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1896 Neueste Post. Frankfurt, 7. Dec. Man versichert, Herr v. d. Pfordten beharre auf dem Anträge zur Occupation, einige Regierungen je doch schwankten. Heute dürfte es schwerlich zu einer BundeSbe- schlußfassung kommen. Das Finanzministerium deS Herzogs Friedrich von Schleswig- Holstein hat ei« unverzinsliches illimitirteS Anlehen in Fünf, und Zehnthalerschuldscheinen ausgeschrieben und die deutsche Verwendung desselben durch die holsteinischen Stände'vorbehalten. Zeichnungsscheine circuliren bereit« hier. Ein Frankfurter hat 20,000 fl. unterzeichnet. Kopenhagen, 5. Dec. Der König hat eine Proklamation an die Holsteiner erlassen. In derselben heißt eS u. a.: Der König erkenne in der Aufrechterhaltung der dänischen Monarchie eine seiner wichtigsten Regentenpflichten, er könne daher nicht dulden, daß diese Bestrebungen durch die Haltung eines Theils der Beamten genährt werden, sei fest entschlossen, den Aufruhrsbewegungen mit Macht entgegenzutreten und Jeden zur strengsten Verantwortung zu ziehen, der sich zu ungesetzlichen Schritten sortreißen lasse. Indem beabsichtigt wird den deutschen Bundesländern, wie dies bereits mit dem nicht zum Bunde gehörigen Theile der Monarchie geschehen, eine selbstständige Stellung in der Monarchie zu verleihen, hofft der König, daß Holstein, wenn es sich im Genüsse wahrer konstitutioneller Freiheit zufrieden fühlt und damit der fremden Einmischung jeder Vorwand genommen ist, auS freien Stücken der engeren Verbindung mit den übrigen Theilen der Monarchie sich zuneigen und eine alle Theile zufriedenstellende Ordnung daun leichter ermöglichen wird. — Ein Rescript deS König« beauftragt den Minister für Holstein und Lauenburg, der Bevölkerung, den Localbehörden und den Beamten in Lauenburg seine Allerhöchste Anerkennung kund zu geben, daß sie in ihrer Treue und Unter- thanenpflicht sich nicht haben beirren lassen. 7-^—,— persönlichen Gegner stimmt, besonder» bei Wahlen. Die Gefahr, in diesen Fehler zu gerathen, liegt besonder» den enger aneinander geschloffenen und befreundeten Mitgliedern der verschiedenen Vereine recht nahe. Wählen also alle stimmberechtigte Bürger nach den hier aus gestellten Grundsätzen, so ist zu hoffen, daß wir un« bald tüchtiger , Wahlmänner, und durch - diese einer gesinnungstüchtigen Stadtverordnetenschaft zu erfreuen haben. Wer hat ein Herz für alte ergraute Kriegerd Muß ein jedes menschlich fühlende Herz von der bittersten Wehmuth ergriffen werden, wenn, wie öfters der Fall, alte Krieger, welche vor 50 und mehreren Jahren im heißen Kampfe jener ver« hängnißvollen Zeit ihr Leben einsetzten, am Rande deS Grabes mit von Noth und Kummer gebleichtem Haare, wohl auch die Brust mit Orden geziert, den Hut in der Hand, die Barmherzigkeit der Vorübergehenden anflehen, so muß ein Unternehmen, wie die gegen wärtige Gründung eines „ Invaliden - Unterstützung« - Fonds " die allgemeinste Anerkennung finden. Diese Erwartung Hal sich auch vollständig bestätigt, denn kaum war der Mahnrus hierzu ergangen, so kommen auch von allen Seiten die Beweise der wärmsten Theilnahme, nnd haben gegenwärtig schon folgende Herren: Se. Excell. Generallieutenant Graf v. Holtzendorff, Generalmajor a. D. v. Heinz, Kammerherr und Hauptmann a. D. v. Lindenau, Hauptmann v. Meerheimb gütige Mitwirkung als provisorisches StiftungScomitv vorläufig zugesagt, auch, wie immer wo es gilt, das Beste'zu fördern, Se. Majestät unser akverehrter König in gewohnter werkthätiger Liebe wie die übrigen allverehrten Mitglieder unsers hohen Königshauses, ingleichen andere hohe Herren, wie Herr Kammerherr v. Lindenau und a. m. durch reiche Geldspenden ihre rege Theilnahme an diesem Werke der reinsten Humanität an den Tag gelegt haben, so dürften diese erhabenen Beispiele zur Erreichung dieses schönen Ziele« nicht ohne Nach- eiferung bleiben, und gestattet sich der Unterzeichnete hierzu aufzu- fordern mit der dringenden Bitte: der Sachsen herrlichste Tugend „Milde und Barmherzigkeit", auch hier zu üben, wo es gilt, ein so schönes Ziel zu erringen. Damit eS aber möglich werde, unsern alten hilfsbedürftigen Veteranen das heilige Weihnachtsfest durch eine Liebesgabe zu verschönern und denselben noch einmal bei der untergehenden Sonne ihres Lebensabends die Zeit einer vielleicht glücklich verlebten Jugend ins Gedächtniß zurückzurufen, bittet der Unterzeichnete um möglichst baldige Zusendung dieser milden Bei träge. Er wird dieselben an den Ort ihrer Bestimmung senden und seiner Zeit darüber öffentlich Rechnung ablegen. W. Schürer, d. Z. Vorstand des Vereins ehrenvoll verabschiedeter Militair«. - Zur städtischen Neuwahl. ! Je stürmischer die Wogen draußen i« großen politischen Leben , treibe», desto dringender tritt die Mahnung an un« heran, zunächst , in den bescheideneren Verhältnissen unserS eigenen Hause« unsere Rechte al» Staatsbürger nicht.zu vergessen, und de» ursprünglichsten aller Rechte, de« Wahlrechtes eingedenk zu sein. Gewiß trägt die Theilnahmlosigkeit am öffentlichen Leben, die philisterhafte Gleichgiltigkeit in Bezug der Gestaltung staatlicher und städtischer Verhältnisse eine große Schuld an. den verschiedensten Mißständen. Diese Schuld kann bei uns zunächst gesühnt werden durch die allgemeinste Betheiligung an den bevorstehenden städtischen Wahlen. Hoffen wir, daß dieselbe mindestens größer werde, al« bei der jüngsten LandtagSabgeordnetenwahi in der Umge bung Freiberg», bei welcher von allen Berechtigten in einzelnen Ort- schäften wie Colmnitz nur 2l von Hundert, im Ganzen nur 39°/, erschienen waren. Wen aber sollen wir wählen aus der großen Zahl hochachtbarer Bürger, deren Liste uns jüngst übergeben ward? Zunächst wähle man Männer, berex geistige Bildung da» gehörige zweckentsprechende Eingehen in die doch nicht allzu- schwierigen Fragen des öffentlichen Lebens erwarten läßt, welche als» nicht am unrechten Orte verschwenden, noch weniger aber, und > Ließ dürfte für Freiberg von besonderer Bedeutung sein, nicht von starrem Geize, und dem Grundsätze: „je billiger, desto besser", besessen find. Welter müssen wir füglich von unsern Vertretern verlangen ein Herz für die ihnen anvertraute Sache, und Lust, sich ohne persönlichen Lohn mit den Angelegenheiten ihrer Mitbürger zu. beschäftigen. Hüte man sich vor Egoisten, welche nichts gern tbun, was ihre Einkünfte nicht vermehrt. Unter ihrer Berathung möchte unter Umständen der Gemeindeseckel zu privatem Vortheile Ver luste erleiden. Lege man nicht Werth auf die freie Zeit, die Einem zu Ge bote steht. Selbst das schwunghafteste Geschäft läßt sicherlich die geringe zum Besuche der Sitzungen nöthige Zeit übrig. Mit gutem Willen und opferbereitem Gemeinfinn läßt sich auch neben dem Berufe, vieles Ersprießliche leisten, zumal fortan die Deputationen, wegen der größere» Zahl der Stadtverordneten, den Einzelnen weniger belästigen werden. Wer freilich deshalb keine Zeit hat, weil die Stadtverordneten- und Deputationssitzungen möglicherweise tn seine Bierstunde fallen, den lasse man ruhig, lieber zu Biere gehen, mag er auch sonst eine Kraft sein und den höhern Ständen angehören. Sind die erwähnten beiden Bedingungen erfüllt, so können wir noch den Wunsch hegen, daß der Gewählte eine angenehme Form im Umgänge mit Andern habe, weil mit Hilfe derselben Manches leichter erzielt wird, während der Mangel derselben oft unnöthige Erbitterung und nicht zur Sache gehörige Entzweiung von an sich ganz tüchtigen Männern zur Folge hat. Da bei der städtischen Verwaltung kein Stand, weder der Handwerker, noch der Kaufmann, noch der Gelehrte, weder der Hausbesitzer, noch der Unansässtge besondere, die andern Stände gar nicht berührende Interessen hat, so dürfte auch eine Rücksicht nahme aus eine bestimmte Anzahl Gewerbtreibender rc. im Stadt verordnetencollegium als unnöthig erscheinen. Wird doch der ge wissenhafte Gelehrte stets das Beste den Handwerks so zu wahren suchen, al» ob e« sein eignes wäre, und wird doch der gebildete Gewerb-mann auch den Fragen der Wissenschaft eine eben so freudige Theilnahme schenken, als anderen. Die Vertretung aller Stände, welche ohnehin gewiß erreicht wird, da in allen Ständen Intelligenz und guter Wille zu finden ist, hat höchstens das Gute, daß bei den verschiedensten Fragen Sachverständige sofort ihr Urtheil abgebe» können. Da, wie wohl in jeder Gemeinde, leider auch bei uns ver schiedene nicht mit einander harmonirende Parteien bestehen, so möchte auch hierauf aus dem Grunde besonders Rücksicht genommen werden, weil diese Parteiungen nicht wie im politischen Leben durch einander widerstreitende Ueberzeugungen und Grundsätze, sondern durch persönliche Abneigung, durch oft untilgbaren Haß erzeugt und unterhalten werden. Nur dann werden wir gut berathen sein, wenn wir Vertreter-haben, welche jederzeit die Person von der Sache zu trennen verstehe», und unter Umständen sich auch dem persönliche« Feinde anschließen. Wählen wir aber solche, welche al« blinde Parteigänger die persönlichen Rücksichten bei allen Be- rathunge« nnd Abstimmungen in de» Vordergrund stellen, so wer den wir im Stadtverordnetencollegium bald ein unerquickliches Abbild privater Zerwürfnisse sehen. Durch nicht« aber kann Einer die übernommene Pflicht zum Nachtbeile des Gemeindewesenö mehr verletzen, al« wenn er ohne gehörige Rücksicht auf die Sache um jeden Preis für seine Clique, um jeden Preis gegen seinen