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23 schien daraus gewichen, er war nicht imstande, den starren, un- ! behilflichen Körper des Vaters emporzuheben. Der Schweiß ! man von der übrigen Kleidung nichts sah. Der eine von kleiner, Fräu lein v. Wels bach in Dres den hatte untersetzter Figur, auf defsen wachsbleiche Züge Die Aobinger Hütte de» Alpinen Lkillub» München am HarlaSanger. (Mit Text) Phot. Nicolai Alus, München. hörte, entgegnete: „Wenn das gnädige Fräulein noch wach ist, wie Sie sagen, werden wir sie auch spre chen können. Es ist eine Botschaft von höchster Wichtigkeit, die ich ihr mit zuteilen habe, und mein Aufenthalt in Dresden zählt nur nach Stunden." „Was kann das sein?" fragte fich Hedwig angst voll. Dann trat fie ent schlossenen Schrittes in die Tür. Zwei Männer stan den draußen, in schwere, dichte Pelze gehüllt, so daß Eduard Müller, Ichweiz. Bundespräsident sür 1913. (Mit Text.) Prinz Ludwig, der neue Regent von Bayern. (Mit Text.) Funken, schossen Feuerstrahlen auf — Er konnte nicht mehr — Neben dem Vater sank er nieder in den weichen Schnee. „Vater!" Keine Antwort. „Ich kann dich nicht retten, Vater! Aber ich kann mit dir sterben!" Langsam streckte er die Glieder aus neben dem Bewußtlosen, wühlte sich in den Schnee, nahm des Vaters Hände die seinen, und dann wurde es still, ganz still Nur der Schnee fiel ohne Unterlaß, Flocke auf Flocke, nimmer müde, in rast losem Spiel, und hüllte Vater und Sohn in feine weiße Decke. rann ihm von der Stirn. Arme und Beine zitterten. In den Schläfen pochte es, als ob sie zerspringen wollten. Vor den Augen sprühte ein Flimmern, tanzten dem Dreispitz in der zeichnen, als Ihr gehorsamer Diener ! Hand, machte eine leichte Verneigung. „Ich habe Ihnen eine Berthier, Fürst von NeuschLtel." ! Mitteilung zu machen, gnädigste Baronesse. Fortsetzung,oig».) hatten, haben alle nur möglichen Nachforschun gen nach dem Verbleib des Verwundeten, der in einem kaiserlichen Wagen gefahren wurde, anstellen lassen— jedoch ohne Erfolg. Es bleibt daher nur noch die traurige An nahme übrig, daß Ihr Herr Vater, wie so viele Tapfere, den Unbilden des Winters zum Opfer gefallen und wahrschein lich beim Übergang über den Fluß Beresina, von wo an jede Spur von ihm aufhört, zu Tode ge kommen ist. Se. Majestät wird Ihrem Herrn Vater ein dankbares Gedächtnis be wahren. Ich bedauere sehr, meine gnädigste Baro- nesse, daß ich nicht der Überbringer einer frohe ren Nachricht fein kann, und ich habe die Ehre, zu das volle Licht der Lampe fiel, mit mächtigem Kopfe, in welchem zwei große dunkle Augen ge heimnisvoll funkelten; der andere, offenbar, wie seine Haltung bewies, der Untergebene des er sten, größer als dieser, mit klugem, fesselndem Gesichtsausdruck. Beide hielten ihre Kopfbedek- kungen in der Hand; der kleinere einen kleinen Dreispitz, an dem die Kokarde des Ordens der Ehrenlegion sichtbar war, der andere, größere, ei nen mit goldenen Tres sen besetzten Hut. „Sie wünschen mich zu sprechen, meine Her ren?" fragte Hedwig, aufs äußerste betroffen über den Anblick der ihr ganz fremden Besucher. Der kleinere, der mit einen Brief erhalten, der ihr durch eine kaiserliche Stafette aus dem Feldlager in Rußland gekommen war. Er trug eine fremde, ihr unbekannte Hand schrift. Voll banger Ahnungen öff nete sie und las: „Gnädigste Baronesse! Im Auftrag Sr. Majestät des Kaisers unterziehe ich mich der traurigen Pflicht, Ihnen Kenntnis davon zu geben, daß seit mehreren Tagen Ihr Herr - Vater, der Königlich Sächsische , § . Oberst Freiherr v. Weisbach, longjohUgcrMÄ^ vermißt wird. Se. Majestät^ welche denselben aufs höchste schätzten und ihm für seine bewiesene Tapferkeit und Umficht eine hohe Ehrung zugedacht Läut aufweinend war Hedwig in einen Stuhl gesunken. Der Vater tot! Und der Bruder? Seit langem hatte sie keine Nachricht mehr von ihm erhalten. Freilich, das bewies nichts. Denn die Entfernungen waren große und die Ge legenheit, Briefe zu befördern, nur eine sehr seltene. Aber diese Ungewißheit war ja quälender, als jede Gewißheit, wie furcht bar diese auch sein mochte. Sie sollte diese schneller erhalten, als sie ahnte. Es war wenige Tage nach Empfang der Trauernachricht und bereits zu später Abendstunde. Hedwig war soeben im Be griff, fich aus dem Wohnzimmer in ihr Schlafgemach zurückzuziehen, als sie ein Wortwechsel draußen auf dem Korridor aufhorchen ließ. „Zu dieser späten Stunde empfängt das gnädige Fräulein niemanden mehr!" So hörte sie ihren alten treuen Diener Lebrecht sagen. Eine scharfe, metallene Stimme, der man die Gewohnheit des Befehlens an-