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Kollektionen 3 geht über das aus den Gräbern Bekannte deut lich hinaus und darf als letzter Rest von Handlungen im Kon text mit Feuer am Grab gedeutet werden. Auffallend deutlich nimmt die Gesamtmenge der Streu scherben von Ost nach West in den Kollektionen ab. Dieser Befund korreliert mit dem Plan der Höhenschichtlinien, der sehr sorgfältig bereits 1950 durch den Ausgräber Berger angelegt wurde und der in einer Umzeichnung mit der Ein tragung der Quartiere der Jahre 1950-1953 hier erstmals vor gelegt werden kann (Abb. 2). Dieser Plan mit Isohypsen im Abstand von 0,5 m zeigt die Anlage der Gräber auf dem Höhenrücken und entlang seiner leicht geneigten Ost- und Westflanken sowie auf dem gesamten nach Süden abstrei chenden Höhenrücken. Es braucht nicht zu verwundern, daß die größten Zerstörungen gerade auf dem Scheitel des Schaf berges zu finden sind. Hier hatten Erosion und Pflugtätigkeit die besten Angriffsmöglichkeiten. Daher steht der fehlende oder fast fehlende Grabnachweis in den Flächen 1 und 2 von Quartier IV/1950 sowie die geringe Anzahl in den Flächen 1 -3 von Quartier 111/1950 in ursächlicher Verbindung zur großen Menge an dortigen Streuscherben. Nur die am tiefsten an gelegten Grabfunde scheinen überliefert zu sein. Demgegen über zeigen die größere Grabanzahl und geringere Streu fundmengen nach Westen zu den Befund, der auch zentral auf dem Höhenrücken zu erwarten wäre. Insgesamt wurden auf den Grabungen 4 von 1950 auf einer Fläche von 2958 m 2 (Abb. 3) sechs Gräber der Schnurkera mik, etwa 360 Gräber der Spätbronze- und Früheisenzeit sowie 550 Fundstellen und knapp 250 Streufundinventare vor der sicheren Zerstörung gerettet. Überblick zum Quartier 111/1950 und den Flächen 1-4 von Quartier IV/1950 Mit Ausnahme der schnurkeramischen Funde, auf die weiter unten detaillierter eingegangen wird, gehören fast alle Grab funde und Fundstellen dieser Quartiere sowie der weitaus größte Anteil der Streufunde der Spätbronzezeit an. Dabei kann kein einziges Grab mehr in die frühe und ältere Urnen felderzeit datiert werden, die primär durch buckelverzierte Keramikgefäße gekennzeichnet ist 5 , in Niederkaina dazu aber auch teilweise Material der sogenannten Fremdgrup pen- und Übergangsgruppen beinhaltet 6 . Die nördlichsten Gräber dieser Zeit dürften am Übergang der Quartiere II und Illa liegen. Die Aufarbeitungen des letzten Jahres haben zudem gezeigt, daß auch nördlich von den Quartieren III und IV keine Gräber der frühen Lausitzer Kultur mehr gesichert nachzuweisen sind 7 . In Quartier III dürfte Grab 16 als älte stes hier vorgestelltes Lausitzer Grab etwa in den Übergang ältere/jüngere Urnenfelderzeit zu stellen sein. Der ältere An teil von Grab (?) III/25 kann ein wenig früher datiert werden, scheint aber nicht primär hier angelegt worden zu sein. In Quartier IV gehört hingegen kein Grab zeitlich vor die „Jungurnenfelderzeit“. Erst in diese „Jungurnenfelderzeit“, die die gesamte Jung bronzezeit nach Grünberg bzw. Coblenz 8 umfaßt, mit der Zeit stufe 3 = jüngere Rillenkeramik, datieren die frühesten hier vorgelegten Gräber, darüber hinaus anscheinend wegen der Langlebigkeit dieses Ausstattungsmusters sogar die Haupt masse der Befunde. Demgegenüber treten Funde, welche nach Kriterien der Gefäßformen und Verzierungen sowie der Ausstattungs anordnung in den Gräbern einer „Späturnenfelderzeit“ ange hören 9 , klar in der Fundmenge zurück. In den hier behandel ten Quartieren gehören nur die Gräber 111/11, lll/15a und Teile von III/25 dieser Gräberfeldbelegung an. Wahrscheinlich in die Nähe des Überganges Jung-/Späturnenfelderzeit datiert zudem Grab IV/8, auf das unten noch einzugehen ist. Auffal lenderweise sind alle drei Funde aus Quartier III gestört und verworfen, das schwierig zu interpretierende Grab (?) 111/25 ist zudem, wie erwähnt, mit älteren Funden vermischt. Dennoch fällt als Besonderheit dieser nicht weit voneinander entfernten Gräber die Größe der Urnen und Deckschalen (gerade bei 3 Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß nicht immer nach Augenschein zwischen primär oxydierend gebrannter und primär reduzierend und dann sekundär dem offenen Feuer ausgesetzter Keramik unterschieden werden kann. Gerade bei den Rauhtopfge fäßen ergibt sich vielfach der Befund eines auch primär oxydierenden Brandes, so daß die rötliche Oberflächenfärbung als von den Töpfern gewünscht anzusehen ist. 4 Lediglich die kleine Grabungsfläche am Ostrand von Qu. VIII - vgl. Coblenz/Nebelsick (Anm. 2) Abb. 3, dort fälschlicherweise in Quartier IX eingetragen - ist hier nicht mit erfaßt; sie wird zusammen mit dem später gegrabenen Quartier VIII/1954 vorgelegt werden. 5 W. Coblenz, Grabfunde der Mittelbronzezeit Sachsens (Dresden 1952); D.-W. Buck, Zur chronologischen Gliederung der Lausitzer Gruppe. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 23, 1989, 75-95, dort die Stufen II und Illa; vgl. auch R. Breddin, Die bronzezeitlichen Lausitzer Gräberfelder von Tornow, Kr. Calau, Teil 1. Veröff. Mus. Ur- u. Frühgesch. Potsdam 23, 1989, 97-145, dort die Zeitstufe 1 (Buckelkeramik). 6 W. Grünberg, Die Grabfunde der jüngeren und jüngsten Bronze zeit im Gau Sachsen (Berlin 1943) 15ff.; Buck (Anm. 5): seine lange Stufe lllb wäre zu Teilen noch hierher zu stellen; Breddin (Anm. 5): die Zeitstufe 2 (ältere Rillenkeramik). 7 Entgegen den Kartierungen bei W. Coblenz/L. D. Nebelsick, Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen. Bd. 2 (Stutt gart 1997) Abb. 4 bin ich der Meinung, daß die dort ebenfalls einge tragenen, mehr nordwestlichen und nördlichen Gräber zeitlich jünger sind und schon die weitere Belegungsrichtung der Spätbronzezeit anzeigen. 8 Ihre frühesten Vertreter besitzen noch rudimentäre Buckelverzie rungen: Grünberg (Anm. 6) 28ff. mit scharfkantiger, gerillter und facet tierter Ware: Coblenz (Anm. 5) 130 ff.; Breddin (Anm. 5). 9 Gräber mit waagerecht geriefter Ware: Grünberg (Anm. 6) 35ff.: waagerecht geriefte Ware; Breddin (Anm. 5) 98ff., Zeitstufen 4 und 5: Riefenkeramik; E. Böhnisch, Holzkistengräber, Steinkreise und urge schichtliche Grabstörungen aus jüngstbronzezeitlichen Bestattungs plätzen der Niederlausitz. Arbeits- u. Forschber. sächs. Bodendenk- malpfl. 37, 1995, 105-116.