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und Tageblatt. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und , - der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. dar bi« Nachmittag» r Ubr für die nächst, erscheinende Nummer angenommen. ----Freiberger Anzeiger vierteljährlich ISNgr. Inserat« werden di« gespalten« Zeil« »der deren Raum mit! Pf.^ berechnet. .E 195. Mittwoch, den 2l. August. 1861. Tnqk's Geschichte. Dresden, 19. August. > (D. I.) Nach den. uns über den Aufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Luzern neuerdings zugegangcnen Nachrichten erfreuen sich die aller höchsten und höchsten Herrschaften insgesammt deS erwünschtesten Wohlseins. Die beabsichtigte Besteigung des Rigi ist von ihnen bei günstigem Wetter ansgeführt worden.' Nach den über die Weiter» reise getroffenen Dispositionen werden Ihre Majestäten Luzern morgen verlassen und nach Interlaken gehen, von hier aus die um» liegenden interessantesten Punkte, nämlich den Grindclwald, Lauter» drunnen, den GicSbach w. besuchen, den 25. d. M. nach Zürich abrcisen und den 26. August die Rückreise über Lindau und Possen- Hosen nach Pillnitz antrcten, wo sie den 29. August einzutreffen gedenken. Chemnitz, 18. August. Das hiesige k. Gerichlsamt bat untcrm 12. August an die Ortsgerichte und Gemeindevertreter seines Bezirks folgende Bekanntmachung erlassen: „Ein schwarzes Ver brechen ist vor wenigen Tagen in unserm Bezirke verübt worden. Eine Mutter hat — eS sträubt sich Lie Feder, «S niederzuschrciben — eine Mutter hat ihr eignes Kind erwürgt'. — Wenige Wochen zuvor ist ein gleiches entsetzliches Verbrechen in hiesiger Stadt begangen worven. — Wie die bisher angestellken Erörterungen darthun, scheinen die unglückseligen Mütter dir Veranlassung zn den schwarzen Verbrechen in den Lehren der sog. heiligen Männer gesunden zu haben, welche unter dem Deckmantel christlicher Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit allerhand Jrrthümcr verbreiten, durch welche beschränkte Menschen nicht nur in ihrem Innersten geängstigt, sondern sogar auch zur Verzweiflung getrieben werden. Und' diese Menschen nennen sich „heilige Männer". Auch in unserm Bezirke haben sie ihr Unwesen begonnen und bereits in mehrcrn Orten das Gift ihrer Irrlehren ausgestreut. Dem muß mit Entschieden heit entgegen getreten werden, und damit nickt noch mehr Menschen sich und Ändere unglücklich machen, fordere ich die Ortsgerichte und Gemeindevertreter hiermit auf, soweit nur immer möglich, ausklärend, verständigend und warnend einzuschreiten, während ich von de» Ortsgerichten erwarte, Laß sie sofort Anzeige machen werden, wenn diese sog. heiligen Männer in unserm Bezirke wieder ihr Unwesen beginnen sollten." — Das „Chemnitzer Tgbl.", welches diese Be kanntmachung in seiner Nummer vom 16. August mittheilt, bemerkt hierzu: „So entsetzlich Ler Umstand ist, daß in kurzer Zeit zwei Müitcr aus religiösem Wahnwitz zn Kindesmörderinnen geworden, so laut ruft derselbe allen die Warnung vor falschen Propheten zu. Die Obrigkeit allein kann dem finstern Treiben nicht steuern; nur wenn alle Gntdenkende, namentlich alle, denen das reine und lautere Evangelium Gcwissenssache ist, zur Ausrottung des Unkrautes, so bald es fick zeigt, freiwillig Mitwirken, kann der weitern Ausstreuung des bösen Samen- mit Erfolg entgegengearbeitet werden. — Im Laufe dieser Woche find leider auch zwei Selbstmorde von Frauen zu beklagen. Während sich die Ehefrau eines Loco- mvtivenführers B. in einem nahegelegenen Teiche ertränkte, hat sich die an Schwermut!) leidende Ehefrau des Druckers O. in ihrer Wohnung mit einem Rafirmeffer die Halsadern durchschnitten. Beide Frauen wurden todt aufgefunden, und es blieben alle angewendeten Wiederbelebungsversuche erfolglos. Pesth, 15. August. (U.L.) Die k. ungarische Tafel hat in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, keinen Israeliten zur Advocaten« Prüfung zuzulassen, ferner den bereits bestehenden jüdischen Advocaten, deren Ernennung noch unter dem frühem Regime erfolgte, die fernere Ausübung der Advokatur nicht zu gestatten. Frankfurt, 12. August. Das Kolleg zur Geselligkeit bat in diesen Tagen unter seinen Mitgliedern eine Subskription eröffnet, welche eine wöchentliche Groschensammlung bezweckt, deren Ertrag zu dem Bau einer deutschen Flotte unter Preußens Führung ver wendet werden soll. Paris, 17. August. (K. Z.) Am 15. Aug. Abends ereignete sich im Lager von Chalons ein bedauernSwerther Vorfall. Als man das Feuerwerk losbrannte, wurden die Pferde scheu, rissen sich los und stürzten sich, ungefähr 800 bis 900 an Ler Zahl, über das ganze Lager her. Viele Soldaten wurden verwundet. Eine große Anzahl Pferde fehlte am nächsten Tage. Die Manöver im Lager hatten wegen der großen Hitze noch nicht begonnen. Nach einer der„A.Z." aus Neapel zugegangenen telegraphischen Nachricht wurden alle Mönchs» und Nonnenklöster aufgehoben, mit Ausnahme jener Orden, die sich mit Unterricht beschäftigen wie die Barnabiten rc. Der Staat behält sich aber das Recht vor, die Klosterschulen zu beaufsichtigen und die Lehrbücher zn bestimmen. Die Bcnedictiner von Monteeastno, die von Cava und Montevergine und noch einige andere Klöster wurden von dieser Bestimmung ausgenommen. Die Bettelmönche bleiben, dürfen aber keine Novizen mehr ausnehmen, und der Staat wird ihnen auch jene Wohnungen anweisen, die er für geeignet hält, wenn ihre Zahl aduimmt. Die entlassenen Mönche und Nonnen erhalten vom Staate eine Pension von monatlich je 9 Ducati (u 2 Fl.) — Man sagt, daß sich unter den zuletzt in Neapel Verhaftete» auch der Exminister Franz 11., Herr v. Ulloa, befindet. Genua, !5. August. (W.Z.) Die in Neapel verhafteten Generale und Offiziere sind hier eingetroffen; es find im Ganzen 22, darunter 3 Marschälle, 7 Generalmajore, 12 Obersten; Lie minder Compromiklirlen bleibe» hier, die übrigen werden in andern Städten Oberitaliens internirt. Warschau, !6. August. (Dr. I.) Gestern, am Namenstage Kaiser Napoleon'« HI., 5 Uhr Nachmittags, hat sich eine Dele gation, aus Repräsentanten aller Klaffen der Bevölkerung bestehend, zum französisckcn Gencralconsul, nach dem ZamoySki'schen Palai», begebe», um demselben im Namen eines größern Theiles des Volke« die Sympathie für „denjenigen Monarchen auszudrücken, der Ruß land und Oesterreick gedemüthigt, die Freiheitöfahne Italien« in die Hand nahm und sich die Stütze und Aegide der unterdrückten Nationalitäten nennt". „Besonders kommen wir hier — sagte der Redner —, Ihnen an diesem Tage Lie legitime Sympathie des polnischen Volkes für das Volk der Ehre und de« Ruhmes, für das Volk, welches der Civilisation vorangeht und welches so viele Beweise der Liebe und Zuneigung zu uns gab, auSzusprecken". De: französische Gencralconsul, M. Segur de Beyron, antwortete in warmen Worten, daß er gerührt sei, solche« Zeugniß der Sym pathie des polnischen Volkes für das französische seinem Monarchen ablegen zu können. Er danke der Delegation für die Wünsche, die sie aussprach, und glaube, daß die Bande des Blutes, welche di, beide» Völker vereinen, nämlich de« Blutes, welches sie zusammen auf den Schlachtfeldern geopfert, unauflösbar seien. Dann wandt, sich der Herr Konsul an die Repräsentanten der Arbeiter und sagte; „Arbeitet, meine Herren, arbeitet, um das Ausland nicht brauchen zu müssen". Zuletzt drückte er nochmals der Delegation seinen persönlichen Wunsch einer bessern Zukunft für das polnische Volk aus. — Am Tage zuvor waren in der Stadt solgende Placate zu lesen: „Da« einzige Volt, welches, so wie wir Polen, für die Idee des Fortschrittes und der Freiheit zu kämpfe., wußte, ist das fran zösische; der einzige Herrscher, welcher 1'bt üffenlllck die Sache der unterdrückten Nationen zur Geltung brachte, welcher die Macht Rußlands in Sebastopol schwächte und die Allgewalt O-Sttretch- in Italien vernichtete, ist Napoleon 1U Unter den Fahnrit der französischen Republik und des Kaiserreichs kämpften so diele unsrer