Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
1. STADTKERNFORSCHUNG IN DRESDEN BIS 1976 1.1. Dresden, Innere Neustadt Als 1968 die Auswertung des Forschungsauftrages „Stadtkernforschung in Dres den“ abgeschlossen wurde, waren sich die dafür Verantwortlichen darüber im kla ren, daß in die Forschungsresultate nur die Erkenntnisse aus den Befunden und dem - wenn auch umfangreichen - Fundmaterial von Dresden-Altstadt fließen konnten. In die vertretene Arbeitshypothese war aber bereits das andere Elbufer, die heutige Innere Neustadt von Dresden, mit einem am Brückenkopf zu er schließenden Altsiedelkern aus der Überlegung heraus einbezogen worden, daß die Besiedlung an dem einen Ufer auch eine solche am gegenüberliegenden nach sich ziehen mußte, zumal ein gesicherter Übergang über die Elbe eines der Hauptan liegen der Siedler gewesen sein dürfte. Archäologisch konnten aus der Inneren Neu stadt bis 1968 keine nennenswerten Befunde für eine Auswertung herangezogen werden, da nach der Trümmerberäumung bis 1952 keine Neubebauung in großem Umfang begonnen hatte. Erst Ende der 60er Jahre lag eine Gesamtkonzeption für eine moderne Neugestaltung der Inneren Neustadt vor. Dabei war auch vorgesehen, die noch vorhandene, intakte Altbausubstanz (im Bereich Obergraben-Rähnitz gasse) zu erhalten und als „historische Siedlungsinsel“ voll funktionsfähig bestehen zu lassen (Abb. 1). Für den Archäologen ergaben sich daraus die Konsequenzen, auf den Erfahrungen von Dresden-Altstadt fußend auch im Kern der Inneren Neu stadt im Rahmen der Neubebauung den Baugrubenaufschlüssen zu folgen und wichtige Befunde zu erfassen und auszuwerten. Alle Arbeiten wurden von Mitarbeitern des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden im Rahmen ihres regulären Arbeitsprogramms bewältigt. Da die „histo rische Siedlungsinsel“ bestehenbleiben sollte, war nicht damit zu rechnen, den Bau grund des gesamten Siedlungskerns erfassen zu können, aber die wesentlichen Teile an der alten Furtmündung am Wiesentor, um das alte Aügustinerkloster, am Brük- kenkopf und an den beiden Meißner Gassen sollten durch Straßenneubau und Bau grubenaushub für 6- bis 14geschossige Neubauten aufgeschlossen werden. Den sehr rationellen und effektiven Arbeitsmethoden mußte sich auch die archäologische Ge ländearbeit anpassen, d. h., es gab kaum Zeit und Gelegenheit, umfangreiche und platzaufwendige Untersuchungen einzuleiten; alle Befundaufnahmen und Fundber gungen trugen den Charakter von Rettungsgrabungen. Im Hinblick auf die allge meine Fundsituation hat sich gegenüber Dresden-Altstadt nichts Wesentliches ge ändert (MECHELK 1970, 145-146): 1. durchgehend geringe Kulturschichtbildung, meist Abraumschichten vom Stadt brand 1685, 2. Untergrund aus Flugsanddünen mit den gleichen, für organisches Material ungünstigen Erhaltungsbedingungen wie in Dresden-Altstadt, 3. Hineinreichen der Bauten der Neuzeit in den tieferen Baugrund, 4. Fundhäufungen in Brunnen und Abfallgruben. Bis Anfang 1976 wurden folgende Objekte erfaßt, soweit wie möglich dokumen tiert sowie das aufschlußreiche Fundmaterial geborgen: