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M reihte sich die männliche Bevölkerung gz, einander: alle Häuser waren schwarz behängt, an allen Fenstern erschien man kn tiefster TMer;'" in den 'MiM/ Stadttyeilen herrscht Kirchhossstille. Äm 6'/, Uhr versstß dev Zug da- Sterkehaus in üachstehender Reihenfolge: die Infanterie und Cavalerie ^welche" die Garnison von Turin bildet; sechs Stück Geschütze; ein Bataillon des von Cavour neuerdings gebildeten 1. Marineregiments ; eine Compagnie LandungSscetruppen mit ihren Enterbeilen; drei Legionen der Türiner Nationalgarde, die 4. bildete Spalier; sämmtliche Offiziere ohne Truppen, die in Turin anwesend waren; vier geistliche Brüderschaften; eine große Anzahl von Damen in Trauet; die Mönche des Kapuziner- und des FranziscanerklosterS; der Klerus der Pfarrei Unserer lieben Frau der Engel; der Leichenwagen, von sechs Pferden gezogen. Die Kordons wurden gehalten vom Kriegs minister, vom Justizminister, dein Grafen Sclopis als Vicepräsi denten des Senats, von Ratazzi dem Präsidenten der Deputirten- kammer und von den Generalen Sonnaz und Crotti. Auf dem Leichenwagen bemerkte^ man unter den Insignien den Genielieute« nantshut, welchen der Verstorbene getragen; hinter dem Leicben- wagen trug ein Herold den Annunciadenorden auf einem Kiffen. Dann folgten die Annunciadenritter, die Adjutanten des Königs und der Prinzen, die übrigen Minister und Großwürdenträger, der Senat und die Dcputirtenkammer in corpore, auch die äußerste Linke, wie Brofferio, Mauro, Macchi, Ricciardi rc., sodann der Staatsrath, die Rechnungskammer, der Appellhvf, der Gemeinde- rath mit der Municipalgarde, die Univerfltätscorporation rc.; die Emigration mit Trauerfahnen, welche das römische und venetia- nische Wappen trugen, ein starkes Detachement Freiwilliger im Garibaldi'schen rothen Hemde, sämmtliche Arbeitervereine mit ihren Fahnen, viele Körperschaften aus Genua, Casale rc., die Pacht- und Ackersleute von Ceri und andern Cavour'schen Gütern, die Livercen der Familie Cavour und vieler verwandten und befreundeten Familien, welche Kerzen mit den Familienwappen trugen. Den Schluß des Zuges bildete eine Schwadron Piacenza-Husaren zu Pferde. Eiugereiht aber hatten sich viele der angesehensten Männer Italiens, denen sich nun die gesammte übrige Bevölkerung anschloß. Um 7^/, Uhr verkündete der Donner der Kanonen den Eintritt deS Sarges in die Kirche Unserer lieben Frau der Engel, wo die Leiche die Nacht über blieb, um vorläufig dann nach Cavour's Villa bei San tana gebracht zu werden. Bei der Autopsie der Leiche fiel es auf, daß Cavour's Haare während der wenigen Tage der. Krankheit vollständig gebleicht waren. Das Sterbezimmer wurde so, wie die Bevölkerung es sah, als sie Zutritt erhielt, photographisch ausge nommen. Die offizielle Gazetta di Torino bestätigt, daß der König der Familie für Beisetzung des „großen Italieners" die Gruft in der Superga neben dem Sarge seines Vaters Karl Albert ange boten hat. Testamentarisch hat Cavour unter anderm 50000 Lire der Stadt Turin zur Gründung eines Kinderasyls im Stadttheile der Porta nuova vermacht. Ueber die letzten Augenblicke des Grafen Cavour berichtet die Gazzetta di Torino unterm 6. Juni: „Nachdem dem Kranken gestern Abend um 7'/r Uhr die Sterbesakramente auf sein Verlan gen verabreicht worden waren, wurde neuerdings eine ärztliche Berathnng abgehalten, zu der auch Professor Niberi beigezogen wurde. Die Krankheit machte reißende Fortschritte. Um 10 Uhr stellte sich ein tiefer Schlaf ein, und es wurden dem Kranken Zugpflaster .auf die Füße und den Hals gelegt, welche aber keine Erleichterung hervorbrachten. Während der Nacht folgten Delirium, Krämpfe und Blutungen. Am Abend hatten der König und Prinz Larignan dem Patienten einen Besuch abgestattet, konnten aber von demselben nicht mehr erkannt werden. Gegen 3 Uhr morgens machte sich eine sichtliche Besserung merklich; doch bald darauf schwand jegliche Hoffnung. Während der Phantasteanfälle hörte man ibn wiederholt die Worte aussprechen: „Nein! nein! Ich mag nichts von Belagerungszustand wissen. Wer kann auch unter einem Belagerungszustand regieren?" Gegen Morgen nahmen die Kräfte überraschend schnell ab; um 7 Uhr weniger 5 Minuten hatte Cavour zu leben aufgehört." In der Proclamation deS Turiner GemeinderatHS über Cavour's Tod heißt es: „Dieser Tag ist ein Tag der Trauer und des Schmerzes für Jeden, der die Freiheit und den Ruhm des gemeinschaftlichen Vaterlandes liebt. Aber lasset euch nicht überwinden von Klein- muth und Verzweiflung. Standhaftigkeit und Festigkeit in schwerem Unglück sind die Tugenden starker und ruhmreicher Völker, und auch ihr habt schon glänzende'Beweise davon gegeben. Turin, 12. Juni. In der heutigen Sitzung der Deputirten« kammer zeigte Ricasoli an, daß das neue Ministerium gebildet sei, und daß es die Politik Cavour's fortführen werde. Italien habe das Recht, eine vereinigte Nation zu bilden. Das Ministerium ^erde die Verfassung und die Gesetze achten, die Ordnung aufrecht erhalten und mjt^Eiser die Bewaffnung betreiben. -- AA'UfAZ legte' Ricaföli Men Gesetzentwurf zur Errichtung eineS ArsiMV in Spezzia vor. ' ' E ' ^AuS'Neapel, 4. Fuili, wird gemeldet, daß,m ganre« Süden das Fest der italienischen Einheit am 2. JUni ungestört und keMert' gefeiert ward. In der Stadt Neapel hätten sM M Ganbükdi'schen! Arbeitervereine für diesen Tag permanent erklär^ um bereit zu sein, jede Feststörung zu unterdrücken.^ Btt--e» Dolksfestlichkeiten würden Reden für die Befreiung Rocks und Venetiens gehalten. ' ' " ' - Der'heutsch-evangeM W'W' spricht im schwäbischste.Merkur seinen Dank aus, daß det KW- vön Würtemberg der deutsch-evangelischen Gemeinde in Nizza zur Erbauung einer Kische ein Geschenk von 500 Fl. hat MMea lassen. ' ' ' , - - . ..m -tu. 4^ . : Aus Mailand wird der „Triest. Z." geschrieben: KussutH wird sich nun definitiv in der Lombardei niederlaffen und chtst ibt? reitö eine Villa am Comersee, man nennt die Villa.Serktlloni, gemiethet, um daselbst zu wohnen und seine Notenfabrik zu betreiben. Derselbe soll in Turin 12 Handpressen angeschafft und Handwerker geworben haben, welche seinen Plan realisiren werden. Der ehemalige Finanzpräfect in der Lombardei, Herr. Capella«, gehört zur iutnnen Gesellschaft Kvssuth's und geht demselben bei seinen Finauzmanövern mit Rath und That an die Hand. London, 10. Juni. Nach der heutigen „Times" sind drei Regimenter Infanterie und Artillerie nebst Munition in die anglo amerikanischen Garnisonen gesandt worden, nm diese gegen etwaige Angriffe der irregulären Corps zu verstärken. London, 12. Juni. Hier eingegangene Nachrichten au» Kanton vom 30. April melden, daß die englische und die fran zösische Gesandtschaft in Peking installirt und am 26. März die Flaggen dieser beiden Nationen daselbst aufgehißt worden sind. — Japan war ruhig. London, 13. Juni. Das Oberkanzleigericht hat wegen der Banknoten die Appellation Kvssuth's gegen den (aus Vernichtung der Noten lautenden) Urtheilsspruch des Vicekanzlers verworfen. Warschau. Das Regierungsblatt schreibt: KaS Königreich Polen war wegen verschiedener Unglüchsfälle, die diese- Land in den letzten Jahren heimgcsucht haben, nicht im Stande, die ganze gesetzmäßige Anzahl von Rekruten zu liefern. Der hieraus entstandene beträchtliche Ausfall sollte durch einen Zuschlag auf die jährliche Aushebung über die Zahl des gewöhnlichen Contingents gedeckt werden. In seiner unbeschränkten Gnade hat Se. Maj. der Kaiser, auf die untertbänigste Vorstellung weil, des Fürsten- StatthalterS, durch allerhöchste Entscheidung vom.14. (26.) October v, I. allergnädigst zu erlauben geruht, daß jener Ausfall im Betrage von 41,436 Rekruten für nicht stattgehabt angesehen werde. Infolge dieser Gnade deö Monarchen, die allen Klassen der Bevölkerung deS Königreichs erwiesen wurde, wird die Anzahl der Rekruten dieses Landes im Verlaufe der Jahre, während deren der besagte Ausfall ersetzt werden sollte, um 3327 Mann jährlich vermindert. - Vermischtes. * Ein großer Betrug ist bei Modlin durch drei Oder-Kahn, schiffer verübt worden. Dieselben zeichneten ConnaiffementS über eine große Quantität Weizen; die Lonnaissements wurden von Danziger Kaufleuten mit 30,000 Thlr. beliehen und die Ladungen versichert. Die Schiffer hatten aber im Bug nur wenige Mispel geladen und verunglückten in der Nähe von Modlin. Durch Aussagen einiger Schistsknechte soll die vorgedachte und absichtliche Versenkung der Fahrzeuge constatirt, der Absender aber nach Amerika entflohen sein. — * Am 17. April gab ein Herr Gottschalk in Havana ein merkwürdiges Concert, in welchem — nach Angabe des „H. C." — 40 Pianisten und 450 andere Jnstrumentisten mitwirkten. Der Concertgeber trug mehrere seiner Clavier-Compositionen vor und eine Sennorita Erminia Carrere aus New-Orleans sang die Phantasie von Rosellen über die „Sonnambula". Eine romantische Symphonie: „Die.Nacht der Tropen", kam mit Tambourins und 6 Harmome- flöteu, eine Gottschalk'sche Phantasie auf westindische Weisen durch 40 Pianisten, dann ein Triumphmarsch mit 80 Trompeten und Trommeln zu Gehör! Gottschalk wollte erst seine Phantasie durch 80 Pianos auSsühren lassen, aber die Polizei widersetzte sich diesem Vorhaben. , . , * Die ,Ostd.P." schreibt unterm 10. Juni aus Wien: Ein Leichenzug, welcher sich vorgestern zur Währing« Linie hinaMe-