiel dem Publikum, gewann die Gunst der Kritik, noch mehr, ich hatte auch überraschend viel klingende Erfolge. Dazu ver machte mir Vater Wegner fast sein ganzes Vermögen — mit einem Wort: es gilt für mich absolut kein Opfer, wenn ich dir. etwas von meinem Überfluß anbiete." Felix klopfte dem andern dankbar aus die Schulter: „Du bist rührend, Mensch, aber weißt du, wenn es irgend geht, möchte ich doch keine fremde Hilfe in Anspruch nehmeu. Wenn nur erst mal einer von der bornierten Bagage zu mir käme, einer von den Tonangebenden, verstehst du, dann würden die andern auch schon kommen. Aber in so einem Städtchen fängt nämlich niemals einer an. Es ist komisch: in einer Kleinstadt gibt es keinen An- Harden strahlte. „Sie ist ein Engel, ohne Übertreibung, ganz nüchtern und objektiv ausgcdrückt," versicherte er. „Und außerdem?" „Außerdem ist sie hier in Stellung bei einer Frau Oberst von Wöllnitz — reiche Leute — anständige Leute, bis auf den Umstand, daß sämtliche Familienmitglieder gesunde Zähne haben. Da ist sie Stütze, wird aber sonst menschenwürdig behandelt." „Und hier hast du dich verlobt?" „O, nicht doch." Und mit vor Glückseligkeit strahlenden Augen erzählte Felix die Geschichte seiner Verlobung. In Berlin hatte er sie kennen gelernt, wo sic eine alte, kränkliche Dame verpflegte. Wie kommt Amor? Erzählung von Else von Bucholtz. (Fortsetzung.) line Mutter besaß der kleine Willy nicht mehr, ebenso wenig hatte er Geschwister, und der strenge Vater war ihm kein Vertrauter. Nur eine war anders zu ihm ge wesen, die hatte ihn nie verspottet, die hatte ihn mit 2 ihren sanften, freundlichen Augen immer teilnehmend angesehen. Und sie war es auch gewesen, die ihm Mut gemacht hatte, dem harten Vater einzugestehen, daß er nicht studieren könne, sondern sich der geliebten Musik widmen wolle. In sei ner ganzen Jugendzeit hatte es nur diesen einen Menschen ge geben, der ihn verstanden hatte, das braunhaarige, liebliche Mädchen, und das — war tot. — Felix rumorte unterdessen im Zimmer weiter herum. „Nun komm, mein Junge, jetzt wollen wir mal in opulenter Weise — wenigstens was so ein Zahnarzt darunter versteht — das Wiedersehen feiern." Willy sah ihm erstaunt zu. „Aber, Felix, was hast du da auf gepflanzt? Ich sehe wohl nicht recht? Champagner?" Er winkte abwehrend mit der Hand. „Die einzige ihres Geschlechts in meiner Klause — keine Wider