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-1s 187L. glied sind. Ihm ist der Deutschs nm ein politisches i Nittel für den Oesterreicher. Gr fühlt sich nur als < Oesterreicher, nicht als Dentschrr. Diesem Gefühl muß ! elbst das Kirchliche weichen. Den Beweis liefern die ' Fuldaer Konferenzen, denn obgleich schon im Jahre 1667 ' die deutschen Bischöfe ihre österreichischen Amtsbrüder zur Versammlung nach Fulda eiuluden, bewirkte es Kardinal Alauscher, daß damals Niemand erschien und bis heute kein österreichischer Bischof erschienen ist. Rauscher war stets der eingefleischteste Gegner des an 1bie Spitze Deutsch lands getretene» Preußen. So lange Oesterreich im deutschen Bunde die Führung hatte, war ihm Deutschland ein bequemes Mittel, in Oesterreich die Einheit zu fördern. Als der Zustand sich geändert, blieb der Hab gegen daS protestantische Preußen als alleiniges Motiv zurück. Oesterreich« durch und durch, ist er nach Beziehung und Denkungsart im Innern der über zeugteste Centralist, Absolutist und Bureaukrat. Der „Staat ohne Gott", das Unheil des Protestantismus, die Noth wendigkeit religiöser Einigung sind der rothe Faden in den Hirtenbriefe» und Anrede» dieses Kirchenfürsten. Die Stellung, welche Rauscher gegenwärtig einnimmt, Augenblicke an beschlossene Thatsache, als die bei Gelegen heit seines Jubiläunrs in Rom versammelte Aristokratie ihm versicherte, jenes Dogma werde überall mit Jubel von den Völkern begrüßt werden und der Anfang einer sieg reichen Reaktion gegen die moderne Entwicklung sein. Der Uebertritt einzelner englischen Hochtories, der Königinwittwö in Baiern muß ja wohl dem Papste sichere Bürgschaft der , eintretenden Besserung sein. Was Rauscher in einem Hirtenbriefe als Anschauung der durch den Protestantismus verdorbenen Welt ausgiebt: „Das Volk ist Alles, wenn es sich zum Werkzeuge herleiht, , das Volk ist Nichts, wenn es sich nicht brauchen läßt — das haben sich die Ultramontanen gemerkt. Unterschreibt man ultramontane Adresse», dann hat das Volk gesprochen, kommt eine anti-ultramontane Kundgebung, so liegt eine That des Pöbels vor. Dis Macht, welche die in Oesterreich vollzogene Einigung besitzt, kann nur von Kurzsichtiges ver kannt werden. Läßt man diese Schaar ruhig wirthschaften, glaubt die Regierung wirklich den Frieden zu haben, weil ist völlig erklärlich. Der direkte Kampf gegen das Gesetz des Staates zur Aufrechterhaltung der hierarchischen All macht erscheint ihm ungeeignet; er würde zu einer Ver wirrung im Lande führen, welche das Gegentheil voll dem, was er will, hervorbringen könnte. Man muß deshalb, so denkt er, unter der Parole, die bedrohte Kirche zu retten, alle oppositionellen Parteien einigen, gleichviel ob die Oppo sition auf nationalen, politischen oder kirchlichen Motiven ruht. Blag hierbei auch dem Kardinal nicht entgehen, daß jede Partei den Bund nur als Mittel betrachtet, ihre Tendenzen durchzusetzen, jede die andere hinter's Licht zu führen glaubt, für den Augenblick handelt es sich darum, eine ultramontane Allianz zu bilden, deren Ziele nach Außen gegen Deutschland, nach Innen gegen das freisinnige Element gerichtet sind. I» diesen beiden Punkten harmoniren alle koalirten Einfluß zu gewinnen streben, denn er erwartet und fordert von seinem Klerus nichts weiter als Gehorsam. Gleichwohl giebt seine Persönlichkeit uns den Schlüssel zu der jetzt eingetretene» Wendung. Rauscher ist als Kirchenfürst Absolutist im vollen Sinne des Wortes. Er konnte sich aus diesem Grunde dem Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Sonntag, den 23. Mai. —.— —— ° 116 Ein neuer Gegner. Eigentlich kein neuer, sondern ein alter Gegner unseres Kulturkampfes ist der Kardinal Rauscher in Wien, nur daß derselbe in neuerer Zeit gefährlicher, zu werden droht und deshalb größere Beachtung verdient. Auf dem vatikanischen Konzil gehörte Rauscher zu den heftigsten Bekämpfern der Unfehlbarkeit, aber er drehte spater, wie seine deutschen Amtsbrüder, den Spieß um »"d ver- theidigte das sinnlose Dogma mit den ausgesuchtesten Sophismen. Man vergab ihm in Oesterreich diese Schwenkung um deswillen, weil er in politischer Beziehung den Patrioten heraussteckte und es nicht mit den Gegnern der Einheit CiSleithaniens hielt. Es ist Thatsache, daß Rauscher sowohl dem Prager als Olmützer Kirchenfürsten grgenÜberstand und deren Verbindung mit der czechischen Oppositionspartei aufs ärgste mißbilligte. Wenn wir jetzt auf einmal die Bildung einer katholischen Partei sich dort vollziehen sehen, in welcher die politischen Gegner innig zusammenwirken, so fordert dies wobl zum Nachdenken auf. Die katholischen Vereine hatten bisher in Böhmen, Mähren, Schlesien, Steiermark keine nennenswerthe Bedeutung. Ihre Mit glieder bestanden außer Geistlichen, deren Zutritt sich von selbst erklärt, und einer Anzahl von feudalen Adeligen, ,«meist aus einflußlofen Personen unterer Kategorie. Die nationalen Führer hielten sich fern ; in einzelnen Ländern ließ der religiöse Standpunkt auf dem kirchlichen Boden keine Bereinigung zu. Bisher war daher der Einfluß dieser Vereine auf die Wahlen ohne alle Bedeutung. Auch ist bekannt, daß Kardinal Rauscher der größte Gegner von Vereinen ist, welche auf das kirchliche Regiment einen »FmbeMrAMMrW ° und TageVlatt. montanen Partei des Kaiserstaates mit den Ultrackontanen aller Länder. Die Personen, welche an der Spitze dieses Bewegung stehen, reichen bis in die Kaiserfqmtlte hist^iv,, und die Paläste der Nuntien in Wien, München, Brügel/ Paris sowie der Erzbischöfe und Jesuiten sind die Stätten, wo geplant wird. Rom aber ist der Sammelpunkt fü« Vie Letter aus den verschiedenen Ländern. Wie die deutschen Bischöfe zu Fulda einst dem österreichischen Episkopat di», „volle Sympathie der hohen Versammlung" vermeldeten, so stehen jetzt die Bischöfe Oesterreichs, Belgiens, Frank reichs, Englands dem deutschen Episkopate als treue Kämpfen zur Seite. Die Familienverbindungen der genannten Herren,. die gleiche Richtung einzelner mit dem österreichischen Kässer- hause verwandten Familien in Baiern, bieten die Möglich keit, an höchster Stelle zu wirken. Rom thut selbstverständ« > lich das Seinige. Für den Papst ist es entscheidend, daß - der Adel so zahlreich ultramontan ist. Darauf legt er und die Jesuiten noch mehr Gewicht, als auf die Bischöfe. Die Dogmatisirung der päpstlichen Unfehlbarkeit wat von dem Feuilleton. b b- man ein möglichstes Vermeiden von Konflikten für zweck- > mäßig erachtet, so werden sich die Folgen schon zeigen. Der Klerus muß zum großen Theile folgen; eine Masse von Beamten hat auch keine Wahl ; die pekuniären Mittel der Partei sind bedentend; Peterspfenuige und jene Quellen, ans denen die Jesuiten schöpfen, stehen ihr offen. Nachdem der Versuch unserer Centrumspartei, das deutsche Reich Parteien. Ist dies erreicht, so denkt man auf der einen Seite die Macht erlangt zu haben mit den widerspenstigen Nationalen fertig zu werden; die Andere» schmeicheln sich mit den Gedanken, sobald die Deutschen in Oesterreich ihre» Rückhalt verloren, werde mit ihnen fertig zu werden sei». Was sich da augenblicklich in Oesterreich vollziebt, ist der enge Bund zwiicben der deutschfeindlichen und »ltra- haben uns eine» Strom von Besuchern zugeführt, wie er in ähnlicher Grüße kaum je dagewesen sein dürste; die nächsten Tage erst werden gestatte», genaue statistische Mit- theilnngen über den Fremdenverkehr zu bringen. Eisenbahnen und namentlich Dampfschiffe Ware» geradezu überladen, genauer Fahrdienst war nicht sestzuhalten und jeder Reisende mußte zufrieden sei», daß er, gleichviel ob zur rechten Zeit, so doch richtig an die rechte Stelle gelangte. Dresden -elbst hatte sei» bestes Kleid angezogen, die nahen und fernen Berge lagen klar und begehrlich da, blauer Himmel spannte das Fortschceiten des Baues zu erstatten. Die vom herrlichsten Wetter begünstigten Pfingstfeiertage Hinter dem Arsenal, nach dem PrleSilitzqrunde zngelegen, finden wir das nahezu vollendete Pulverlaboratortum niit seinen Pulverspeichern; es wird in allernächster Zeit be zogen werken und dadurch Lust geschaffen der so lange be drückten und vernachlässigten Friedrichstadt, die nur der Befreiung noch von einem anderen, sie schwer verletzenden deutendes Areal nach Räumung dec bisher inne gehabten . Baulichkeiten für die Stadt gewonnen werden wird; ich päpstlichen Absolutismus fügen, weil er persönlich von ihm nichts zu fürchten hat und desto straffer regieren kann, wenn Rom ihm den Rücken deckt. Als Politiker ist er Deutscher, nicht im deutschen Sinne, denn ihm liegt an der Nationalität als solcher wenig, wohl aber ist er Deutscher aus der Einsicht, daß in Oesterreich deutsche Sprache und deutsche Formen das einzig mögliche Binde Dresdner Briefe, v. 1 schuppen, während die vierte Leite, narb der Stadt zu, offen erscheint, und einen Blick gestattet auf die innerhalb des .... ... „ , großen Vierecks gelegenen Arsenalgebäude. lieber den hier- behalie mir vor, Ihnen von Zeit zu Zeit Bericht üb«. - bei zur Auwendurg gekommenen Styl zu rechte», müssen - - - — > . - - wir den Sachkundigen überlassen; jedenfalls wird der Ein druck, deu die Gesamnubaulichkenen nach ihrer Vollendung machen werden, ein großartiger sein. Auf bedeutender Höhe gelegen — man hat, nm glatte Grundflächen zu gewinnen, große Landberge ablragen, Tbäler füllen und Rutschungen überbrücken müssen — beherrschen sie die zu ihren Füßen sich, ausbreitende große Stadt, und springen schon jetzt jeden Umblickeuden in's Auge, der von irgend einem höher ge legenen Punkte Umschau über Dresden und dessen Um gebung hält. sich über die Stadt, die Promenaden der Stadt erschienen n duftiges Grüu gekleidet, und die umbrechend» hollund«- blüthe schwängerte die Luft mit Wohlgeruch. Auch die so viel besprochene, uns Dresdnern im doppelten Sinne so theure Wasserleitung zeigte sich im besten Lichte. Sie speist»- verschiedene, neu angelegte, hochaehende Springbrunnen — auf der Bürgerwiese, vor dem Museum, im Zwinger u. s. w. — mit erfrischendem Labsale, und fächelte den Umstehenden, die sich sichtlich des neuen, bisher ungewohnten Schauspiele» freuten, erfrischende Kühle zp. Auch eine neue Berkehrseinrichtung verdient an dieser Stelle erwähnt zu werden ; zum ersten Male fuhr ein Probe- d-mpfer der in Bildung begriffenen Gesellschaft füt OWi- bnsverkehr auf der Elbe stromauf unk stromab, und erfreut^ die Zuschauer durch die Eleganz, GtDneidigthit und W geschwindigkeit seiner BewegunM. Dik Boote, nicht viel giößer als ein Uebersahrkahu, frud lang und schmal gebäüt, fcssssn dem Anscheine nach zwanzig tws fünf üüd zwanzig ^Personen, und sollen in Zukunft den ununterbrochenen Verkehr zwischen Dresden einerseits und Loschwitz-Blaftwitz Jetzt, da alle unheimlichen Kriegsbefürchtungen verstummt sind und alle Welt auf der Friedensflöte bläst, darf es Ihr sehr friedlich gesinnter Korrespondent schon eher wagen, von militärischen Einrichtungen zu sprechen, ohne befürchten zu müssen, damit einen gespenstischen Schatten heraufzube schwören und denen zugerechnet zu werden, die bei ihrer geschworenen Feindschaft gegen das deutsche Reick Freude daran finden, durch Lügenberichte und sensationelle Erfin dungen die des Friedens bedürftige Bevölkerung in Unruhe zu erhalten. Ich habe überhaupt nur eine Schilderung von militärischen Baulichkeiten im Auge, die nach ihrer Vollendung unsere Residenzstadt ans den, sie zum Theil recht beengenden Fesseln erlösen, und damit zugleich eine echte Ausgabe des Friedens und Gedeihens erfüllen werden. Zn diesen Baulichkeiten sind zu rechnen die Ausführung des Arsenals, dec Kasernen für Infanterie und Kavallerie, des Pulverlaboratoriums u. s. iv. Es ist hierfür das ganze, oberhalb des Alaunplatzes und der Schiitzenkaserne gelegene Terrain, in der Ausdehnung von der Hellersckaiize » ? A"!" Maldschlößchen in Anspruch genommen und die kolossale Ausgabe gehl ihrer baldigen Bewältigung entgegen. Zunächst links der Hellerschanze, zwischen der schlesischen und der Königsbrücker Straße bis ziemlich znm d". Kavalleriekasernen Platz ; ein Alpdruck, d. i des Ostravorwerkes und seiner Privilegien harret, um Theil zu nehmen an dem Wettstreite der übrigen Stadtlheile. Oestlich vom Arsenal ist eine hochstrebende, kühn gewölbte Brücke, nach der Königin Karola genannt Ustd gleich dem Arsenal mit Mauerkrone» verziert, in drei Bogen über den Priesnitzgrund geschlagen, die die Ver- b ndung berstelll zivischeu den im Bau begriffenen, in der l abe des Waldschlößchens auf der Höhe gelegenen Jnfan- Kasernen und den soeben aufgezählten, di»sseits des Priesnitzgrnndes gelegenen Baulichkeiten. Eino Pftrdeeisen- b hu sührt na b dec Elbe, mündet in der Nähe'des Linke'- sc cn Bades und gestattet die bequenle und schnell« HttLei- AMung von Baumaterial. Es läßt sich schon aus den