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1483 Stimmen" hinzu, wird i«i Herzes und in der freudig-stolzen Er innerung des Tirolervolke» sortlcbiu für ferne Zeit. London. Dem König Georg I. giebt die „Times" einige gute Wünsche und Lehren mit auf den Weg, z. B.: „Wir hoffen, er wird an Rußland und der Türkei vernünftigere Nachbarn finden, als er an Deutschland hätte, und er wird sich durch keinen eitlen territorialen Ehrgeiz verleiten lassen, sein compactes kleines König reich durch ein Holstein an seiner Nordgrenze in Verlegenheiten zu stürzen. Der König wird nun auch schon wissen, daß die einzige zu den Bedingungen seiner LandeSherrlichkeit gehörende Frage, die noch zu erledigen war, so gut wie erledigt ist, Korfu und Paxos, diejenigen der sieben Inseln, die durch den Abzug der Engländer und ihres Geldes am meisten verlieren werden, haben sich bei den Wahlen für den Anschluß an Griechenland ausgesprochen, und es leidet nicht den geringsten Zweifel, daß die übrigen fünf der Veränderung ebenso zugeneigt sind. Die andern Mächte haben in die Abtretung gewilligt, und wir sehen nicht, welcher Grund vor handen sein kann, weitere Einwürfe zu erheben. Hoffentlich weiden die Diplomaten denken, daß ste die Hände voll genug mit anderen Scherereien haben und sich mit diesen kleinen Inseln nicht weiter zu plagen brauchen." Polen. — Die „Danz. Ztg." hat nachstehende Nachricht aus Warschau vom 1.: Ein Tagesbefehl des revolutionären Stadthauptmanns sagt, das Attentat auf den Graf von Berg sei auf Befehl der Nationalregierung ausgeführt worden, um jenen zu zwingen, die Ausrottungspolitik offen zu deklariren, die er sonst nur succesfive und unvermerkt zur Ausführung gebracht haben würde. Berichtigung. In der gestrigen Nr. soll e« auf der ersten Seit« nicht „Freiberg, Len 6. Oct/', sondern ,,den 5. Oit.", und Zeile >3 von oben statt „auf ein paar in Brand ger athene Scheunen", „auf ein paar in Brand gerathen« Dachschaden" heißen. Das kohlensaure Wasser. Es ist nicht bloß eine der zahlreichen Modeihorheitcn, sondein ein wahrer Fortschritt in Cnltur nnd Comfort, der uns in den jetzt überall, selbst in den kleinsten Städte» entstehenden Trinkhallen und Triukbuden entgegentritt, in welchen künstliche Mineralwasser rerab- reichl werden. Die Idee, die natürlichen Heilquellen künstlich nach- zubilden, ist nicht neu, allein Analyse nnd Synthese waren lange Zeit hindurch gleich mangelhaft, und in diesem Zustande ist die Her stellung künstlicher Mineralwasser wohl zweihundert Jahre lang ge blieben. Eist in der Mitte des achtzehnte» Jahrhunderts wurde ihr «ine bessere wissenschaftliche und practischc Basis geschaffen, und man begann die Kohlensäure, dieses unentbehrliche Agens für die Lösung mancher Salze, zu bereiten und dem Wasser bcizumischcn. Allein auch nach diesem großen Fortschritt trat wieder ein Stillstand ein, und erst in den zwanziger Jahren unseres Säculums nahm sich ein tüchtiger Mann der Sache an, der seine Begeisterung für dieselbe aus dem Umstande schöpfte, daß er selbst nach einer zufälligen Ver giftung im Marieubade hcrgcstcllt worden war. Or. Struve in Dresden hat die wirksamsten ^Mineralwasser sorgfältig analysirt, er hat die Synthesis der Mineralwafferfa brieation zu einer streng wissen schaftlichen Doctrin gcipacht, und die technische Darstellung in so hohem Grade vervollkommnet, daß er als der eigentliche Schöpfer der Mineralwassererzcugung angesehen werden muß. Seitdem bis in unsere Zeit ist die letztere überraschend schnell Gemeingut geworden, und die Raschheit, mit welcher der ihr zu Grunde liegende Gedanke sich verwirklichte, so daß durch sie nun Segen und Genesung bis in die ärmste Hütte getragen wird, ist der beste Beweis ihrer Wichtigkeit und ihrer Bedeutung für das öffentliche Wohl. Zu einer «schöpfenden Lösung der synthetischen Aufgabe der Mineralwaffcrfabrication war es nöthig, diejenige physikalische Grmrd- kraft zu Hilfe zu nehmen, unter deren Einfluß ohne Zweifel die Mineralwasser aus der Hand der Natur hcrvorgehen. Diese Grund- kiaft ist der hydrostatische Druck, welche» die aus großer Höhe nieder- ßckcrnden Wasser ausüben, durch welchen Druck das im Inneren der Erde befindliche Wasser eine bedeutend größere Lösnngsfähigkeit für Kohlensäure und dadurch wieder für eine Menge anderer Stoffe er langt. Erst als die Synthese der Mineralwasscrfabrication cs ver mochte, über Liese von der Natur zur Hervorbringung der Mineral- wasscr verwendeten Mittel, d. h. über einen starken, auf die Lösungs mittel auSjuübende» Druck und über ein reich mit Kohlensäure impiägmrteS Wasser zu gebiete», war cs ihr möglich, ihre Aufgabe ganz zu erfüllen, und eine große Reihe von Stoffen in Lösung überzuführen und darin zu erhalten, die ohne jene Mittel unlöslich blieben. Ein« grraume Zeit hindurch hatte vr. Struve die Fabrication der Mineralwasser allein, theilweise als wirkliches Monopol, in Händen, und die natü> liche Folge davon war die unverhältnißmäßige . Höhe d'S Verkausspriiscö derselben. Allmählich entwickelte fich in dessen eine energische Coneurrenz, welche den Genuß jener Wasser allen Schichten deS Volke« zugänglich machte. Die Bereitung d<» Selterser- und Sodawasser« nimmt immer großartigere Dinfeaflone» an. Man benutzt dazu namentlich Marmorabfälle au« den Atelier« dex Bildhauer und den Fabriken von Marmorgegenständen ü. s, y,, diese Abfälle werden mit Schwefelsäure in Verbindung gesetzt, «m große Mengen von Kohlensäure freizulassen. Die Schnitzel, welche unter dem Meißel des Künstlers rechts und links von den Statue» großer Männer abspringen — was dem einey Diplomaten zu diek hinter den Ohren, einem Finanzmann zu lang an den Fingern ge sessen, die beim Standbilde gern vermiedene allzu wahrheitsgetreue Leibesfülle eines Prälaten — das alleS ist bestimmt, in der Form von Kohlensäure unsere Nasen zu kitzeln. Die gewonnene Kohlensäure wird einer dreifachen Waschung unterworfen, dann läßt man sie mit dem Drucke von mindestens drei Atmospären auf ganz rein destillirtetz Wasser eindringen, und sich diesem, bei gleichzeitiger Zusetzung der erforderlichen Salze, unter beständigem Durchrühren energisch im- prägniren. DaS von dem Salze durchdrungene, mit Kohlensäure gesättigte Wasser strömt aus einem Hahne in die mittels eines Mechanismus gcgengedrückte Flasche, welcher man beim Füllen ein paar Mal Luft lassen muß, um das Ucbcrmaaß von Kohlensäure/ das den Eintritt des Wassers in die Flasche verhindert, sreizulassen. Gefüllt, wird die Flasche schnell mit einem bereits vorher angepaßteu Kork durch den Schlag mit einem hölzernen Hammer verschlossen und alsdann gedrahtet. So rasch die Prccedur vor sich geht, sa erfordert doch mancherlei die sorgfältigste Beachtung und größte Mühewaltung. Wie die Flaschen von der ersten Spülung ab so manche Hand durchlaufen müssen, bevor sie zur Verpackung geeignet sind, so muß auch das Wasser verschiedene Stadien durchlaufen, um zur Bereitung würdig befunden zu werden; jedoch dürfte ein nähere« Eingehen aus dieses Kapitel hier nicht am Orte sein. Der Verbrauch der kohlcnsauren Wasser ist bereits bedeutens und nimmt noch täglich zu; die Voitheile desselben in gesundheitlicher Beziehung sind ja auch in die Augen springend. Eine einzige Berliuep Fabrik, die von Werkmeister, hgt im verflossenen Jahre über 1'/, Mik. Flaschen abgcsctzt und gedenkt in dicsem Jahre auf 2 Millionen zu kommen. Während des deutschen Turnfeste« in Leipzig war der Verbrauch deS Wassers so bedeutend, daß trotz der umfassendsten Vorbei citnngen sämmtliche Trinkhallen zeitweilig geschloffen werden mußten, und eine einzige Trinkhalle verkaufte während der Festtage über 300,000 Gläser. Eines UcbelstandeS ist hier zu gedenken, der noch immer den allgemeinsten Genuß der kohlcnsauren Wasser verhindert oder wenigsten« sehr erschwert: das sind die nnverhältnißmäßig hohen Preise, welche an de» mcisteii öffcmlichen Orten noch immer für eine Flasche SclterS- oder Sodawasser genommen werden. Die Wirthe wollen dadurch die Gäste zwingen, anderen Getränken den Vorzug zu geben, sie vergessen aber dabei zweierlei. Einmal würden bei niedrigen Preisen viele Leute, welche am Morgen keine Spirituosen zu sich nehmen dürfen oder mögen, gern eine Flasche Kohlensaures in einem öffent lichen Local genießen; es würde also auch hier der niedrigere Preis keinen Schaden bringen, denn die Menge würde es auSgleichen. Sodann aber dürften die Wirthe versichert sein, daß bei herabgesetzten Preisen manche Flasche als bloßes Accidenz zu anderen Getränken genossen werden würde, während jetzt der hohe Preis des Wasser« die meisten Gäste zwingt, nur entweder das Eine oder das Andere zu genießen. In Paris kostet in der feinsten Restauration eine Sprndclflasche Selterswasser 1«/, Slbgr., gerade deshalb aber fällt cs anch keinem Gaste ein, sich blos auf den Genuß dieses Wasser« zu beschränken, sondern Wirth und Gast betrachten dasselbe als etwas Accidentielles, das jener mit einer Coulanz bietet, die dieser zn ver gelten sich verpflichtet fühlt. Auch unsere Sodawasserflaschen sind unpraktisch, de» sie sind so schwach, daß man ihnen keinen stärkeren Druck als von drei Atmospären zutrauen darf; in England hat man abgerundete Flaschen, welche einen Druck bis zu fünf Atmospären vertragen und deshalb auch weit mehr Kohlensäure enthalten können. Vermischtes. ' Kein lustigerer Schulrath in Ost- und Wcstpreußen als Schnl- rath Wantrup. In keiner Versammlung darf er fehlen, wenn maw sich einen Jux machen will; man verschreibt ihn extra weither und ruft ihm zu: Abgeordneter, deutsche Farben! n. s. w., so geht er blind ins Zcng. Die 2SL preuß. Abgeordneten nannte er kürzlich in Danzig cbcnsoviele Abenteurer, schimpfte auf die „dreifarbiger» Barrikadenlappen"; Deutschland, rief er, fängt erst bei Hintcrpommern an, die Militärfragt ist nur Sache des Königs, die Kammern habe» nicht drein zu pfuschen nnd höchstens Ja! zu sagen u. s. w. Her» Bismarck ist ihm das A und O aller Weisheit und Tugend.