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S4« TageS-efchichte. Dal «nttiche Watt meldet «ter» 17 F»br.: Der Kaiser kß seit gestern durch «ine leicht» Erkältungskrankheit mit mäßigen katarrhalisch - rheumatischen Erscheinungen genvthigt, da» Zimmer M Hütt«. Edu verldur Korrespondent der „Köln. Ztg." bespricht den NÜStrltt de« Fürsten vi-marck. E« heißt in de« Schreib«: „«an ist berechtigt, für gewiß zu halten, daß der <«ql«r durch di« Lag für Lag etntnffenden Drohbriefe seit Achr« abgehärtit ist und «ach »wei Lttentaten, di» von Zeit zu Zett frsiirch—beunruhigenden Mttthetlungen mit Gleichmut- Ünzmuh«« sich gewohnt hat. Dteser vrweggnmd kann bei dem Fürst« gar nicht in Vetracht kommen. Damit soll jedoch nicht »Ibred» «stellt sein, daß ander» triftig» Motive vor- li««, welch« »du Rtiguuq d« Fürsten, sich i«S Privatleben »u- rückzxZttd»», erklärlich erscheinen lassen. Ist r« doch nicht allein bi» gaoauig« Arbeitslast, di» ein» Lumme von Kräften verbraucht, über w^ch« kein Mensch auf die Dauer verfügen kann, sondern bei Veit«» mehr die unvermeidliche und immerwährend« Friktion, bi» »war nicht veru> und Amt an sich, doch die Verhältnisse, wie st» «n einmal gegeben find, mit sich bringen, wa« al« aufreibend « de« jetzig« Leben und Wirken d,» Kanzlers zu bezeichnen ist Di« lerzU find, so wett menschlich« Mss« reicht, darüber im N»dm» und lasse» es an Vorstelluvge» dringender Art Nicht fehlen, daß, wenn Fürst Bismarck sich zur Ruhe setzt, ihm »d» Jahrzehnt voller Lebenskraft beschielten sei, daß dagegen dem wie bisher fortdauernd« Treiben ununterbrochener Spannung, Iufr««»g und llederbürdung spätesten« nach Berlauf dreier Jahre »dl Zwl g«s»tzt sei» wird». Di» Wahl d«S Achille»« (frühen «hw«iL« Tod) trifft mm wohl im Alter von 18 Jahren; auch läßt st» sich etwa« leichter „zumutden" Aber Fürst BiSmarck steht überdies nicht vor der gedachten Wahl frühen ruhmreichen Tob«» »nd laug« rühmlosen LebenS: wer eine Vergangenheit hat, wie «, der darf nach 25jährigen Diensten, welche dem Baterland zu Gut» gekommeu, unbesauaenea Sinne« über den Rest seiner Tag« di» vohlerwoatn« Entscheidung tr«ff«n." D«m „Hann Kur." schreibt «an drg«g«n von Berlin: Heute verlautet au« gut in- fvrmirt« Kreis«, daß da« V«rblrtb«n de« Reichskanzler« außer Frag» steh«. Dtesrr Mttthetlunq zusolge hätte Fürst BiSmarck mit d«l Kaiser eine dm S«g,nftand -«treffend« Unterrrduna gehabt, dl welcher der Mouarch von den Fordemagtn der Pflicht und Ehr» sprach, welche ihm sowohl wie dem Kanzler trotz Alter und Kr»ukb«it auszuharren und von der Durchführung ihrer schwieri.ien Aufgaben nicht abzulassen gebieten. Diesem Appell an den Pa trtotiSnru« de« Fürsten BiSmarck habe Letzter«! nicht widkrstthen k0m«l und seinem Monarchen das Verbleib« im Amte zugeiagt. . . . . Ein» weiter« Mittheilung will jedoch wissen, daß Bismarck- Verbleib«» nur in Verbindung mit einer wesentlichen Entlastung von sei»« -«schäften stattfinden würde. Diese bestände in der Herauztehung ein«« in Frmktton stehenden Botschafter« de« deutschen Reiche» (v. Kmdtll?), welcher ein« »och nicht genau definitive Stell«» an der Sp tz« de« auswärtigen Amte« erhalten soll Di« ReichSkommtssioa Nir die W«ltau«stellung in Phtla- delphta (1876) v«röff«ntticht einig« Notiz«» für dtutsch« AuSst«ll«r. Kür D«utschland ist «in Raum von 27,246 Qu -F. englisch zu- gttheilt. Au« Fulda wird g«schrieb«n: Unglaublich, aber wahr ist »S, daß d«r autgtwirstn« Psarrrr Helftrich zur Zeit fich imm«r »och in d«n Ortschaft««, w«lch« zu s«tn«r früh«r«n Parocht« gehör«», »mh«rtreibt und daß di« «ifrtgst« Wachsamkrtt d«r S«ndarm«rir an der g«schloffen«n Phalanx der Dörfer zerschellt. Alle seilen« d«S Landrathsamtes aagedrohte» Strafe» für diejenigen, welche den verbannIt» Pri«st«r beherbergen, haben bi« jetzt nur dazu ge dient, den Widerstand der Gemeinden zu verstärken. Tag und Nacht wrrden di« Sicherheit-Posten nach j«d«r Himm«l«richtung hin vtrdoppelt und verdreifacht, wahrend derselbe »ort und fort geist lich« Amt»haudl»nq«a verrichtet. Aus Svnliche Weise verhält »« fich mit dem bereit« einmal über die Grenze unsere« Kreise« tranS- portirlen Domkaplan Weber, welcher edenfall« allen Nachstellungen d«r Landgendarmerie spottet und in seinem früheren Filtaldorfe Dteter«h«im «ngestött pastortren soll. Am 13. hat der Kapitän d«« „Gustav", Zrplien, m<t seinem St««rma«n San Sebastian verlaffen, um sich über Bayonne, Paris nach s«tn«r Heimath Wustrow zu begeben. Die Vorgänge in Pest sowie einige politisch, Zwischenfälle hab« da» Ausland fast ganz üb«rs»h«n laße«, wa« fich indessen « üftirritchtsch«» Reich«rath zugetraaen hat Diese» Parlament kommt auch in dieser Session mit keinem Gesetz recht vom Fleck«, nur Eisenbahn und finanziell« Vorlagen werde« rasch erledigt; dir Genius de« vtrtbschastlichen AufschwungiS, dir «ich, Jahre lang in Oesterreich all, Köpfe verdreht gemacht hatte, ist »och nicht verqessen, e« war so hübsch, in Koncesflonen rc. zu arbtttt» und jetzt soll man sich mit den trockensten Fragen, bet dmen noch nicht« herauskommt, beschäftigen. Kein Wunder, daß bei solcher Stimmung auch das Civilehegesetz in den Brunnen gefallen ist. Der konfessionelle Ausschuß lief tbeilS aus Mangel an veschluß- sähi keit, theil» wegen chaotischer Meinungsverschiedenheit in hell« Verzweiflung förmlich auseinander Minister v. Stremayr ab« bat sich darüber wohl nicht sehr geärgert: hat doch der Papst sich bereit« mit der von dem Minister beliebten Anwendung der vom Papste anathematifirten Gesetze qam einverstanden erklärt u»d selbst Bischof Rudtgier in Linz, der doch päpstlich« ist al« d«r Papst, hat sich dahin ausgesprochen, daß sich mit den Mai- »w Schulgesetzen ganz gut leben lasse, wenn Minister Stremayr st« a»S« führe. — Ani 16. d. war der Prozeß Ofenheim endlich soweit gediehen, daß der Staatsanwalt sein« Anklage «niwlck»ln könnt». Soweit der Wortlaut sein«« Plaidoyers vorltegt, bab«n wir Ursache, zu glauben, daß seine Rede keinen besonderen Eindruck bei de» Geschworenen hinter!assen haben wird und wa» von derselbe» hafte» geblieben ist, dürste der Angeklagte bet seiner Bertheidigung durch seine Gewandtheit und UeberredungSgabe noch verwischen. D« Staatsanwalt gründete seine Anklage meist auf die moralisch« Verwerflichkeit der Handlungen Ofenheim'S und geißelte dabei da« ganze Gründerwesen in einer Weise, daß wohl manchem dies« Ehrenmänner die Schamröthe in das Gesicht hätte steigen müsse», wenn überhaupt noch Scham bet ihnen vorhanden war. Auch di» Verwaltungs- und RevisionSräth« kommen im Allgemeinen sehr schlecht weg Speziell in Bezug auf die Czernowitzer Bahn sagt der Staatsanwalt, daß, wenn alle diese Personen ihr« Pflicht ge» than hätten, die Bahn niemals dabtn hätte g«lang«n können, wo sie sich heute befinde und der Angeklagte nicht auf den Platz, de» er jetzt einnehme; diese Herren hätten sich aber alle ihre Pflicht sehr leicht gemacht. Jeder rechtschaffene Mann, welcher die Red« des StaatSanwalte» hörte oder noch liest, wird sicher mit Uebrr» zeuqung unterschreiben, was derselbe in Bezug auf da« Gründ«- wesen vorbrachte, aber für den Prozeß ist mit solch«« allgemein« Klag«« nicht« gtwonntn. Da« AssociationSw«s«n mit all' sei»«» AuSwüchsrn ist in W.«n so in» Fletsch und Blut der Bevölkern»» «ingedrungen, daß alle sittliche Ueberzeuqung der StaatSanwalte« schwerlich vermögen wird, die Geschworenen zu überzeug«», daß Ofrnhtim «in Betrüger ist. Bringt der Staatsanwalt nicht noch genügende« juridische« Geschütz in« F«uer, so dürft» dies« Kampf und mit ihm die ganze Campagne gegen daS Gründerwesen ver loren sein. Die „Neue Freie Presse" meldet au» Wt»n, di« Nachricht von der Fusionirung mehrerer kleiner böhmischer Bahnen mit der österreichischen StaatSbahn entspreche nicht den thatsächlichen Verhält nissen. ES seien der letzteren zwar mehrfache Fusion«anerbitttmg«« gemacht worden, dieselbe habe aber kein« Veranlassung gesimde», in konkret« Verhandlung«» darüber rtnzutr«t«n, weil ein« Aus dehnung ihres Netze» momentan nicht von ihr angestrebt, »ine solche auch nicht als den Interessen ihrer Aktionäre entsprechend erachtet werde. Der Erlaß des italienischen Justizministers Bigliani üb« die Ausschreitungen des römischen Klerus an den General-roku« rator zu Rom liegt seinem Wortlaut nach vor un«. ES wird darin darauf htngewiesen, wie die öffentlich« Aufmerksamk«it fich auf di« AuSschrritungen einrr Anzahl von Pritstern gewendrt hat, w«lch« di« Predigt zu all-.n Arlen von Schmähungen gegen di« Regierung mißbrauchen. ES sei der Regierung zum Vorwurf ge- macht worden, daß sie ein solches Auftreten dulde. Di« T«nd«z des AuSschreibenS geht dahin, die römischen Justizb«hörd«u z» einer schärferen Aussicht zu veranlassen. Bez«ichn»nd ist in dies« Richtung der Schlußsatz: „Ich habt di« Überzeugung, daß St» sowohl als alle übrigen gerichtlichen Autoritäten, unterstützt von den Polizeibehörden, durch Ihre Handlungsweise dem Publikum die Ueberzeuqung beibringen werd««, daß di« wohlverstand««» Freiheit der Kirche in Italien nicht t« der Straflosigkeit der Exrefft dtS Klerus besteht, und daß Diejenigen, welch« dies« Frei heiten mißbrauchen, künftig von einer gerichtlichen und schnellen Strafe erreicht werden." Bezüglich der Beaufsichttgun, der päpst lichen Erlasst heißt eS: „Die so reichlich dem heiligrn Stuhl« gewährten Garantien können nicht obn« Schaden, sobald st« di» gesetzlich«« Sr«nz«n überschritt««, der Control« d«S Staat»« «t- behren Die Unverletzlichkeit des Papstes für sein» Reden, möz»» dieselben sein wie sie immer wollen, und die ihm zuerkannte Frei heit, an den Pforten der römischen Kirche die Verkündigung sein«» geistlichen ümle» anschlaren zu lassen, schließen nicht dir Verant wortlichkeit Derer au», welch, durch die Presse oder auf and««» Wtis« dies« Erlasse weiter verbreit«», sobald dt»s»lb»« «in» V«-