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Amts- und KiiMgeblatt für den Aintsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. > . > - — 87. Jahrgang» — — — - — Iss LSI. Donnerstag, den 10. November Bezugspreis vlerteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „IUustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen keichspostanstalten. He1»-Adr.: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. ZernfMecher Nr 2IV. Bekaautmachuvg. In einem Elternabende, der hente Mittwoch, den 9. November 1910, von abend- 8 Uhr ab im Saale des Deutschen Hanse- abgehalten werden wird, soll Gelegenheit zu einer ««-spräche über die Errichtung einer MLdchen.Dortbildnng-- schnle (freiwilligen Besuches) gegeben werden. Zum Besuche dieser Veranstaltung ladet die hochgeehrten städtischen Körperschaften, die Eltern und Pfleger unserer Schülerinnen, so wie alle Freunde und Gönner unserer Jugend und Schule hierdurch aufs herzlichste ein Eibenstock, den 9. November 1910. Die Schuldireltion. Petzold. Deutschland und England. Zur selben Zeit, wo der Zar in Potsdam weilte, brachte bemerkenswerter Weise ein angesehenes eng lisches Blatt, „Daily Chronicle", einen langen Arti kel über die deutsch-englischen Beziehungen, der von einem nach Berlin entsandten Spezialkorrespondenten angeblich herrührt. > Dieser meint, die englisch-deut schen Beziehungen seien, wenn auch diplomatisch korrekt, so doch nicht freundschaftlich, beide Mächte arbeiten zuweilen verhüllt, zuweilen ganz unverhüllt gegen ein ander. Indessen herrsche in offiziellen wie in inoffi ziellen Kreisen beider Nationen der Wunsch, diese Be ziehungen zu verbessern. Bei einem Engländer nicht weiter verwunderlich ist dann noch sein Hinweis da raus, daß eine Einschränkung der Rüstungen ausge schlossen sei, solange keine allgemeine politische Ueber- einkunft erreicht sei. Bei beiderseitigem guten Willen könne leicht ein beide Teile befriedigendes Ueberein kommen erzielt werden. Auf diesen letzten Punkt kommt das Blatt selbst eingehend zurück und empfiehlt gleich falls eine solche Verständigung in der internationalen Politik, ohne daß die englischen oder deutschen Inte ressen im geringsten beeinträchtigt werden. Diese eng lische Stimme scheint an den zuständigen deutschen Stel len nicht unangenehm empfunden worden zu sein, we nigstens deutet die Verbreitung dieser Meldung durch den offiziösen Draht und ihres Abdruckes in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" daraus hin, und in diesem Moment spiegelt sich vielleicht auch der Wille deutscherseits wieder, sich mit England möglichst auf guten Fuß zu stellen. Den Hauptdifferenzpunkt dürfte wohl nach wie vor — und darauf hat wohl anschei nend „Daily Chronicle" bei seiner Betonung der Rü- stungssrage Hinweisen wollen — die Abrüstungsfrage bilden. In gewisser Hinsicht ist es richtig, daß eine Einschränkung der Rüstungen nur möglich ist auf Grund eines allgemeinen internationalen Uebereinkommens. Freilich dürfte man hiervon noch recht weit entfernt sein, denn die Verhältnisse liegen noch immer'so, daß niemand sich Hineinreden lassen möchte, zumal wenn er eine andere Macht, bei der er unfreundliche Absich ten vermutet, stärker gerüstet sieht. Die Abrüstungsfrage ließe sich keineswegs, wie man wohl vielfach jenseits des Kanals meint, so ohne weiteres lösen, eine wirklich brauchbare Uebereinkunft ließe sich kaum schaffen, und wer bürgt dafür, daß der eine oder andere nicht doch eine Hintertür findet, durch die er mit seinen Rüstungs absichten hindurchzuschlüpfen vermag; es würde sicher lich nicht allzu lange dauern, und die ganze internatio nale Uebereinkunft wäre nicht viel mehr wert, wie ein beschriebenes Blatt Papier. Ueberdies sind die Wehr verhältnisse in den einzelnen Ländern zu ungleich, als daß sich eine einheitliche Regelung finden ließe, und kaum eine Macht würde sich herbeilafsen, sich in die ser Hinsicht von anderen Vorschriften machen zu lassen. Will man englischerseits ein gutes Verhältnis mit Deutschland, so wird man auf den Abrüstungsgedanken verzichten müssen, denn Deutschland würde hierauf schwerlich eingehen, da man zur Genüge weiß, daß Eng land lediglich Im ureigensten Interesse immer wieder mit diesem Vorschläge kommt. Wir meinen, ein freund schaftliches Verhältnis wäre auch ohne eine derartige Uebereinkunft möglich, und sie würde sicherlich beiden Teilen zu hohem Nutzen gereichen. Daß die jetzige liberale Regierung von den besten Absichten gegenüber Deutschland beseelt ist, kann als Zweifellos hingestellt werden, und zudem wird aus englischer Quelle erklärt, daß die Beziehungen zwischen Kaiser Wilhelm und Kö nig Georg weit intimere seien, als diejenigen, die zwi schen Wilhelm II- und Eduard VII. herrschten, und man weiß zur Genüge, daß gerade dieser Umstand auf den Gang der weltpolitischen Ereignisse von günstigem Einfluß ist. Die herzliche Einladung des deutschen Thronfolgers nach Indien, und die Aufmerksamkeiten, die man ihm dort erweisen will, sind sicherlich mehr als ein bloßer Höflichkeitsakt; ebenso heißt es, daß König Georg alsbald nach seiner Königskrönung im nächsten Jahre einen der ersten Antrittsbesuche in Ber lin machen wird. Von uns aus liegt kein Grund vor, uns England feindlich gegenüber zu stellen, wenn wir es mit einer loyalen Politik zu tun haben. Will man jenseits des Kanals aufrichtig ein gutes Verhältnis mit dem deutschen Vetter, dann wird man ihn sehr bereit finden, in die dargebotene Hand zu schlagen. Man weiß zur Genüge, was deutsche Treue heißt. Eng land würde sicherlich dabei nicht schlecht fahren, und die ganze Welt würde erleichtert aufatmen, denn hie rin läge die beste Gewähr für die Erhaltung des Welt friedens, da noch immer die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen ist, daß ber vielfach auftretende Ge gensatz zwischen England und Deutschland leicht eines Tages als störendes Moment in Frage kommen könnte. Tagesgeschichte. DeutschlaNd. — Erwiderung des Zarenbesuches. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, wird der Kaiser am 11. d. Mts. auf dem Wege nach Donaueschingen dem Zarenpaar einen Besuch in Wolfsgarten abstatten. — Besuch des badischen Großherzogs beim Zaren. Sonnabend trifft der Großherzog von Baden hier ein, um dem Kaiser von Rußland einen offiziellen Besuch abzustatten. Die Rückkehr nach Karls ruhe soll am selben Tage erfolgen. — Die Kronprinzen-Reise. Aus Port Said, 8. November, wird gemeldet: Der deutsche Kronprinz und Gemahlin sind an Bord des „Prinz Ludwig" heute morgen 7 Uhr 50 Min. hier eingetrof- sen. Die Reise des Kronprinzen und der Kronprinzessin ist bisher zumeist von schönem Wetter begünstigt ge wesen. Nachdem der Dampfer „Prinz Ludwig" hier eingetroffen war, meldeten sich der Kommandant S. M. S. „Hertha" sowie der deutsche und der englische Konsul bei den hohen Herrschaften, die später S. M. S. „Hertha" besuchten und die Stadt besichtigten. Heute nachmittag 1 Uhr erfolgt die Abreife von Port Said. — Worte des Kaisers an die jungen Va terlandsverteidiger. Bei der Rekrutenvereidig ung in Potsdam am Dienstag hob der Kaiser in seiner Ansprache hervor, daß es für die jungen Soldaten eine besondere Auszeichnung sei, in der Garde unter seinen Augen der Dienstpflicht für das Vaterland zu genügen- Sie mögen sich Ihrer Pflicht stets bewußt sein und stets Gottesfurcht und Selbstzucht üben. — Eine Kaiserjacht als Volksgeschenk? Die „Danziger Zeitung" schreibt: In hiesigen Marine kreisen ist, wie wir vernehmen, der Gedanke aufge taucht, das für den 15. Juni 1913 bevorstehende 25- jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers durch eine dem Monarchen darzubietende besondere Stiftung des gesamten Volkes zu dauernder Erinnerung zu bringen. Man hält hierzu eine neue, entsprechend auszustuttende Kaiserjacht — welche nicht wie die allmählich alt wer dende „Hohenzollern" der Reichsmarineverwaltung ge hören, sondern zur persönlichen Verfügung des Kaisers stehen soll — für besonders geeignet, gleichwie solche komfortablen Jachten der König von England und der Kaiser von Rußland besitzen. Die Kosten des Baues und der Ausstattung würden durch eine freiwillige Na tionalsubskription, an der sich jeder, wenn auch mit kleinem Betrage, beteiligen könne, ohne Schwierigkeit aufzubringen sein. Der Gedanke ist, wie gesagt, hier erst neuerdings aufgetaucht und bisher nur in engerem Kreise erörtert worden, hat also noch keineswegs feste Gestalt angenommen. — Die Stellung der Parteien zur Reichsfinanzreform in offiziöser Beleuch tung. Die „Berl, polit. Nachr." schreiben, offenbar offiziös j>nspiriert: Nachdem von den Mehrheitspar teien die Regierung immer wieder dringend aufgefor dert worden ist, aufklärend in bezug auf die Reichsfi- nanzresorm zu wirken und den unbegründeten Vorwür fen gegen diese Mehrheit entgegenzutretcn, erhebt sich nun auch von liberaler Seite die Forderung, daß die Regierung auch den Gründen, die die Liberalen zur Ab lehnung der Reichssinanzreform bewogen haben, ge recht werden und ihnen gewisse Anerkennung zuteil werden lassen möchte. Konnte schon, wie wir wiederholt dargelegt haben, den Wünschen der Mehrheitsparteien nur bedingungsweise und mit beträchtlichen Einschrän kungen entsprochen werden, so schießt diese liberale Forderung offensichtlich weit über das Ziel hinaus. Die Einschränkung der Anerkennung sür die Reichsfi nanzreform bezieht sich, wenn auch keineswegs allein, so doch zu einem guten Teile auf die Ablehnung der Erbanfallsteuer. In der Kritik dieser Stellungnahme der Mehrheit des Reichstags liegt naturgemäß zugleich die Würdigung der Zustimmung der Liberalen zu dem betreffenden Teile des Regierungsprogramms. Inso weit ist demnach schon in den jüngsten Erörterungen über die Reichsfinanzreform dem liberalen Standpunkte durchaus Gerechtigkeit widerfahren. Nachdem aber die Verbündeten Regierungen trotz erheblicher Einzelbeden- ken gegen die jetzige Gestalt der Reichsfinanzreform sich zur Zustimmung zu ihr aus dem Grunde entschlos sen hatten, weil die Lebensinteressen des Reichs die un verzügliche Beseitigung der Finanznot erheischten und demgegenüber eine in manchen Punkten unvollkommene Reichsfinanzreform immer noch das kleinere Uebel ge genüber dem Scheitern des ganzen Planes war, so würde die Regierung sich mit sich selbst in direkten und unlösbaren Widerspruch setzen, wenn sie jetzt der Stel lungnahme derjenigen Parteien, die die Reichsfinanz- resorm trotz der dringenden Notwendigkeit der Sanie rung der Reichsfinanzen wegen einzelner Bedenken ab lehnten, eine auch nur bedingte Aberkennung zollen wollte. Das alles ist ein durchaus unberechtigtes Ver langen, dem deshalb auch die Erfüllung wird versagt bleiben müssen. — Der neue Etat. Die „Nordd. Allg. Ztg." begann am Dienstag mit den Veröffentlichungen über den neuen Etat. Der ordentliche Etat schließt in Ein nahme und Ausgabe mit 2 707 819 913 Mark ab. Die Mehrerträge aus den bestimmten Zöllen und Steuern sind auf 32 670845 Mark angenommen. Darüber hin aus ist in den Etat der Zölle und Steuern neu eingesetzt der Ertrag aus der Grundstückswcrtzuwachssteuer in Höhe von 13 Millionen Mark. Die ungedeckten Matri- kularbeiträge sind wie im Vorjahre nach dem Satze von 80 Pfg. für den Kopf der Bevölkerung auf 48 512 Mark bemessen. Unter die Ausgaben sind in einem ei genen Sonderetat die im Jahre 1911 durch dieLeeres- verstärkung entstehenden Kosten in Höhe von 7903 717 Mark ausgenommen, welche Deckung aus dem Ertrage der Wertzuwachssteuer finden sollen. Eine erweiterte Fürsorge für die Veteranen ist für den Fall in Aus sicht genommen, daß die dazu erforderlichen Kosten be reit gestellt werden. 5 Millionen Mark find beim Reichsschatzamt hierfür etatisiert. Für sie wird eben so wie für die Kosten der Heeresverstärkung die Dek- kung aus dem Ertrag der Grundwertzuwachssteuer er wartet. Zur Abbürdung des Fehlbetrags des Rech nungsjahres 1909 sind 39 671205 Mark vorgesehen, die aus den ordentlichen Mitteln dem Extraordinarium zugute kommen. Die Anleihe ist auf 97 755 930 Mk. berechnet gegen 171849162 Mark im Vorjahre. Es folgt dann eine Gesamtübersicht über die einzelnen Etats mit einigen Erläuterungen zu verschiedenen Neu- sorderungen. Bei der Marine wird der Personalstand um 3264 Mann erhöht. Beim Postetat werden ins gesamt zirka 3000 neue Stellen verlangt. — Der Wahlfonds des Hansabundes dürfte bald alle anderen Wahlfonds weit hinter sich lassen, wenn er überall so viel Unterstützung findet, wie der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine ihm zugedacht hat. Dieser hat nämlich bei Anwesenheit von mehr als 800 Delegier ten und Vorstandsmitgliedern einstimmig beschlossen, daß alle Mitglieder der im Zentralausschuß vertretenen Vereine zu den Wahlfonds beisteuern sollen. Eine Kom mission von 15 Mitgliedern hat den außerordentlichen Wahlfondsbeitrag auf 20 Mark, mindestens aber 10 Mark festgestellt. Da die genannten Vereine etwa 100000 Mitglieder zählen, würde allein von dieser Seite der Hansabund 1'/z bis 2 Millionen Mark erhalten.