zahlreichen Familie, traf. Bei einer der Haussuchungen — vor der Landtagswahl hatten etwa 40 und nachher noch mehr stattgefunden — hatte man bei ihm Bebels „Frau“ ge funden, und da das Buch verboten war, darauf den Aus weisungsbefehl gestützt. Sonst hatte die Polizei bei den Haussuchungen, die sie insbesondere bei Qeilhardt, Robert Zeissig, Karl Riemann, Ernst Billig, dem Schuhmacher Wal ther und Wiemer unaufhörlich vornahm, und bei der Brief sperre über mehr als 20 Genossen nicht das mindeste heraus bekommen. Diese Hilflosigkeit der Polizeigewaltigen in Ver bindung mit der in der ganzen Stadt lebhaft besprochenen „Leinenaffäre“ und der glänzenden Verteidigungsrede Frey tags im Leinenprozess gegen die Polizeiwillkür trugen ein gutes Teil zur Ueberwindung der Furcht vor dem Ausnahme gesetz in Chemnitz bei. Das Erscheinen des „Sozialdemokrat“ im Oktober 1879 in Zürich stellte dann die Parteigenossen in höchst glück licher Weise vor neue bestimmte und dauernde Aufgaben, zu deren Erfüllung sie sich nun wieder fest zusammenschlos sen. Selbstverständlich hatte schon vorher die Mostsche „Freiheit“ Eingang in Chemnitz gefunden gehabt. Hatte doch Most zu Chemnitz mehr Beziehungen gehabt als zu den meisten anderen deutschen Orten. Seine Schreibweise war gewiss unvernünftig und passte bald nicht mehr im min desten zu den sich neu entwickelnden Formen der Arbeiter bewegung, aber im Augenblick entsprach sie der verzweifel ten Stimmung, die sich in den ersten Monaten der Geltung des Ausnahmegesetzes der temperamentvollen Genossen be mächtigt hatte. In Schlosschemnitz z. B. fanden sich An fang 1879 eine Anzahl von Genossen zusammen, um sich ge meinsam im Revolverschiessen zu üben, und das ehrwürdige Instrument, mit dessen Hilfe sie den Klassenstaat töten woll ten, ist in Erinnerung an jene ernste Zeit bis auf den heutigen Tag aufbewahrt worden. Selbst einige Monate später, als von Zürich der „Ungeziefertod“ kam, ein Witzblatt zur Ver höhnung der übermütigen Polizeigewaltigen, und die Ge nossen Balduin Schreiber, Wilhelm Bonitz, Bade und K ö h 1 e r es am Hause der Polizeiwache in Schlosschemnitz, zwei Treppen hoch, anklebten, gestanden sie sich nachher gegenseitig, dass, wenn in jener Nacht die Polizei sie über rascht hätte, sie ihr Leben so teuer wie möglich verkauft