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. r— reiöerger Inniger Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Braud. ^-87 Montag, den 13. April Tagesgeschichte Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächst« Nr. angenommen. Zur Arbeiterfrage. Welche- ist die beste.Politik für den Arbeiter? Die, welche ihm freien Spielraum für seine Kräfte und deren nutzbringende Verwendung gewährt, also die des Friedens. Der Handwerker arbeitet auf eigene Hand, der Fabrikarbeiter beim Arbeitgeber. Bricht Krieg aus, so leiden beide Theile; Jeder mann schränkt sich ein, die Speculation ruht, Arbeit fehlt, der Verdienst schwindet und die Noth erzeugt Unzufriedenheit. Gegen wen? Da kommen die Volksaufwiegler und flüstern: die Fabrik herren, die Reichen tragen die Schuld. Das wäre! Haben wir nicht jüngst gesehen, daß allein die Furcht vor dem Kriege Ban" kiers, Fabrikanten, Kaufleute und Gutsbesitzer, durch Mangel an Credit, zum Fall gebracht hat? von Feuer und Schwert nicht zu reden! Aber wo ist denn das Geld? Das Räthsel ist einfach. Vor dem Kriege geht der Credit laufen, ohne ihn keine Circulation, daS Geld versteckt sich in die Crde, in Strümpfe, ins Stroh und in alle erdenkbaren Winkel. Die Sparcassen werden überlaufen, die Regierungen flüchten ihre Cassen und stellen die öffentlichen Arbeiten ein, die großen Herren senden ihre Baarschaft nach Eng land. Vom Banquier werden die Capitalien heimgefordert, Jeder deckt sich so gut er kann und Keiner traut dem Andern. Der Fabrikbesitzer muß Lohn und Arbeit kürzen, weil der Absatz fehlt, er hat das Geld nicht im Kasten, es steckt in den Anlagen, den Vorräthen und draußen bei den Kunden, die nicht zahlen. Wer trägt dann die Schuld? Antwort: die Friedensbrecher!! Dann tritt der Mangel an Jene heran, die sorglos aus der Hand in den Mund lebten, nicht sparten in der Zeit, um zu haben in der Noth, welchen der Traum Pharao'« von den fetten und magern Kühen 18«7 — Volksfreundes Schulze-Delitzsch, um daraus zu lernen, daß jeder Arbeiter, gleich Anderen, die Selbstverantwortlichkeit tragen muß. Die schlechte Benutzung der Schule und der Lehrzeit, das Wirths« haustreiben, das Fernbleiben von UnterstützungSoereinen, das leicht sinnige Heirathen, das Nichtstrecken nach der Decke, das Versinke« in Kummer und Noth fallen auf das eigene Haupt zurück. Um« gekehrt steigt der ehrliche, geschickte, fleißige, sparsame Arbeiter noch täglich vor unseren Augen zu Wohlhabenheit und Ansehen in der Gemeinde empor. ) Der Arbeiter ist seiner Natur nach Demokrat. Der wahre Demokrat beugt sich nur vor Gott und dem Gesetze, er ist seine- eigenen Glückes Schmied, er liebt und will beharrlich die Bürger« freiheit und weiß, daß die allgemeine Bildung deren sicherste Stütze ist. Allein Die, welche der Reaction, durch Spiegelbilder des eige« nen Interesses verleitet, gegen die Freiheit Hilfe leisten, sind ent« weder Betrogene, oder was noch schlimmer ist, falsche Brüder. Jeglichem kommt sein Tag! Friedrich Harkort.' ^Moch jüngst zerstörten die Arbeiter in Roubaix die Maschinen und Werkstätten; sie gleichen dem Schuster, der seine Leisten ver brennt. Und die Folgen? Das Fabrikat wird auswärts gekauft und Arbeit fehlt erst recht. Die Waarenpreise und Löhne fallen und steigen mit der Nachfrage, eS ist unverständig, sie feststellen zu wollen. Wenn alle Bauern in Rheinland und Westphalen sich vereinbarten, den Scheffel Roggen von zwei Thalern auf drei er- höher; zu wollen, was geschähe? Die Kornwürmer flögen mit dem zurückgehaltenen Vorrath davon und die Eisenbahnen brächten von allen Seiten Zufuhren zum laufenden Preise. Die belgischen Gru benarbeiter feiern, um höhere Löhne zu erschwingen. Militär mußte aufgeboten werden gegen die Ruhestörer. Nun sind die Folgen, daß, unerhörter Weise, die Steinkohlen aus dem Ruhrthale nach Paris gehen. Wir haben für das CoalitionSrecht der Arbeiter ge stimmt, weil es billig ist; allein wir rathen, nur einen äußerst mäßigen Gebrauch zu machen. Die englischen Arbeiter sparen Hun derttausende zu solchen Kämpfen, wandern sogar aus, um arm wie derzukehren. Seit fünfzig Jahren verfolgen wir den Streit; meist verloren die Arbeiter Monate lang ihren Verdienst, zehrten die Ersparnisse °uf, Piethen i.n die bitterste Noth und gelangten dennoch nicht zum Ziele. Wir empfehlen das Studium der Borträge des wahren Preil vinteljährl. LV Nar. Inst,-«« werden die gespaltene Zelle »der deren Raum mit 5 Pf. berechne«. der Abdankung des König-GroßherzogS von Luxemburg zu Gunsten seines Bruders Heinrich, welcher bisher als Statthalter von Luxem burg fungirte, ist es seinem Telegramm zufolge) nichts. Die unab hängigen Pariser Blätter sprechen sich für die Neutralistrung Lu xemburgs aus. Die Auslassung des „Abend-MoniteurS" in seinem Wochen-Bülletin lautet vollständig: „Die in- und ausländische Presse hat seit einiger Zeit wegen des Großherzogthum« Luxemburg falsche " Nachrichten und Betrachtungen gebracht. Die Regierung hat e« für nützlich erachtet, durch eine amtliche Mittheilung die Thatsache» in ihrer Wahrheit wieder herzustellen und damit die öffentliche Mei nung zu beruhigen und aufzuklären. Der Minister des Auswärti gen wurde vom Kaiser beauftragt, den Senat und den gesetzgeben den Körper von dem gegenwärtigen Stande der Frage zu unter richten. Die unbestimmte Stellung Limburgs und Luxemburg hatte zu Besprechungen zwischen Frankreich und Holland Anlaß ge« geben, welche ohne officiellen Charakter waren, als das Berliner Cabinet auf eine Anfrage de« Königs von Holland die Bestimmun gen des Vertrages von 1839 anrief, welche die Trennung Belgien» von Holland und die Grenzfragen betreffen. Die kaiserliche Regie rung hatte keinen Grund, einen Ideenaustausch unter den Mächten, welche dieses Aktenstück unterzeichnet haben, abzulehnen, und hat endlich die Eventualität einer Gebietserwerbung nur unter den drei Bedingungen zugelassen: freiwilliges Kugeständniß de» König Groß- Herzog«, loyale Prüfung der Interessen der Großmächte, Abstim mung der Bevölkerung nach dem allgemeinen Stimmrechte, und man darf überzeugt sein, daßLrankeich die Anforderungen der National« und Tageblatt. * Berlin, 12. April. In der luxemburged Frage scheint ein augenblicklicher Stillstand eingetreten zu sein. Die Nachrichten au» PariS klingen etwas friedlicher, doch will die Börse dem Frieden nicht recht trauen; die Rente wurde in Paris gestern Abend zum CurS von 66 gehandelt. — Eine Conferenz in der luxemburger Angelegenheit ist sehr fraglich; Preußen hat, wie der „K. Z." tele« graphirt wird, keine Einwendungen dagegen, doch scheint es Frank« reich damit nicht Ernst zu sein. Daß zwischen den verschiedenen Regierungen ein sehr lebhafter diplomatischer Verkehr herrscht, geht schon aus dem äußerlichen Umstande hervor, daß die Telegraphen« ohne Deutung blieb. Nun fehlt nichts, um die Sache noch schlim- "nien fast vollständig für StaatSdepeschen in Anspruch genommen mer ru macken al« wie Lärm und Unruben - ""d Handel und Verkehr einstweilen auf die Rolle de« Aschenbrödel mer zu machen, al« wie darm unv unruyen- angewiesen sind. An Vorschlägen zur Lösung fehlt es nicht. Mit