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möerM Anzeiger und Tageblatt. «ml-blatt der Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter u. der StadtrLthe zu Freiberg u. Brand. ar 14. t». »». «n.«, »«« -n».r^«. Jnftr.xr»«» bl« »NU für nE» Nr. -nzm. Dtenstaa. 1V. Januar. 4- Kreiberg, den 18. Januar 1875. Das Landsturmgesttz «ud di« ReichScivtleh, war«« dt« bilden wichtigst»» Berathungög^ensiänd« der Reichstag« i« d«r abg«lausen«» Woche. Da- erstm, Gesetz, auf dessen Bedeutung wir vor acht Tagen schon hinwiesen, erhielt in zwettm Lesung folgend« Fassung: 8 1- D«r Landsturm best«ht aus allen Wehrpflichtige» vom vollendete« 17. bis »um vollendeten 42. Lebensjahr«, welch« weder dem Heer» noch der Marine angrhörm Der Landsturm tritt nur zusammen, wenn »in feindlicher Einfall Theil« des Reichsgebiets bedroht oder überzieht. 8 2 Das Aufgebot des Landsturm» erfolgt durch kaiserliche Verordnung, in welcher zugleich der Umfang des Aufgebots be stimmt wich. 8 S. Da» Aufgebot kann sich auch auf die verfügbar«« Th«tl« d«r Ersatzreserve erstrecken. — Wehrpflichtige Deutsche, welch« nicht zum Dienst im Heere verpflichtet find, können al« Freiwillig» in de» Landsturm eingestellt werden. 8 4. Nachdem da« Aufgebot ergangen ist, finden aus die von denselben b»troff«»«u Landsturmpfiichttgen die für die Landwehr g«it»nd«n Vorschriften Anwendung. Insbesondere find die Auf- gebotenen den Militärstrafen und der Disziplinarordnung unter worfen. — Dasselbe gilt von den in Folge freiwilliger Meldung in den Listen des Landsturm- Eingetragenen. 8 5. Der Landsturm erhält bei Verwendung gegen den Feind militärische auf Schußweite erkennbare Abzeichen und wird in der Regel in besonderen Abthetlungen formirt. In Fällen außer ordentlich«» Bedarf» kann die Landwehr au» den Mannschaften de» aufgebotenen Landstürme» ergänzt werden, jedoch nur dann, wenn bereit» sämmtltche Jahrgänge der Landwehr und die ver wendbaren Mannschaften der Ersatzreserve Unberufen find. Dt» Einstellung erfolgt nach Jahresklaffen, mit der jüngsten beginnend, soweit di« militärischen Interessen die» gestatten. 8 6. Wenn der Landsturm nicht ausgeboten ist, dürfen di« Landsturmpflichtig«« keinerlei militärischer Kontrole oder Hebung unterworfen werden. 8 7. Die Auflösung des Landsturm« wird vom Kaiser an geordnet. Mit der Auflösung der betreffende» Formationen hört da« Militärverhältntß der Landsturmpflichtigen auf. 8 8. Di« zur AuSsührung ditst« Gtsttzt« trfordtrlichtn Be- stimmungen erläßt d«r Kaiser. 8 9. Gegenwärtige» Gesetz kommt in Bayern nach näherer Bestimmung de» Bündnißvertrage» vom 23. November 1870 zur Anwendung. Dasselbe findet auf di» vor dem 1. Januar 1851 geborenen Elsaß Lothringer keine Anwendung. Jedenfalls wird das Gesetz in vorstehender Fassung auch dt» dritte vmathung pasfiren Da» RetchSctvtlehe-Gtsetz schließt sich aufs Engst« an die preußische ZwillingSschwester an. Als dt« charakteristischen Merkmale de» Entwurfs können zwei Bestimmung«« gelt««, nämlich 8 28, d«r die väterlich« Einwilligung zu einer Eheschließung sür den Sohn bi- zum vollendeten 30, für die Tochter bis zum zurück- g«legten 24 Lebensjahre festsetzt. Nach dem Tod« de- Vaters tritt dt« Mutter in dieses Recht «in. - Dann 8 79, welcher lautet: „Die kirchlich«« Vtrpflichtungen in Bezithung auf Tauf« und Trau- ung w«rd«n durch ditst» Gesrtz nicht berührt." Etn«r solchen Be stimmung hätte «S allerdings nicht bedurft, wenn die Klerisei sich nicht angelegen sein ließ, einfältige Gemüther über di, ReltgionS- s«tndltchkeit d»S modernen Staates zu verwirre». Die Motive zum Gesetz sage« ausdrücklich: „Man hat sich nicht gescheut, den Land- leuten vorzureden, daß da« Gesetz Taufe wie Trauung verbiet» und insbesondere auf di»s« Weis» dl» V«v»lkm»«g uwßMM 8^ schäften im R,gteruug»bqtrk «v»ig«b»rg zu Lmch« «ß,m,AL Um solch«» MtHw-ttm,«» und Agitation»« vorzub«»«, «WchK sich di» Aufnah«» d«r in Vorschlag gebracht« «,-timmaitz." Auch dies,» Gesetz ist t» »rst»r »ad »weiter Lismrg vom R»ich«tag» angenommen Word»». Ganz wtd»r Erwart«, «ahm« di» Debatt« »inen ziemlich ruhig»» Verlaus. Dt» Ultramonta»»» trug«« «du g«wiff« Hoffnungslosigkeit zur Schau und «an kann fich üb«r dtts« Sieg unser«, mod«m« Staat-auffaffun, «r fr«« Da« Livtl- ftandrgesetz und di« Livtleh« w«rd«» «tzSack t» Mich« »in- «Ad durchgtführt u»d da« vorher vmküudete «M d« WAdhaft»» Wett wird trotz alled«« nicht ttntreff« Außerdem genehmigt« d«r Reichstag «ach d« WchWf dm Fürst Radziwill'schen Grundstück« in B»rlt» für «Achdaw»» sowie den Au-lieferung-verttag zwischen Deutschland u»d velqte«. Am vorigen Soanabrnd wurd« der pr,«ßische Landtag eröffuet. Ihn erwartet ein« «ich« Arbeit. Dt« Provtnzialordmmg, da« Dotatton-ges.tz, da« Gesetz weg« Einrichtung dm Verwaltung»- g,richt«, etn Vormundschaft«ges»tz, »tu» Depositalordmmg bild« allein schon Vorlage», welch» »i»» erhebliche »rbetttkraft t» dl- spruch nthme«. I» O»sterr»tch b«nutzen die Fmdal.rlltmuuM«« d« Prozeß Ofenh«tm, auf welche» wir gelegentlich zurückko««,» wer- d«n, nach besttn Kräften gtgen di« Verfaffung-partA. St» fühl« sich t» solchen Dingen durch G»wiff,n«skrup»l nicht deeugt «Ad huldigen dem Grundsatz«, daß, müg« auch da« «orge-rachte «och so grundlo« sein, immer doch etwa« Haft« bleibt. Gegenwärtig ventilirt man nach allen Seit,» di, Aeuß,rung Ofenhetm«: stin, Weigerung, sich an den böhmisch«» Güt«rUuf«a zu Gunst«» dm B«rfaffung-par1«t zu bethtiligen, s,t dm Au«sang«puakt dm Ani- mofität de« Handettmtntster» u»d - wt, d,r »ng«klagte beifügt - auch des Prozeffe«. Anstatt daß sich die feudal, Press, di, Stellung de« Angeklagten vor Augen halt« und Mr seiner Aeußerungen gegenüber «in gewisses Maß dm R«snv« zur Pflicht machen sollte, wird jene Beschuldigung ganz «rnstltch genommen. St« ist bereit« nicht nur Gegenstand h«stigm Angriffe geg« da« Berfaffungssystem, sondern soll sogar den Inhalt »in«r Jnt«rp«llatto» im RetchSrath» blden. Italien scheint eine Ministerkrtst« bevorzusteh« Geleitet von dem Gefühl, daß «S in bt«herigm Weis« nicht weitm g«h«n kann, hat der König in letzter Zett Herm S«lla mehrmals msen taff«», um mit ihm die Bildung eine« neu«« Kabinett zu bisprech««. Den umlaufenden Gerüchten zufolge will Victor Emanuel d«n ehemaligen Ministerpräsidenten Baron Rtcasoli, der «inst in Florenz die Abdankung des Sroßh«rzogS wie ToScana b«wirkt«, wted« zum Ehef des Kabinett, Herm Sella wieder »um Finanzmtnist« und Herm Lanza wt«d«r zum Minister de» Inner» emenn« Lehnt Rtcasoli, wie zu vermuthen steht, di« Ehr» ab, wtedm tu den Staatsdienst zu treten, so dürste wohl Sella selbst Minister- prästdent werden. In Frankreich schwebt da« Mintstmium Brogli» noch immer in der Luft, d. b. e« ist Brogli» nicht gelungen, von dm National Versammlung die Bedingungen erfüllt zu sehen, untm denen er «in neue« Kabtnet hofft zu Stand« zu bringen. Di»s« Bedingungen bestehen in der Annahmt dm konstitutionellen Vor lagen, womit Mac Mahon sein» Rigtmung btt 1880 b«f»stig«n will, und woran di, National Versammlung gar nicht denkt. Ich, Partei hofft btt dahin ihre Pltn» durchz,setzt zu haben und daher hütet sich jede, durch konsoltdirt, VerfaffungSeinrichtungen flch selbst Schwierigkeiten zu bereiten. Am meisten Au-ficht«» hab« jetzt offenbar die vonaparttsten. Es soll»» sogar dt«sm Tag«, wtt offiziöse F«dem behaupten, im au-wärttg»n Amt, ^u v«fli«