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Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträche zu Freiberg, Sayda u. Brand. 1867. Roum mit 5 Pf. berechnet. Zur Todlenfeier Erscheint Mn Wochentag früh 9 U. . P»l, »lemMrl. 20 Ngr. Inserate Inserate werden bis Nachm. 3 Uhr T0NNaveN0, veN «S. NvVeMbek werden die gespaltme Zelle oder deren für die nächste Nr. angenommen. Raum mit L Pf. berechne«. Theure Lieben, eure Stunde schlust, Gottes Engel kam aus jenen Sphären, Der euch hin zur ew'gen Heimath trug, Dort die treuen Seelen zu verklären. Hoher Glaube, der uns Trost verheißt, Geht ein Freund im Leben uns verloren! Süße Hoffnung, die gen Himmel weisst, Den der Herr den Seinen auserkoren! Theure Lieben, süß sei eure Ruh' Nach so manchem herben Kampf hlenieden. Eure Sorgen deckt der Hügel zu, In des Grabes Kämmerlein ist Frieden. Doch die Blume, die darauf erblüht, Muß der Trennung bitt're Schmerz bethauen, Das verwaiste liebende Gemülh Unter Thränen zu den Sternen schauen. Theure Lieben dort im HSHren Licht, Kommet tröstend zu der Erde nieder; Doch der Himmel läßt die Seinen nicht! Ach, die Freunde kehren niemals wieder! O, so mag sich unser heißer Dank Zu den Hütten jenes Friedens schwingen! Nehmt ihn, der aus unserm Herzen drang, Als rin Pfand, das eurer Li.b' wir bringen. Theure Lieben, Freundschaft, die uns eint, Ist das schöne Band, das uns geblieben; Unter Thränen, die das Auge weint, Hört daS Herz doch niemals auf zu lieben. Liebe, die das Dort und Hier umfängt, Ist die größte aller Himmelsgaben. Wechselliebe, die kein Schatten kränkt, Ist Pa» Heil, da» wir zu hoffen haben. Theure Lieben, über Grab und Zeit Seid zum Licht der Sterne ihr gedrungen. Auch zu uns spricht diese Herrlichkeit: „Dort bist du, wenn du hier ausgerungen." Und so oft dieß Wort den Schmerz gekühlt Wie ein geistig, leises, lindes Wehen, Hat die Seele nahe euch gefühlt Und geträumt ein frohes Wiedersehen. «NM-». Eine Betrachtung der preußischen Thronrede. -s- Aus Paris meldete dieser Tage der Telegraph, daß die preußische Thronrede dem Kaiser Napoleon einige Unruhe verur sacht haben soll, obgleich man nicht recht weiß, weshalb. Friedvoll und liebvoll genug klingt doch die Rede aus dem weißen Saale des Berliner Schlosses, und wenn es Louis Napoleon nicht nervös gestimmt hat, daß der König von Preußen mit Frankreich zugleich auch Italien als ihm eng befreundete Staaten hinstellte, so kann eS höchstens die große Befriedigung sein, mit welcher preußischer Seits der „Druck der Unsicherheit, welcher als Wirkung verschiedener, großentheils beseitigter Ursachen auf den Verkehr lastete^, als auf« gehoben bezeichnet wird. Die Thronrede hat hier allerdings eine relative Wahrheit aus gesprochen. Augenblicklich ist die Kriegsgefahr für Deutschland verschwunden und es scheint zur Zeit keine Frage zu existiren, welche selbst bei großer Leichtsinnigkeit den Ausbruch eines Krieges zwischen Preußen und Frankreich, der doch nun einmal schon auf dem Pro gramm stand, herbeizuführen geeignet wäre. Preußen hat Italien, dessen Politik allerdings kein großes Vertrauen in Berlin einflößen konnte, sitzen lassen; Italien hat sich in seines Meisters Willen ge fügt und Frankreich ist nun mit Italien zufrieden; ebensowenig kann Frankreich sich über Italien beklagen. Indessen, man weiß ja, wie leicht heutzutage das drohende Gewölk auch am sonnenhellen Himmel aufzusteigen pflegt. In Wahrheit haben sich zwar die Besorgnisse vor einem Kriege be schwichtigt, aber daß die Situation heut viel anders zwischen Frank reich und Preußen sein sollte, wie zu Beginn dieses Jahres, ist Nicht recht einzusehen. Die Norddeutsche Wehrkraft war vor der Annahme der Reichs verfassung durch die Verträge doch factisch schon vor Jahresfrist genau eben so stark, wie heute, und sie wird Frankreich heut nur benso impöniren können, wie damals. Die Luxemburger Angelegen heit kam über Nacht und rief die Kriegsfahne hervor, ohne daß zwi schen Preußen und Frankreich eine andere Beziehung bestanden, als sie heute besteht, wo sie durch den König von Preußen al- „enge Freundschaft" bezeichnet wird. Wie leicht kann der Horizont nicht wieder verdüstert werden I Die italienische Frage, die römische An gelegenheit — sie können jeden Tag eine Gespanntheit aufrufen, die, bei der Unterhaltung der großen stehenden, jetzt immer kriegsfertig eingerichteten Heere, sogleich die Besorgniß eines Krieges zu er wecken vermögen. — So mag denn die Behauptung von dem Ver schwinden des Drucke« der Unsicherheit durch KriegSbesorgniffe auf ihr richtiges Maß zurückgeführt werden. Ueber Nacht kann Alle- wieder anders aussehen und die Unfertigkeit unserer europäischen Zustände ist und bleibt doch noch immer ein Druck solcher Unsicher heit, der lähmend auf Handel und Industrie wirkt und damit die Lebensadern unseres staatlichen und wirthschaftlichen Wohlbefindens unterbindet. Das ist das erste Mal, daß in dem preußischen Abgeordneten hause auch die Vertreter der neuerworbenen Provinzen mitsttzen. Die überwiegend große Zahl derselben ist national-liberaler Ge sinnung, also in erster Linie zufrieden mit der Annexion. ES läßt dieß allerdings den Schluß zu, daß man im Allgemeinen in den neuen Provinzen mit der Einverleibung in Preußen zufrieden ist und jenem Standpunkte huldigt, von welchem die neuen Verhält nisse als Anfang der Einigung Deutschland« aufgefaßt werden. Ein actives Widerstreben war freilich überhaupt bei der Militär macht, die man in den neuen Erwerbungen aufpflanzte, nicht zu er warten und die Unzufriedenheit mit dem hereingebrochenen Geschick mag mehr dem Umstande enisprungen sein, daß man mit der An nexion gleichzeitig rechtlos gemacht wurde. Dieser Uebelstand ist jetzt gehoben; die neuen Provinzen find in den verfassungsmäßigen Zusammenhang! mit Preußen getreten und ihre Abgeordneten möge« nun reden, wen« sie sich über Etwa- zn beschweren haheo. Scho nungslos genüg hat man in dem Jahre der Diktatur ihre eigen-