Volltext Seite (XML)
WM" 1234 Oesterreich, der Erzherz-g Wilhelm von Oesterreich, der Herzog van Nassau, dien eigentlichen Rennern im «ngern Kreise folgten. HaS Interessanteste bei diesem Wettrennen war ein unerwarteter Corso am Schluffe. Pie überaus zahlreichen Equipagen, die Reiter, welche nach der Stadt zufuhren und ritten (der Kaiser von Oesterreich war der erste Reiter), holen einen großartigen Corso < als Ersatz für den neulich mißlungenen. Auch das Ensemble der Souveräne bot einen sehr interessanten Anblick dar. Da gab «S keinen Unterschied zwischen Souvcrqncn und Nicktsouveränen im Verkehre. Ein Zwischenfall beschäftigte das dem Centralplatze nahestehende Publikum. Dem Kaiser von Oesterreich war die Cigarre ausgegangeM Er zündete sie wieder an der brennenden des Erzherzogs Wilhelm an. Ich brauche wohl nicht näher zu erläutern, warum dieser Vorgang guten Eindruck machte. Leider ereignete sich ein Unglücksfall. Der Sohn eines hiesigen Bankiers, vr. Erlanger, fiel von seinem Pferde, welches durchging, und brach «in Bein am Schenkel. Schon am nächsten Morgen ließen die Souvsräne, welche dem Wettrennen beigewohnt hätten, sich um da« Befinden des Verunglückten erkundigen, welches sich glücklicher weise als ein nicht gefährliches herausstellte. Tadel fand mit Recht der Vielen deS Publikums das Aufstellenlassen zahlreicher, be spannter Equipagen im Mittelpunkte der Rennbahn, welche den Ueberblick hemmten. An diesen Tadel knüpfte sich die Hoffnung, daß bei nächstem Kalle die englische Praxis werde gehandhabt werden, nach welcher Equipagen dazu unbespannt, nur am Rande der Rennbahn ausgestellt werden dürfen. Von besonderm Zntcresse war es, die zahlreichen anwesenden Engländer und Engländerinnen zu beobachten. Wien, 26. Aug, Das Einladungsschreiben des Kaisers zum Fürstentag lautet nach der „Presse": „Beseelt von dem Wunsche, zur Wohlfahrt Deutschlands bei zutragen, und Mich der Ueberzeugung nicht verschließend, daß die Verfassung des deutschen Bundes in ihrem gegenwärtigen Zustande nicht mehr in genügendem Maße dem Zwecke entspricht, ein festes Band der Einigung für die Fürsten und Völker Deutschlands zu bilden , erachte Ich cs als Bundesfürst für Meine Pflicht, Meine ganze Sorgfalt von Neuem der sich immer dringender gestaltenden Aufgabe einer zeitgemäßen Reorganisation des deutschen Bundes zuzuwenden. In der Hoffnung, hierin den Gesinnungen und Be strebungen Meiner Bundesgenossen zu begegnen, habe ich Mich .entschlossen, denselben die Eröffnung gemeinsamer Bcrathungen über die Frage vorzuschlagen, wie die Bundesverfassung unter Bei behaltung ihrer wesentlichen Grundlagen, zugleich aber unter wohl erwogener Berücksichtigung der politischen Bedürfnisse der Gegenwart, neu befestigt nnd ausgebildet werden könnte. Sowohl die hohe Wichtigkeit dieser Frage, als die Erwägung, daß die Lösung der vielfachen damit verbundenen Schwierigkeiten einem unmittelbaren Meinungsaustausche der Souveräne leichter als einer Verhandlung durch Bevollmächtigte gelingen möchte, läßt Mich zugleich den Wunsch aussprechen, daß eS Eurer .... genehm sei, sich in Person zu solchen Bcrathungen mit Mir zu vereinigen. Auf Kräftigung deS Bnndesprincivs gerichtet, würde der Zweck der Zusammenkunft schon in der Wahl des OrtcS einen paffenden Ausdruck finden, wenn die Wahl auf die BundeLstadt Frankfurt fiele. Ich würde Eurer . .. daher Dank wissen, wenn cS Eurer . .. gefallen möchte, Mir in der genannten Stadt, wohin Ich Mich am 16. August zu begeben die Absicht habe, zn dem bezeichneten heilsamen und der Mitwirkung Eurer ... so würdigen Werke als Bundesgenosse und als Freund der deutschen Sache die Hand zu reichen. Indem Ich die Versicherung hinzufüge, baß Eurer ... Zustimmung zu Meinem Vorschläge Mir zu besonderer Gcnugthuung gereichen würbe, ergreife Ich mit Vergnügen auch diesen Anlaß rc. rc. Franz Joseph." — Für den Einzug dcö Kaisers in Wien werden bereits um fassende Vorbereitungen'zn großen Festiviläten getroffen. Es steht jedoch zu erwarten, daß der Kaiser sich jede mit einem Aufwande verbundene Empfangsfeierlichkeit verbitten werde. — Ein Gerücht, welches wissen will, daß dem Schlüsse des Congresscs bald eine andere, die Lösung der ungarischen Frage in ähnlicher Weise plötz lich herbeiführende Ueberraschung bevorstehe, entbehrt vorlänfig jeder Begründung, wenn cs sich auch nicht lcugncn läßt, daß die wiederholte Berufung deS Erzherzogs Stephan nach Frankfurt a. M. nicht ohne Bedeutung sei und der Combination freien Spielraum gewähre. Görkau, 25. Aug. Am Sonntag, den 20. Sept. l. I. findet die Einweihung der neuen Kirche bet der evangelischen Gemeinde Görkau-Rothcnhaus statt. Dem vorliegenden Programme »ach zu urtheilen, wird diese Einweihung sehr festlich begangen werden und die Feierlichkeit früh 8 Uhr im bisherigen Betsaale beginnen, Darauf folgt der Zug zur Kirche, die Uebergabe des Schlussels, der Einzugs der Weiheact, dann Festgottesdienst mit Feflvrediae Der Görkauer Männergesangvcrein wirb sich sowohl beim Festig als beim Gottesdienste betheiligen. Die BolkShynine und «jn» milbthätige Sammlung werden den Schluß der Feierlichkeit bild««. Bernburg. Am 21. August hat der Herzog zu Anhalt. Dcffau-Köthen als nunmehriger Herzog von Anhalt die von der erloschenen Anhalt-Bernburgischen Linie besessenen Lande in Belitz genommen. Der Geheimrath vr. Sinters als landeSherrlichn Kommissar hat den Befitznahmeact durch Vereidigung.der Mitglieder der Oberbehörden, welche in Bernburg ihren «Sitz haben, und durch Veröffentlichung eines höchsten Patents völlzogeu; das Mitar ist durch den Generalmajor Stockmär verpflichtet worden. Die Le- Hörden bleiben bis aus weiteres in ihren Functionen. — Jedenfalls mußte es auffallend erscheinen, daß, während die übrigen höher« Staatsdiener am 21. August vereidigt wurde», eint Vereidigu»- des Hrn. v. Schätzell nicht stattfand) ' ' - - Darmstadt, 24. August. Die „Darmst. Ztg.",--deren Zn- spiratione» augenblicklich wohl aus Frankfurt fließen, wendet eine» ganzen Leitartikel an die Forderung, daß der Fürstentag die Bunde»- reform in Gottes Namen ohne Preußen ins. Werk setze. Sie be weist zunächst dcö Weiteren, Preußen könne und werde vorerst nicht beitreten; und um so drastischer wirkt dann der beherzte Ent schluß, der sich im letzten Satze kundgiebt: „Auch ohne Preußen muß der Fürstcnt'ag ein erhebliches Resultat zu Tage fördern, wenn nicht für Deutschlands und seiner Fürsten Geschicke die äußerste Prognose gestellt werden soll!" Die „äußerste Prognose" läuft wohl etwa auf dasjenige hinaus, was die „Bayrische Zeitung" jüngst unter dcr „plumpen Volkssaust" verstand, die das Ding an fich nehmen werde, wenn die zarte Hand der Fürsten eS jetzt fallen lasse. An wessen Adresse mögen sich diese nur wenig ver hüllten Ankündigungen der Revolution wohl richte»? Doch wohl nicht an Baden oder Weimar? Braunschweig, 23. August. Im Monat September findet nach der „Elbers. Z." hicrselbst eine Versammlung von Papier- fabrikanten aus fast allen Gegenden Deutschlands statt. Zweck der Zusammenkunft: höhere Preiserzielung und dergleichen mehr. Bern, 22. August. (Wes-Z.) Vorgestern Nacht ist die eid genössische Post, welche seit dem neuen Postvcrtrage mit Italien bis nach dem italienischen Städtchen Colvoo führt, in.der Nähe von Riva von einer aus 9 Mann bestehenden Räuberbande ange fallen wordcn und einer Geldsumme von 9000 Frs. beraubt wor-eu. Wie es scheint, hatten die Räuber auf eine größere Beule gehofft, doch sollen sie den mitfahrenden Passagiere», von denen einer sich zur Wehre setzte und verwundet ward, außerdem noch eine ziemliche Summe abgenommen haben. Laut einem officiellcn Tele gramm an den Dundesrath scheint dcr Conducteur im Verdacht dc» Einverständnisses mit den Räubern zu stcbcn; wenigstens ist er zur gerichtlichen Verantwortung gezogen und der KreiSvostdircctov von Chur an Ort und Stelle gesandt worden, um den Vorfall näher zu untersuchen. Paris, 22. August. Dem „Schw. M." wird geschrieben: „Seit Jahren haben wir es nicht erlebt, daß Deutschland in solchem Maße die Aufmerksamkeit der Franzosen auf sich leukie wie in diesem Augenblick. Polen, Mexico, Italien cxistircn nicht, nur der Frankfurter Kongreß steht auf der Tagesordnung. Die An sichten über dieses Ereigniß ändern sich von Tag zu Tage. An fangs war man auf Seite Oesterreichs, als man in Oesterreich de» Verbündeten gegen Rnßland sah. Man ward mißtrauisch, als der Kaiser von Oesterreich sich das Ansehen deö Obcrhcrrn von Deutsch land zu geben schien, mit dem Frankreich zweimal rechnen muffe. Die alte Eifersucht wurde wieder wach. Man. will Deutschland nicht preußisch sehen, man will es aber auch nicht zur österreichische» Domäne gemacht wissen. Es sollen in diescm Sinne Noten »ach Frankfurt gegangen sein, worin besonders hervorgehoben wurde, daß die Bundesrcfvrm allerdings eine innere deutsche Angelegenheit sei, daß also Frankreich darin nicht mitredcn werbe, so lange die Grund lagen der Bundesacte, namentlich die Bundesgrenzen von 181S nicht verändert werden. Drouyn de LhuyS ist persönlich der öster reichischen Politik sehr zugetha», und man darf annehmen, daß er in der Form Alles vermieden hat, was Oesterreich und die deutsche» Fürsten hätte verletzen können. Auch sollen bereits von Oesterreich Erklärungen abgegeben worden sein, welche das osficielle Frank reich zufriedenstellen; ob auch LouiS Napoleon, das hängt davo» ab, in wie fern er von dcr allgemeinen Politik Oesterreich» be- : friedigt ist. Zu bemerken ist freilich,, daß das Vcrhällniß zu M» » nicht mehr das intime ist, wie noch vor einem Monat. Man ist l aus die Rückkehr des Fürsten Metternich gespannt, der Mises-ohne die persönlichen Ansichten dcr beiden Kaiser zu übeMfteln lind t» vermitteln beschäftigt ist," ' -