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Freiberger Anzeiger '-'ff und ISS Montag, den 22. Juli. M»! * Uhr. Inserate wn- d« bi» Nachmittaz» » Ubr für dit.nLchfp- «rscheinevdr Nummer angenommen. ! E ^r> W« W,chn»ag früh > Pret, »««Mjlheüch iSNgr. Inserat« werden die gespalten« Z«tl« ob« d«ren«-mn mit S Pf. Toqesqeschichte. Dresden, 19. Juli. Nachdem die gestrige Abendfltzung der Zweiten Kammer lediglich durch Borlesen des Deputationsberichts über den Boigtland-Egerbahnbau ausgefüllt worden war, wurde in der heutigen lediglich der Debatte, deren Schluß nach fünfstündiger Dauer gegen 13 Stimmen beschlossen wurde, gewidmeten Sitzung über die bezüglichen Anträge folgendermaßen entschieden: Der Minoritätsanlrag (auf Ablehnung) wurde mit 60 gegen 8 Stimmen verworfen, der der Majorität (Genehmigung des Ausbaues bis an die Grenze, unter Voraussetzung der Verständigung mit der bayer- scheu Ostbahn, der Vereinbarung mit den Stände» über die Geld mittel und ruhiger politischer Verhältnisse) gegen 7 Stimmen angenommen, die Vorschläge derselben bezüglich der Linie einstimmig, der in einen Wunsch verwandelte Antrag auf Berücksichtigung der Städte Lengenfeld, Treuen, Auerbach und Falkenstein mit 35 gegen 33 Stimmen, im Fall der Unauüführbarkeit der vom Abgeordneten Georgi gestellte Antrag: die Regierung möge dem nächsten Landtag eine Vorlage wegen einer Zweigbahn für dieselben machen, gegen 27 Stimmen, die von einer Minorität der Majorität gestellte Bedingung der Inangriffnahme nach Maß anderweitigen Freiwerdens von Arbeitskräften gegen 21 Stimmen angenommen. Ein Antrag des Abg. Koch (Buchholz), die Chemnitz-Annaberger Babu vor allen andern Projekten auszuführcn, ward mit 43 Stimme» abge- lehnt, der der voigtländischen Bahn eventuell die Priorität znerkennende Antrag der Majorität gegen 3 Stimmen angenommen, das Beharren auf den 3l. December als Bereinburungstermin mit der bayerischen Ostbahn mit 51 Stimmen abgelchnt, und gegen 3 Stimmen dessen Erstreckung bis 31. März 1862, endlich einstimmig die bezügliche» Petitionen auf sich beruhen zn lassen beschlossen. Zuletzt beantragte noch StaatSminister Frhr. v. Friesen, die Ermächtigung zur An wendung des Expropriationsgesetzes, welche von, vorigen Landtage diesen und andern Linien für den Fall des Zustandekommens eines Privatunternehmens in der Zwischenzeit ausgesprochen worden war, da man bei der bedingte» Entscheidung nicht wisse, welche Bahn zuerst gebaut werde, für beide zu erneuern, was einstimmig beschlossen wurde. Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Baden-Baden vom 17. Juli: „Die Untersuchung gegen Becker ist für die hiesigen Vorgänge bis auf einige Formalien als geschlossen anzusehen. Die Sache ist hier einfach, die Aussage des Königs (eines Hauptzeugen, wenn man so will) umfaßt zwei mäßige Qnartsciten. Nach auswärts werden die Recherchen natürlich noch etwas fortgesetzt: über die Antccedcntien Becker's, seine Beziehungen, wo er sein Terzerol ge kauft u. dgl. Als ganz authentisch und unantastbar kann ich noch mals auSsprcchen, daß die Ueberzeugung derer, welche amtlich mit der Sache zu thun haben, einstimmig dahin geht, an eine Mit- wiffcnschaft und Complicität anderer sei nicht zu denken. Da im Badischen vierteljährlich die Assisen sitzen, so wird die Verhandlung vor den Geschworenen in Bruchsal schwerlich vor September statt- sinden. Die Frage der Möglichkeit einer Verurtheilung zur Todes strafe ist, wie mir heute ein hochstehender Badischer Beamter sagte, unter den Juristen zweifelhaft; die Wahrscheinlichkeit ist gegen die Todesstrafe, letztere ist nur eine Möglichkeit." gegenwärtig in Berlin lebenden Gelehrten geht der National-Zeitung folgende Charakteristik Becker's zu: „Ich verkehrte noch im vorigen Jahre sehr häufig in der Restanration, wü Becker Mittags und Abends speiste, und wer mir damals gesagt hatte, durch welche That er sich einmas in der Welt bekannt mache» würde, dem hätte ich gewiß mit dem ungläubigsten Lächeln geant wortet. Man würde geneigt sein, in dem Unternehmer des ab scheulichen Attentats sich einen Mann vorzustellen, der schon in Tageblatt. < . > > ^>,iifNN7 seinem Aeußern etwas Verwegenes, WitdeS hat. Dock nichts ist der Persönlichkeit Becker's ferner. Er ist .«» junger Mensch, der kaum 20 Jahre zählt, von einem noch ziemlich knabenhafter, An sehen. Das ganze bartlose Gesicht hat freundliche, gutmüthige, und ich kann wohl sagen, intelligente Züge,, die schlanke, fast magere Gestalt, beim Gehen etwas nach vorn nberhangend, scheint körperlich, vielleicht wegen vorwiegend geistiger Beschäftigung, nicht genug ausgearbeitet. In seinen Studien und Büchern hat er von je gelebt, und schon ehe er als Student nach Leipzig kam uud'.B Dresden, wo, soviel ich weiß, jetzt seine Aeltern wohnen, No das Gymnasium besuchte, sah ick, der ich damals ebenfalls do« lebte den jungen Mann besonders oft auf der königlichen Bibliothek, wo er eifrig allerlei Bücher durchforschte. Sein stilles, fast scheue- Wesen fiel mir aus und ich merkte mir die Person, mit der ich ' daun, wie erwähnt, in Leipzig noch öfter zusammenkam lind auch mehrmals sprach. Meine Freunde und ich baden in der Restauration stet« gelächelt, wenn Becker des Abends erschien und höchst verletzen und verzagt in der verstecktesten Ecke Platz nahm. Seine Mutze »ahm er allemal schon draußen ab, und nur leise theilte er darauf dem Kellner sein Begehren mit. Sei» Abendessen war stets dq- allereinfachste. In eine Zeitung vertieft, saß er dann da sind kümmerte sich nicht um dqS, was um ihn her vorging, bis er ebenso, jedes Geräusch vermeidend und die Mütze in der Hand haltend, auf den Zehen sich wegschlich, wie er gekommen wgr. Einige meiner Freunde versuchten mehrmals, ihn in irgend ein lebendigeres Gespräch zu ziehen, was ihnen aber nie gelungen ist. Kurz, wenn sich nur je das Sprichwort: „Stille Wasser find tief! ' bctbätigt hat, so war das hier der Fall. DaS Schüchterne, Klein laute, Stille seiner ganzen Erscheinung und seines Auftretens erschien keineswegs als Verstocktheit bösartiger Gemütbsart, sondern nur als jugendliche Blödigkeit und Befangenheit im öffentliche» Verkehr". Dem Pesther Lloyd schreibt man aus Wien vom 15. Juli: „In den ultramontanen Kreisen herrscht in diesem Augenblicke eine außerordentliche Aufregung. Die Dimlssion des Statthalters von Tyrol, Erzherzogs Karl Ludwig, hat alle Hoffnungen der Eon« cordatlcr vernichtet und ihnen die Ueberzeugung verschafft, daß e- mit ihrer Herrschaft einstweilen vorbei sei. Wie man hört, wäre der eigentliche Grund der Personalveränderungen bei der Statt« Halterei in Innsbruck die Wirksamkeit des in der Tyroler Haupt stadt versammelt gewesenen famosen Bauernparlaments gewesen. Man machte eS nämlich der Statthalterei zum Vorwurfe, dasselbe nicht verhindert zu haben, da dadurch.die Agitation nur gefördert werde» mußte. Die bei dieser Gelegenheit abgefaßten Adressen, namentlich an den Papst, zeigen deutlich genug, daß mit den Ulkramontanen eine TranSaclion nicht möglich ist. Sie ziehen es vor, die Sachen bis auf'S Aeußerste zu «eiben, und wollen von "«er Nachgiebigkeit nichts wissen. An die Bezirksgerichte in Tyrol ist die Weisung abgegangen, die Theilnehmer an dem Innsbrucker Bauernparlamente zur Verantwortung zu ziehen, und dürften bei dieser Gelegenheit merkwürdige Enthüllungen gemacht werden, namentlich wird man die eigentlichen Urheber dieser Demonstration, welche sich bis jetzt zu verbergen wußten, kennen lernen. Lemberg, 18. Juli. Der vorgestrige „GloS" wurde confiScirt, der Nedacteur Kaczkowski des Hochverralhs angettagt und verhaftet, der „Glos" bis auf Weiteres suSpendirt. Paris, 19. Juli. Der heutige „Moniteur" meldet, daß der Fürst v. d. Moscwa nach Baden-Baden abgesandt worben ist, UM den König von Preußen namens des Kaisers zu beglückwünschen. — Der Papst hat dem Kaiser Napoleon einen Dienst geleistet, der nicht ohne Erwiderung bleiben kann, wenn er sich nicht dem Vorwurf der größten Undankbarkeit aussetzen wist. Wie der Wiener Zeitung nämlich aus Paris gemeldet wird, verdankte dir französische M , - L Lr» Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, söipie der Königl. Terichtsämter und , ' der Htadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand.