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Imberger Anzeiger und T agebla t t. Ämtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg ü. Brand. Erschein! t. Freiberg jed. Wochen!. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werten bis V. ll U. für nächste Nr. angen. Freitag, den 22. September Preis Vierteljahr!. 2« Ngr. Inserat« werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. Tagesgeschichte. Berlin, 20. Scpt. Der Finanzabschluß der Reichsregierung für 1870 ist ein überaus günstiger, Venn er zeigt einen Ueberschuß von 1,092,190 Thlr. Derselbe ist erzielt worden durch eine Mehr einnahme von 2,046,420 Thlr., welche die Zölle und Verbrauchs steuern einbrachten. In Folge dieses günstigen Standes des Bun deshaushaltes ist dem BundeSrathe von Seiten des Reichskanzlers der Antrag zugegangen, die Zustimmung zu einem Gesetzentwürfe zu ertheileu, welcher für die Telegraphenverwaltung die Mittel zur Deckung ihres in den Jahren 1868—1870 gemachten Deficits auS dem erwähnten Ueberschusse fordert. Das Deficit der Tele graphenverwaltung beläuft sich auf 341,780 Thlr. und entstand dadurch, daß die ihr zugewiesenen etatsmäßigen Fonds zu den nöthig gewordenen neuen Anlagen nicht ausreichten und darum außerordentliche Vorschüsse nothwendig machten. — Wie vorsichtig die deutsche Finanzverwaltung bei der Ver anschlagung der Einnahmen des Reiches zu Werke geht, kann man daraus entnehmen, daß, während Hirth die Einnahmen auö den Zöllen und Verbrauchssteuern für daS Jahr 1872 auf 64,940,000 Thlr. taxirt und die Erträge aus Elsaß - Lothringen hierbei noch außer Ansatz läßt, die Finanzverwaltung, wie geschrieben wird, diese Einnahmen, Elsaß-Lothringen mit inbegriffen, auch nicht höher als circa 62^ Millionen veranschlagt. Elsaß-Lothringen soll hierzu etwa 1,700,000 Thlr. beitragen, also ungefähr so viel als Württem berg. Die Kopfzahl der Bevölkerung, welche ja für diese An schläge maßgebend ist, wird hierbei auf 1,588,905 Seelen ange nommen. — Gutem Vernehmen nach soll die deutsche Münzreform auf dem Grunde der Goldwährung erfolgen und diese letztere auch den Ansichten deS preußischen Finanzministers entsprechen, welchen daS Reichskanzleramt deshalb befragt hätte. — Zur elsässischen Zollfrage. Wie auS den jetzt vorliegenden Verhandlungen der französischen Nationalversammlung hervorgeht, hat dieselbe an der Vorlage des Herrn Thiers die Veränderung vorgenommen, daß, während dieser die Gegenseitigkeit für die von Frankreich den elsässischen Industrie-Artikeln einzu räumenden Begünstigungen nur an den der elsässischen Fabrikation nothwendigen sranzösischen Manufacturerzeugnisseu geübt wissen wollte, jene, unter Beseitigung dieser Beschränkung, alle französischen Manusacturartikel in gleicher Weise begünstigt verlangt. DaS ist der Stein deS Anstoßes, an welchem die schwebenden Verhandlungen nach den neuesten Nachrichten zu scheitern drohen. UebrigenS geht aus den Verhandlungen in Versailles hervor, daß in Bezug auf die Zahlung der vierten halben Milliarde der KriegScontribution die deutsche Regierung Garantien gefordert hat. ES soll in dieser Beziehung von der Bestimmung deS Friedensvertrages, wonach Deutschland sich Vorbehalten hatte, seine territorialen Garantien durch finanzielle zu ersetzen, Gebrauch gemacht werden. — Nach den letzten Rapporten, welche hier über den Stand der Cholera in der Provinz Preußen eingegangen find, erkrankten daselbst bis zum 10. d. M. 2517 Civil - und 84 Militärpersonen, es starben hiervon 1273, genasen 620 und blieben in der Behand lung 708. ES erkrankten in Königsberg 2122 Civil« und 72 Militärpersonen, in Danzig 27 Civil« und 1 Militärperson, in Pillau 90 Civil- und 3 Militärpersonen, in Gumbinnen 2 Civil« und 4 Militärpersonen, in Elbing 98 Civil« und 1 Militärperson und in Wehlau 170 Civil- und 3 Militärpersonen Bon den Civilisten find der Krankheit 1249, von den Milstärpersonen 24 erlegen. Königsberg, 19. Septbr. (Cholera.) Am 18. September find erkrankt 55 und gestorben 40 Personen. Köln, 18. Septbr. Unser Local-Verein der „Altkatholiken" entwickelt eine recht strebsame, rührige Thätigkeit. In den wöchent lichen Zusammenkünften, die sehr zahlreich von der gebildeten Classe der hiesigen Katholiken besucht sind, wechseln belehrende Vorträge mit allgemeinen Organisationsfragen ab. Einen recht interessanten Verlauf verspricht die Angelegenheit betreffs Ueberlassung einer der hiesigen Kirchen an die Altkatholiken zur Vornahme des Gottes dienstes an Sonn- und Festtagen nehmen zu wollen. Die Gou- vernementSbehörde soll sich zwar auf Eingabe der Alikatholiken für die Ueberlassung der Gereonskirche ausgesprochen haben, doch find die Gegner der Unfehlbarkeit mit vollem Rechte gewillt, von unserm Gemeinderathe auch die Ueberlassung anderer Kirchen zu verlangen, die zwar städtisches Eigenthum sind, aber als solches von der Stadtgemeinde noch nie reclamirt worden. Auf den Verlaus dieser Angelegenheit kann man um so gespannter sein, als eS sich bei den betreffenden Debatten im Gemeinderathe zeigen muß, wie weit die klerikalen Elemente desselben auch iusallibtlistischen Tendenzen huldigen. (V.-Ztg.) München, 19. September. Je näher der Zusammentritt de» Altkatholiken - CongresseS dahier heranrückt, desto zahlreicher und Massenhafter laufen von allen Theilen Europa- und insbesondere a»S Deutschland Anmeldungen ein; der Congreß wird, wie sich heute schon übersehen läßt, sowohl hinsichtlich der Größe der Ver sammlung ein großartiges Schauspiel bieten, als auch im Hinblicke auf die Summe von Wissenschaft und Intelligenz. Die Versamm lung wird, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden worden sind, nun doch im Glaspalafte tagen. — DaS Gebühren des Bischof» von Passau ist, der „A. Z." zufolge, im Ministerrath ernstlich er wogen und namentlich auch seine jüngst gehaltenen Predigten mit in Betracht gezogen worden. Die Beschlußfassung soll dahin aus gefallen sein: ihn vorerst gewähren zu lassen und die weitere Erst- Wickelung der Dinge abzuwarten. Wien, 19. Sept. Die von der „Vorftadt-Ztg." gebrachte Meldung von einem Memorandum deS Reichskanzler- über die innere Lage bestätigt sich nicht. — Die Grasen Beust und Hohenwart leben aus gespanntem Fuße, und der Spannung muß bald ein Riß solgen. Beust hat früher Das, was die Regierung in Böhmen abgemacht hat, mit dem sehr richtigen Namen LandeS-PreiSgebung bezeichnet, und des halb wühlen die Regierungsmenschen gegen den Reichskanzler. Ein Officiöser hatte unlängst den Leuten weißmachen wollen, der unga rische Ministerpräsident habe seine Zustimmung zu dem Hohenwart'schen AuSgleichSplane erklärt: solche impertinente Nachreden hat fich abet Graf Andrassh entschieden verbeten. Am Hose soll man auch von der StaatSkunst deS Grafen Hohenwart keine so gute Meinung mehr haben wie früher. Pesth, 19. Sept. Der „Pesther Llohd" sagt über da- kaiser liche Rescript an den böhmischen Landtag: Die Action des Grafen Hohenwart rüttelt nicht Äur an den cisleithanischen Rechten, son dern tastet auch das gemeinsame Recht der Monarchie an und fordert darum den vollen Widerstand Ungarns, volle und rücksichts lose Energie der Abwehr. Paris, 16. September. Wie der Sinaazminister Pouher-Quer- tier gestern iy der Nationalversammlung bemerkte, steht ein neuer Postvertrag mit Deutschland in Aussicht, May. "'"»ert sich, dH die ersten Anträge des Generalpostdlrectors Stephan auf Ermä ßigung deS hohen Briefportos keine günstige Ausnahme hier ge- funden hatten Deutscherseits schien man den Franzosen die Folgen dieser Abgeneigtheit fühlbar machen zu wollen. Die sranzkMeU Briefschaften, welche über Mühlhausen «ach der Schweiz rweM wiiiven (bei dem regen Handelsverkehr Öfchen Puris und HM