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Eine andere Fundstellen-Befundgruppe stellen kleinere, etwa 30 cm im Durchmesser große Gruben dar, die sich in Nähe zumeist ausgedehnterer und reichhaltiger ausgestatte ter Gräber fanden. Zumeist sind diese Gruben fundlos. Für solche Befunde wird hier eine Interpretation als Reste von Pfostenmarkierungen als Anzeiger eines nahen Grabes vorgeschlagen. Beispiele hierzu könnten in beiden Quartieren mit Ill/Fst. 21 für das schnurkeramische Grab 7, Ill/Fst. 11 für Grab 11, Verfärbung (?) innerhalb Grabbereich III/37, Ill/Fst. 70 (?) für Grab 39, IV/Fst. 26 für Grabkomplex 2 und IV/Fst. 36 für Grab 17 vorliegen. Berücksichtigt man die schwierigen Bodenverhältnisse auf dem Schafberg, wobei besonders kleinere Grubenbefunde oft schwer erkennbar waren, wird man nicht zweifeln, daß weitere solcher Markie rungen die Grabstellen begleitet haben. Dies korrespondiert mit Beobachtungen, daß nur wenige Gräber Störungen auf weisen, die auf jüngere Angrabungen oder Überlagerungen zurückzuführen sind. Liegen Störungen vor, wie sie ja gehäuft beobachtet oder indirekt nachgewiesen sind, handelt es sich wahrscheinlich in der Regel um gewollte Eingriffe, so daß auch in diesen Fällen die Lage der Gräber den Beteiligten sehr wohl bekannt war. Daher wird man von oberirdisch deut lich erkennbaren, über längere Zeiträume hinweg erhalten gebliebenen Grabmarkierungen, sicherlich nicht nur in Form von Holzpfählen, auszugehen haben. Weitere besondere Fundstellen, die herauszustellen sind, liegen mit den Befunden Ill/Fst. 49, Ill/Fst. 79, Ill/Fst. 87 und IV/Fst. 37 vor. Die Fundstellen Ill/Fst. 87 und IV/Fst. 37 wei sen dabei als „Nicht-Gräber-Befunde“ einen besonderen Grabbezug als Hintergrund auf. Denn auffälligerweise sind die beiden jungurnenfelderzeitlichen Gräber III/52 und III/53 in die deutlich erkennbare, größere Grube der Fst. 87 einge tieft und damit zeitlich jünger einzuordnen. Jedoch können keine Aussagen über den zeitlichen Abstand getroffen wer den, so daß eine mögliche innere Verbindung der drei Be funde nicht auszuschließen ist. Doch muß dies offen bleiben, da die Fundstelle kein datierbares Material geliefert hat. Einen anderen Grabbezug weist Fst. IV/37 auf. In dieser klei nen Grube wurden offensichtlich Teile eines wahrscheinlich aus dem Steinflächengrab IV/14 (und alt Grab 15) entnom menen hohen, topfartigen Großgefäßes (Nr. 6) als Scherben wieder niedergelegt. Über die besonderen Gründe, die hinter diesem Vorgehen stehen, kann gleichfalls nur spekuliert wer den. Man wird aber auch hier im weitesten Sinne rituelle Gründe dafür verantwortlich machen dürfen, zumal mit den Scherben auch Holzkohle und eventuell weitere organische Reste überliefert sind. Keine auf den ersten Blick erkennbaren Grabverbindungen besitzt die Fst. III/79, die dafür selbst einen auffallenden, großen Befund darstellt und darüber hinaus einen der selte nen Steinaxtfunde geliefert hat. Diese lang gestreckte, flach grubenartige Verfärbung mit im Planum unterschiedlich auf geteilter, im Profil geschichteter Verfüllung bis in 85 cm Tiefe weist neben z.T. kompakter Steineinfüllung deutliche Brand- und Glühspuren mit angeschmauchten Steinen und Asche resten auf. Die beiden anpassenden Steinaxtbruchstücke, die den Nacken einer flachen, in der Aufsicht wahrscheinlich fünfeckigen Steinaxt ergeben, wurden intentionell unter star ker Gewalteinwirkung auseinandergesprengt. Der eine Teil fand sich in 50 cm Tiefe innerhalb der Füllung, der andere in 60 cm Tiefe nordöstlich annähernd 50 cm von der Fund stelle entfernt, angeblich im dort ungestörten gewachsenen Boden. Diese Befundbeschreibung ergibt trotz geringer Lei chenbrandreste sicherlich nicht einen Hinweis auf ein hier ursprünglich angelegtes Grab. Zudem kann die von den Ausgräbern erwogene „Siedlungsschichtung“ ebenso aus geschlossen werden, selbst wenn in den Streuscherben inventaren eine erhebliche Menge an Gefäßfragmenten über liefert ist, die man in ihrer Gesamtheit der jüngeren bis späten Urnenfelderzeit zuweisen kann. Obwohl Brandspuren vor handen sind, dürfte eine Interpretation der Grube als Ver brennungsplatz eher verworfen werden - eine solche ist für den gesamten Schafberg nicht nachzuweisen. Es bleibt somit wiederum nur den kultisch-rituellen Hintergrund der Fundstelle und die Verbindung zu benachbarten Gräbern herauszustellen. Die Steinaxtstücke sollten daher auch in Zusammenhang mit dem nicht weit entfernten Steinaxt grab III/39 - ebenfalls mit zerbrochener Steinaxt - gesehen werden. Schließlich ist noch auf die sogenannte Siedlungsstelle Qu. Ill/Fst. 49 einzugehen. Dieser große Flächenbefund, der in der Quartierfläche 5 auf etwa 30 m 2 gesichert beob achtet wurde, nach Westen in die folgende Fläche hin einreicht, wo er jedoch nur in den Profilen aufgenommen werden konnte 24 , und nach Norden in die Flächen 5 und 6 des Qu. IV/1950 hinüberstreicht, ist der größte Einzelbe fund der beiden Quartiere. Über die Planazeichnungen und Profile ergibt sich eine große, nach unten zu flächenmäßig immer schmaler werdende und sich schließlich in einzelne Vertiefungen bis in 85 cm Tiefe auflösende Grube mit bän derartig geschichteter Verfüllung. Für diese wird analog zur Fst. 79 eine violette Verfärbung mit Glühspuren und viel Aschenresten genannt. Wiederum zeigen jedoch die zu meist kleinteilig zerscherbten Keramikreste in nur gerin gem Maße Spuren eines sekundären Brandes, wenngleich die Scherben eine besondere Oberflächenkorrosion aus Rauhung, Rissen und Abplatzungen aufweisen. Daher liegt auch hier mit Sicherheit kein Verbrennungsplatz vor, was durch das weitgehende Fehlen von Leichenbrand unter mauert wird. Fst. 49 steht in den Quartieren III und IV allein, allerdings gibt es Parallelbefunde aus den Quartieren I—Illa: 24 Vgl. dazu Ill/Fst. 59 und Ill/Fst. 61.