Volltext Seite (XML)
Unter den verzierten Spitzkrügen weicht ein Exem plar aus Beilrode in der technischen Ausführung des Ornamentes ab (Taf. 66,8). Es trägt zwar die an sich übliche Horizontalrillenverzierung am Hals und ein Zickzackmuster auf der Schulter, doch ist die Gefäß wand jeweils an den Endpunkten der einzelnen Ril len vor dem Brand durchstochen worden, so daß das Gefäß, über die gesamte Fläche verteilt, Lochungen aufweist. Regelmäßige, musterartige Durchbohrun gen begegnen auch an einer Tasse von Mischwitz (Taf. 65,18) und sind, wie eine Karte zeigt, die D.-W. Buck (1979, Abb. 90) veröffentlicht hat, innerhalb der Billendorfer Kultur nicht selten. Vor allem kommen solche gelochten Gefäße nicht nur in Gräbern, son dern auch in Siedlungen vor (D.-W. Buck 1979, S. 131). Die Durchbohrungen dürften deshalb einer bestimmten praktischen Verwendung nicht im Wege gestanden haben, auch wenn diese für uns nicht er kennbar ist. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Lochungen regelmäßige Muster bilden oder, wie im Falle des Spitzkruges von Beilrode (Taf. 66,8), auf ein vorhandenes Muster bezogen sind. Dabei können sie an Stellen erfolgen, an denen man, handelte es sich um ein Sieb, niemals Durchbohrungen anbringen würde, wie etwa unter dem oberen Henkelansatz. Ge rade dieses Loch hat dort nur einen Sinn, wenn man eine Einlage in der unter dem Rand verlaufenden Rille anbringen und an möglichst unauffälliger Stelle, nämlich verdeckt durch den Henkel, verknoten wollte. Welcher Art die Einlagen waren, ist natürlich schwer zu sagen, denn in den Rillen sind keine Spuren mehr vorhanden. An Keramik der Schweizer Pfahlbauten dagegen haben sich helle Bastfäden erhalten, die in ähnliche Vertiefungen eingelegt, durch Lochungen in der Wand gefädelt und im Gefäßinnern verknotet wa ren. Basteinlagen dieser Art sind vereinzelt auch außerhalb der Schweizer Pfahlbauten nachgewiesen worden (G. Behrens 1927, S. 400). Eine andere Mög lichkeit wäre das Einlegen von Zinndrähten, die eben falls in Rillen eingebettet, durch Löcher in der Gefäß wand gefädelt und im Gefäßinnern befestigt wurden, wie das B. Grimmer (1982, S. 3, Abb. 2 unten) für einen Feuerbock aus Bötzingen und E. Sangmeister (1982, S. 7 ff., Abb. 3,1) für ein Kegelhalsgefäß von Lörrach annehmen, die wie unser Spitzkrug Lochun gen in Zusammenhang mit Rillen aufweisen. Einge legte Zinndrähte kommen an Gefäßen aus den Pfahl bauten Corcelette am Neuenburger See und Le Ch- tillon am See Le Bourget, Dep. Savoie, vor (vgl. J. Dechelette 1924, S. 116) und waren besonders an hallstattzeitlicher Keramik Oberitaliens behebt. 5. TASSEN Die Tassen unterscheiden sich von den Krügen durch ihre im Verhältnis zur Höhe größere Breite. Der größte Durchmesser übertrifft im allgemeinen die Höhe um mehrere Zentimeter oder kommt ihr wenig stens gleich. Unter den Tassen begegnen sowohl drei gliedrige Profile wie bei den Terrinen, zweigliedrige wie bei den Töpfen und eingliedrige wie bei den Scha len. Im Siedlungsmaterial ist deshalb ihr Anteil nur schwer abzuschätzen. Eine sichere Bestimmung ist hier bei den vielfach lediglich aufgelesenen, recht kleinteiligen Scherben nur dann möglich, wenn zufäl lig der Henkelansatz erhalten ist oder wenn das Bruchstück wenigstens so groß ist, daß man seinen Durchmesser und dessen Verhältnis zur Gefäßhöhe bestimmen kann. Tassen sind im allgemeinen breiter als die entsprechenden Terrinen und Töpfe, aber hö her als die Schalen. Folgende Varianten können unterschieden werden: a) breite dreigliedrige Tassen, b) gegliederte Tassen mit überständigem Henkel, c) Trichtertassen mit überständigem Henkel, d) Tassen mit unterständigem Henkel, e) Tasse mit tiefliegendem Umbruch und ihr Umfeld. a) Breite dreigliedrige Tassen (Taf. 65,27,29—31) Die breiten dreigliedrigen Tassen stellen eine recht kleine Gruppe aus vier vollständig erhaltenen Exem plaren und acht Bruchstücken dar. Von einer weiteren Tasse ist nur noch die Zeichnung erhalten. In fünf Fällen sind die Grabzusammenhänge bekannt (Ko titz, Grab 2, Taf. 7,4-16; Kötitz, Grab 9, Taf. 8,3-6; Zeithain, Lehmgrab 1, Taf. 35,9—14; Arzberg, wohl Grab, Taf. 57,22; Rötha-Geschwitz, Grab, Taf. 56,21), weitere sieben stammen aus Gräberfeldern, davon allein fünf von der Zeithainer Windmühle, und auch für das letzte, fundortlose Stück aus der Umgebung von Mügeln ist die Herkunft aus einem Grab wahr scheinlich. Alle Tassen dieser Gruppe bestehen aus einem mit- tclfeinen bis feinen Ton, sind innen und außen mit einer Überfangschicht versehen und gut gebrannt. Dementsprechend besitzen sie eine glatte (5X), meist (7X) sogar eine glänzend polierte Oberfläche, wobei in vier Fällen die Glättung lediglich auf der Gefäß- außenseite erfolgt ist. Zwei Tassen sind innen und außen verschieden gefärbt. Dabei gehört zur jeweils tiefschwarzen Außenseite einmal eine graue, das an dere Mal eine blaßgelbe Innenseite. Die übrigen Tas sen besitzen einheitlich graue (IX) bis schwarze (4X), oder hell- (IX) bis dunkelbraune (4X) Farbe. Die breiten Tassen bestehen aus einem konischen Unterteil, einer gewölbten Schulter, abgesetztem ko- nischem oder geschweiftem Hals, ausbiegendem, ver dicktem Rand und einem nur wenig überstehenden Bandhenkel. Sie sind alle reich verziert. Als häufig stes Ornament begegnet auch bei ihnen das Horizon talrillenband am Halsansatz, das zweimal von Grup pen kurzer senkrechter Rillen (Taf. 8,4; Taf. 65,31) und einmal von einem bäumchenartigen Muster (Taf. 65,27) unterbrochen wird. Ähnliche Bäumchen,