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Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der StadtrSche zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^-LS7. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 20. December Prei» vierteljihrl. SO Ngr. Inserat« werden die gespaltene Zeil« »d«r d«ren Raum mit S Pf. b«r«chnet. s 1887. Lagesgefchichte. * Berlin, 18. Dec. Das Abgeordnetenhaus hat in seiner heutigen Sitzung bei der definitiven Präsidentenwahl das bisherige Präsidium wiedergewählt. — Nach der „N. A. Z." werden auf Wunsch des Präsidenten v. Forckenbeck aus sämmtlichen Fraktionen des Abgeordnetenhauses Vertrauensmänner deputirt werden, um ge meinschaftlich mit dem Präsidium darüber zu berathen, an welchem Tage es zweckmäßig sein dürfte, wegen des Weihnachtsfestes eine Unterbrechung der Verhandlungen des Plenums eintreten zu lassen und auf wie lange Zeit eine Vertagung der Sitzungen mit den Aufgaben, welche dem Hause obliegen, verträglich sei. Es find so mit alle früheren Angaben über den Tag, an welchem die Verta gung stattfinden soll, als verfrüht zu bezeichnen. — Ebenso soll — wie es heißt — im Kreise dieser Vertrauensmänner die Frage in Berathung gezogen werden, ob es nicht mit Rücksicht darauf, daß der Staatshaushaltsetat im Laufe dieses Jahres nicht mehr zu Stande kommen kann, geboten erscheine, noch vor Eintritt der Ver tagung ein Gesetz dem Hause vorzulegen, in welchem dem Mini sterium ein vorläufiger Credit für die Dauer von 2 Monaten auf Höhe der auf diese Zeit repartirten Etatssumme gewährt werde. — Der Magistrat hat den Stadtverordneten wegen Errichtung eines CentralschlachthauseS und eines damit in Verbindung zu bringenden Viehmarktes eine Vorlage zugehen lassen. Die Kosten werden auf 1,355,000 Thaler veranschlagt und wird zur Deckung derselben die Erhebung einer Anleihe von 1,500,000 Thaler proponirt. Als Terrain ist das Grundstück des Amtmanns Beussel in Aussicht ge nommen, welches in einer Größe von 125 Morgen zwischen der Hamburger Eisenbahn und der verlängerten Thurmstraße liegt. Das Polizeipräsidium hat dem Magistrat eröffnet, daß keine neuen Con- cessionen zur Errichtung von Privatschlachthäusern ertheilt werden sollen, sobald das öffentliche Schlachthaus vorhanden ist. Für den Fall, daß sämmtliche Gewerbtreibende das Schlachthaus benutzen, wird der Ertragsüberschuß mit der Zeit auf 93,457 Thlr. berech net. — Soweit die Berathungen über das zu errichtende städtische Krankenhaus bis jetzt gediehen find, soll dasselbe zu 600 Betten im modificirten Pavillonstyl erbaut werden. Die Disposition der An lage geht dahin, 4 Hauptpavillons, je zu 128 Betten, zwei und zwei in einer Linie stehend, zu bilden. Außerdem soll ein Jsolir- hau» gebaut werden, welches noch 88 Kranke fassen muß, und für die mit ansteckenden Krankheiten Behafteten bestimmt ist. — Der „StaatSanz." veröffentlicht die Ernteerträge von 1867 in Preußen (einschließlich der neuen Provinzen), zusammengestellt nach 1090 Berichten. In Folge der ungünstigen Witterung war die Ernte eine sehr dürftige, indem mit Ausnahme der Lupinen in keiner Frucht gattung der Betrag einer Mtttelernte erreicht worden ist, und be sonder- die beiden Hauptgattungen, Weizen und Roggen, 26 pCt. hinter einer Mittelernte zurückgeblieben sind. In der Provinz Preu ßen find im Durchschnitt beim Weizen und den Kartoffeln nur je 47 pEt., beim Roggen 63, bei der Gerste 83, bei den Rüben und Kohlgewächsen 58 pEt. einer Mittelernte erzielt worden. In der Provinz Pommern bleibt der Ertrag des Roggens sogar hinter dem jenigen der Provinz Preußen um 5 pEt. zurück. — Die Deutschen in New-Orlean» haben eine Fahne in den norddeutschen Bundes farben dem Reichstage zum Geschenk gemacht. Dieselbe ist begleitet von einer Adresse an den Präsidenten Simson. — Die bei Düppel und auf Alsen zu erdichtenden Denkmäler (in gothischer Pyramidal form au« Sandstein) sind im Entwurf fertig; sie kosten zusammen 72,000 Thaler. Wien, 16. Dec. Nach RegierungSmittheilungen au« Egypten wäre die abessinische Expedition fistirt, da König Theodor die Er füllung der Forderungen England« zugefichert habe. 17. Dec. In der heutigen Sitzung deS Unterhauses brachte der Finanzminister einen Gesetzentwurf, betreffend die Veräußerun gen von StaatSeigenthum im Betrage von 15 Millionen, ein. Der Minister hob hervor, daß die bezüglichen Staatsgüter größtentheil« seit lange zur Veräußerung bestimmt waren, und in Bezug hierauf bereits ein Ausspruch des Reichsraths vorliege. Bei den vielfach veränderten Staatsverhältnissen sei es jedoch nothwendig, eine be stimmte Autorisation zu erlangen. Ferner legte der Finanzminister einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Besteuerung von Zucker und Branntwein, behufs Beseitigung der Uebelstände, welche schwer auf den Einnahmen lasten. Eine dritte heute eingereichte Regierungs vorlage betrifft den Zeitpunkt, in welchem die Verfassung in Wirk samkeit treten soll. Die Vorlage, betreffend die Steuerfreiheit der Neubauten, wurde vom Hause angenommen. Agram, 16. Dec. Seit gestern Nachmittag wehen hier Na tionalfahnen mit der Aufschrift: „Es lebe die Union mit Ungarn I" Die Unionspartei erhält fortwährend Zuwachs nach Hunderten. Paris, 17. Dec. Die französische Regierung soll ein Circular erlassen haben, in welchem sie die Anzeige macht, daß sie da» Con- ferenz-Project aufgegeben habe. — Kaiser Napoleon schickt der Leiche Maximilian« zwei Kriegsschiffe als Ehrenbegleitung entgegen. Paris, 18. Dec. Der heutige „Moniteur" veröffentlicht rin Circular des Polizeipräsecten von Pari« an die Polizeicommissare. Dasselbe richtet sich gegen die von den Journalen neuerdings ge äußerte Ansicht, nach welcher es der Polizei nicht gestattet sä, aus eigener Machtvollkommenheit irgend Jemanden zu verhaften, falls e« sich nicht um ein Verbrechen handle, welche« von den Nsfisen ab- zuurtheilen sei. Der Polizeipräfect hält es für nothwenbig, solche Theorien zurückzuweisen. — Es wird also weiter verhaftet werden. London, 16. Dec. Die Aufregung, welche das fenische Atten tat in Clerkenwell hervorgerufen hat, legt sich noch nicht. Im Ge gentheil steigt sie eher in Folge der Entdeckungen, die seitdem noch ans Licht gekommen sind. In einem großen Manufacturwaarenge- schäfte der BischopSgatestreet war Sonnabend Abend dtr Versuch einer Brandstiftung mit fenischem Feuer gemacht und gelang theil weise. In Kennington-Lane ist auf einen Polizisten geschossen wor den, und man denkt natürlich wieder an Fenier. Die Explosion soll nach Ansicht von Fachmännern nicht durch Pulver bewirkt wor den sein ; das Faß, sagen sie, habe vielmehr allem Anscheine nach salpetersaures Glycerin enthalten, Andere denken an Petroleum. Man wird sich erinnern, daß die Fenier in der Handhabung der flüssigen Explosionsstoffe sich mehrfache Uebung verschafft haben. Die Polizei hat auf die Beibringung von Mitschuldigen der drei Verhafteten eine Belohnung von 400 Pfund Sterling gesetzt, doch hält man DeSmond jetzt für den eigentlichen Thater. Der Kron zeuge John Devanny, selbst früher ein Fenier, hat sowohl in die sem DeSmond, als in dem zweiten Gefangenen, Allen, Mitglieder der Fenierverschwörung erkannt. Landtag. f Dresden, 17. Dec. Zwei wichtige Gegenstände befanden sich heute auf der Registrande der Zweiten Kammer: ein Antrag deS Vicepräsidenten Oehmichen auf Abänderung einiger Bestimmun gen des neuen Wehrgesetzentwurfes und sodann ein königl. Decket, den Entwurf für Bildung der Geschworenenlisten und der Geschwo renenbank betreffend. Ueber den Antrag des Biceprästdenten wird erst der nächste Donnerstag Auskunft geben, wo die Motivirung desselben stattfindet. Hinsichtlich der Geschworenenvorlage beschloß die Kammer auf den Vorschlag de» Direktorium», dieselbe einer zu wählenden, aus 7 Mitgliedern bestehenden Deputation zur Bericht erstattung zu überweisen. Dieser neuen Deputation werden «och andere Gesetzentwürfe crtminalrechtltcher Natur, von denen, wenn ich recht gehört habe, noch sechs zu erwarten find, zugetheilt wer-