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* Sera, 27. December. Elnen schrecklichen Weihnachtsabend feierte eine hiesige Arbeiterfamilie. Wie ich Ihnen vor einiger Zett meldete, wurde ein Gastwirth in Triebes unter sehr «ig«n- thümlichen Umständen ermordet. Nach längerem Nachforschen lenkte sich der Verdacht des Mordes auf den ehemaligen Pflege- sohn de» Ermordeten, umsomehr als Derselbe seit Jahren mit dem Alten in Zerwürfniß lebte und kurz nach der Tbat verdächtige K LeußeruNgen hatte fallen lassen Vor etwa 10 Wochen nun wurde der Arme tingezogen und unter die fürchterliche Anklage des Morde- gestellt. Die Familie, aus Frau und drei Kindern bestehend, verfiel durch den Verlust ihres Ernährers in traurige Verhältnisse, und die Arme mußte, da bekannt« und befreundet« Famjttm sich von der Frau «ine-Mörders sowohl zurückzogtn al» ihr auch weher Arbeit noch Unterstützung gaben, ein Stück nach dem andern aus der Wirthschaft verkaufen. Am heiligen Abend war da» letzt« Stück de» Entbehrlichsten fortgewandert und da» Meublement der Stube bestand nur noch aus einer Kiste und zwei Stühlen Der Ruf der Kinder nach einem WeihnachtSbäumchen schnitt tief ins Herz der Verlassnen ein — es war ja kaum Seid für dv^Bttw^da. Da auf einmal pocht es an die Thür und herein tritt abgemagert, blaß und wie geistesgestört der Mann, den da» Gericht an diesem Tage als unschuldig freigegeben. Nach den erste« Augenblicken der zwischen Freude und Schmerz getheilten Erregung und nach ittn in kurzen Sätzen hervorgestoßenen Auseinandersetzungen des Manne», verfällt Dieser angesichts der vollständigen Verarmung seiner Familie und unter der Wucht der an diesem Tage auf ihn einstürmknden Ereignisse in dumpfes Hinbrüten, während die kleinen Kinder inständigst flehen, daß die Mutter mit nach dem Weihnachts markt gehe. Nach längerem Zögern entschließt sich endlich das Weib, ihren Kindern wenigsten» den Anblick der fremden Weihnachts gaben zu gönnen. Die letzten Tüchelchen werden hervorgesucht, um den Kindern die Blöße zu decken, sie selbst schlingt das einzige Tuch um den Hals, und fort geht die Geächtete durch die schneeigen Wege, nach der inneren Stadt. Der Habitus der Armen, sowie der bei Kinder macht einige Gäste in einer Restauration aufmtrk- sam, und als man hört, daß Dieselbe die Frau des angeblichen Mörders, der heute «IS „unschuldig" freigelassen, ist, sammelt man und bittet für sie. In kurzer Zeit waren Lebensmittel und Geld zusammengeschafft und man eilte nach der Wohnung des Unglücks. Beim Eintreten in die Stube trat den Bringern der mildthätigen Gaben rin ergreifendes Bild entgegen. Der letzte Dreier war ge opfert worden, um den Kindern einige grüne Resser als Ersatz des TannenbaumeS zu kaufen. Diese zusammengebunden standen auf der mit einem kleinen Taschentuche überzogenen Kiste und daneben die kleine Oellampe. Die Kinder klatschten vor Freude in die Hände und freuten sich neben,ber schluchzenden Mutter über ihr Bäumchen, während der Vater empfindungslos auf dem Strohlager im Winkel der Stube die ThatsaHen und Ecrignifle der letzten Lagern seinem erregten Innern vorbeiziehen ließ. Die edlen Geber kbnnten nur kurze Zelt das Bild dieses Elends ertragen und gingen tief erregt von dannen , um weitere Gaben als Ersatz für da» verlorene Fainllienglück und für den ruinirten Hausstand zu sammeln. Werden auch, nach dem Bekanntwerden des Elends der Familie, die Gaben in unserm mildthätigen Gera reichlich fließen, so sind sie doch immerhin nur ein schwacher Ersatz für den Kummer und die Sorge, welche am Lebensnerv der Armen genagt haben. (Leipz. Tgbl.) * Im Kanton Wallis herrscht große Noth. In vielen Berg- gemeinden liegt der Schnee über 10 Fuß hock; über 8 Gemeinden find bereit» ohne Salz, das Tränken des Viehes ist unmöglich und vielfach- fitw dÄ letchtgibäuteN Dächer der Viehställe unter der Schneelast zusammengebrochen. Feldhühner und Hasen kommen in die Dörfer, wo sie ohne Mühe erlegt werden. Im Hotel Eggisch- horn werden die Fenster des vierten Stockwerks als EingangS- thüre benützt. * Die Eisenwerke der, Great Westerneisenbahn brannte« am Sonnabend fast total nieder. Eine aryhe Quantität Maschinen, darunter eine Lokomotive, sowie Eigenthum im ungefähren Werthe von 20-40,000 Pfd. Sterl, wurden ein Raub der Flammen. Die WerkstMe« , brannten völlig aus, so daß 4 - 500 Arbeiter mit einem Schlage brodlvS geworden find. * Roman im wirklichen Leben. Kürzlich kam nach Baltinwre von England aus ein junger Mann von etwa 20 Jahres «M sich dyrt Stellung' zu suchen. Nach mehrtägigen v«r- gebltcheü'Bemühungen meldete er sich bei dem Aüfseher einer falen. Derselbe nannte seinen Namen und erzählte, er stamm« au» England,, woselbst er vo« seiner Äuttist exogen «ordm-seis - Den Vater -Hab« er. »tL gekaimt^ Derselbe sei nach einem Zwist» mit der Mutter vor vielen Jahren nach Hnprtka auSgewandert und habe nie wieder von sich'Hörem lässe«. ^Wie erstaunte der junge MaNn. qlrcfich ihm der Aufseher» al« sein Mtscr-zj trtemitti gab. Im Verfolg weiterer MÜtheilungeü und «rt» > Mr« Vät»ö i« hörte, daß seine verlassen« Fra« L>ch immer E Km iMury 'U^ - ' seine Flucht- von Herzen gern verzech«^ Mrdy ^ntWoßr4«'stchsd 4 » während er dem Sohne angemessene Beschäftigung in der Fabrik verschaffte, nach England zu reisen und die Verlassene in die neue Hetmath zu holen. , , * ES wird vielleicht Manchem^ der sich nochMmnWe» .GtpOWf- gewicht . angeschafft hstt, amg««ehm sek M «fahr«nz rdatzrE N L7ZW« ««S'LNM wiege» 10 Gramm, A_NüAFsiMeMstüGwW , . und dM ZehWfenntMS 4 Tramm. Wjll- My ein geschriebener Brief das zulässige Maximalgewicht des einfachen Briefes (15 Gramm) hat, so legt man den Brief in die eine Waagschale, in die andere Schale dagegen 6 Nickel-Fünfpfennjg- stücke -'oder 2 Fünf- upd drei ZweipfShutM ^.otMio'ZtM KU Pfennig«?, 2 FÜ«fpfMNt«r And 1 Pfennig; in allen drei Fällen hat man 15' Gramm auf die Waagschale gelegt. - * Nach Mittheilung de» vr Hamilton hat sich die Zahl der > Selbstmörder in New-Jork seit den letzten 7 Jahre« ganz bedeutend - vermehrt. Während der Jahre 1870, 1871 und 1872 kamen-in New-Jork 359 Selbstmorde vor. Bon diesen Gelbstmürbem wäre« 275 Männer und 84 Frauen, die meisten Selbstmorde kamen in ? , der, heißen Jahreszeit vor. Im August 1870 tödteten stw 15 Menschen, im December desselben Jahres nur 7, im Juli 1872 20, im December desselben Jahre» nur 4 Besonders voch ist die Zahl der Selbstmörder unter den Handelsbefssssenen gegenüber anderen Berufsklaffen. In dem bezeichneten Triennium tödteten sich 34 Kommis.und, nur 10 Arbeiter. Von 600 Selbstmördern nahmen 212 Gift, hauptsächlich Arsenikpräpgrate und zwar hervor ragend Pariser Grün ; 147 erschossen sich und 13S hatten sich, erhängt. Kirchliche Nachrichten. Am Ghwestertase. Freie Textwahl. Petri. Nachm. 5 Uhr, Herr Pastor Walter Dom. Abends 7 Uhr, Herr Superintendent Merbach. Kathol. Kirche. Nachm. 5 Uhr Predigt und icäsum. Am Neujahrsfeste. Predigttexte: Vorm. Joh. 4,34 36. Nachm. Röm. 8,24—28. Dom. Früh 9 Uhr, Herr vjm?. vr. pK. Teichgräber. Petri. Früh halh 9,Uhr, Herr Pastor Walter, — Nachm. 2 Uhr, Herr vr»«. Schwarz, . " Nicolai. Früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. Jacobi. Früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Rosenkranz. Beichte und Commuutou findet a« diesem Festtage nicht statt. Kathol. Kirche. 9 Uhr früh Predigt und Hochamt. Nachmittag 2 Uhr Andacht., > Hamilit»-Nachricht;». Geboren: Ein Mädchen: Hin. Gustav Burkhardt in Crimmitschau. Hrn. Richard Reußmann in Lhemnitz. Hr». Oberarzt a. D. Richard Rebentrost in Breitenbrunn. Verlobt: Hr. Theodor Michel u. Frl. Minna Schäfer in Kirchberg. Hr. Forstingenieurassistent Otto Lasch in DreSdru u. Frl« Llara Kap« in „Weiße« Hau«" b. Dahle». Hr Adolph Zimek u. Frl. Mari« Prochazka in Prag. Hr. Richard Berthold u. Frl. Anna Holder in Dresden. Hr. Kaufmann Herrmann Köhler iu Waldheim u. Frl. Anna Klinger in Gröbern bei Meißen. Hr, Moritz Lindner in Burgstädt u. Frl. Anna Jahn in Lunzenau. Hr. Kaufmann Otto ! . Thierack u. Frl. Johanna Wittig iu Wurzen. Hr. Gustav Bartmaun in Taucha« u. Frl. Anna Hertel in Schönhaide i. S. Hr, vr. ineä. Arthur Richter in Krippen und Frl. Anna Scherf in Limbach. Hr. Joseph' Krebs u. Frl. Lina Hennig in Leisnig. Hr. PostamtSasststent Otto Hercher u. Frl. Ida Heilmann in Mutwaida i. S. Hr. Kaufmann Joseph Weize in Dresden u. Frl. Ida Wilisch in Lützschena. Hr. Oscar Schweizer u. Frl. ThoSka Keller in Rittergut - GanSgriin. Hr. Paul Engst u. Frl. Anna Küchenmeister in Wurzen. Ke. , . . vr. msä. Richard Junghänel in Naußlitz b. Nossen u. Frl. Auaum MöWs- in Wehrsdors. Hr. Karl Thiele (au« Annaberg) u. Frl. Mary Elisa WilftM " in Dewsbury. Hr. Wilhelm Schuricht u. Frl. Mari« Günther in Altstadt»-, Waldenburg. Hr. Kausmann Hermann Reich in Dresden u. Frl. Lorinna Pöhland in Hainichen. Hr. Oberlehrer Richard Helm in Zittaa u. Frl. Hulda Lehmann in Anterwitz. ., . ' Gestorben: Hr. Obergendarm Rudolph Wilhelm Tunrady iu Pirna. Hr. Julius Lösch, Expedient b. o. k. Amtshauptmaunschaft zu Dippoldiswalde. Hr. Schneidermeister Eduard Martin in Leisnig. Hrn. L. F. Zemmrtch sun. in Wegesarth ein Sohn (Karl). Hr. Karl August Lotze, emer. Appel.-Ger.« Regtstr. in Bautzen. Hrn. Emil Detmer in Schwarzenberg ein Sohn (Lmil).