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3K6 r 7-»- — ' M - < - Die hohe strategische Wichtigkeit de» savoyschen Alpenlunde» war ohne Zweifel ein Hauptgrund für Frankreich, sich desselben zu be mächtigen , womit sich dann von selbst die weitere Folge verband, die Ohnmacht der Verträge von 1815 aller Welt »ck ocnlos zu demoustriren. Wa» da» erste Kaiserreich unvollendet ließ, wird da» zweite zu vollenden nicht versäumen: es wird Savoyen M eine/ feste Burg verwaudeln, welch zugleich Italien, die Schweiz und Deutschland bedroht. Die Natur hat herrlich vorgearbeitet. Zu nächst ist jetzt die französische Regierung damit beschäftigt, in Annecy große Kasernenbautcn vornehmen zu lassen, ein neuer Beweis, daß man von einem dauernden Besitz überzeugt ist. , Italien. Mazzini ertheilt in einem Artikel: „Die italienische Frage und die Republikaner", nachdem er das Cabinet Cavour eines der ttalienischen Sache verderblichen Zauderns beschuldigt, den Italienern folgende Rathschläge: „Vor allem müßt ihr jetzt euer italienisches Recht dauerhaft begründen. Di« 30 —50000 Freiwilligen haben euch das Pro gramm dazu gegeben, und heute, da ihr Millionen freier Menschen seid, müßt ihr euch beeilen, dieses Recht aus fester und dauerhafter Grundlage auszurichten. Europa erwartet, um es anzuerkennen, nur eine Kundgebung durch euch. Diese Kundgebung muß aber dreifacher Art sein. Ihr müßt von einem Ende Italiens zum andern gegen die Besetzung Roms protcstiren und dessen schleunige Räumung verlangen; ferner müßt ihr euch bewaffnen, und dann müßt ihr Oesterreich in Venetien angreifen. Ihr wartet, sagt ihr, auf einen neuen Ausruf Garibaldi'S; aber hat euch Garibaldi nicht so oft und abermals gesagt, daß er für den Frühling von euch 500000 bewaffnete Männer erwarte? Gebt ihr euch wenigstens Mühe, sie euch zu verschaffen? Organifirt und bewaffnet euch also, Italiener'. Wenn eure Regierung nicht die Absicht hat, euch irre zu führen, oder gar den Hintergedanken, euch zu verrathen, so darf sie sich euerm Willen und euern (Vorbereitungen nicht wider setzen. Seid ihr einmal bewaffnet, so greift, ich sage es euch, den Oesterreicher in Venetien an. Könnt ihr einen einzigen Augenblick zweifelhaft sein, daß ein von Garibaldi in Venetien geführter Unabhängigkeitskrieg die regelmäßige Armee, welche den Strömungen zu folgen gezwungen ist, nicht hinter euch her fort reiße? Dies, Italiener, sind die Rathschläge, welche die Republi kaner ihren Brüdern im Vatcrlande tttheilen. Rom, 2. April. Während der heil. Vater diesen Vormittag der heil. Messe in der Sixtinischen Kapelle beiwohnte, befiel ihn eine leichte Ohnmacht, von der er sich jedoch augenblicklich wieder erholte. Die Bevölkerung Griechenlands ist seit dessen Constiluirnng zum selbstständigen Staate um 40 pCt. gewachsen und der Effectiv- stand der Handelsmarine giebt heute eine Tonne auf drei Ein wohner. Die vereinigten Staaten Nordamerikas weisen nur eine Tonne auf 4'/, Einwohner auf, England eine Tonne auf 6'/, Ein wohner nnd Frankreich auf 41 Einwohner nur eine Tonne. — Griechenland besitzt gegenwärtig 900 Elementarschulen, in welchen 50,000 Kinder unentgeltlich die Wohlthat des Unterrichtes empfangen, zu dem sic aber verpflichtet find. In den höheren Schulen zählt man mehr als 6000 Zöglinge, unter denen sich die 5—600 Stu denten der Athener Universität befinden. Die Militär- (Cadetten) Schule und das Polytechnikum umfassen mehr als 700 Schüler. — Für eine Marine-, eine Kunst- und Gewerbeschule find die Stiftungen längst gemacht. Unter den Anstalten für die Erziehung deS weiblichen Geschlechts nimmt das Haupterziehungsinstitut „Arsakion" in Athen unter dem besonderen Schutze der Königin Len ersten Rang ein. Aus Loudon, 16. März, wird der „Elbf. Z." mitgetheilt, daß Vertreter des gesummten Freimaurerordens in der Welt am 1. Juli d. I. daselbst zum Kongreß zusammcntreten werden. Zehe Großloge soll durch zwei Abgeordnete vertreten sein. Obschon nur' Förmlichkeiten in Ordensangelegenheiteu die nächste Veranlas sung zum Kongreß gegeben haben, so glaubt man doch, daß wich- , tige Dinge, sowohl innere Angelegenheiten des Ordens, als auch nach außen gehende Beziehungen desselben zur Verhandlung kommen werden. London, 28. März. Die Arbeitseinstellung der Baugewerke droht abermals traurige Dimensionen anzunehmen. Vorerst feiern die beiden großen Firmen Kelk und LucaS, welche die Errichtung de» großen Gebäudes für die Ausstellung des nächsten Jahres über nommen haben. Von diesen ist folgender Vorschlag gemacht wor- den: Statt daß die Arbeitszeit auf gewisse Tagesstunden beschränkt werde, arbeite Jeder, so lange er Lust hat, und lasse sich für die Stunde bezahlen. Bisher war festgesetzt, daß jeder Maurer an Wochentagen 10 und an Sonnabenden 8 Stunden arbeite» müßte, wofür fie einen Wochenlohn von 33 Schillingen, somit 5 Sch. 6 Pce. für den Tag oder weniger als 7 Pce. für die Stunde ver dienen. Die genannten Firmen erklärten sich berekt, volle 7 Pce. für die Stunde zu zahlen und es dem einzelnen Arbeiter freizu- stellen, wie viele Stunden er den Tag arbeiten will. Trotzdem er klären die betreffenden Gewerksvereine, daß dieser Vorschlag unan nehmbar sei, denn der stärkere und fleißigere Arbeiter wäre dann iM entschiedenen Vortheil — was doch wohl sehr naturgemäß ist — und dem Arbeiter sei es nicht um mehr Geld, sondern um mehr Erholung zu thun — was jedem Einzelnen, der obigen Vorschlag annimmt, ja eben freigestellt bleibt. — Geldsammlungen für die durch Hungersnoth heimgesuchten Districte Indiens sind im Gange, und der Lord-Mayor bat zu diesem Zwecke ein großes Meeting nach der Egyptianhall im Mansionhouse ausgeschrieben. Das Elend der ärmern Classen in und um Delhi soll alle Vor stellungen übersteigen. Hunderte beschäftigen sich auf offener Straße damit, den Straßenstaub zu sieben, um einige Getreidekörner zu erhaschen, die beim Transport in den Staub gefallen sein mochten. Weiber und Kinder wühlen im Erdreich nach verlornen Körnern oder nach altem, schadhaftem, ausgeartetem Getreide, das vor Jahren als unbrauchbar und ungesund vergraben worden. Viele verhungern auf der offenen Landstraße, ganze Familien wandern aus, Städte und Dörfer stehen entvölkert, und doch ist die Noth noch immer nicht auf ihrer höchsten Höhe angelangt und dürste noch furchtbarer werden, wenn sich nicht unterdessen Regen einge stellt har. Aus Mirut, einem Bezirke von gegen 4 Millionen Ein wohnern, schreibt der Kommissar, es sei kein grüner Halm zu sehen, so weit das Auge in den Niederungen reiche. London, 30. März. Die amtliche „London-Gazette" enthält die Bestimmungen über die allgemeine Industrie- und Kunst ausstellung des nächsten Jahres. Im Folgende» theilcn wir daraus alles Dasjenige mit, was dem Auslande darüber zu wissen notb thut. Zugelassen werden sämmtliche durch menschlichen Ge- werbfleiß erzeugte Gegenstände, Rohmaterialien, Maschinen, Fabri kate und Kunstgegenstände. Im industriellen Departement werden am Schlüsse Preise vertheilt. Die k. Kommissare find bereit, alle ihnen zugesandten Ausstellungsgegenstände vom 12. Februar bi» zum 31. März 1862 incl. in Empfang zu nehmen. Jeder Aus steller muß seine Waaren im Ausstellungsgebäude abliefern, um fie dort aus seine eigene Gefahr auszupacken nnd aufzustellen, ohne daß der Ausstellungscommisfion Fracht- und Zollspesen anheimfallen dürfen. Verantwortlichkeit für Verluste durch Feuer, Diebstähle rc. werden nicht übernommen. Die k. Kommissare werden für Wasser- und Dampfkrast (Hochdruck, jedoch nicht über 30 Pfd. pro Zoll) sorgen, wo Maschinen in Bewegung gezeigt zu werben wünschen. Fremde Aussteller sollen sich an die betreffende Commission ihre» Landes möglichst zeitig wenden, um sich über die weitern etwa nö- thigen Anordnungen Rath» zu erholen, da keine directe Korre spondenz stattfindet. St. Petersburg, 2. April. Das „Journal de St. Peters- bourg" veröffentlicht einen Ukas, durch welchen der Staatsrath für Polen wiederhergestellt wird, Gubernial-, Districts- und Municipal- räthe daselbst eingeführt und die Angelegenheiten der Kirche und deS öffentlichen Unterrichts einer Specialcommission überwiesen werden. Eine der „Schlesischen Zeitung" zugcgangene Korrespondenz meldet aus Warschau: In einer stattgehabten Audienz beim Fürsten Gortschakoff sagte Gras Zamoyski: „Das Land werde die Reformen mit Dank annehmen; eö seien für jetzt aber nur Urkunden und käme es gegenwärtig auf deren Ausführung an." Fürst Gortscha koff erwiderte: „Der Kaiser hätte nicht nöthig gehabt, irgend etwas zu bewilligen; da er aber die Reformen gewähre, so gewähre er sie aufrichtig und loyal." — Bei einer Anrede in der Medicinal- akadcmie äußert« Graf Wielopolski: die Anstalt solle sich als Fa- cultät einer künftigen Universität betrachten. — Von der polnischen Grenze wird über Berlin gemeldet: Die gemachten koncessivnen habe» nicht befriedigt; die Trauer wird verstärkt, die Nationalanzüge werden allgemeiner; die Preß organe ermahne» zur Mäßigung. Bürgerconstabler ohne Waffen patrvuilliren durch die Straßen Warschaus. 24 Delegaten find wieder in Thätigkeit. Warschau, 2. April. Der Fürst-Statthalter bat einen zweiten Aufruf erlassen. Es heißt in demselben: Ein wichtiger Moment zwingt mich, Euch nochmals Worte der Vernunft zuzurufen. Die verheißenen Institutionen, welche die theuersten Interessen Eure- Landes, Eurer Religion und Nationalität verbürget«, werden zur aufrichtige» Ausführung kommen. Hütet Euch vor Unruhen, die die Regierung nicht gut heißen könnte und die alles Andere unter drücken würben. Aus Amerika kommen böse Nachrickten. Der Riß zwischen deur Norden nnd Süden hat die meisten Geschäfte zum Stillstand