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1760 Früh « Nach D und Ler! der der Ori verantwort!. Redacteur: I. G. Wolf. der 0 Alle, Dort zu e in d hierm in de «MM beste! Woch N< F> L das de Abthei Oblast de« ai Bormltl l" öffentliche der sah Ltsats-' Cassa d« Treiber Familie Holewein, die seit dem Anfänge de« 17. Jahrhundert« i« den Annalen Freibergs nicht mehr gebannt wird, trägt kein patrizi- sches, sondern ein kaufmännische« Gepräge, wahrscheinlich liegt ihr das der Familie Stamm zum Grunde. Rapi «r., Dec. 12 Thlr. ! Thlr. bc,. Br. - ä Geld und Neueste Post. Kopenhagen, 15. Nov. Heute Nachmittag '/z4 Uhr istSe. Majestät der König von Dänemark aus Schloß Glücksburg an der Gesichtsrose gestorben. (König Friedrich VIII., geb. 6. Oktober 1808, succedirte seinem Vater dem Könige Christian VIII. in Dänemark wie in den Herzogthümern am 20. Jan. 1848, ward vermählt 1) am I. Nov. 1828 mit Prinzessin Wilhelmine von Dänemark, welche Ehe i« Sept. 1837 geschieden wurde; 2) am 10. Juni 1841 mit Prinzessin Karoline von Mecklenburg-Strelitz, und, nachdem auch diese Ebe im Sept. 1846 wieder geschieden worden, 3) am 7. August 1850 in morganatischer Ehe mit Louise Christine LehcnSgräsin Danner. König Friedrich hinterläßt keine Kinder. Zufolge des dänischen Thronfolgegesetzes vom 3l. Juli 1853 wird aus Grund des Lon doner Protokolls Prinz Christian zu Dänemark als König pro- clamirt werden.) Stockholm, 14. Nov. „Aftonbladet" behauptet, ein Allianz« vertrag zwischen Schweden und Dänemark sei unterzeichnet, aber noch nicht ratifictrt worden. Schweden habe Dänemark bewogen, das Einrücken der Bundestruppen in Holstein nicht als KriegS- ursache zu betrachten. Warschau, 14. Nov. Ein Sohn des Gensdarmerie-Oberste« TruSzynSki ist wegen Theilnahme an Handlungen der National- regicrung heute auf dem Wall der Citadelle kriegsrechtlich erschossen worden. — Wie aus Wilna berichtet wird, dauert die zwangsweise Uebersiedelung ganzer litthauischer Dorfgemeinden in die Steppen des Ural fort. Auch die Transporte nach Sibirien gehen jeden zweiten Freitag regelmäßig vor sich. Der Gebrauch der polnischen Sprache ist überall verboten. Musikalisches. Wenn vor Kurzem in einer Korrespondenz aus Dresden zu lesen war, daß man dort in diesem Winter von einer ungemein großen Menge von Concerten bedacht werde, so ist dies in unserer Stadt weniger der Fall; wo die Refidenzbewohner schwelgen und zu viel haben, darben wir. Indessen scheint doch allmälig die musikalische Saison, wenn man so sagen kann, auch hier zu beginnen, und in einigen Wochen werden zwei sehr beachtenswerthe Künstler aus Dresden, der Cellist Leopold Grützmacher, seines älter» Bruders glücklicher Nebenbuhler, und der Pianist Carl Heß, der vor Kurzem iu Meißen allgemeinen Beifall einerntete, ein Coucert geben, von welchem Musikfreunde sich einen nicht geringen, ja einen ausgezeichneten Genuß versprechen dürfen. Vermischtes. * Unter den Civilisten in Berlin giebls noch bessere Peiler als den Cürassier-Lieutenant, der in 24 Stunden vou Breslau nach Berlin ritt. Kaufmann Lechner z. B. ritt von 1861 an bis jetzt, ohne einen einzigen Tag vom Gaul zu steigen, und wenn der Gaul nicht aufgehört hätte, so ritte er heute noch, als Wechsel reiter nämlich. Mit 8000 Thlr. hat er vor zwei Jahren seine Handlung in Berlin gegründet, bei dem ersten Geschäft in London 20,000 Thlr. verloren, dennoch in drei Welttheilen fortgearbeitet, immer mit Wechselreiterei, und vor ein paar Tagen mit 160,000 Thlr. Passiven sein Geschäft schließen lassen. * Aus Minden vom 10. Nov. wird berichtet: „Ein schauder erregendes Unglück hat sich vor einigen Tagen im Schaumburgischen zugelragen. Ein großer Oekonom hatte eine Dampfbreschmaschine in Thäligkeit und ließ vom Boden das Korn ab und in den Trichter werfen. Mit der Arbeit fast fertig, steht einer der Knechte auf dem Bodeu, um noch den Rest nachzuschieben, da klappt ein nicht angenageltes Bret um, der Mensch fällt senkrecht vom Boden in den Trichter der Maschine, das Räderwerk faßt die Füße und zieht ihn, die Knochen zermalmend And das Fleisch zerbreiend, immer tiefer bis an den Leib. Da steht die Maschine. Bei dem gräß lichen Geschrei stürzt der Oekonom ins Haus, holt ein scharfe» Waidmeffer und trennt buchstäblich die Beine vom Rumpfe, um möglicherweise das Leben zu erhalten; doch als man den Rumpf abhebt, haucht er auch den letzten Odem aus. Die Freiberger Patrizier oder die sogenannten Geschlechter. VIII. Die Familie Holewein. Gehört diese Familie auch nicht weder durch Alter*) noch durch lange Blüthe in die erste Reihe der Freiberger Geschlechter, so ver dient sie gleichwohl einen ehrenvollen Platz in der Spezialgeschichte Freibergs zu erhalten. Als Ahnherrn dieser Familie sieht man den Muudkoch Heinrichs des Frommen Hans Holewein an; er begleitete als solcher auch diesen Fürsten aus seiner Reise nach Jerusalem. Der gleichnamige Enkel 1555 geboren, ward, da er frühzeitig ällernlos geworden war, von einem gewissen sonst unbekannten Christoph Gneuße adoptirt und bei dem Kaufmann Jakob Stamm, dessen Handelshaus damals iu Freiberg sehr angesehen war, in die Lehre gegeben. Bon dieser Familie, die mit Holeweins Lehrherrn ausge storben zu sein scheint, kaufte der ehemalige Lehrling Hans Holewein Haus und Geschäft 1581. Durch seine Verheiraihung mit Martin HoruS Tochter, Barbara, verschwägerte er sich mit de» Patrizier- samilien Freibergs; in Folge dessen sehen wir ihn 1586 unter den Ratbsherren und 1592 als Kämmerer genannt. Er starb 1607 und seine Barbara 1617: die Ehe war kinderlos geblieben. Darum, um Mollers Worte zu gebrauchen, „hat er und sein Weib aus gutthätigen milden Gemüthe gegen Kirchen, Schulen und das Armuth 10,000 Gulden Hauptstamm testamentsweise aä pios usus (zu frommen Zwecken) gewidmet, und bei E. E. Rath zu Freyberg! unwahrhsfftig hinterlegen lassen, daß davon Jährlichen 500 Gülden , Zinse zu ewigen Zeiten theils am Tage Johannis theils am Tage Barbara sollen ausgetheilet werden, als: 200 Gülden acht Predigern bey der Stadt, drehen in thume, drehen in der Kirchen zu St. Petri, und zweyen zu St. Nicolai, )edem 25 Gülden. Den krueceptoriblls in der Schulen (Gymnasium) 50 Gülden, als: dem Kectori und Oonrvetorl jedem 12 Gülden, dem Vertio 10 Gülden, dem Öantori 6 Gülden, und beyden Uuccalnurvis (Hilfslehrern) 10 Gülden, . den armen Schulkunden (Gymnasiasten) zu Tuche 50 Gülden. Ver Stipendiaren aus Universitäten, die entweder seine oder seines Weibes Anverwandten oder doch freybergische Bürgers Söhne sind, und von seinen Freunden dem Rathe darzu präsentirt werden, 100 Gülden, jedem Jährlichen 25 Gülden. Mehr den armen Leuten zum Ferncnficchen 25 Gülden, denen am Franzosen Hause*) 5 Gülden, den armen Waisen am Findel Hause**) 10 Gülden und Haußarmen, inglcichen von der Pest inficirten Personen 60 Gülden, welches ein herrlich Gestifft und billich zu rühmen ist". Das dem so wohlthätig gesinnten Testator in der Domkirche errichtete Denk mal befindet sich nicht mehr in der Nähe der Kanzel, sondern in der Nähe dcS Haupteinganges dieser Kirche. Das Wappen der *) BewerkenSwerth bleibt cS Indeß doch, daß Moller diese Familie ohne Bedenken in die Reihe der Patrizier Freibergs ausgenommen hat. *) Dieses für unheilbare Kranke errichtete HauS lag am Meißnischer Thor«; als tl,Z2 der österreichische Oberst Mor vom Walde die dortige Borstadt niederbrenncn ließ, ging auch dieses HauS in Flammen auf. Eine Wiederherstellung ist niemals erfolgt. **) Lag ursprünglich auf der Bäckergasse, wo früher die Kapelle der heiligen Barbara sich befand. Im Jahre Ibl5 ward eS vor da« Meißner- Thor am Wege nach der Loßnitz verlegt. — OaS Sieg HauS stand bis »um Jahre lS73 vor dem Kreuzlhorc, in welchem Jahre eS „mit allen vor handenen Betten nnd alten Plunder angestecket und weggebrannt" und an die heutige Stelle verlegt worden ist. und wie einen Wundermann bestaunten wir ihn, uns einem sicheren Gefühl hingebcnd. Doch immer wieder wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt; denn immer noch einige Tage verflossen, ehe uns die Zahl der Segel die Nähe des Landes bekundeten. Noch viele Lovtsen redeten uns an, und endlich bugsirte uns ein Schleppsteamer (Dampfer) nach den Mündungen des Weltenstromes. Wie nach einem Bienenstock kamen und gingen alle Schiffe nach einem Punkte. Das Schiff geht ruhiger, denn eS ist in das schmutzig-gelbe Missis- sippiwasser eingelaufen. Schon weit nach dem Golf heraus erstrecken sich die Anschwemmungen des gewaltigen Strpmes, Holzstamm auf Holzstamm abgelagert, oben aufgeschwemmte Erde, denen Farren- kräuter und Schilfe entsprossen, skizziren uns die Torf-, Braun- und Steinkohlenbildung. Bald passtrten wir den Leuchtthurm, das »wischen hohen Schilfen so bunt theatralisch erbaute Lootsenstädtchen Balize und liefen von hier in die westlichen Mündungen des Stromes «in. Das Zwischenverdeck erschien in seinen Sonntagskleidern, die alten Lumpen und Geschirre wurden in's Meer geworfen und nur die Frage, ob wir wohl Quarantaine liegen müssen, lastete noch auf unserer Freude. Nach etwa achtstündiger Fahrt kamen wir an das am Unken Ufer gelegene Quarantainegebäude, ein stattlicher, rings mit korinthischen Säulen gezierter Breterpalast. (Fortsetzung folgt.)