Volltext Seite (XML)
DIE EINWIRKUNG DER FRÜHEN JASTORFKULTUR Der Ursprung der Elbegruppe führt zur Jastorfkultur und mit dieser an den Beginn der vorrömischen Eisenzeit des Nordens zurück 67 * 69 . Das Kern gebiet umfaßt Süd- und Ostholstein und Westmecklenburg, Lüneburg, die Altmark und Brandenburg von der Mittelelbe bis zum Havelbogen". Es ist gegenüber älteren Anschauungen wesentlich, zu betonen, daß die Gräberfelder der Jastorfkultur, ebenso wie die auf ihnen vertretenen keramischen Formen, in diesen Landschaften bodenständige Wurzeln haben. Nicht selten setzen die Bestattungsplätze ältere Belegungen fort. Der Gedanke an eine Einwanderung der Träger der Jastorfkultur, wo möglich aus Jütland, muß daher aufgegeben werden. Die Jastorfkultur geht aus der einheimischen Bronzezeitkultur südlich der Ostsee hervor, die etwa seit dem 6. Jh. v. u. Z. einen allmählichen Wandel erfuhr, an dem nicht zuletzt die nordalpine Hallstattkultur älterer Ausprägung (Hallstatt C-D1), sichtbar etwa an einzelnen Zeugnissen des Metallsach gutes, beteiligt war. Der Übergang zum Formenbestand mit Jastorf charakter läßt sich an der Keramik Stück für Stück verfolgen 09 . Klein funde aus Metall, die nun zunehmend auch aus Eisen bestehen, treten anfänglich stark zurück. Gegen Ende der süddeutschen Hallstattzeit (Hallstatt D2/3), gewiß aber am Beginn der Frühlatenezeit (Latene A), jedenfalls noch im 5. Jh. v. u. Z., ist die Jastorfkultur nördlich des Magde burger Elbebogens voll ausgebildet. Soweit wir sehen, verläuft dieser Prozeß weitgehend gleichsinnig zur Darstellung der endhallstättischen Merkmale im Süden, selbst wenn man mit einer im ganzen kaum be deutenden Verzögerung rechnet 70 . Es kann indessen ausgeschlossen wer- 67 Eine Gesamtdarstellung fehlt, vgl. G. Schwantes 1950, S. 119 ff.; R. v. Uslar 1965, S. 145; ders. 1972 (1952), S. 173 f., 198 f. sowie als summarischen Überblick zur älteren Forschung mit aller dings sehr eigener, ethnisch gefärbter Wertung W.-D. Asmus 1951, S. 157 ff. Im folgenden nur die unumgänglich notwendigen Nachweise, dazu künftig: Die Germanen. Geschichte und Kul tur der germanischen Stämme in Mitteleuropa 1, Berlin 1976. “ H. Hingst 1959, S. 112 ff.; H. Kelling 1968, S. 161 ff.; H. Krüger 1961; H.-J. Gomolka 1973; H. Seyer 1965. Kern und Randzonen jetzt kartographisch gut überschaubar bei F. Horst 1975, S. 17, Abb. 2. Daß auch die Fundpunkte im Norden Jütlands zur Jastorfkultur rechnen, bedarf freilich noch des Beweises. 69 Die „lückenlose Fortentwicklung aus der Bronzezeit“ hat auch G. Schwantes, obwohl Haupt vertreter der Einwanderungshypothese, stets betont, vgl. z. B. 1950, S. 119 gegen S. 126 f. Siehe auch G. Kossack 1966 a, S. 32 mit Anm. 117; H. Keiling 1968, S. 167 ff. mit Abb. 5; für Holstein modifiziert: M. Menke 1972, S. 108 f„ 111; für Jütland zuletzt: J. Jensen 1966, S. 36 ff., 66 und noch für die Altmark: H.-J. Gomolka 1973, S. 558, 560. Vom Kartenbild her eindrucksvoll: F. Horst 1975, S. 11 ff., Abb. 1. Zur Verbreitung in Richtung Odermündung, die sich möglicherweise in einer vielleicht auch zeitlichen Abhängigkeit vom Westen und Süden (H. Keiling 1969, S. 11) darstellt, vgl. G. Kossack 1966 a, S. 34 und für das Odermündungsgebiet und Pommern ins besondere R. Wolagiewicz 1968, S. 181 f., 184 mit Abb. 2-3. 70 K. Nuglisch und E. Schröter 1968, S. 36 ff., 45 f.; K. Nuglisch 1969, S. 394 ff.; H. Seyer 1968, S. 44. 27