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und Tageblatt. Amtsblatt de« Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sapda u. Brand. ^-136> Erscheint jeden Wochentag ftüh 9 U. Inserate werden bi» Nachm. 3 Uhr für die lischst« Nr. angenommen. Sonnabend, den 13. Juni Prei» »ierteljährl. 29 Ngr. Inserat« w«rd«n di« gespaltene Z«il« oder d««n Raum mit !i Pf. berechnet. 1867. Sv -i- Das wirthschaftlich geeinte Deutschland. Die UnterhaüUungen zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten, die eigentlich seit dem Abschluß des vorjährigen Friedens gar nicht abgerissen waren, find in letzter Zeit mit großer Lebhaf tigkeit über die neue Einigung des Südens mit dem Norden be züglich des Zollvereines geführt worden. Die süddeutschen Minister begaben sich zu diesem Zweck persönlich nach Berlin, und es scheint, als wenn sie dort nur schon vorher getroffene Vereinbarungen einer letzten und entscheidenden Besprechung unterworfen haben. Einen- theils, von bayrischer Seite, verlautet zwar, daß die Unterhand lungen zu keinem Resultat geführt haben; andererseits dagegen be hauptet man, daß man sich über ein Zollvereinsparlament geeinigt, welches sonach die Einheit Deutschlands in materiellen Interessen darstellen würde. Jedenfalls aber ist der Plan dazu vorhanden, und es zeigt sich hier der neue Schritt, den die BiSmarcksche Politik zu thun beab sichtigt. Süddeutschland hat Graf Bismarck ausdrücklich durch den Prager Frieden als eine besondere Staatengruppe in Deutschland hingestellt, mit der sich zu einigen der Norden versuchen möge. — Eine engere politische Verbindung hat der preußische Minister we der gewünscht, noch dazu aufgemuntert; ihm scheint an den süd deutschen Völkern, die wahrscheinlich ihre freisinnigen Verfassungen nicht so leicht für die jetzige norddeutsche Verfassung dahingeben würden, wie es das preußische Abgeordnetenhaus gethan, vorläufig noch nichts gelegen sein. Wohl aber geht der Zweck der BiSmarck- schen Politik, wie nun schon ersichtlich ist, dahin, die deutsche Ein heit zunächst unter den Cabinetten herzustellen und damit auch die süddeutschen einzuschließen. Die Militärverträge haben die militä rische Einheit unter Preußens Führung derart gesichert: nun soll auch der Zollverein ein ähnliches Band zwischen dem norddeutschen Bund und den süddeutschen Regierungen bilden. Es sollen zu die sem Zwecke die süddeutschen Negierungen sich im Bundesrathe ver- treten lassen und in den norddeutschen Reichstag Abgeordnete schicken. ES ist wahrscheinlich, auch wenn dieser Plan noch auf Wider stand bei einem oder dem andern süddeutschen Cabinet stieße, daß er demnächst verwirklicht wird, weil Süddeutschland jedenfalls im Zollverein zu bleiben begehrt und weil es sich daher wohl oder übel in die von Preußen jetzt gestellten Bedingungen wird fügen müssen. Dann erhielten wir also die deutsche Einheit, mit Aus schluß Oesterreichs, auf dem Gebiete der wirthschaftlichen Interessen und der neue Reichstag, der über den Zollverein mitberathen soll, wird der Ausdruck dieser deutschen Einheit sein. Dies deutsche Parlament erscheint jedenfalls Vielen als der schönste Fortgang des Anfanges mit dem norddeutschen Bunde, ja vielleicht mehr, als wie in so kurzer Zeit zu erwarten war. Ge wiß ist eS auch ein unschätzbarer Vortheil für das deutsche Wirth- schaftsleben, auf dem Gebiete der materiellen Interessen sich geeinigt zu wissen, und nach dieser Richtung hin thut schon die norddeutsche Verfassung so viel, daß sie einen großen Theil ihrer politischen Gegner versöhnt hat. Auch wäre e» ungerecht, dies Projekt zu be mäkeln und zu verwerfen, weil es einen neuen Fortschritt der Bis. marckschen Politik bekundet. Aber der Ueberzeugung kanü man sich bei ernsterer Betrachtung dieser rastlosen Arbeit des preußischen Staatsmannes doch nicht verschließen, daß der Parlamentarismus damit, wie auch schon durch die norddeutsche Verfassung, von dem Gebiete deS politisch-constitutionellen Wirkens möglichst abgedrängt und desto stärker auf das Feld der reinen materiellen Interessen ver wiesen wird. Graf Bismarck verfolgt das System des Regierungs- Absolutismus in allen hohen und entscheidenden politischen Dingen, aber er läßt dem Parlamentarismus als eine Forderung der" Jetzt zeit sein volles Recht widerfahren, wo es sich um die materiellen Interessen und somit um die Finanzkräfte für die Regierungen han delt. Denn Geld, das ist klar, kommt von der Arbeit des Volks, und es ist dasselbe durch den Parlamentarismus heut allein noch nach den Bedürfnissen der Regierungen zn erlangen, daher mag das Parlament in Geldbewilligungsangelegenheiten die größten Freiheiten genießen, wenn nur nicht in politischen Rechten. Ein Aollparlameat — wie Waldeck sagte — da« ist der Ausdruck diese« angestrebten, loyalen Parlamentarismus. Toge8geschichte. * Berlin, 13. Juni. Die Verkündigung der ReichSverfaffuNg wird in allen Staaten deS norddeutschen Bundes Ende Juni gleich zeitig und in gleicher Weise erfolgen. — Ueber den Besuch des Kai sers Napoleon hierher ist noch nichts bestimmt. — Die „Prov.-Eorr." feiert den 14. Juni als Gedächtnißtag der Umwälzung Deutschlands. — In unterrichteten Kreisen gilt es für unzweifelhaft, daß Preu ßen im erweiterten BundeSrathe für Zollangelegenheiten, der mit 6 Stimmen Bayerns 48 Stimmen umfassen soll, ein Veto Vorbe halten bleibt. — Zwischen Bayern und Würtemberg wird gegen wärtig über die gemeinschaftliche Besetzung der Festung Ulm ver handelt. — Herr v. Hock ist aus Wien hier wieder eingetroffen. Wie wir hören, ist ihm in Berlin ein kleines Malheur passirt, in dem sein Sohn, den er aus Wien mit hierher gebracht, gestern in die Hände von Bauerfängern gefallen ist. Der Hergang war der oft erzählte. Bekünntfchaft im Museum — gemeinschaftlicher Be such der Umgegend — Einkehr in ein Wirthshau« zur Erfrischung und — „Kümmelblättchen". Nach Verlust seiner Baarschaft kehrte der junge Mann heim, um seinem Vater die Mittheilung zu ma chen, daß eS auch in Berlin Finanzgenies giebt. Auf die Verhand lungen, die zwischen Wien und Berlin gegenwärtig schweben, wird der Vorfall hoffentlich ohne Einfluß bleiben. — Für die preußische Flotte wird jetzt an der Themse eine Panzerfregatte gebaut, welche ursprünglich für die türkische Regierung bestimmt war und eines der allerstärksten Kriegsschiffe zu werden verspricht. Die Stärke deS Panzers ist auf 8 Zoll berechnet. Tonnengehalt 5938. Nominelle Pferdekraft 1150. Die Panzerung wird sich auf beinahe 7 Fuß unter der Wasserlinie erstrecken. Ihre Bewaffnung soll auS 30 Geschützen bestehen, darunter viele 1000 Ctr. schwer, die ein 50 Ctr. schweres Geschoß schleudern können und sind allesammt so ge stellt, daß sie jeden Winkel des Horizontes werden bestreichen kön nen. Dieses gewaltige Kriegsschiff wird den Namen Wilhelm I. führen. — Luxemburg, 9. Juni. Vorgestern Abend ist der Prinz-Statt- Halter aus dem Haag hier einzetroffeu. Am Thore des Viaduct» wurde er festlich von 3 Musikchören, welche die niederländische N-- einer großen Volksmenge begxM Dem „Lüxemv. Work zufolge versprach er, aus Luxemburg eine