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[■! Aus euren Steppen, euren ew’gen Wäldern! In allen Zungen, allen Trachten kommt! Zäumet das Ross, das Rennthier, das Kameel! Wie Meereswogen strömet zahllos her Und dränget euch zu eures Königs Fahnen! — O warum bin ich hier geengt, gebunden, Beschränkt mit dem unendlichen Gefühl! Du, ew’ge Sonne, die den Erdenball Umkreist, sei du die Botin meiner Wünsche ! Du, allverbreitet ungehemmte Luft, Die schnell die weitste Wanderung vollendet, O trag’ ihm meine glühnde Sehnsucht zu! Ich habe nichts, als mein Gebet und Flehn; Das schöpf ich flammend aus der tiefsten Seele, Beflügelt send’ ich’s in des Himmels Höhn, Wie eine Heerschar send’ ich dir’s entgegen. O Himmelsmächte, führt ihn glücklich her! Ihr Engel alle, seid ihm Schirm und Wehr! Concert für das Pianoforte (E moll von E. Chopin, vorgetragen von Fräulein Anna Rilke. Lieder mit Pianoforte, gesungen von Frau Peschka-Leutner. a) Abendreih’n von C. Reinecke. Guten Abend, lieber Mondenschein! Wie blickst mir so traulich in’s Herz herein! Nun sprich, und lass dich nicht lange fragen, Du hast mir gewiss einen Gruss zu sagen, Einen Gruss von meinem Schatz. »Wie sollt’ ich bringen den Gruss zu dir? Du hast ja keinen Schatz bei mir, Und was mir da unten die Bursche sagen, Und was mir die Frauen und Mädchen klagen, Ei, das versteh’ ich nicht.« Hast Recht, mein lieber Mondenschein, Du darfst auch Schätzchens Bote nicht sein; Denn thätst du zu tief ihr in’s Auge seh’n, Du könntest ja nimmermehr untergehn. Schienst ewig nur für sie. Dies Liedchen ist ein Abendreih’n, Ein Wandrer sang’s im Vollmondschein, Und die es lesen bei Kerzenlicht, Die Leute verstehn das Liedchen nicht, Und ist doch so kinderleicht. W- Müller.